Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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wenn Sie nichts gegen einen Begleiter einzuwenden haben, werde ich mich Ihnen anschließen. Es ist lange her, seit ich in Cochises Dorf war.«

      Daß ihn der Gedanke an Tlaina dazu bewog, Jeffords seine Begleitung anzubieten, verriet John dem Stationsleiter nicht.

      Bei dem Gedanken an die schöne Apachin wurde der Scout von brennender Sehnsucht erfaßt. Tlaina, Cochises einundzwanzigjährige Schwester, bedeutete John sehr viel.

      Und er wußte sich von dem bildhübschen Wesen wiedergeliebt. Die junge Indianerin war mit Abstand

      das schönste Mädchen in der Apacheria.

      Hätte man Tlaina in die Kleider einer Weißen gesteckt, hätte sie eher einer Mexikanerin als einer Apachin geglichen. Denn Tlaina hatte edle Gesichtszüge und war von schlanker, faszinierender Gestalt. Sie hatte nichts Mongolisches an sich, wie die meisten Indianer.

      Dies waren Haggertys Gedanken, als er abwartend zu Tom Jeffords blickte. Sein Entschluß stand fest: er wollte zu Cochise reiten, auch ohne den Stationsleiter.

      Jeffords nickte schließlich.

      »Well, reiten wir also, John. Ich möchte mir später nicht vorwerfen müssen, irgend etwas unterlassen zu haben, das dem Frieden in diesem Land hätte nutzen können.«

      »Wann reiten wir?« fragte der Chiefscout.

      »Morgen in aller Frühe. Und rechnen Sie nicht mit einem freundlichen Empfang.«

      »Ich kenne den Häuptling und weiß, daß er manchmal sehr mürrisch sein kann«, sagte Haggerty. »Ich mache mir keine Illusionen. Hauptsache, er hört auf Sie.«

      Die Schatten der Nacht lagen noch über dem Land, als Tom Jeffords und John Haggerty am nächsten Morgen zu einem Ritt aufbrachen, von dem sie nicht wußten, wie er enden mochte.

      *

      Die Sonne stand im Zenit, als sich die beiden Männer Cochises Bergfeste näherten.

      »Es gibt Leute, die an dieser Stelle den Mut zum Weiterreiten verlieren«, sagte Jeffords zum Begleiter. »Noch einige Meilen, und die ersten Späher werden sich zeigen. Beobachtet werden wir schon seit geraumer Zeit. Das wissen Sie wohl selbst, John.«

      Der Scout nickte.

      »Ich kann die Blicke der Chiricahuas förmlich auf meinem Rücken spüren. Sollen wir den Vettern zeigen, daß wir nicht von Dummsdorf sind, Tom?«

      Jeffords winkte ab. Er wirkte müde, abgespannt.

      »Lassen wir ihnen den Spaß, uns zu überraschen. In manchen Dingen sind sie wie Kinder, die sich über einen gelungenen Streich freuen können.«

      »Sie sind vor allem dann bester Laune, wenn ein Weißer ihnen den Rücken zukehrt und sie selbst den Finger am Drücker haben«, entgegnete Haggerty trocken. »Ich kenne die roten Brüder, Tom. Obwohl es heißt, daß es schwer zu erraten ist, was hinter der Stirn eines In…«

      Mitten im Satz brach Haggerty ab. Das feine Sirren eines Pfeils, dessen Spitze sich dicht vor seinem Braunen in die Erde bohrte, hatte den Scout verstummen lassen. Ein zweites gefiedertes Geschoß erschreckte den Fuchs des Postmeisters. Das Pferd scheute, steilte und ließ die Vorderbeine wirbeln.

      Fluchend ließ sich Haggerty seitwärts von seinem Hengst gleiten, griff dabei nach dem Colt. Jeffords hatte alle Mühe, sich auf dem Rücken des Apaloosa zu halten.

      Weitere Geschosse folgten, keines traf jedoch. Die Pfeile bohrten sich in die Erde, rechts, links vor und hinter den beiden Weißen. Sie wurden förmlich von Pfeilen eingekreist.

      »Sie sitzen in Deckung hinter den Felsen«, rief Jeffords dem Scout zu. »Wollen uns wohl hier festnageln. Erkennen Sie die Fiederung an den Pfeilschäften. Das sind Mimbrenjos.«

      »Verdammt! Wollen die Hunde verhindern, daß wir zu Cochise reiten?« Haggerty sah den Stationsleiter an, dem es endlich gelungen war, sein Pferd zu beruhigen.

      »So wird es sein.« Der stattliche blonde Thomas Jeffords erhob sich zu voller Größe. »Sind die Mimbrenjos alte Weiber, daß sie sich vor zwei Männern fürchten?« Überlaut klang seine Stimme in der mittäglichen Stille. »Was wollt ihr von uns?«

      »Die Pinda-lick-o-ye sollen umkehren.« Ein finster blickender Mimbrenjo erhob sich hinter einem Felsblock. »Wir wollen keine Bleichgesichter in unseren Jagdgründen.«

      »Dies sind nicht die Jagdgründe der Mimbrenjos. Hier ist Chiricahuagebiet«, rief Jeffords zurück. »Cochise wird nicht erfreut sein zu hören, daß ihr seinen Freunden droht. Gebt den Weg frei!«

      »Kehrt um!« schallte es zurück.

      »Wir können uns den Weg freischießen«, fauchte Tom Jeffords voller Zorn. »Doch wir vergießen nicht gern das Blut unserer roten Brüder.«

      »Schweig, weißer Mann! Reite wieder zum Apachen-Paß.« Drohend schwang der Mimbrenjo sein Gewehr.

      »Steigen Sie auf Ihren Gaul«, forderte Jeffords seinen Begleiter auf. »Sobald wir im Sattel sitzen, brechen wir durch. Wir lassen uns nicht einschüchtern. Diese frechen Hunde sollen sich nicht einbilden, wir hätten Angst vor ihnen.«

      Haggerty und Jeffords schwangen sich auf die Pferderücken. Eine leichte Linksdrehung ließ die Mimbrenjos glauben, daß die Weißen doch umkehrten.

      »Jetzt!« stieß Jeffords hervor, riß die Zügel seines Apaloosa nach rechts und preschte in voller Karriere los. John Haggerty zögerte keine Sekunde, es Jeffords gleichzutun.

      Pfeile sirrten, Kugeln pfiffen. Tief über die Hälse ihrer Pferde gebeugt jagten Thomas und John über das felsige Gelände. Das Wutgeheul der Mimbrenjos war zu hören.

      In das Geschrei der Mimbrenjos mischte sich plötzlich der Kriegsruf der Chiricahuas.

      »Dort, hinter jenen Felsschroffen, müssen Cochises Leute sein!« rief Haggerty. »Eilen wir ihnen zu Hilfe, Tom.«

      Sie wendeten die Pferde, schlugen einen Bogen nach links, um den Geschossen der Mimbrenjos auszuweichen.

      Hinter einem Mesquitegebüsch erhob sich ein Chiricahua und vertrat ihnen den Weg. Dicht vor dem Mann parierten Jeffords und Haggerty ihre Pferde.

      »Die Freunde von Cochise sollen weiterreiten«, sagte der Krieger. »Der Kampf zwischen Chiricahuas und Mimbrenjos ist nicht ihre Sache.«

      »Und ob es meine Sache ist«, entgegnete der Postmeister. »Diese Hunde haben gestern die Poststation angegriffen. Sie schossen Brandpfeile auf den Stall. Er ist völlig niedergebrannt. Ich denke schon, daß mich dieser Kampf etwas angeht, Vetter.«

      »Die Chiricahuas werden für ›Hellauge‹ und ›Falke‹ kämpfen«, kam es stolz zurück. »Und nun reitet zu Cochise.«

      Es klang wie ein Befehl. Jeffords und Haggerty sahen sich an.

      »Wollen wir?« fragte Jeffords. »Oder sollen wir dem Vetter zeigen, daß wir kein Stroh im Kopf haben und für uns selbst handeln und denken können?«

      »Lassen wir ihm die Illusion, daß wir ihn für einen mächtigen Krieger halten, dessem Wort zwei Bleichgesichter folgen«, antwortete John grinsend. »Wenn uns die Chiricahuas nicht als Kampfgefährten haben wollen, sollten wir uns lieber beeilen, unseren Auftrag zu erfüllen, bevor uns wieder etwas in die Quere kommt.«

      Sie lenkten ihre Pferde herum und ritten in Richtung Bergfeste.

      Hinter den senkrecht aufragenden großen Felsen stiegen Rauchsignale in den klaren Himmel.

      »Unsere Ankunft wird gemeldet«, bemerkte der Scout.

      »Hinter jedem Wacholder- und Eichengebüsch liegen Krieger, John. Im Lager wissen sie längst, daß wir uns nähern. Hoffentlich ist den Squaws der Festbraten gelungen«, sagte Thomas Jeffords und lächelte verschmitzt.

      »Es ist jedesmal dasselbe, wenn ich diese Strecke reite – dasselbe Empfinden, dieselbe Beklemmung. Und doch habe ich das Gefühl, nach Hause zu kommen.«

      John