Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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einer gereizten Raubkatze. »Hast du wirklich von Frieden gesprochen, Scout? Cochise wird Weiße und Mexikaner bekämpfen und sie besiegen. Er wird seine Feinde aus Nord und Süd vernichten. Die Erde wird brennen, ›Falke‹, die Bleichgesichter werden im Feuer des Hasses zugrunde gehen.«

      Haggerty schwieg. Es wäre sinnlos gewesen, weitere Worte zu verlieren.

      Tom Jeffords hatte sich erhoben, trat dicht zu Cochise, die Rechte auf dessen Schulter legend.

      »Ich verstehe deinen Schmerz. Zorn und Haß verzehren dich, mein Bruder. Auch ich bin ein Weißer, und trotzdem dein Freund, dein Bruder. Willst du in Zukunft auch mich bekämpfen?«

      »Nein«, kam es über die Lippen des Apachen.

      »Meine Kutschen wurden mehrmals angegriffen«, fuhr Jeffords fort. »Die Fahrer und Passagiere beraubt und belästigt. Einige wurden getötet. Ich lebe vom Postgeschäft, Häuptling. Wenn der Weg immer gefährlicher wird, wenn keine Kutschen mehr fahren, ist die Station am Apachen-Paß wertlos für mich. Ich verliere meine Arbeit, meinen Verdienst. Wovon soll ich leben?«

      »Wovon lebt der rote Mann, ›Hellauge‹?« konterte der Häuptling voller Bitterkeit. »Wir leben von dem, was das Land uns gibt. Und dieses Land, das uns ernährt, wollen die Bleichgesichter uns nehmen.«

      »Ich weiß das alles, Cochise, und gebe zu, daß du recht hast.« Jeffords wurde ungeduldig. Sollte ihr Ritt in die Apacheria wirklich zu nichts führen, sollte er umsonst gewesen sein? »Ich bin aber nun mal ein weißer Mann und lebe von der Post«, erklärte Jeffords. »Und ich bitte dich daher noch einmal um unserer alten Freundschaft willen: laß die Kutschen der Butterfield-Gesellschaft dein Land passieren. Laß die Menschen ohne Angst durch Apachenland ziehen.«

      Es wurde still in Cochises Jacale. Eine lastende, bedrückende Stille. Der Apache verließ nachdenklich die Hütte.

      Er stieg auf einen nahe gelegenen Berg. Er wollte den Großen Geist befragen, um ein Zeichen bitten.

      Konnte es gut sein, die Concords unbehelligt durchs Apachenland rollen zu lassen? Gut oder schlecht für sein Volk? Sie würden nicht nur friedliche Reisende befördern, das war dem Häuptling klar. Es würden auch Glücksspieler, Goldsucher, Revolverschwinger und Outlaws mit schweren Kutschen ins Land kommen. Doch vermochte er, Cochise, die Zeit aufzuhalten? War es nicht so, daß für einen getöteten Weißen, zehn, sogar hundert andere kamen?

      Es waren viele Fragen, die der Chiricahua-Häuptling dem Großen Geist zu stellen hatte.

      Cochise wandte sein Gesicht der Sonne zu, breitete die Arme aus und bat Yusen, den allmächtigen Großen Geist, um Erleuchtung, um ein Zeichen.

      *

      Während Thomas Jeffords und John Haggerty in der Apacheria weilten, hatten Osborne, Tinatra, Kelly und Walker mit den Aufräumungsarbeiten des niedergebrannten Stalles begonnen.

      Die Hitze des Tages hatte wabernd über dem Paß gehangen. Erleichtert fühlten die Männer die Kühle der Abenddämmerung.

      Buck Tinatra, der schlanke Revolvermann, ließ seine Blicke öfter über die Felsschroffen schweifen. Manchmal hielt er in der Arbeit inne, starrte minutenlang zur Straßenbiegung.

      »He, Buck, die Nacht ist zum Träumen da!« rief Osborne ihm zu. »Du tätest besser daran, dich etwas mehr zu sputen. Verdammt, wir wollten doch morgen mit dem Wiederaufbau beginnen. Also los, hilf mir, die letzten Trümmer beiseitezuschaffen.«

      Ohne die Straßenbiegung aus den Augen zu lassen, entgegnete Tinatra mürrisch: »Halt die Klappe, Larry. Kelly kann dir helfen, den Rest der Arbeit zu erledigen. Ich hole meinen Gaul und werde nachsehen, was sich hinter der Biegung tut.«

      Tinatra entfernte sich, ohne auf Osbornes Protest zu achten. Ein Pfiff, und sein Brauner trabte heran. Minuten später ritt der Schwarzhaarige von den Stationsgebäuden weg zur linken Straßenbiegung. Der gewundene Paßweg gewährte keinen weiten Überblick.

      Tinatra ritt eine Felsklippe hoch, starrte im letzten Dämmerlicht des Tages nach Süden. Er blickte in die untergehende Sonne und schloß für einen Moment die Augen, bevor er sie mit der Hand beschattete, um besser sehen zu können.

      Und dann kam es.

      Ein Sechsergespann jagte die gewundene Paßstraße herauf. Die schwere Concord schwankte in rasender Fahrt wie ein schwerfälliges Schiff im tosenden Orkan.

      Acht Blauröcke ritten rechts und links als Flankensicherung.

      Tinatras Augen wurden zu schmalen Schlitzen, sein Mund wurde trocken, seine Kehle eng. Er schluckte.

      Der Kutsche folgte ein Rudel Apachen.

      Mimbrenjos!

      Noch fiel kein Schuß. Noch sah es von fern so aus, als hätten die Indianer ein höllisches Spiel mit den Weißen getrieben.

      Buck Tinatra war ein Revolvermann und Gewehrschütze. Vielleicht mit dem Gewehr nicht so gut wie mit dem Colt. Verglichen mit manch anderen aber immer noch ein Schießkünstler.

      Er glitt vom Pferderücken, zog das Tier hinter ein Gebüsch in Deckung.

      »Ruhig, Alter, ganz ruhig! Nur nicht nervös werden. Ich habe das Gefühl, daß es gleich knallt. Laß dir ja nicht einfallen zu wiehern, sonst werden die roten Gentlemen kurzen Prozeß mit uns machen. Ich bin mehr dafür, andere zu überraschen, als von ihnen überrascht zu werden.«

      Während er beruhigend auf den Braunen einredete, machte er sein Gewehr schußbereit.

      Er wollte nicht als erster abdrücken, denn noch stand nicht fest, ob die Mimbrenjos wirklich vorhatten, das Fahrzeug zu überfallen.

      »Das nennt man Indianerpoker«, knurrte Tinatra und verfolgte gebannt die Hetzjagd auf der Paßstraße.

      Der Kutscher schien sein Handwerk zu verstehen. Die schwere Concord rumpelte in halsbrecherischem Tempo den gewundenen Weg entlang. Bei jeder Biegung, die sie nahm, schloß Tinatra sekundenlang entsetzt die Augen. Er wollte nicht mit ansehen, wie das schwerfällige Gefährt umkippte und zerschmetterte.

      Das johlende Geschrei der Indianer, die anfeuernden Rufe des Fahrers und seines Begleitmannes und die Flüche der Soldaten drangen bis zu Buck Tinatra hoch. Sie waren genau unter ihm.

      Der Abstand zwischen der Kutsche und den Verfolgern wurde trotz der rasenden Fahrt immer geringer. Tinatra begann fürchterlich zu schimpfen. Nur noch kurze Zeit, und die Apachen gerieten aus der Reichweite seines Gewehres. Wenn sie nach der nächsten Kurve Ernst machten, konnte er nichts tun, nicht helfend eingreifen.

      Buck Tinatra beschloß, von seinem Beobachtungsposten hinabzureiten und der grölenden Mimbrenjoschar zu folgen.

      Wenn sie die Kutsche angriffen, konnte er ihnen in den Rücken fallen. Buck Tinatra war bereit, bis zur letzten Patrone zu kämpfen. Und wenn es sein mußte, kämpfend unterzugehen.

      Plötzlich durchzuckte ihn der Gedanke an die Kameraden am Paß. Daß die Rothäute die Kutsche bis zur Station verfolgten, das stand für Tinatra fest.

      Wie der Teufel jagte er hinter dem Indianerpulk her.

      Buck Tinatra dachte keine Sekunde daran, daß er vielleicht in den Tod ritt. Er hatte nur einen Gedanken: den Freunden am Paß, den Insassen der Postkutsche und den Soldaten zu helfen.

      Der Hufschlag von Tinatras Pferd ging im Inferno des Kriegsgeheuls unter. Weder Weiße noch Indianer achteten auf das, was hinter ihnen vorging.

      Ed Mallard, der Fahrer der Concord, hatte alle Hände voll zu tun, das dahinrasende Sechsergespann zu lenken.

      Sergeant Geoffrey, der neben der Kutsche ritt, brüllte zu Mallard hoch: »Wenn ich nur wüßte, ob die Kerle uns nur Angst einjagen oder ob sie unsere Skalps wollen. Mallard, versuchen Sie, die Station zu erreichen. Bringen Sie die Lady in Sicherheit. Ich werde mit meinen Männern die Rothäute aufhalten. Los, Mann, ab mit der Post! So long, Amigo.«

      Sergeant Geoffrey war tollkühn und von jener Sorte, die das Leben als ein Pokerspiel betrachten und stets bereit sind,