Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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der Chiricahua endlich begann, klang seine Stimme fremd.

      »Cochise hat lange Zwiesprache gehalten mit Yusen, dem Großen Geist. Cochise hat die Stimme des Großen Geistes vernommen. Das Schicksal der roten Völker ist besiegelt. Yusen hat sein Angesicht verhüllt. Eine neue Zeit wird kommen. Die Zeit des weißen Mannes, der rollenden Tipis und des Eisenpferdes. Die Bleichgesichter sind wie der Sand am Ufer des Meeres, genauso zahlreich. Wir werden sie nicht aufhalten können. Enju, ›Hellauge‹, es sei denn. Die Kutschen der Butterfield Overland werden ungehindert durch das Land der Chiricahuas fahren können.«

      »Ich danke dir, mein Bruder.« Impulsiv reichte Jeffords dem berühmten Häuptling die Hand. »Ich danke dir im Namen all jener Menschen, die nun ohne Furcht reisen können.«

      »Danke mir nicht, ›Hellauge‹. Nicht im Namen jener, die mein Volk ausrotten und vernichten wollen. Schweig!« gebot der Jefe, als Tom Jeffords ihn unterbrechen wollte. »Es gibt auch Gute unter den Hellhäutigen, ich weiß. Für die Mehrzahl von ihnen aber gibt es für Rot und Weiß kein Miteinanderleben. Vergiß nicht, Thomas Jeffords, wie der von weißen Männern geprägte Spruch heißt: ›Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer‹. Cochise gab dir sein Wort, daß die Chiricahuas keine Kutsche mehr angreifen werden. Mehr verspreche ich nicht. Wie die andern Häuptlinge denken und handeln werden, weiß ich nicht. Ich spreche nur für die Chiricahuas. Doch die Nacht bricht herein. Wir haben genug geredet. Laßt uns ruhen.«

      Eine ältere Squaw führte Jeffords und Haggerty zu einem Wickiup. Die Nacht wollten sie noch in der Apacheria verbringen.

      *

      Die beiden Männer fanden lange keinen Schlaf. Leise unterhielten sie sich. Tom Jeffords flüsterte:

      »Ich habe ein ungutes Gefühl, John. Obwohl mir Cochise sein Wort gab, glaube ich nicht an dauerhaften Frieden. Die anderen Stämme werden sich durch das Versprechen des Häuptlings nicht gebunden fühlen. Vor allem den Mimbrenjos traue ich nicht. Der alte Victorio ist ein Weißenhasser. Viel hat uns dieser Ritt nicht eingebracht.«

      Gedankenverloren stimmte Haggerty zu. Er dachte an Tlaina, sehnte sich nach dem Zusammensein mit ihr.

      Gegen Mitternacht fuhr Haggerty aus unruhigem Halbschlaf hoch. Er starrte angestrengt ins Dunkel. Eine kleine Gestalt huschte ins Wickiup. Nachise, Cochises achtjähriger Sohn, näherte sich dem Lager der beiden.

      John Haggerty erhob sich.

      »Komm, weißer Mann.« Die Stimme war ein leises Flüstern. »Tlaina wartet.«

      Eine kleine braune Hand stahl sich in Haggertys Rechte. Sicher wie ein Spürhund führte der Junge den Scout durch das schlafende Lager.

      An die Rückwand eines Jacale gelehnt stand eine schlanke Gestalt. Das Indianermädchen wirkte einsam und verloren im Silberlicht des Mondes. Es hatte sich in eine buntgewebte Decke gehüllt, während ihr Blick träumerisch am sternenklaren Nachthimmel hing.

      »Tlaina!« Haggertys leiser Zuruf riß die Apachin aus ihrer Versunkenheit. Geschmeidig wie ein Wiesel huschte Nachise davon, zurück ins Wickiup, während Tlaina und John Haggerty sich stürmisch umarmten.

      Das Mädchen öffnete die Decke, schlang sie um die Schultern des Mannes.

      »Sie wird uns beide wärmen, sie ist groß genug.«

      »Ich friere nicht, Tlaina. In deiner Nähe ist mir warm, spüre ich das Feuer der Leidenschaft.«

      John zog das schöne Mädchen fester an sich. Seine Lippen suchten ihren Mund. Tlaina erwiderte den Kuß des Mannes, zitterte in seinen Armen.

      »Ist dir kalt, Tlaina?« Besorgt zog Haggerty die Decke fester um die Apachin. Die Nacht war eisig. Ein rauher Wind wehte um die Bergfeste.

      »Tlaina zittert nicht vor Kälte«, kam die leise, melodische Stimme

      des Mädchens. »Tlaina zittert vor Glück.«

      Sie preßte sich an ihn, ihre kleine Hand strich über sein braunes Haar, über sein Gesicht. Ihr Finger zeichnete die Konturen seines Mundes nach.

      »Küß mich, Falke«, forderte sie. »Küß mich immer und immer wieder. Ich mag diesen Brauch der Hellhäutigen, sich mit den Lippen zu berühren. Es ist wunderbar.«

      John Haggerty küßte die junge Apachin, bis sie beide außer Atem waren. Das Verlangen nach ihr wurde übermächtig. Er fühlte die Bereitschaft Tlainas. John jedoch war ein Mensch, der sich beherrschen konnte.

      Schließlich stand fest, daß er im Morgengrauen die Bergfeste wieder verließ. Deshalb gab er dem Drängen Tlainas nicht völlig nach, sagte ihr aber zärtlich all jene Worte, die alle Verliebten dieser Erde sich sagen.

      »Ich liebte dich schon damals, als du mich vom Biß der Peitschenspinne heiltest«, flüsterte das schöne Mädchen und sah den Mann hingebungsvoll an. »Tlaina wünscht sich so sehr, deine Squaw zu sein.« Sie sagte es mit der ihrer Rasse eigenen Offenheit.

      »Auch ich wünsche mir, dein Ehemann zu sein.« John Haggerty fühlte sein Herz bis in den Hals hinauf schlagen. Es war schwer, verdammt schwer, nicht alles einfach hinzuwerfen und für immer bei diesem liebenswerten Geschöpf zu bleiben.

      Doch er hatte einen Auftrag zu erfüllen. Er mußte zurück zum Fort, um General Howard Bericht zu erstatten. Er war der Armee verpflichtet, war Howards Chiefscout.

      »Hör zu, Tlaina«, raunte John Haggerty. »Ich bin Chiefscout, und der Einarmgeneral erwartet mich dringend. Ich kann nicht einfach hierbleiben, so gern ich es auch möchte. Mein Herz aber bleibt bei dir in der Apacheria.«

      »Wirst du wiederkommen?« fragte Tlaina enttäuscht. Ihre traurigen Augen waren auf den großen Mann gerichtet.

      »Ich werde immer wieder zu dir zurückkehren«, versprach John.

      »Tlaina wird auf dich warten,

      Scout. Sie wird keinem anderen gehören.«

      Die junge Apachin war fest entschlossen, dieses Gelöbnis zu halten und jeden noch so hartnäckigen Bewerber zurückzuweisen. Auch wenn ihr Bruder der Häuptling, zornig wurde.

      Der Glanz vieler tausend Sterne erhellte die Finsternis der Nacht, als John Haggerty Tlaina zum letzten Mal küßte. Der Wind ließ die Blätter rascheln und strich leise jaulend durch das Geäst.

      Als Haggerty in der Morgendämmerung mit Jeffords aufbrach, war ihm zumute wie jemandem, der sein Heim verließ und in eine fremde, feindliche Welt hinausritt.

      *

      Während Tom Jeffords und John Haggerty unterwegs waren, braute sich in Tombstone das Unheil zusammen.

      Ein Mann Namens Bill Freeman, Captain im Bürgerkrieg, hetzte gegen die Apachen. Dazu war ihm jedes Mittel recht.

      Und »Lion« Bill Freeman verstand sein Handwerk. Auf bunt herausgeputzten Podien hielt er flammende Reden.

      »Männer und Frauen von Tombstone! Bürger dieser Stadt, vereinigt euch! Kämpft gemeinsam gegen diese roten Mörder. Wir wollen nicht länger auf die Gnade der Armee angewiesen sein. Greifen wir doch zur Selbsthilfe, bilden wir eine Schutztruppe gegen die Überfälle der Apachen. Eine Truppe, die imstande ist, Tombstone zu verteidigen.«

      »Lion« Bill Freeman fand willige Zuhörer. In Tombstones Straßen herrschte lebhafter Betrieb. Wenn

      Freeman nicht gerade von einem der Podien herunter seine Hetzreden hielt, mischte er sich unter die Passanten, zog durch die Straßen und Gassen, redete mit den Leuten.

      Und bald schrien die Bürger lauter als Freeman nach Rache, nach Selbsthilfe.

      Tombstone glich bald einem Jahrmarkt. Eine Musikkapelle spielte, und in den Pausen zwischen zwei Darbietungen warben Freeman und seine Helfer in marktschreierischer Manier um Freiwillige für ihre Miliz.

      »Wer helfen will, diese Bastarde zu schlagen, ihnen die Furcht Gottes einzujagen, der melde sich bei Mr. Campbell im Horseshoe Saloon«, dröhnte Freemans Baß. Der ehemalige Captain war eine Kämpfernatur,