Frank Callahan

Apache Cochise Staffel 2 – Western


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spritzte dicht vor ihnen hoch, wo das heiße Blei einschlug. Sie sprangen auf, rannten zu ihren Pferden. Es sirrte und pfiff um sie herum, doch keine Kugel fand ein Ziel.

      »Die wollen gar nicht treffen«, knurrte Haggerty. »Die wollen uns nur nervös machen – vorläufig wenigstens. Was aber bezwecken sie damit, verdammt?«

      »Soll ich Ihnen dieses Spielchen in Worte übersetzen?« fragte Jeffords. »Well, mit diesen netten Bleibohnen wollen uns die Mimbrenjos sagen: hier sind wir, und hier ist unser Land. Wenn wir wollen, töten wir euch.«

      »Bravo, eine wunderbare Predigt.« Haggerty lächelte trotz der brenzligen Situation. »Geben wir Antwort oder verduften wir?«

      »Verkrümeln wir uns lieber«, erwiderte Thomas Jeffords. »Mir liegt nichts an dieser Art von Unterhaltung. Übrigens, John, was sagt Ihr Rüssel?«

      »Daß es verdammte Mimbrenjos sind.«

      Die Männer zogen sich langsam hinter einen mannshohen Felsbrocken zurück. Der bot ihnen samt ihren Pferden Deckung.

      John und Thomas rechneten jeden Augenblick damit, daß die Mimbrenjos Ernst machten und angriffen. Doch nichts rührte sich. Die Indianer schienen tatsächlich ein teuflisches Spiel mit den Bleichgesichtern treiben zu wollen.

      Obwohl sich kein Krieger zeigte und kein Schuß mehr fiel, hatten die Männer das untrügliche Gefühl, daß ihnen die Rothäute wie Schatten folgten.

      »Nicht gerade angenehm«, murrte Jeffords, »diese Halunken als Geisterreiter in der Nähe zu wissen.«

      Sie beschleunigten ihr Tempo, wollten das Territorium möglichst schnell hinter sich bringen.

      Kurz bevor sie das Apachengebiet verließen, geschah es.

      Aus einer Talsenke tauchte eine Horde Mimbrenjos auf. Heulend und johlend ritten sie direkt auf Haggerty und Jeffords zu.

      »Links abbiegen!« schrie Thomas. »Dort hinten ist ein Engpaß. Da können wir uns wenigstens verteidigen.«

      In wildem, halsbrecherischem Galopp jagten die Männer auf eine Felsbarriere zu. Ein schmaler Spalt tat sich vor ihnen auf.

      »Schnell«, drängte Jeffords, »beeilen Sie sich, John! Durch diesen Spalt kann nur immer einer hindurch. Das ist unsere Chance. Der Pfad hier führt auf ein Plateau’ von dem aus man runter zur Poststraße reiten kann. Und dort sind wir in Sicherheit. Da unten endet das Apachenland.«

      »Teufel«, entfuhr es Haggerty staunend, »da bin ich Chiefscout, glaube die Gegend wie meine Westentasche zu kennen und muß feststellen, daß es doch noch Pfade gibt, die ich nie geritten bin.«

      »Auch ein Postmann kann ein guter Fährtenleser sein«, bemerkte Thomas. »Doch jetzt heißt es ab mit der Post, Amigo. Schneller, John, bevor sie unten im Felsspalt auftauchen. Wenn wir auf dem Plateau sind, können wir sie sehen. Und dann nichts wie runter.«

      Sie erreichten das Plateau, ohne von den Mimbrenjos auch nur einen Haarschopf zu erblicken.

      »Sollte das wirklich nur eines ihrer satanischen Spiele gewesen sein?« fragte John Haggerty zweifelnd.

      Jeffords blickte durch den Feldstecher. Nach wenigen Sekunden reichte er Haggerty das Glas.

      »Dort auf dem Rimm, zu Ihrer Rechten… Ja, genau da hinüber. Da steht der Grund für das Verschwinden der Mimbrenjos.«

      Was John Haggerty sah, konnte er kaum glauben. Hoch aufgerichtet, einer Bronzestatue gleich, stand der berühmte Häuptling Cochise auf dem Hügelkamm, umgeben von einem guten Dutzend seiner Krieger.

      John pfiff unwillkürlich durch die Zähne.

      »Mann, Tom, können Sie mir verraten, wie der Jefe so plötzlich dort auftaucht? Er muß schon vor uns hier gewesen sein. Weiß der liebe Himmel, Tom, wie er das völlig unbemerkt bewerkstelligt hat. Dieser Mann ist und bleibt mir ein unlösbares Rätsel. Es ist unheimlich und faszinierend zugleich.«

      »Er ist von uns dreien der bessere Fährtenleser«, warf Tom lächelnd ein. Dann fügte er ernst hinzu: »Es ist sein Land, vergessen Sie das nicht, John. Und es führen Pfade in die Bergfeste, von denen wir Weißen nichts ahnen. Jedenfalls hat uns Cochise durch sein Auftauchen eine Menge Ärger erspart und unsere Skalps gerettet. Reiten wir.«

      Auf der Hinterhand glitten die Pferde den jenseitigen Hang hinab, jagten in gestrecktem Galopp eine Meile weiter, bis die Männer sicher sein konnten, nicht mehr verfolgt zu werden.

      Sie setzten ihren Ritt fort bis zu einem Seitenarm des San Pedro River. Dort trennten sie sich.

      Thomas Jeffords ritt nach Tombstone, um sich mit Ron Ballard, dem Postmann, zu treffen.

      John Haggerty lenkte seinen Braunen in Richtung Tucson.

      *

      General Oliver Otis Howard stand vor seiner Unterkunft und blickte über das Zeltlager, das die Armee östlich von Tucson aufgeschlagen hatte. Howard, der einarmige General, war sichtlich nervös. Immer wieder ging sein Blick in die Ferne, wartete er horchend auf sich nähernden Hufschlag.

      Doch jedesmal wenn ein Reiter ins Army-Camp geprescht kam, schüttelte Oliver Howard enttäuscht den Kopf.

      Unruhe erfaßte ihn, Sorge um seinen Chiefscout.

      »Wenn er nicht bald auftaucht, gehe ich noch in die Luft«, murmelte Howard. »Dieser verdammte Kerl.«

      »Wie bitte, Sir?« Lieutenant Ascott war neben seinen Vorgesetzten getreten. »Was meinten Sie, General?«

      Der machte eine vage Handbewegung.

      »Ach, nichts, Lieutenant. Aus mir spricht nur die Verschrobenheit eines alten Mannes.«

      Lieutenant Ascott, der den General glühend verehrte, widersprach.

      »Aus Ihnen spricht die Weisheit eines erfahrenen Offiziers, Sir. Sie machen sich Sorgen um Mr. Haggerty, nicht wahr?«

      »Allerdings. Auch wenn man ihn einen Freund Cochises nennt – was er ja meist abstreitet –, die beiden sind trotz allem öfter Gegenspieler. Und kein Mensch vermag zu ahnen, was einem Weißen in einer Apacheria alles passieren kann.«

      Noch viermal trat Howard bei sich näherndem Hufschlag vor sein Zelt. Erst der fünfte Reiter war der sehnsüchtig erwartete Scout.

      John Haggerty wurde von den Blauröcken freudig begrüßt.

      »Mensch, John, endlich.« Corporal Wagoner stakste dem Scout entgegen, der sich erschöpft aus dem Sattel gleiten ließ. »Der General hat sich fast die Augen nach dir ausgeschaut. Er war so richtig aufgedreht wie eine Lyzeumsschülerin vor dem ersten Ball.«

      Haggerty lachte schallend.

      »Mann, weißt du überhaupt, wie diese süßen kleinen Dinger aussehen und wie sie sich benehmen? Schätze, du hast schon seit Jahren keine richtige Lady mehr zu Gesicht bekommen. Bist ja mit der Armee verheiratet. Und nun erzähl, was sich in meiner Abwesenheit hier so alles getan hat.«

      »Oh, ’ne ganze Menge. Das heißt, eigentlich nicht hier im Camp. Aber in Tombstone war der Teufel los.«

      Corporal Wagoner berichtete John Haggerty von dem Frontier Bataillon, von den herrschenden Unruhen, der immer größer werdenden Angst der Zivilbevölkerung vor den Apachen.

      Sie hatten inzwischen Howards Zelt erreicht. Haggerty übergab dem Corporal seinen Apaloosa.

      »Sorge gut für ihn, Pete. Er hat sich eine gehörige Portion vom besten Hafer verdient.«

      »Nun kommen Sie endlich herein«, drang aus dem Zelt General Howards Baß ungeduldig. »Schätze, mit den Blaubäuchen können Sie nachher genug reden. Mann, Haggerty, wo bleiben Sie denn?«

      »Bin ja schon da.« John betrat die Unterkunft des Kommandeurs.

      Howard hatte es sich auf einem Feldstuhl bequem gemacht. Seine Finger trommelten nervös auf der Tischplatte.

      »Mann, ich bin keine Rothaut, sondern verliere