Karin Bucha

Karin Bucha Paket 1 – Liebesroman


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schließlich ist man Dr. Heykens einigen Dank schuldig. Können Sie mir ein Blumenarrangement besorgen?«

      Ob sich der Oberarzt über diesen Glückwunsch freuen würde, bezweifelte Schwester Helga, sie gab aber bereitwillig Auskunft.

      »Die Verlobte ist die Sekretärin Professor Langhammers und heißt Angela Martens…« Erschrocken beugte sie sich etwas zu dem Kranken hin. »Was haben Sie denn – Schmerzen? Hier ist ja auch schon unsere Bank. So! Sitzen Sie gut so?«

      Fürsorglich legte sie nun Reimer ein Kissen zurecht.

      »Ich muß Sie kurze Zeit allein lassen, da ich noch andere Arbeit habe.«

      »Bitte – bitte!«

      Zusammengesunken hockte Reimer auf der Bank, von der Mitteilung der Schwester bis ins Innerste getroffen.

      Sekundenlang rührte sich Reimer nicht, bis ein Aufblitzen über seine Züge ging.

      Natürlich! Hier bot sich ein Angriffspunkt. Der Arzt war stolz, soviel hatte er bemerkt. Er mußte auch um seinen Ruf besorgt sein. Wenn er nun… Schwester Helga tauchte wieder neben der Bank auf.

      »Die Blumen für unseren Doktor und Fräulein Angela Martens können wir Ihnen besorgen. Wollen Sie auch eine Karte dazulegen?«

      »Keine Karte! Ich lege meine eigene bei.«

      Noch nichts verloren, dachte er, und damit stieg seine Hoffnung. Mit diesem Oberarzt würde er schon fertig werden; und Bettina? Pah! Wenn es sich um Angelas Glück handelte, war sie zu allem bereit. Und ein Glück war es unbedingt für Angela, die Frau eines Ernst Kraner zu werden, hinter dem Millionen und ein Riesenwerk standen.

      Andere als Geldinteressen hatte Reimer ja noch nie gekannt, und wenn es galt, seinen Vorteil zu wahren, konnte er tatsächlich über Leichen gehen.

      Etwas später humpelte er, auf Schwester Helgas Arm gestützt, wieder seinem Zimmer zu. Dort stand bereits der üppige Blumenkorb für Angela.

      Auf seine Besuchskarte schrieb er, während ein grausamer Zug um den zusammengepreßten Mund lag:

      »Liebe Angela!

      Ich liege seit Monaten in der Langhammer-Klinik, Zimmer Nummer 121, und erfuhr von Deiner Verlobung. Du kannst Dir denken, wie sehr mich diese Mitteilung getroffen hat. Ich erwarte umgehend Deinen Besuch, denn ich denke nicht daran, meine Beziehungen zu dir zu lösen. Ich habe ältere Rechte an Dich, vergiß das nicht!

      Reimer.«

      Den umfangreichen Blumenkorb, zusammen mit dem schmalen Kärtchen, das er allerdings fürsorglich in einen Umschlag gesteckt hatte, ließ er in das Sekretariat bringen.

      Und nun wartete er in prickelnder Ungeduld auf das Weitere. Keine Minute zweifelte er daran, daß Angela kommen würde.

      *

      Bettina saß in ihrer Mansardenstube vor ihrem Schreibtisch und ordnete ihre Briefschaften.

      Drei Briefe hatte Reimer ihr geschrieben, die sie unbeantwortet gelassen hatte. Der letzte wanderte zu den andern beiden. Dabei verzog sich ihr Mund verächtlich.

      Durch Drohungen wollte er sie einschüchtern? Meinte er, die gefügige Frau von einst vor sich zu haben? Daß er seine Rachegelüste an ihr ausgelassen, das hatte sie längst überwunden. Sie war ausgesöhnt mit ihrem Schicksal. Daß er aber den Weg ihres Kindes abermals zu kreuzen wagte und Angelas Besuch in geradezu unverschämter Weise forderte, das versetzte die allzeit sanftmütige Frau in wilden Zorn.

      Sie wollte das Mittelfach verschließen, stieß aber auf einen Widerstand und zog es wieder heraus. Ewas Kaltes kam zwischen ihre Finger.

      Gedankenverloren sah sie auf den zierlichen Revolver, während ein Lächeln ihren Mund umspielte.

      Der Vater hatte ihn stets auf seinen Spaziergängen bei sich getragen, und nach dem plötzlichen Tod der Eltern hatte sie die Waffe als Andenken an sich genommen.

      Von allem, was ihr einst lieb und wert gewesen war, hatte sie sich trennen müssen.

      Von Reimer, den sie einst sehr geliebt hatte, war sie durch Richterspruch getrennt, die Eltern hatte der unerbittliche Tod ihr genommen, dann war die Freundin, dieser warmherzige Mensch, gefolgt.

      Beinahe hätte ein grausames Schicksal ihr auch Angela genommen.

      Was wäre wohl aus ihr geworden, wenn Angela damals den Gemeinheiten Reimers zum Opfer gefallen wäre?

      Fröstelnd strich sich Bettina über die Arme. Wohin verloren sich heute ihre Gedanken? Hatte sie nicht allen Grund, von Herzen froh und glücklich zu sein?

      Angela war Braut, strahlende, fröhliche, übermutige Braut. Ein aufrechter Mann, pflichtbewußt und durch und durch ehrenhaft, hatte sein Herz an ihre liebreizende Angela verloren.

      Die Liebe war auf beiden Seiten groß. Wozu bangte sie noch? Nichts konnte sich zwischen die beiden Menschen stellen, nichts, was dieses Glück jäh zerreißen könnte.

      Bettina verließ nach einer Weile ihre Wohnung wieder, um sich um den Haushalt zu kümmern.

      Seltsam! Warum verfolgte das Bild von jenem Abend sie immer, an dem Angela als junge Braut an ihrem Herzen gelegen hatte?

      Was bedeutete schon ein zerbrochenes Glas? Unsinn! Sie wollte nicht mehr daran denken, wollte das Bild vergessen, sonst zog sie wahrhaftig das Unglück noch herbei.

      Es gelang ihr auch, sich durch Arbeit in der Küche etwas abzulenken, denn es galt, den Segen des Gartens in die Gläser zu bringen. Aber soviel sie sich auch dagegen wehrte, die Unruhe blieb in ihr, ganz konnte sie sie nicht bannen.

      *

      Reimers Ungeduld war zum Reißen gespannt. Jedesmal, wenn sich die Tür zu seinem Zimmer auftat, schnellte er in die Höhe und sank enttäuscht zurück, wenn Angela nicht erschien.

      Sein Zustand konnte nicht lange verborgen bleiben.

      »Erwarten Sie jemanden?« fragte nun Schwester Helga.

      »Ja«, war seine kurze Antwort.

      Er wartete aber nicht nur auf Angela, sondern auch auf den Besuch des Oberarztes. An dessen Verhalten konnte er merken, wie Angela auf seine Blumenspende, mehr aber noch auf seinen Brief, reagiert hatte.

      Die Zeit der Visite kam heran. Dr. Heykens erschien mit seinem Stab und sprach sich lobend über den Fortschritt der Heilung aus.

      »Noch ein paar Tage«, meinte er zuletzt, und das war es gewesen, was Reimer hatte wissen wollen. Darauf baute sich sein Plan auf.

      Kaum hatte sich die Tür hinter den Ärzten geschlossen, da blitzte es triumphierend in Reimers kalten Augen auf.

      Dr. Heykens hatte ihm nicht gedankt, folglich war seine Spende von Angela verheimlicht worden, und das Briefchen, das er nur in der Absicht geschrieben hatte, damit es verwirrend auf ihren Verlobten wirken sollte, hatte sie wohl unterschlagen.

      Alles verlief programmgemäß. Ernst Kraner konnte mit ihm zufrieden sein. Seiner Schlauheit war so leicht keiner gewachsen. Langsam aber sicher konnte er ein Fundament untergraben und ein sorgsam aufgebautes Gebäude zum Wanken bringen. Meistens erkannte man das erst, was er bezweckte, wenn es zu spät war.

      Genauso würde Angelas Glück und ihr Traum, an der Seite Dr. Heykens’ leben zu können, in sich zusammensinken. Das war wieder einmal ein Plan, der ihm Freude bereitete.

      *

      Reimer saß im Lehnstuhl am Fenster und legte das Buch aus der Hand, als Angela ins Zimmer trat.

      »Guten Tag«, grüßte Angela ihn kurz, ohne ihm die Hand zu reichen.

      Eine Blutwelle stieg ihm zu Kopf, aber er beherrschte sich.

      »Guten Tag, Angela«, erwiderte er ihren Gruß so herzlich und ruhig, daß Angela betroffen war. Sie hatte gemeint, er würde sie sogleich mit Vorwürfen überschütten.

      »Ich freue mich, daß du endlich die Zeit zu einem kurzen Besuch