Джейн Остин

Mansfield Park


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hat nur gesagt, er hielte es für sehr wahrscheinlich – und ich habe das auch gedacht. Wir dachten beide, es würde dir ein Trost sein. Aber wenn du sie nicht willst, ist nichts weiter darüber zu sagen. Hier stört sie nicht.»

      «Liebste Schwester, wie könnte sie mir ein Trost sein? Bedenke doch meinen unglücklichen Zustand! Hier sitze ich, eine arme, trostlose Witwe, die den besten aller Gatten verloren hat. Meine Gesundheit ist bei der schweren Pflege draufgegangen, von meiner seelischen Stimmung will ich gar nicht reden, meine Ruhe auf dieser Welt ist dahin, nichts ist mir geblieben! Ich habe kaum genug , um mich standesgemäß zu erhalten, um wenigstens so zu leben, daß ich dem Andenken des teuren Verschiedenen keine Schande mache – wie kann es mir da ein Trost sein, eine solche Last auf mich zu nehmen!

      Sogar wenn ich es um meiner selbst willen wünschte, wäre es dem armen Mädchen gegenüber ein Unrecht. Hier ist sie in guten Händen und hat ein gesichertes Dasein. Ich muß mich allein durch meine Sorgen und Schwierigkeiten hindurchkämpfen, so gut ich es eben vermag.»

      «Es macht dir also nichts, ganz allein zu leben?» «Liebste Schwester, tauge ich für etwas anderes als für Einsamkeit? Von Zeit zu Zeit hoffe ich einen lieben Gast in meinem bescheidenen Heim zu sehen (für meine Freunde wird stets ein Bett bereit sein), aber ansonsten werde ich den Rest meiner Tage in tiefster Abgeschlossenheit verbringen. Wenn ich nur recht und schlecht durchkomme – mehr verlange ich nicht.»

      «Aber, Schwester, gar so schlecht geht es dir doch nicht. Sir Thomas sagt, du wirst über sechshundert Pfund im Jahr verfügen.»

      «Ich klage nicht, Lady Bertram, ich klage nicht. Ich weiß, daß ich nicht mehr so leben kann wie früher. Da heißt es eben, sich einschränken, wo man kann, und besser haushalten lernen. Früher habe ich aus dem vollen gewirtschaftet, aber jetzt werde ich mich nicht schämen, Sparsamkeit zu üben. Meine Stellung hat sich ja ebensosehr verändert wie mein Einkommen. Vieles, was mein armer Norris seinem Amt als Pfarrherr der Gemeinde schuldig war, kann von mir nicht gefordert werden. Niemand weiß, wie viele Bedürftige in unserer Küche mitgegessen haben. Im Weißen Haus wird strengere Aufsicht geführt werden. Ich muß mich eben nach meinem Einkommen richten, sonst gerate ich ins Elend. Und ich gestehe, es wäre mir eine große Befriedigung, wenn es mir gelänge, darüber hinaus noch jedes Jahr eine Kleinigkeit zurückzulegen.»

      «Oh, das wird dir sicher gelingen. Das hast du doch immer getan, nicht wahr?»

      «Mein Ziel, liebe Schwester, ist es, denen, die nach mir kommen, von Nutzen zu sein. Wenn ich reicher zu sein wünsche, ist es um deiner Kinder willen. Ich habe für niemand sonst zu sorgen. Ich wäre froh, wenn ich ihnen eine Kleinigkeit hinterlassen könnte, die ihrer nicht unwürdig ist.»

      «Das ist sehr lieb von dir, aber mach dir um sie keine Gedanken. Sie werden sicher gut versorgt sein, das wird Sir Thomas schon veranlassen.»

      «Du weißt ja, daß seine Einkünfte sich empfindlich verringern werden, wenn die Besitzung in Antigua weiterhin so schlecht trägt.»

      «Ach, das wird bald in Ordnung kommen. Ich weiß, daß Sir Thomas deswegen schon einen Brief geschrieben hat.»

      «Also, liebe Schwester», schloß Mrs. Norris, indem sie sich zum Gehen wandte, «ich kann nur wiederholen, daß es mein einziger Wunsch ist, deiner Familie von Nutzen zu sein – und falls Sir Thomas je wieder darauf zu sprechen kommt, daß ich Fanny zu mir nehmen sollte, wirst du ihm mitteilen können, daß meine angegriffene Gesundheit und meine seelische Stimmung das jetzt leider nicht zulassen. Abgesehen von allem anderen hätte ich gar kein Bett für sie, denn mein Gastzimmer muß ich meinen Freunden zur Verfügung halten.»

      Lady Bertram erzählte ihrem Mann genug von diesem Gespräch, um ihn erkennen zu lassen, daß er sich in den Absichten seiner Schwägerin gründlich getäuscht hatte, und diese hatte von diesem Augenblick an auch nicht die leiseste Anspielung von ihm zu befürchten. Es erstaunte ihn nur, daß sie es ablehnte, etwas für die Nichte zu tun, für deren Adoption sie sich so eifrig eingesetzt hatte. Doch da sie es auch ihm gegenüber nicht an Andeutungen fehlen ließ, daß alles, was sie besaß, dereinst seinen Kindern gehören sollte, fand er sich bald mit dieser Bevorzugung ab, die für ihn vorteilhaft und schmeichelhaft war und ihn überdies befähigen würde, selber ein übriges für Fanny zu tun.

      Fanny erfuhr bald, wie überflüssig ihre Angst vor einer Trennung gewesen war, und ihre kindliche Freude darüber tröstete Edmund ein wenig über seine Enttäuschung, denn er glaubte noch immer, daß der Plan zu ihrem Besten gewesen wäre. Mrs. Norris nahm das Weiße Haus in Besitz, die Grants trafen im Pfarrhaus ein, und nach diesen Ereignissen ging alles in Mansfield weiter seinen gewohnten Gang.

      Die Grants erwiesen sich als liebenswürdige, gesellige Leute und erwarben sich rasch die Sympathie ihrer neuen Bekannten. Allerdings hatten sie auch ihre Fehler, wie Mrs. Norris bald herausbekam. Dr. Grant legte großen Wert auf gutes Essen und mußte jeden Tag ein üppiges Dinner haben; Mrs. Grant hingegen – anstatt alle Kunst aufzubieten, um ihn mit bescheidenen Mitteln zufriedenzustellen – hielt sich eine Köchin, die einen ebenso hohen Lohn bezog wie die Köchin in Mansfield Park selbst! Und die Hausfrau persönlich ließ sich kaum jemals in den Wirtschaftsräumen blicken! Von solchen Übelständen mit Gleichmut zu sprechen, lag einfach nicht in Mrs. Norris’ Natur. Und die Unmengen von Butter und Eiern, die jetzt regelmäßig im Pfarrhaus verbraucht wurden! Niemand habe mehr für großzügige Gastlichkeit übrig als sie selber, sagte Mrs. Norris – niemandem sei Kleinlichkeit verhaßter – sie dürfe wohl behaupten, daß es zu ihrer Zeit im Pfarrhaus an nichts gefehlt und daß es in keinem schlechten Ruf gestanden habe – aber eine solche Großtuerei sei ihr einfach unverständlich! In einer Landpfarre die große Dame spielen – das passe eben nicht, und sie möchte meinen, ihre eigene Vorratskammer sollte für Mrs. Grant gerade noch gut genug sein. Dabei habe Mrs. Grant nicht mehr als fünftausend Pfund Mitgift bekommen – soviel sie auch herumfrage, höre sie nichts anderes.

      Lady Bertram lauschte diesen Ausbrüchen ohne großes Interesse. In die Entrüstung einer in ihrer Sparsamkeit gekränkten Hausfrau konnte sie sich nicht hineindenken, fühlte sich aber als anerkannte Schönheit durch den Umstand beleidigt, daß Mrs. Grant, die nicht einmal hübsch zu nennen war, sich so glänzend versorgt hatte. Sie drückte ihr Erstaunen über diesen Punkt fast ebensooft, wenn auch weniger weitläufig aus, wie Mrs. Norris ihrer Empörung über Mrs. Grants Verschwendungssucht Luft machte.

      Diese Dinge hatten etwa ein Jahr lang einen willkommenen Gesprächsstoff abgegeben, als sich ein neues Ereignis ankündigte; und diesmal war es von solcher Bedeutung für die Familie, daß es wohl einigen Raum in den Gedanken und Unterhaltungen der beiden Damen beanspruchen durfte. Sir Thomas fand es notwendig, persönlich nach Antigua zu reisen, um seine dortigen Angelegenheiten in Ordnung zu bringen. Er nahm seinen ältesten Sohn mit, den er auf diese Weise von einigen höchst unerwünschten Freunden loszumachen hoffte. Sie verließen England mit der Aussicht, fast ein Jahr lang fernzubleiben.

      Die Unerläßlichkeit der Reise aus finanziellen Gründen und die Hoffnung, daß sie sich für seinen Sohn günstig auswirken würde, erleichterten Sir Thomas den schweren Entschluß, sich von seiner Familie zu trennen und insbesondere seine Töchter in diesem für sie so bedeutungsvollen Lebensabschnitt der Führung anderer zu überlassen. Er glaubte nicht, daß Lady Bertram ganz der Aufgabe gewachsen sei, ihnen gegenüber seine Stellung einzunehmen oder, besser gesagt, ihre eigene Stellung richtig auszufüllen; doch er hatte genügend Vertrauen in Mrs. Norris’ Wachsamkeit und Edmunds richtiges Urteil, um ohne Besorgnis um seine Töchter abzureisen.

      Lady Bertram sah es gar nicht gern, daß ihr Mann sie verließ. Doch ihre Seelenruhe wurde durch keinerlei Angst um seine Sicherheit, keine Sorge um sein Wohlbefinden getrübt. Sie gehörte zu den Menschen, die sich nicht vorstellen können, daß irgend etwas gefährlich oder schwierig oder anstrengend sein könnte, was ihnen nicht selber zustößt.

      Sehr waren bei diesem Anlaß die jungen Damen zu bedauern, nicht etwa wegen ihres Kummers, sondern weil sie nichts Derartiges empfanden. Sie brachten ihrem Vater, der ihren Vergnügungen niemals günstig gesinnt schien, keine Liebe entgegen, und seine Abwesenheit war ihnen betrüblicherweise höchst erwünscht. Sie fühlten sich von jedem Zwang befreit. Auch wenn sie im Augenblick nicht