gutes ist, dass er weiberscheu ist. Für die ersten Jahre wird er sich nicht mit ihnen abgeben. Er hat gar kein Verständnis für diese Geschöpfe, und im übrigen verflucht wenige davon gesehen.
Da war die Schullehrerin von Samsons Flat, die ihm all diese Poesie in den Kopf gesetzt hat, sie war wie verrückt hinter dem Jungen her, aber er merkte es gar nicht. Sie war ein warmherziges Mädel – nicht aus den Bergen, sondern aus der Ebene – und sie wurde allmählich ganz wild, sodass man sich schämen musste, wie sie hinter ihm her war.
Und was meinen Sie, was der Junge tat, als er die Geschichte merkte? Er kriegte es mit der Angst wie ein Hase, packte Decken und Munition zusammen und machte, dass er in die Wälder kam.
Einen Monat lang sah und hörte ich nichts von ihm, dann kam er eines Abends, als es dunkel geworden war, aber am nächsten Morgen war er wieder weg. Ihre Briefe wollte er nicht mal angucken.
›Verbrenn sie‹, sagte er.
Und ich verbrannte sie.
Zweimal kam sie den ganzen Weg von Samsons Flat hierher geritten, mir tat das junge Ding direkt leid. So verrannt war sie in den Bengel, dass jeder es ihr ansehen konnte.
Nach drei Monaten gab sie dann die Schule auf und ging wieder in ihre Heimat, und erst da kam der Junge zu mir zurück.
Die Weiber haben manchen guten Boxer auf dem Gewissen, aber ihn werden sie nicht verderben. Er wird rot wie ein Mädel, wenn irgendein junges Ding in Röcken ihn auch nur eine Sekunde zu lange anguckt. Und sie gucken ihn alle an.
Wenn er aber kämpft, wenn er kämpft! – Herrgott, dann meldet sich der alte irische Urmensch in ihm und setzt seine Arme in Gang.
Nicht dass er durchdrehte! Glauben Sie das nicht. In meiner besten Zeit war ich nicht so kaltblütig wie er. Ich glaube, an meinem Pech war immer mein übergroßer Eifer schuld.
Aber er ist wie ein Eisberg. Er ist heiß und kalt zugleich, ein Feuerherz in einer Eisbrust.«
Stubener war eingenickt, als das Geschwätz des Alten ihn wieder weckte. Er hörte schläfrig zu.
»Ich hab, weiß Gott, einen Mann aus ihm gemacht. Ich hab einen Mann aus ihm gemacht mit zwei Fäusten, die er zu gebrauchen weiß, einem Paar Beinen, auf denen er stehen kann, und einem Paar scharfer Augen.
Und ich kenne den Sport, ich bin mit der Zeit gegangen und kenne die modernen Methoden.
Crouch? Sicher, er weiß, wie man seine Kräfte schont. Er bewegt sie nie um zwei Zoll, wenn anderthalb genügen. Und wenn er will, kann er wie ein Känguruh springen.
Infighting? Warten Sie nur, bis Sie ihn sehen! Ich sage Ihnen, ich habe ihm alles beigebracht, jeden Trick, und was er gelernt hat, das hat er selbst noch verbessert.
Er ist das reine Boxgenie. Und er hat oft Gelegenheit gehabt, es mit den rohen Kerlen aus den Bergen zu probieren.
Ich lehrte ihn die Kunst, und sie lehrten ihn das Schlagen – da gibt es keinen, der einem Streit aus dem Wege geht. Brüllende Ochsen und große Grizzlybären sind sie, sie hauen beim Clinchen und haben mächtige Schwinger.
Und er spielt mit ihnen, wie Sie und ich mit jungen Hunden spielen würden.«
Als Stubener wieder einmal aufwachte, hörte er den Alten schwatzen.
»Und das Komische bei der Sache ist, dass er das Boxen gar nicht ernst nimmt. Es fällt ihm zu leicht, es ist eine Spielerei für ihn. Aber wenn es mal ernst wird, dann werden Sie sehen. Ich sage nur: Warten Sie es ab. Dann werden Sie sehen, wie der Saft, der in ihm eingefroren war, aufbraust und wie alles, was er gelernt hat, an den Tag kommt.«
*
In der kühlen grauen Dämmerung der Berge wurde Stubener von dem alten Pat aus den Decken gejagt. »Jetzt kommt er«, flüsterte er heiser. »Heraus mit Ihnen, und sehen Sie sich den größten Boxer an, der jemals in den Ring steigt.«
Der Manager sah, sich den Schlaf aus den Augen reibend, zur offenen Tür hinaus und erblickte einen jungen Riesen in der Lichtung.
In der einen Hand hielt er ein Gewehr, und über den Schultern lag ein schwerer Hirsch. Der junge Jäger war derb gekleidet, trug einen blauen Overall und ein wollenes, am Halse offenes Hemd, an den Füßen Mokassins.
Stubener bemerkte, dass sein Gang leicht und weich wie der einer Katze war trotz seiner zweihundert Pfund und dem Gewicht des Hirsches. Gleich der erste Anblick machte Eindruck auf den Manager. Herrlich gewachsen war der junge Bursche sicher, aber der Beobachter sah noch etwas Merkwürdiges und Ungewöhnliches an ihm.
Er war ein neuer Typ, ganz anders als der große Haufen der übrigen Boxer. Dies war ein Geschöpf aus dem Urwald, mehr ein umherschweifender Naturmensch aus den alten Sagen als ein junger Mann aus dem zwanzigsten Jahrhundert.
Eines entdeckte Stubener sehr bald: Der junge Pat war kein Schwätzer. Als der alte Pat die Vorstellung erledigt hatte, drückte er ihm wortlos die Hand und begann schweigend Feuer zu machen und das Frühstück zu bereiten. Die Fragen seines Vaters beantwortete er einsilbig. Als der Vater ihn zum Beispiel fragte, wo er den Hirsch erlegt hätte, antwortete er nur:
»South Fork.«
»Elf Meilen über die Berge«, erklärte der Alte dem Manager stolz, »und ein Weg, dass Sie einen Herzschlag gekriegt hätten.«
Das Frühstück bestand aus schwarzem Kaffee, Brot und einer ungeheuren Menge von über den Kohlen gebratenem Bärenfleisch.
Der junge Mann machte sich gierig darüber her, und Stubener zog den Schluss, dass beide Glendons fast ausschließlich von Fleisch lebten.
Der alte Pat besorgte die ganze Unterhaltung, aber erst nach beendeter Mahlzeit kam er auf das zu sprechen, was ihm am Herzen lag.
»Pat, mein Junge«, begann er. »Du weißt ja, wer der Herr ist.«
Der junge Pat nickte und warf einen schnellen verstehenden Blick auf den Manager.
»Na ja, er will dich also mit nach San Franzisko nehmen.«
»Ich möchte lieber hierbleiben, Vater«, lautete die Antwort.
Stubener fühlte sich enttäuscht. Der Schein hatte also getrogen. Dies war also gar kein Boxer, der auf Kampf versessen war. Seine mächtigen Muskeln galten nichts. Das war nichts Neues. Das waren diese großen Kerle, die meistens mit der Zeit dick wurden. Aber jetzt flammte der Zorn des alten Pat auf, und seine Stimme klang hart und gebieterisch:
»Du wirst in die Städte gehen und kämpfen, mein Junge. Dazu hab’ ich dich erzogen, und du wirst es tun.«
»Gut«, lautete die unerwartete Antwort, die gleichgültig aus tiefer Brust kam.
»Und kämpfen wie der Deubel«,