Джек Лондон

Gesammelte Werke


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ließ. Aber er er­zähl­te es Stu­be­ner, wel­cher sag­te:

      »Das war nur Scherz, Pat. Man hat Sie auf­zie­hen wol­len.« Er be­merk­te, dass die blau­en Au­gen fun­kel­ten. »Vi­el­leicht auch Schlim­me­res! Wenn Sie die Sa­che ernst ge­nom­men hät­ten, wür­den die Zei­tun­gen einen gu­ten Sen­sa­ti­onss­toff ge­habt ha­ben, und Sie wä­ren er­le­digt ge­we­sen. Aber ich be­zweifle, dass es Ernst war. So et­was kommt heut­zu­ta­ge nicht mehr vor. Es ist eine Sage, die aus der Früh­zeit des Box­sports auf uns über­kom­men ist. Da­mals wur­de viel im Sport ge­scho­ben. Heu­te aber wür­de sich kein Bo­xer oder Ma­na­ger von Ruf auf so et­was ein­las­sen.« Und wäh­rend Stu­be­ner so sprach, wuss­te er ganz ge­nau, dass der kom­men­de Kampf mit Hen­der­son nicht we­ni­ger als zwölf Run­den – we­gen der Film­auf­nah­men und nicht mehr als vier­zehn dau­ern durf­te. Und er wuss­te auch, dass Hen­der­son sich ver­pflich­tet hat­te, nicht mehr als vier­zehn Run­den durch­zu­hal­ten, und dass große Ein­sät­ze dar­auf ge­wet­tet wa­ren.

      Glen­don, der sonst nie der­ar­ti­ge An­ge­bo­te er­hal­ten hat­te, schlug sich die Ge­schich­te aus dem Sinn und ging aus, um den Nach­mit­tag mit der Auf­nah­me von Far­ben­fo­to­gra­fi­en zu ver­brin­gen. Die Ka­me­ra war sei­ne neues­te Lieb­ha­be­rei. Da er kei­ne Bil­der ma­len konn­te, such­te er Er­satz da­für im Fo­to­gra­fie­ren. Un­ter sei­nem Ge­päck be­fand sich ein klei­ner Kof­fer vol­ler ein­schlä­gi­ger Bü­cher, und er ver­brach­te vie­le Stun­den, um sich mit den ver­schie­de­nen Pro­zes­sen be­kannt zu ma­chen.

      Nie hat­te ein Bo­xer ge­lebt, der der Box­welt so fremd war wie er. Weil er so we­nig Berüh­rungs­punk­te mit den Leu­ten hat­te, mit de­nen er kämp­fen soll­te, galt er bald für tückisch und un­ge­sel­lig, und hier­nach bil­de­ten sich die Zei­tun­gen ihre Mei­nung von ihm, die we­ni­ger eine Über­trei­bung als eine völ­li­ge Ver­ken­nung war. In al­ler Kür­ze cha­rak­te­ri­sier­te man ihn als ein stumpf­sin­ni­ges Tier mit den Mus­keln ei­nes Stiers, und ein un­rei­fer Spor­tre­fe­rent, der ihn gar nicht kann­te, tauf­te ihn »Höl­len­biest«.

      Der Name blieb an ihm haf­ten. Die gan­ze Sport­welt über­nahm ihn, und bald las man nichts mehr über ihn, ohne dass die Be­zeich­nung »Höl­len­biest« an sei­nen Na­men ge­hef­tet war. Man fand sie so­gar oft ohne wei­te­re Be­zeich­nung in den Über­schrif­ten der Ar­ti­kel und Un­ter­schrif­ten von Bil­dern. Die gan­ze Welt wuss­te, wer die­ses Biest war. – Das ver­an­lass­te ihn, sich noch mehr als bis­her in sich selbst zu­rück­zu­zie­hen, und ent­wi­ckel­te gleich­zei­tig in ihm ein bit­te­res Vor­ur­teil ge­gen alle Zei­tungs­schrei­ber.

      Was das Bo­xen selbst be­traf, so wur­de sein an­fangs schwa­ches In­ter­es­se all­mäh­lich grö­ßer. Die Män­ner, mit de­nen er jetzt kämpf­te, wa­ren al­les eher als An­fän­ger, und die Sie­ge wur­den ihm nicht mehr so leicht ge­macht. Es wa­ren aus­er­wähl­te Män­ner, er­fah­re­ne Ge­nerä­le des Rin­ges, ge­gen die er jetzt an­tre­ten muss­te, und je­der Kampf gab ihm Pro­ble­me zu lö­sen. Bei man­chen Ge­le­gen­hei­ten war es ihm nicht mög­lich, den Geg­ner in der vor­aus­be­stimm­ten Run­de zu Bo­den zu brin­gen. So er­ging es ihm zum Bei­spiel mit dem gi­gan­ti­schen Deut­schen Sulz­ber­ger. Der Ver­such, ihn, wie be­ab­sich­tigt, in der acht­zehn­ten Run­de zu fäl­len, miss­lang, in der neun­zehn­ten war es die­sel­be Ge­schich­te, und erst in der zwan­zigs­ten glück­te es ihm, den un­bän­di­gen Wi­der­stand sei­nes Geg­ners zu bre­chen und den Kampf zur Ent­schei­dung zu brin­gen. Glen­d­ons wach­sen­de Freu­de am Sport brach­te es mit sich, dass er eif­ri­ger und an­hal­ten­der trai­nier­te. Er ver­geu­de­te die Zeit nicht, jag­te viel in den Ber­gen und war tat­säch­lich im­mer in Form. Er hat­te nicht das Pech sei­nes Va­ters in sei­ner Lauf­bahn, brach sich nie einen Kno­chen, ja, ver­letz­te sich nicht ein­mal einen Knö­chel. Und ei­nes be­merk­te Stu­be­ner mit stil­ler Freu­de: Sein jun­ger Bo­xer sprach nicht mehr da­von, für im­mer in sei­ne Ber­ge zu­rück­zu­keh­ren, so­bald er Jim Han­ford die Welt­meis­ter­schaft ent­ris­sen hät­te.

      VI

      Er nä­her­te sich schnell dem Hö­he­punkt sei­ner Lauf­bahn. Der Welt­meis­ter hat­te öf­fent­lich ver­kün­det, ge­gen Glen­don an­zu­tre­ten, so­bald die­ser die drei oder vier An­wär­ter auf die Meis­ter­schaft, die noch zwi­schen ih­nen stan­den, be­siegt hät­te.

      In sechs Mo­na­ten glück­te es Pat, Kid McGrat und Jack McBridge zu er­le­di­gen, und so blie­ben nur noch Nat Po­wers und Tom Can­nam üb­rig.

      Ein ge­wis­ses jun­ges Mäd­chen aus der gu­ten Ge­sell­schaft aber war aus Aben­teu­er­lust Jour­na­lis­tin ge­wor­den. Stu­be­ner hat­te sei­ne Ein­wil­li­gung dazu ge­ge­ben, dass die Dame Pat in ih­rer Ei­gen­schaft als Re­por­te­rin in­ter­view­te.

      Sie un­ter­zeich­ne­te ihre Auf­sät­ze im­mer mit ih­rem wirk­li­chen Na­men, Maud Sangs­ter. Die Sangs­ters wa­ren eine be­kann­te rei­che Fa­mi­lie. Ihr Be­grün­der, der alte Ja­cob Sangs­ter, hat­te sein Bün­del ge­schnürt, als Knecht auf Far­men im Wes­ten ge­ar­bei­tet und ein un­er­schöpf­li­ches Borax­la­ger in Ne­va­da ent­deckt, das er an­fangs mit Maulesel­ge­span­nen be­ar­bei­te­te, bis er schließ­lich eine Ei­sen­bahn bau­te, um den Trans­port selbst zu be­sor­gen. In der Fol­ge hat­te er auf Hun­der­ten und Tau­sen­den von Qua­drat­mei­len in Ka­li­for­ni­en, Ore­gon und Wa­shing­ton Borax ab­ge­baut und den Ver­dienst ein­ge­steckt.

      Spä­ter hat­te er mit sei­nen Ge­schäf­ten Po­li­tik ver­bun­den, Po­li­ti­ker, Rich­ter und Ma­schi­nen ge­kauft und war Lei­ter ei­nes großen in­dus­tri­el­len Kon­zerns ge­wor­den. Und dann starb er, reich an Ehren und Pes­si­mis­mus, und hin­ter­ließ sei­nen Na­men den Ge­schichts­schrei­bern der Zu­kunft zum Be­schmut­zen und ein paar hun­dert Mil­lio­nen sei­nen Söh­nen zum Strei­ten.

      Die fol­gen­den Pro­zes­se und in­dus­tri­el­len und po­li­ti­schen Kämp­fe ver­är­ger­ten und be­lus­tig­ten ganz Ka­li­for­ni­en ein Men­schen­al­ter hin­durch und en­de­ten mit töd­li­chem Hass zwi­schen den vier Söh­nen.

      Der jüngs­te von ih­nen, Theo­do­re, mach­te plötz­lich, im bes­ten Man­nes­al­ter, eine Wand­lung durch. Er ver­kauf­te sei­ne Land­sit­ze und sei­ne Renn­stäl­le und stürz­te sich in einen Kampf ge­gen alle Kor­rup­ti­on in dem Staat, in dem er ge­bo­ren war. Und er traf die meis­ten Mil­lio­näre die­ses Staa­tes bei sei­nem Ver­such, sich von der Schan­de zu be­frei­en, die der alte Ja­cob Sangs­ter be­grün­det hat­te.

      Maud Sangs­ter war die äl­tes­te Toch­ter Theo­do­res. Das Ge­schlecht der Sangs­ter er­zeug­te durch­weg kampf­lus­ti­ge Män­ner und schö­ne Frau­en. Maud bil­de­te kei­ne Aus­nah­me. Dazu muss­te sie et­was von der al­ten Aben­teu­er­lust der Sangs­ters ge­erbt ha­ben, denn als sie er­wach­sen war, tat sie vie­les, was eine Dame in ih­rer Stel­lung sich nicht hät­te leis­ten dür­fen. Ob­gleich sie eine glän­zen­de Par­tie war, blieb sie un­ver­hei­ra­tet. Sie hat­te sich in Eu­ro­pa auf­ge­hal­ten, ohne einen ad­li­gen Gat­ten heim­zu­füh­ren, und hat­te un­ter ih­ren Lands­leu­ten zahl­rei­che Kör­be aus­ge­teilt. Sie lieb­te den Frei­luft­sport, hat­te die Ten­nis­meis­ter­schaft von Ka­li­for­ni­en ge­won­nen und die Zeit­schrif­ten der bes­se­ren Krei­se durch un­pas­sen­de Ar­ti­kel in Atem ge­hal­ten. Sie war in ei­nem Renn­boot von San Ma­teo nach San­ta Cruz ge­se­gelt und hat­te ein­mal Auf­se­hen er­regt, weil sie