sind noch nie mit einem Reporter allein gewesen, und jetzt werden Sie ja sehen, was herauskommt.«
Glendon, der ihn kühl, aber belustigt betrachtet hatte, machte Miene, ihn stehenzulassen, dann aber änderte er seinen Entschluss und sagte:
»Gar nichts kommt dabei heraus.«
Stubener sah ihn scharf an.
»Ich bat sie, nichts zu schreiben«, erklärte Glendon.
Da konnte Stubener sich nicht länger beherrschen.
»Als ob sie sich einen solchen Bissen entgehen ließe!«
Glendon wurde noch kälter, und seine Stimme klang hart und schneidend.
»Es wird nichts veröffentlicht. Das hat sie gesagt. Und daran zu zweifeln, hieße sie zur Lügnerin stempeln.«
Die irische Flamme loderte in seinen Augen, und Stubener, der es sah und der auch bemerkte, wie beide Fäuste sich vor Zorn ballten, Stubener, der die Kraft dieser Fäuste und auch den Mann, der ihm gegenüberstand, kannte, wagte nicht mehr zu zweifeln.
VII
Stubener brauchte nicht lange, um herauszufinden, dass Glendon die Absicht hatte, die Entscheidung des Kampfes hinauszuschieben, wenn er auch trotz allen Versuchen nicht die Zahl der Runden feststellen konnte.
Er verlor jedoch keine Zeit, sondern traf entsprechende Verabredungen mit Nat Powers und dessen Manager. Powers hatte ein treues Gefolge von Wettenden, und dieses Wettsyndikat durfte nicht um seine Ernte gebracht werden.
Kaum hatte Maud Sangster Platz genommen, als tosender Beifall den Eintritt Nat Powers verkündete. Er kam zwischen seinen Sekundanten durch den Mittelgang, und sie erschrak beinahe über seinen mächtigen Körperbau. Aber er sprang so leicht wie ein Mann, der nur halb so viel wog, über die Seile und lachte zufrieden, als das Haus ihn geräuschvoll begrüßte.
Er war nicht schön. Seine Blumenkohlohren zeugten deutlich von seinem Beruf und dessen Brutalität, und seine Nase war so oft gebrochen und breitgequetscht, sodass sie schließlich allen Bemühungen der Ärzte trotzte, ihre ursprüngliche Form wiederherzustellen.
Ein neues Tosen begrüßte die Ankunft Glendons, und sie betrachtete ihn genau, als er durch die Seile kletterte und sich in seine Ecke des Ringes begab.
Aber erst als die langweilige Vorstellung und die Bekanntgabe der Kampfregeln sowie der Herausforderung vorüber war, warfen beide Männer ihre Mäntel ab und standen einander fast nackt gegenüber.
Von oben wurde jetzt der scharfe, weiße Schein vieler elektrischer Lampen auf sie gerichtet, um die Filmaufnahmen zu ermöglichen. Und als sie jetzt die zwei so verschiedenartigen Männer betrachtete, fühlte sie, dass von den beiden Glendon der Mensch, Powers aber das Höllentier war.
Jeder war auf seine Art eine auffallende Erscheinung, Glendon rein von Gestalt und Zügen, harmonisch und von kraftvoller Schönheit. Powers unsymmetrisch, derb gebaut und stark behaart.
Als sie ihre Stellungen vor den Aufnahmeapparaten einnahmen, schweifte Glendons Blick über den Ring hinaus und blieb auf ihrem Gesicht haften, und wenn er sich auch nichts merken ließ, so wusste sie doch, dass er sie erkannt hatte.
Im nächsten Augenblick ertönte der Gong, der Ansager rief »Los!« und der Kampf hatte begonnen.
Es war ein schöner Kampf. Es floss kein Blut, alles ging glatt, und beide Boxer erwiesen sich als sehr tüchtig. Die erste Hälfte der ersten Runde benutzte jeder, um die Taktik des anderen herauszufinden, aber für Maud Sangster waren diese Finten und die leisen Berührungen der Boxhandschuhe in hohem Maße nervenerregend.
Powers kämpfte leicht und sauber, wie es sich für den Helden zahlreicher Kämpfe gehörte, und immer wieder erntete seine Gewandtheit den Beifall der bewundernden Zuschauer.
Dennoch entfaltete er seine volle Kraft nur, wenn er sich hin und wieder in der Klemme befand, und dann sprang das Publikum auf in der irrigen Annahme, dass er jetzt seinen Gegner erledigen würde.
In einem solchen Augenblick – ihr ungeübtes Auge konnte nicht erkennen, dass Glendon in Wirklichkeit jedem ernsthaften Treffer auswich – wandte sich der Redakteur zu ihr und sagte:
»Der junge Pat wird schon siegen. Er ist der kommende Mann und nicht aufzuhalten. Aber er wird in der sechzehnten Runde siegen, nicht eher.«
»Oder später?« fragte sie.
Sie hätte fast darüber gelacht, wie sicher ihr Begleiter in seinem Irrtum war. Sie wusste es besser.
Powers war dafür bekannt, dass er seinen Gegner Runde auf Runde durch den Ring jagte, und Glendon ging willig darauf ein.
Er verteidigte sich bewundernswert, und er war gerade angriffslustig genug, um das Interesse des Publikums für den Kampf zu steigern.
Obwohl Powers wusste, dass er dazu bestimmt war, zu verlieren, hatte er doch eine zu große Erfahrung im Ring, als dass er gezögert hätte, seinen Gegner zu werfen, wenn sich die Gelegenheit geboten hätte. Durch Bestechungen nach beiden Seiten war er so oft angeführt worden, dass er keine Rücksicht kannte. Wenn er die Möglichkeit hatte, wollte er siegen, und wenn das ganze Syndikat aufflog.
Dank einer geschickten Propaganda in der Presse war die Anschauung verbreitet worden, dass der junge Pat Glendon jetzt endlich seinen Meister gefunden hätte. Aber Powers wusste selber gut, dass er einem Besseren gegenüberstand. Mehr als einmal fühlte er im Infighting, dass sein Gegner weit größere Kraft in die Schläge legen konnte, wenn er nur wollte.
Für Glendon seinerseits gab es manchen Augenblick, da ein Ausgleiten oder eine falsche Abschätzung ihn einem der Schmiedehammerschläge des anderen ausgesetzt haben würde, der den Kampf entschieden hätte.
Aber er besaß die fast wunderbare Fähigkeit, Zeit und Entfernung stets richtig zu beurteilen, und sein Selbstvertrauen wurde selbst in den gefahrvollsten Augenblicken nicht erschüttert. Er war noch nie besiegt, noch nie für die Zeit auf die Bretter geschickt worden und war seinem Gegner immer so entschieden überlegen gewesen, dass er sich die Möglichkeit einer Niederlage gar nicht vorstellen konnte.
Am Ende der fünfzehnten Runde waren beide Kämpfenden immer noch frisch, aber Powers atmete doch ein bisschen schwer, und es gab schon Leute in den vordersten Reihen, die Wetten darauf anboten, dass er bald ausgepumpt sein würde.
Kurz