nichts mehr als die Fäuste. Aber gerade das hatte Bishop bezweckt. Er bückte sich blitzschnell, wich rechts und links aus, und immer stießen Corliss’ Fäuste ins Leere.
»Einen Augenblick, junger Herr!« lachte er bei Corliss’ drittem wütendem Angriff. »Nur eine Sekunde, um einen Pakt zu schließen. Wenn Sie mich verdreschen, können Sie mich herausschmeißen. Nehmen Sie das an?«
»Ja.«
»Und wenn ich Ihnen das Leder gerbe, wollen Sie dann mit auf den Berg kommen?«
»Ja.«
»Also los!«
Bishop wusste, dass Corliss nicht die geringste Aussicht hatte; zu siegen. Er tanzte um den hilflosen Gegner herum, blockte und fintierte, ließ sich zum Schein treffen, bis Corliss der Atem ausging. Der fühlte, dass seine Muskeln nicht mehr gehorchten; sein Hirn sandte Befehle aus, die sie nicht ausführen wollten; er dampfte von Schweiß in den eisigen Tag hinein … dann auf einmal wusste er gar nichts mehr.
Eine Minute später bemerkte Corliss, dass er ausgestreckt im Schnee lag, dass Bishop ihn mit Eiswasser abrieb und ihm dazwischen zärtlich die Backen klopfte. Sein Kopf lag auf Dels Knien. Während langsam das Bewusstsein zurückkehrte, fühlte er sich unbeschreiblich wohl.
»Wie haben Sie das nur gemacht?« stotterte er.
»Oh, Sie werden noch mal ganz gut«, lachte Del Bishop und half ihm auf die Beine. »Sie haben noch keinen Punch, aber den bringe ich Ihnen schon noch bei. Neulich in der Schenke, mit einem ordentlichen Whisky auf der Lampe, haben Sie sich eigentlich besser geschlagen. Aber die Anlage ist nicht schlecht, und wenn wir Zeit haben, bringe ich Ihnen noch so einiges bei, was auch nicht in den Büchern steht. Jetzt wird’s aber Zeit, dass wir ein Lager aufschlagen, und dann gehen Sie mit mir in die Berge.«
Als er das Feuer im eisernen Öfchen in Gang gebracht hatte, kicherte er:
»Boxen ist doch ein ganz nützliches Gewerbe, was? Eigentlich haben Sie nie so recht gewusst, wo der ergebenst Unterzeichnete eigentlich war. Wenn Sie mit Ihrem geballten Händchen ankamen, dann war die versoffene Fresse von Del Bishop immer ganz woanders, hihi. Aber denken Sie, wenn Sie erst was gelernt haben, und Sie landen dann mal so richtig in meine Backzähne hinein? Da wird Ihnen das Herzchen lachen?«
Dann kommandierte er streng: »Jetzt nehmen Sie eine Axt und kommen mit!«
Sie bewaffneten sich mit Hacke, Schaufel und der Goldgräberpfanne; Bishop marschierte voraus und bahnte den Weg über die Terrassen. Corliss, dem alle Knochen weh taten, marschierte hinter drein. Er musste über sich selbst und die ganze Situation lachen. Del Bishop freute sich über den Gehorsam des Mannes, in dessen Brot er stand. Ab und zu wandte er sich um und grinste seinen Chef an:
»Nur Mut, junger Mann! Aus Ihnen mache ich noch was; Sie haben das Zeug dazu!«
Dann kamen sie an die Stelle, die Del Bishop ausforschen wollte. Er warf das Gerät nieder und untersuchte sorgfältig den schneebedeckten Boden.
»Nehmen Sie die Axt, gehen Sie da hinauf, und bringen Sie mir gutes, trocknes Brennholz!«
Als Corliss mit dem Arm voll Brennholz zurückkam, hatte Bishop schon Schnee und Moos fortgekratzt und etwas in den Boden gezeichnet, das wie ein gewaltiges Kreuz aussah.
»Ich will nach beiden Richtungen hineinkratzen«, erklärte er; »entweder liegt die Goldtasche hier oder dort drüben. Aber wenn ich recht habe, dann muss es genau hier sein, wo die beiden Linien sich schneiden. Der Grundfelsen ist oben eingebuchtet. Dort ist es tief und vermutlich reicher als hier, aber das macht soviel Mühe. Hier ist der Terrassenrand. Es kann nur ein paar Fuß sein. Wir brauchen nichts zu tun als die Stelle zu bezeichnen, dann können wir von der Seite anbohren.«
Bei diesen Worten zündete er hier und da auf dem kahlen Flecken kleine Feuer an.
»Jetzt spitzen Sie die Ohren, Corliss. Glauben Sie nicht, dass dies schon etwas ist – nein, das ist noch ganz gewöhnliche Lehrlingsarbeit. Aber« – er richtete sich auf und sprach plötzlich mit tiefem, ehrfürchtigem Ernst: »Goldsuchen ist die höchste Wissenschaft und die größte Kunst auf Erden. Es ist eine so feine Arbeit, dass man nicht um ein Haar breit fehlgreifen darf; Hände und Augen müssen so zuverlässig sein wie Stahlwerkzeuge. Wenn man sich das Gesicht zweimal täglich blauschwarz anbrennen lässt und eine ganze Schaufel voll Kies ausgewaschen hat, ehe man auch nur ein einziges Körnchen reines Gold findet, dann erst hat man gewaschen. Dass Sie es wissen. Heute zum Beispiel wird noch lange nichts gegessen, und wenn Ihnen der Magen noch so sehr knurrt. Einstweilen wird gesucht.«
Er trat eines von den Feuern aus. Da nahm er die Hacke, der Stahl drang in die Erde ein, und dabei gab es einen metallischen Klang, als wäre er auf eine Zementschicht gestoßen.
»Noch keine zwei Zoll tief aufgetaut«, murmelte Bishop, indem er sich bückte und mit den Fingern durch den nassen Schlamm wühlte. Die Grashalme waren abgebrannt, aber er bekam eine Handvoll Wurzeln zu fassen. Er setzte sich breit und bequem in den Schnee und starrte wie verzaubert diese armselige Hand voll schlammiger Graswurzeln an.
»Zum Satan, zum Satan!«
»Was ist los?«
»O heiliger Satan!«
Bishop wiederholte immer wieder ›Heiliger Satan‹ und schlug sich mit den schmutzigen Wurzeln vor die Stirn. Corliss trat zu ihm und beugte sich über die Pfanne.
»Machen Sie die Augen auf!« rief Bishop, nahm einen Klumpen schmutzige, fette Erde zwischen die Finger, rieb sie lange und andächtig. Dann schimmerte es gelb.
»Es fängt bei den Graswurzeln an und geht bis ganz hinunter.«
Mit geschlossenen Augen und zitternden Nasenflügeln stand er endlich auf, atmete tief, schnüffelte in die Luft und sah aus, als hätte er eine Vision.
»Können Sie die Apfelsinen noch immer nicht riechen?«
*
Corliss und Bishop hatten den Boden untersucht, ehe sie ihre Claims absteckten, dann weihten sie ein paar gute Freunde in das Geheimnis ein. Welse, Harney, Trethaway und ein paar alte Kameraden von Del Bishop, mit denen er viel Hunger und Strapazen geteilt hatte, durften sich ein Stück des neuen Goldlandes sicheren, solange der ganze Fund noch Geheimnis war.
Es war üblich, dass man als so Bevorzugter dem Entdecker die halben Gewinne abgab. Aber Corliss wollte nichts davon hören. Es widersprach seinem Empfinden, aus der Arbeit anderer Menschen Gewinne zu ziehen, und Bishop lehnte aus anderen Gründen die Beteiligung ab.
»Jetzt kann ich mir eine Obstfarm kaufen, doppelt so groß, wie ich berechnet hatte. Da weiß ich noch,