Adalbert Stifter

Die wichtigsten Werke von Adalbert Stifter


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von dem ich dir später sagen werde.«

      »Du bist viel stärker geworden, Witiko«, sagte Wentila.

      »Ich habe es nicht beachtet«, antwortete Witiko.

      »Auch deine Wangen sind röter geworden«, sagte Wentila.

      »Das kann von den freien Lüften herrühren«, entgegnete Witiko.

      »Gott im Himmel wird dir ferner noch Gedeihen geben«, sprach Wentila. »Witiko, sage, befolgst du die Lehren der heiligen Kirche?«

      »Ich suche nach dem zu leben, wie mich der ehrwürdige Vater Benno angeleitet hat«, entgegnete Witiko.

      »Dann wirst du gottgefällig leben wie er«, sagte Wentila. »Bist du gütig und freundlich gegen alle Menschen, auch gegen die Geringen?«

      »Ich liebe die Menschen, und strebe, gegen sie gut zu sein«, antwortete Witiko.

      »So ist dein Vater Wok gewesen und dein Großvater Witek«, sprach Wentila. »Der ehrwürdige Vater Benno sagt, daß das recht gewesen ist, was du getan hast, Witiko.«

      »Sagst du das auch, Mutter?« fragte Witiko.

      »Benno weiß es besser«, antwortete Wentila, »und ich sage, es wird schon recht sein.«

      »Da ist auch der hochehrwürdige Silvester«, sagte Witiko, »welcher Abt in dem Kloster an der Sazawa gewesen ist, dann erwählter Bischof von Prag wurde, wegen Ungerechtigkeit zurückgetreten ist, und jetzt wieder in dem Kloster an der Sazawa wohnt. Er sagt, daß man nur das Gute tun soll, und alles andere ist damit verbunden. Er lobt nicht alles, was ich getan habe. Ich möchte unter allen, die ich kenne, zuerst dir, Mutter, Genüge tun, und dann Benno und Silvester, und dann noch einem Menschen.«

      »Witiko, öffne mir dein ganzes Gemüt«, sagte Wentila.

      »Ich bin lange in Plan gewesen«, antwortete Witiko.

      »Ich weiß es«, entgegnete Wentila.

      »Dort sind die Gründe Waldland«, sagte Witiko. »Von dem Walde sind Gerölle, Grobsand und Steinmehl in unsern Äckern. Aber Martin und Raimund und Lucia bewirtschaften mit Taglöhnern das kleine Anwesen gut. Das Haus ist nicht schadhaft, und liegt handsam in dem Walde.«

      »Du hast dort Arbeiten wie ein Knecht verrichtet«, sagte Wentila. »Florian, den mir Mathias geschickt hat, ist ein guter Bote gewesen.«

      »Ich habe geholfen, und es ist mir dabei gut geworden«, sagte Witiko.

      »Und in Pric hast du auch geholfen«, sagte Wentila.

      »Pric hat einen besseren Boden, und es wird noch immer besser werden«, antwortete Witiko. »Kuto ist ein treuer Diener, er versteht die Pflege, und ist gelassen und sparsam. Kan und Peko und Mira und Glota dienen ihm gerne. Die Brücke ist fertig geworden, das Dach ist verbessert, und die zwei Kühe sind von dem Fichtelberge gekommen.«

      »Es ist gut, Witiko«, sagte Wentila, »deine Vorfahrer haben kleine Besitzungen gehabt, sind für sie sorgsam gewesen, und haben auch gerne selber die Hände angelegt.«

      »Im Wangetschlage ist der harte Boden doch gedeihlich, und wird gut gehalten«, sagte Witiko. »Das Häuschen bedarf noch lange keiner Ausbesserung, und die Wiesenmauer hat Jakob aus Steinen gelegt. Huldrik wacht auch über die Tiere, und sucht überall nachzuhelfen.«

      »Er ist in seinen Sendungen richtig, und die Knoten seiner Merkschnüre sind genau«, sagte Wentila.

      »Und er nimmt für sich das Armseligste«, antwortete Witiko.

      »Ich weiß es«, sprach Wentila.

      »Er hat mich nach Friedberg geleitet«, sagte Witiko, »und hat mir das Pferd wie ein Knecht geführt.«

      »Weil er uns für ein vornehmes Geschlecht hält«, antwortete Wentila.

      »Das Pferd hat er ledig von Friedberg durch den Wald in die untere Moldau hinauf geführt«, sagte Witiko; »denn ich bin von dem Ufer, das bei Friedberg ist, durch die Waldlehne bis auf den Kamm hinauf gestiegen, wo ein Platz ist, auf dem einmal eine Denksäule des heiligen Apostels Thomas gestanden ist.«

      »Ich kenne den Platz«, sagte Wentila, »man sieht von ihm auf Bayern, Böhmen und Österreich, und der Wald ist um ihn.«

      »Ja, so ist es«, sagte Witiko.

      »Und dann bist du auf dem langen Wege durch den Thomaswald in die untere Moldau hinab gegangen, wo die Herberge steht«, sagte Wentila.

      »Ja«, entgegnete Witiko, »und in der Herberge haben Huldrik und Jakob mit dem Pferde auf mich gewartet.«

      »Ich habe jetzt lange diese Dinge nicht gesehen«, sagte Wentila, »der Wald ist dort sehr groß und sehr schön.«

      »Er ist dort am schönsten«, antwortete Witiko.

      »In dem schönen Walde ist Huldrik«, sagte Wentila, »und möchte in einem Schlosse Marschalk sein.«

      »Er soll zu mir kommen, wenn ich mir einmal einen festen Ort erwähle, und er dann noch lebt«, sagte Witiko.

      »Nun, er sagt ja«, sprach Wentila, »daß die Angehörigen seines Stammes sehr alt werden, und daß er dieses auch hofft.«

      »Gott gewähre es ihm«, sagte Witiko.

      »Er gewähre es ihm nach meinem Wunsche«, antwortete Wentila.

      »Mutter«, sprach Witiko, »ich habe dir in meinen Botschaften etwas nicht erzählt, ich will es dir jetzt sagen. An jenem Sonntage, an welchem ich in dem Walde der drei Sessel betete, habe ich ein Mädchen des Namens Bertha kennen gelernt, das damals dunkelrote Waldrosen, die du liebst, als gutes Zeichen auf dem Haupte trug. Ich bin, da ich den hochehrwürdigen Bischof Zdik nach Passau geleitete, wieder in dem Hause der Eltern Berthas gewesen, und habe mich mit Bertha in Zuneigung und Liebe geeinigt, daß wir Ehegatten werden wollen. Sie ist die Tochter Heinrichs von Jugelbach.«

      »Er wird sie dir nicht geben«, sagte Wentila.

      »Es ist noch ungewiß«, sprach Witiko.

      »Du hast die Sache den Eltern Berthas geoffenbart«, sagte Wentila.

      »Ich habe sie dem Vater geoffenbart«, entgegnete Witiko, »und er hat zurückgeredet: wenn die Rose, welche ich auf dem Berge Wysoka in dem weißen Schilde getragen habe, in einer Burg ist, und wenn sie in die Geschicke unserer Länder hinein blüht, solle ich wieder kommen, und fragen.«

      »Ich weiß nicht, ob es so gewesen ist, wie der Vater Benno sagt«, antwortete Wentila, »daß unsere Vorfahren einst reiche Güter gehabt haben, und die Herren in dem Walde gewesen sind; aber die Geschlechter werden reich, und wieder arm, und können wieder reich werden, und es wechseln die Geschicke. Wenn du Bertha zu deinem Eheweibe gewinnen kannst, so erfreue dich darüber; wenn es aber nicht möglich ist, so trage es gelassen.«

      »Ich werde es tragen«, sagte Witiko.

      »Wiulfhilt, die Mutter Berthas, ist sehr gut«, sprach Wentila, »und Bertha wird auch gut sein.«

      »Sie ist gut und starkherzig«, sagte Witiko, »und haßt die schlechten Taten wie die Frau Markgräfin, aber anders, und liebt die großen und herrlichen. Sie hat gesagt, ich solle tun, daß mir keiner gleich sei in dem Felde der goldenen Ähren und in dem Walde der Wipfel der Bäume.«

      »Strebe nicht mit Hoffart nach deinem Ziele, Witiko«, entgegnete Wentila. »Und wenn du auch nicht tust, daß dir keiner gleich ist in dem Felde der goldenen Ähren oder in den Wäldern der Wipfel der Bäume, und wenn dir nur die Gnade verliehen ist, Geringeres zu tun, was recht ist, wie du mir die Meinung Silvesters gemeldet hast, so wird es am besten sein.«

      »Ich werde suchen, das Gute zu tun, wie es dein und Silvesters Gedanke ist«, antwortete Witiko.

      »Tue es, mein Sohn«, sagte Wentila. »Ich habe Bertha gesehen, da sie ein kleines Kind war. Vielleicht sehe ich sie wieder, wenn ihre Eltern nach Jugelbach heimkehren, und ich auf der Rückreise bin.«

      »Wenn