auf Euren Gassenbänken gesessen seid. Ich bin in manchem Hause gewesen und in mancher Ortschaft, und habe ihnen einen Topf gebunden oder Reifen geschnitten, und da habe ich gehört, was sie von Euch sagen.«
»Du bist also mein Späher gewesen«, sagte Witiko.
»Ja«, entgegnete Wolf, »Bertha hat kein Wörtlein gesagt; aber wenn ich ihr von Euch erzählte, daß ich Euch gesehen habe, und was Ihr getan habt, blickte sie sehr freundlich. Es sind nur jetzt keine Rosen; aber da Ihr damals fort geritten waret, trug sie immer Rosen auf dem Haupte, seit Ihr sie mit den schlechten roten Rosen gesehen habt. Und bei Eurem Feste auf dem Pferdeanger bei dem oberen Plane bin ich auch gewesen.«
»Bist du bewirtet worden?« fragte Witiko.
»Ich habe Eures Bieres und Eures Bratens hinlänglich bekommen«, sagte Wolf, »und ich habe auch unserem Herrn erzählt, was Ihr getan habt, wie die Leute davon reden, und was ich selber gesehen habe, und ich bin auf den Grund gekommen, daß Ihr treu sein werdet.«
»Und du möchtest in meiner Burg leben?« fragte Witiko.
»Ja«, entgegnete Wolf, »sie wird sehr schön, ich habe sie schon bauen gesehen, und bin neulich hinein gerannt.«
»Wenn Heinrich von Jugelbach, und wenn seine Ehegemahlin Wiulfhilt von Dornberg nicht dagegen sind«, sprach Witiko, »und wenn Bertha es will, so magst du in meine Burg kommen.«
»Seht, ich habe es gewußt, daß Ihr gut seid«, entgegnete Wolf, »es wird ihnen schon genehm sein, und ich werde Euch Tag und Nacht dienen, und wir werden oft zu Herrn Heinrich und Frau Wiulfhilt kommen. Und Bertha wird mir die Befehle erteilen. Habt Ihr das schöne Pferd noch?«
»Ich habe es noch«, sagte Witiko, »aber es altert schon.«
»Gute Pferde halten lange in die Zeit«, sprach Wolf. »Unser Herr nimmt die guten von hier immer mit nach Jugelbach, und läßt die da, welche langhaarig sind. Eure Reiter auf dem Anger haben auch kleine langhaarige Pferde gehabt.«
»Diese Pferde waren in dem Kriege sehr brauchbar«, sagte Witiko.
»Ich weiß es, weil sie Waldpferde sind, und genügsam und arbeitsam, und weil sie gut klettern können«, sprach Wolf, »das Pferd, auf dem Ihr gekommen seid, ist fein.«
»Mir hat es der Herzog Wladislaw gegeben«, antwortete Witiko.
»Bei uns ist kein Krieg«, sagte Wolf, »und wenn ich bei Euch bin, werde ich mit Euch in den Krieg gehen, und mir Geschenke und Pferde erwerben.«
»Wenn du im Kriege tüchtig bist, wird es dir nicht fehlen«, sagte Witiko.
»Ich werde tüchtig sein«, antwortete Wolf.
»Und nun, Wolf, hast du noch andere Dinge an mich?« fragte Witiko; »denn sonst muß ich mich von dir verabschieden.«
»Nein, verabschiedet Euch nur, und ich danke Euch für alles, und alles wird recht werden, und gehabt Euch wohl, hoher Herr«, sagte Wolf.
»Gehabe dich wohl«, sagte Witiko.
Und Wolf sprang wieder über die Steine zwischen den Stämmen davon, wie er gekommen war. Witiko aber ging seines Weges weiter.
Am siebenten Tage verabschiedete er sich von dem Waldhause Heinrichs von Jugelbach, und ritt nach Friedberg zurück.
Zwei Tage darauf brachte ihm der alte Peter den Brief seiner Mutter.
Witiko lohnte den alten Peter, und dieser begab sich auf den Heimweg.
Nun ließ er Zeichen in Bäume seines Waldes schlagen, daß sie gefällt würden, wenn es an der Zeit wäre. Dann begann er an einer Stelle reuten zu lassen, und machte den Anfang, einen hölzernen Hof für Rinder zu bauen, und dann ritt er zu seiner Mutter nach Pric, und blieb eine Woche dort. Hierauf begab er sich wieder nach Friedberg zu dem Baue seiner Burg.
Der Bau ging schnell fort, weil immer viele Menschen daran arbeiteten, und immer neue freiwillig herzu kamen.
Und ehe die Blätter der Birken gelb wurden und die Blätter der Buchen rot, ragte der Bau mit den Gerüsten wie ein großer viereckiger Turm von dem Saume des Waldes empor, daß er weither gesehen werden konnte. Man vermochte ihn von den Berggipfeln des Landes im Mittage bis von den Höhen an den Donauufern aus zu erblicken, man vermochte ihn von den Gipfeln der Wälder an der Moldau, und von dem Tale der Moldau oberhalb Plan bis Friedberg hinunter zu erblicken, und die Mädchen von Plan stiegen auf den Kreuzberg, um den Bau Witikos recht deutlich erschauen zu können.
3
Es kamen tausend Scharen.
Als sich wieder der Herbst annäherte, ritt Witiko mit einem Geleite von Friedberg gegen Prag. Er sah auf seinem Wege manche Herren mit ihrem Gefolge des nämlichen Weges ziehen, und er sah andere Menschen dahin wandern.
Da er in Prag angelangt war, zog er mit seinen Männern in eine Herberge des rechten Burgfleckens. Es waren sehr viele Menschen in Prag, insonderheit von den hohen und niederen Herren mit ihren Mannen.
Witiko ging an dem Tage nach seiner Ankunft zu dem Herzoge. Bei dem Herzoge waren Herren, die zu dem Gruße des Herzoges gekommen waren. Witiko brachte auch seinen ehrerbietigen Gruß dar, und der Gruß wurde von dem Herzoge freundlich erwidert. Der Herzog und die Herren sprachen von den mannigfaltigen Dingen, die sich in dem Lande vollendeten. Manche Herren gingen fort, andere kamen wieder. Witiko verabschiedete sich auch, und ging zu der Herzogin. Bei ihr waren hervorragende Männer, ihren ehrfurchtvollen Ankunftsgruß darzubringen. Witiko tat es ebenfalls, und er wurde von der Herzogin liebreich empfangen. Dann verabschiedete er sich, und ging wieder in seine Herberge.
In der folgenden Zeit besuchte er mehrere Herren, Männer und Freunde, mit denen er in dem ersten und in dem zweiten Kriege gewesen war.
Auf den vierten Tag nach seiner Ankunft war eine Versammlung bei dem Herzoge anberaumt.
Witiko ging in dieselbe.
In dem großen Saale des Herzoghofes saß auf einem erhöheten Stuhle Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren. Dann saß auf einem gleichfalls erhöheten Stuhle Guido, der Gesandte des Heiligen Vaters Innozenz. Dann saßen auf Stühlen Otto, der Bischof von Prag, Daniel, der Dompropst von Prag, Silvester, der ehemalige erwählte Bischof von Prag, Gezo, der Abt von Strahow, Peter, der Abt von Brewnow, dann die Äbte von Kladrau und Wilimow, und andere Äbte, Pröpste und Priester. Dann saßen auf Stühlen Diepold und Heinrich, die Brüder des Herzogs, Bolemil, der alte Leche, Wšebor, der alte Leche, Lubomir, Diwiš, Preda, Bozebor, und alle, welche in der Schlacht bei Znaim gewesen waren, und noch viele, die Witiko nicht kannte.
Da sich alle geordnet hatten, rief Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren: »Saget ihnen, die in dieser Versammlung sprechen wollen, daß sie kommen.«
Ein Mann öffnete die Flügel einer Tür, und nach kurzer Zeit kamen in reichen Gewändern durch die Tür Konrad, der Herzog von Znaim, Wratislaw, der Herzog von Brünn, Otto, der Herzog von Olmütz, dann Leopold und Spitihnew, die Söhne Boriwoys, und Wladislaw, der Sohn des verstorbenen Herzoges Sobeslaw.
»Setzet euch auf eure Stühle«, sagte der Herzog.
Die, welche herein gekommen waren, setzten sich auf Stühle, welche da standen, und von der Versammlung durch einen Raum des Saales getrennt waren.
Dann sprach Wladislaw, der Herzog von Böhmen und Mähren: »Konrad, welcher du Herzog von Znaim gewesen bist, Wratislaw, welcher du Herzog von Brünn gewesen bist, Otto, welcher du Herzog von Olmütz gewesen bist, Leopold und Spitihnew, Söhne meines Oheims Boriwoy, und Wladislaw, Sohn meines Oheimes Sobeslaw, ihr seid auf meine Kunde nach Prag gekommen, die Beschwerde zu führen, weshalb ihr die Waffen gegen mich ergriffen habet. Weil ihr eure Beschwerden durch die Waffen führen wolltet, mußte euer Aufstand niedergeworfen werden. Führet nun eure Beschwerden mit Worten. Sind die Beschwerden gerecht, so werde ich sie abstellen, und euch Genugtuung