mir. Dein Schmerz ist’s, der mich ängstigt. Wenn Dir’s nicht wieder mit mir wohl werden kann, so geb’ ich auf, eine freudige Stunde zu haben.
5. Dezember 1783
Liebe mich, das ist wahrlich fast das Einzige, was mich noch halten mag.
Weimar, 25. Juni 1786
Tue, meine Liebe, was und wie Dir’s recht ist, und es soll mir auch so sein. Behalte mich nur lieb und lass uns ein Gut, das wir nie wiederfinden werden, wenigstens bewahren, wenn auch Augenblicke sind, wo wir dessen nicht genießen können. Ich korrigiere am Werther und finde immer, dass der Verfasser übel getan hat, sich nicht nach geendigter Schrift zu erschießen. Heute Mittag isst Wieland mit mir, es wird über Iphigenien Gericht gehalten u.s.w. Lebe wohl und liebe.
Nur drei Wochen nach seiner Rückkehr aus Italien lernte Goethe seine spätere Frau Christiane Vulpius kennen. Eigentlich suchte sie ihn auf, um ihn um Hilfe für ihren Bruder zu bitten, der keinen Erfolg mit seiner Schriftstellerei hatte. Ein Dreivierteljahr blieb ihr Verhältnis geheim. Als Christiane schwanger wurde, holte Goethe sie als Haushälterin in sein Haus. Er heiratete sie erst Jahre später; seine frühen Briefe an sie hat er verbrannt. Christine starb im Jahr 1816, Goethe überlebte sie um 16 Jahre. Auf ihrem Grab ließ er die Inschrift anbringen: »Du versuchst, o Sonne, vergebens / Durch die düsteren Wolken zu scheinen. / Der ganze Gewinn meines Lebens / Ist ihren Verlust zu beweinen.«
Trier, 25. August 1792
Wo das Trier in der Welt liegt, kannst Du weder wissen noch Dir vorstellen; das Schlimmste ist, dass es weit von Weimar liegt und dass ich weit von Dir entfernt bin. Es geht mir ganz gut. Ich habe meine Mutter, meine alten Freunde wiedergesehen, bin durch schöne Gegenden gereist, aber auch durch sehr garstige, und habe böse Wege und starke Donnerwetter ausgestanden. Ich bin hier, ungefähr noch eine Tagreise von der Armee, in einem alten Pfaffennest, das in einer angenehmen Gegend liegt. Morgen gehe ich hier ab und werde wohl übermorgen im Lager sein. Sobald es möglich ist, schreibe ich Dir wieder. Du kannst um mich ganz unbesorgt sein. Ich hoffe, bald meinen Rückweg anzutreten. Mein einziger Wunsch ist, Dich und den Kleinen wiederzusehen, man weiß gar nicht, was man hat, wenn man zusammen ist. Ich vermisse Dich sehr und liebe Dich von Herzen. […] Wenn ich wiederkomme, bringe ich Dir noch manches mit, ich wünsche, recht bald. Lebe wohl. Grüße Meyern und sei mir ein rechter Hausschatz.
Adieu, lieber Engel, ich bin ganz Dein.
Im Lager bei Verdun, 10. September 1792
Ich habe Dir schon viele Briefchen geschrieben und weiß nicht, wenn sie nach und nach bei Dir ankommen werden. Ich habe versäumt, die Blätter zu nummerieren und fange jetzt damit an. Du erfährst wieder, dass ich mich wohl befinde, Du weißt, dass ich Dich herzlich lieb habe. Wärst Du nur jetzt bei mir! Es sind überall große, breite Betten, und Du solltest Dich nicht beklagen, wie es manchmal zu Hause geschieht. Ach! Mein Liebchen! Es ist nichts besser, als beisammen zu sein. Wir wollen es uns immer sagen, wenn wir uns wiederhaben. Denke nur! Wir sind so nah an Champagne und finden kein gutes Glas Wein. Auf dem Frauenplan soll’s besser werden, wenn nur erst mein Liebchen Küche und Keller besorgt.
Sei ein guter Hausschatz und bereite mir eine hübsche Wohnung. Sorge für das Bübchen und behalte mich lieb. Behalte mich ja lieb! Denn ich bin manchmal in Gedanken eifersüchtig und stelle mir vor, dass Dir ein andrer besser gefallen könnte, weil ich viele Männer hübscher und angenehmer finde als mich selbst. Das musst Du aber nicht sehen, sondern Du musst mich für den Besten halten, weil ich Dich ganz entsetzlich lieb habe und mir außer Dir nichts gefällt. Ich träume oft von Dir, allerlei konfuses Zeug, doch immer, dass wir uns lieb haben. Und dabei mag es bleiben.
[…] Behalte mich nur lieb und sei ein treues Kind, das andre gibt sich. Solang ich Dein Herz nicht hatte, was half mir das Übrige; jetzt, da ich’s habe, möchte ich’s gern behalten. Dafür bin ich auch Dein. Küsse das Kind, grüße Meyern und liebe mich.
Im Alter von 65 Jahren verliebte Goethe sich in die 30-jährige Marianne Willemer, verheiratet mit einem Freund der Familie, der das Verhältnis anscheinend duldete. Sie ist die Suleika des West-Östlichen Divans und faszinierte ihn mit ihrem eigenen schriftstellerischen Talent. Als Goethe sie nach dem Tod seiner Frau wiedersehen wollte, hielt ihn ein Kutschunfall, den er als böses Omen nahm, davon ab.
26. Juli 1819
Nein, allerliebste Marianne, ein Wort von mir sollst Du in Baden nicht vermissen, da Du Deine lieben Lippen wieder walten lässt und ein unerfreuliches Stillschweigen brechen magst. Soll ich wiederholen, dass ich Dich von der Gegenwart des Freundes unzertrennlich hielt, und dass bei seinem treuen Anblick alles in mir rege ward, was er uns so gern und edel gönnt? Ob Du gleich schwiegst, hatte ich allerlei zurechtgelegt, der Rückkehrende vermied uns, und es blieb liegen.
Nun da Du sagst, und so lieblich, dass Du mein gedenkst und gern gedenken magst: so höre doppelt und dreifach die Versicherung, dass ich jedes Deiner Gefühle herzlich und unablässig erwidre. Möge Dich dies zur guten Stunde treffen und Dich zu einem recht langen Kommentar über diesen kurzen Text veranlassen. Wäre ich Hudhud [der Wiedehopf, Liebesbote beim Dichter Hafiz], ich liefe Dir nicht über den Weg, sondern schnurstracks auf Dich zu. Nicht als Boten, um meiner selbst willen müsstest Du mich freundlich aufnehmen. Zum Schluss den frommen liebevollen Wunsch
Eja! Wären wir da!
Wolfgang Amadeus Mozart
(1756-1791)
an seine Braut / Frau Konstanze
Als Mozart seine spätere Frau Konstanze Weber kennenlernte, verliebte er sich zunächst in ihre ältere Schwester Aloysia, die seinen Heiratsantrag jedoch ablehnte. Vier Jahre später traf er Konstanze wieder und heiratete sie. Die beiden sollen trotz gegenteiliger Gerüchte eine glückliche Ehe geführt haben; Konstanze war in acht Jahren sechs Mal schwanger, doch nur zwei der Kinder überlebten. Mozarts früher Tod ließ Konstanze in einer prekären finanziellen Situation zurück; dennoch heiratete sie erst zehn Jahre später ein zweites Mal.
an die Braut
Liebste, beste Freundin!
Diesen Namen werden Sie mir ja doch noch wohl erlauben, dass ich Ihnen geben darf? So sehr werden Sie mich ja doch nicht hassen, dass ich nicht mehr Ihr Freund sein darf und Sie nicht mehr meine Freundin sein werden? Und wenn Sie es auch nicht mehr sein wollen, so können Sie es mir doch nicht verbieten, gut für Sie, meine Freundin, zu denken, wie ich es nun schon gewohnt bin. Überlegen Sie wohl, was Sie heute zu mir gesagt haben. Sie haben mir (ohngeachtet allen meinen Bitten) dreimal den Korb gegeben und mir gerade ins Gesicht gesagt, dass Sie mit mir nichts mehr zu tun haben wollten. Ich, dem es nicht so gleichgültig ist wie Ihnen, den geliebten Gegenstand zu verlieren, bin nicht so hitzig, unüberlegt und vernünftig, den Korb anzunehmen. Zu diesem Schritte liebe ich Sie zu sehr. Ich bitte Sie also noch einmal, die Ursach’ dieses Verdrusses wohl zu überlegen und zu bedenken, welche war, dass ich mich darüber aufgehalten, dass Sie so unverschämt unüberlegt waren, Ihren Schwestern, und in meiner Gegenwart, zu sagen, dass Sie sich von einem Chapeau haben die Waden messen lassen. Das tut kein Frauenzimmer, welches auf Ehre hält. Die Maxime, in der Compagnie mitzumachen, ist ganz gut. Dabei muss man aber viele Nebensachen betrachten; ob es lauter gute Freunde und Bekannte beisammen sind? Ob ich ein Kind oder schon ein Mädchen zum Heiraten bin? Besonders aber, ob ich eine versprochene Braut bin? Hauptsächlich aber, ob lauter Leute meines Gleichen oder niedrigere als ich, besonders aber Vornehmere als ich, dabei sind? – Wenn es sich wirklich die Baronin selbst hat tun lassen, so ist es ganz was anderes, weil sie schon eine übertragene Frau (die ohnmöglich mehr reizen kann) ist und überhaupt eine Liebhaberin vom etcetera ist. Ich hoffe nicht, liebste Freundin, dass Sie jemals so ein Leben führen wollten wie sie, wenn Sie auch nicht meine Frau sein wollen. Wenn Sie schon dem Triebe mitzumachen – obwohl das Mitmachen einer Mannsperson nicht allzeit gut steht, desto weniger einem Frauenzimmer – konnten Sie aber ohnmöglich widerstehen, so hätten Sie in Gottes Namen das Band genommen und sich selbst die Waden gemessen – (sowie es noch alle Frauenzimmer von Ehre in meiner Gegenwart in dergleichen Fällen getan haben), und sich nicht