abrupt ausgelöscht wurde, als die Kabine mit einer Geschwindigkeit von über hundert Stundenkilometern auf dem Betonboden des Schachtes aufschlug.
Stunden später stemmten Feuerwehrleute die Stahltür auf und fanden Elliots verdrehte Überreste. Niemand bemerkte, als einer von ihnen einen USB-Stick aus der Tasche des Opfers zog und wenig später unter Angabe fadenscheiniger Gründe den Einsatzort verließ.
Ein glühender Nachruf im Editorial honorierte Elliots unermüdlichen Kampf gegen die Korruption, doch schon nach einer Woche hatte die Welt seinen Tod vergessen – bis auf seine Familie, die wenig später umzog, da ihr altes Eigenheim von zu vielen Erinnerungen an die Vergangenheit heimgesucht wurde.
Kapitel 9
Malibu, Kalifornien
Spencer, Allie und Drake saßen auf der Veranda und betrachteten den Sonnenuntergang über dem Pazifik, jeder von ihnen mit einem kalten Bier in der Hand, während eine erfrischende Brise ihnen die Haare durcheinanderwirbelte. Ein paar Nachzügler und Strandfreaks zogen noch durch den Sand, während die enthusiastischsten Surfer ihre letzten Wellen des Tages beritten.
»Wie ist es denn unten in Laguna Beach, Spencer?«, fragte Allie, während die Sonne im Meer zu versinken schien.
»Großartig. Es gibt da nicht so viele Neureiche und Hollywoodstars wie in Malibu, aber viele fantastische Aussichten.«
»Hey, pass auf, was du sagst – du kannst doch nicht einfach meine Nachbarschaft schlecht machen.« Drake lachte und stieß mit Allie mit einer frischen Bierflasche an, von der das Kondenswasser herrlich abperlte. Allie seufzte und bewunderte dann wieder den lachsfarbenen Himmel.
»Ein Jammer mit dem Haus. Ich hoffe, du kriegst das geregelt«, sagte sie.
»Tja, irgendwie ist heutzutage nichts mehr einfach. Wie sieht es denn bei dir aus? Klingt ja so, als hättest du eine Menge mit dem Nachlass deines Vaters zu tun!«
»Ich hoffe, ich bekomme die letzten Dinge in den nächsten Wochen geregelt. Ich habe ein spitzenmäßiges Anwaltsteam aus Houston, das mir die schlimmsten Geier vom Leib hält.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich kann immer noch nicht fassen, wie viele von diesen Blutsaugern aus ihren Löchern kommen, sobald es irgendwo Geld zu holen gibt!«
»Frag mich mal«, sagte Spencer und verzog das Gesicht. »Hast du denn vor, in Texas zu bleiben?«
Allie fixierte irgendeinen Punkt in der Ferne, links von Drakes Schulter. »Das kommt darauf an. Hier ist es schon schön! Ich bin nur nicht sicher, ob ich mich an diesen Baywatch-Lifestyle gewöhnen könnte.«
»Hey, David Hasselhoff ist in Europa immer noch ein großer Star«, bemerkte Spencer.
»Gut zu wissen. Meinst du, abgehalfterte Schatzjäger können sich dort ebenfalls durchfüttern lassen?«, fragte Allie.
»Gutes Stichwort«, warf Drake ein. »Wir sollten noch etwas essen, bevor wir abfliegen. Es gibt hier ein paar tolle Restaurants in der Nähe!« Er schaute auf die Uhr. »Wir haben noch drei Stunden, bis wir am Flughafen sein müssen.«
»Man würde ja eigentlich denken, dass uns die CIA die ganzen Sicherheitskontrollen ersparen könnte. Als ob es irgendwelche Anschläge verhindert, wenn wir unsere Schuhe ausziehen und in den Nacktscanner steigen. Ich kann dir ein gutes Dutzend tödliche Waffen aufzählen, die du aus dem Scheiß machen kannst, der im Duty-Free-Shop verkauft wird. Meinen die wirklich, Terroristen haben keinen Internetzugang?«, grummelte Spencer.
»Für eine Sonderbehandlung sind wir wahrscheinlich noch nicht wichtig genug«, meinte Allie. »Außerdem sind schon allein Drakes Hände tödliche Waffen.«
»Absolut«, stimmte Drake zu, »du musst nur eine Waffe oder den Schlüssel zu einem Lambo hineinlegen und Bäm – Game Over für die bösen Jungs!«
Musik durchdrang die Stille, als sich die Schiebetür nebenan öffnete und Kyra auf ihre Veranda schwebte, bekleidet mit einer Yogahose und einem bauchfreien Sportoberteil. Sie hob ihr Bier und prostete allen zu: »Hi.«
Spencer lächelte wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland, woraufhin Allie die Augen verdrehte. »Ebenfalls Hi, schöne Frau«, säuselte er, während Drake etwas peinlich berührt winkte.
»Kommst du morgen eigentlich zu meinem Barbecue? Du hast es doch nicht vergessen, oder?«, fragte Kyra. Die leichte Brise trug einen Hauch von Vanille und Kokos herüber, als sie sich dem gläsernen Geländer näherte. Allie hustete.
»Öhm, ich kann leider nicht dabei sein«, sagte Drake, während die Röte unter Allies bohrendem Blick in seinem Gesicht aufstieg. »Ich muss für ein paar Tage die Stadt verlassen.«
»Ach, das ist aber schade. Dann bin ich mit meinen besten Freundinnen ganz allein. Wie langweilig.«
»Dabei verpasst Drake so ungern eine Orgie. Vielleicht kann man das später wiederholen?«, fragte Allie unschuldig in gesenktem Tonfall.
»Was?«, fragte Kyra. »Moment, ich drehe eben meine Musik leiser.«
»Sie hat gefragt, ob man das wiederholen kann«, warf Spencer ein.
»Hab auf jeden Fall viel Spaß«, schob Drake schnell hinterher.
»Ich versuche es.«
Drake stand auf und verschwand schnell im Haus, bevor das Gespräch eskalieren konnte, und Allie und Spencer folgten ihm. »Lasst mich schnell was anderes anziehen, dann können wir los«, sagte er, und flüchtete, ohne eine Antwort abzuwarten, in sein Schlafzimmer.
Auf Allies Wunsch hin aßen sie wenig später bei einem hervorragenden Italiener in Gravina am Pacific Coast Highway. Dann kehrten sie in Drakes Haus zurück, um auf das Taxi zum Flughafen zu warten. Die Fahrt nach Süden dauerte eine Stunde, dann waren sie im internationalen Terminal und hatten noch zehn Minuten Zeit. Alex wartete am Schalter von Cathay Pacific auf sie, er war lässig in Cargopants und ein zerknittertes Safarishirt gekleidet und sah dadurch eher aus wie ein Backpacker mit Midlife-Crisis, als ein CIA-Agent.
»Schön, dass ihr hier seid«, sagte er. »Der Check-in für die Erste Klasse ist da drüben. Ich fliege Businessclass.«
Drake fiel auf, dass seine Augen ununterbrochen im Terminal hin und her schauten, sogar in dem Moment, wo er sie alle begrüßte.
»Als Festangestellter muss man auf Luxus wohl verzichten«, witzelte Spencer.
»Kein Problem für mich, ich kann im Flugzeug super schlafen. Ich würde vorschlagen, dass auch ihr versucht, euch so viel wie möglich auszuruhen. Denn sobald wir gelandet sind, geht es sofort los. Nur auf die Genehmigungen müssen wir vielleicht noch ein bisschen warten.«
Sie checkten ein und gaben ihr Gepäck auf, dann begaben sie sich zur Sicherheitskontrolle. Natürlich gab es dort die unvermeidliche Schlange, wo gelangweilte Mitarbeiter Omas und Schulkinder durchsuchten, als ob sie Panzerfäuste im Handgepäck dabei hätten.
Nach einer halben Stunde Schlangestehen kamen sie endlich in der geräumigen Wartelounge der Ersten Klasse an. Aufgrund der Größe des Flugzeugs begann das Boarding bereits eine halbe Stunde vor Abflug, also surften sie noch ein wenig im Internet und stiegen dann ein.
Als die Boeing 777 endlich abhob, waren Drake und Allie bereits eingeschlafen. Spencer schaute hingegen zu, wie die Lichter von Los Angeles unter den Flügeln der Maschine verschwanden, während sie in den Himmel stieg. Nun würde das Abenteuer beginnen.
Kapitel 10
Peking, China
Jiao Long saß an dem langen Konferenztisch, ihm gegenüber sein Vorgesetzter Wu Xiaoping, seines Zeichens zweithöchster Befehlshaber im MSS. Neben ihm saß ein nervöser Techniker, dessen Aufgabe es war, die Server aus dem Hauptquartier