standen Collins und Alex auf. Sie verteilten die Flugtickets und verabredeten sich für zehn Uhr abends am Flughafen – die Maschine würde um ein Uhr nachts abheben.
Drake beäugte sein Ticket. »Warum nehmen wir nicht Spencers Maschine? Er hat eine G5.«
»Die Motoren werden gerade gewartet«, sagte Spencer, »ansonsten natürlich gern.«
»Machen Sie Alex noch eine Liste von allem, was Sie für die Expedition brauchen, dann lassen wir das für Sie in Thailand besorgen«, sagte Collins.
Allie schrieb ein paar grundlegende archäologische Bedürfnisse auf und gab den Zettel dann an Drake weiter, der noch einiges hinzufügte. Spencer las sich das Ganze durch und erweiterte die Liste um seine eigenen Punkte. Schließlich reichte er sie Alex, der große Augen machte, als er bei Spencers Wünschen ankam. »Das ist ja genug Bewaffnung für eine kleine Armee«, sagte er.
»Aber wir ziehen mitten in den Drogenkrieg, oder sehe ich das falsch? Sollen wir da mit Schreckschusspistolen herumwedeln?«, gab Spencer zurück.
»Das nicht, aber es gibt auch einen Mittelweg …«, setzte Alex an, bis Collins ihn unterbrach. »Sie kriegen, was sie wollen, Alex! Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren. Auch wir müssen noch eine Menge organisieren, bevor der Flug geht.« Er wandte sich Drake und Allie zu. »Haben Sie Reisepässe? Alles auf dem neuesten Stand?«
»Natürlich«, sagte Allie.
Auch Spencer nickte.
»Dann sehe ich Sie um Punkt zehn am LAX!«, sagte Alex.
Die zwei CIA-Männer verließen das Haus und Drake wandte sich an Spencer. »Was hältst du davon?«
Spencer holte tief Luft und stand auf, wobei er die Schultern kreisen ließ und sein Nacken laut hörbar knackte. »Ich befürchte, dieser Alex könnte im Einsatz ein Problem sein. Anscheinend will er nicht, dass wir Waffen haben, zumindest keine richtigen. Abgesehen davon denke ich, dass unsere Chancen schlecht stehen – sowohl, das Flugzeug zu finden, als auch den grünen Buddha. Vermutlich hätte ich bessere Aussichten, Unterwäschemodel in Mailand zu werden.«
Drake verzog das Gesicht. »Ich werde Salzsäure brauchen, um dieses Bild wieder aus meinem Kopf zu kriegen!«
Allie lachte. »Vielleicht haben wir aber Glück, du alter Pessimist!« Sie stand auf und warf Spencer einen fordernden Blick zu. »Lädst du mich jetzt endlich zu einer Probefahrt mit deinem Bumblebee da draußen ein, oder muss ich erst die Schlüssel klauen?«
»Drake hat ihn gestern schon fast zu Schrott gefahren. Der Typ ist echt ein Verkehrsrisiko!«, maulte Spencer.
»Stimmt doch gar nicht«, widersprach Drake mit einem Lächeln.
»Dann lass uns doch ein Rennen zwischen deinem FJ und meinem Lambo machen, das Ziel ist ein gutes Restaurant. Denn wenn wir erst mal da drüben sind, gibt es nur noch Affenhirne und Käfer.«
»Ich werde weder Käfer noch Affenhirne essen«, sagte Allie angeekelt.
»Mach dir keine Sorgen. Wir werden dir nicht sagen, was du da isst. Aber falls du einen Rückenpanzer in deiner Suppe findest, sag lieber nichts. Es gilt da drüben als unhöflich, sich zu beschweren!«
Kapitel 8
Chicago, Illinois
Elliot London schaltete den Radiosender ab, den er auf jeder Fahrt durch den Berufsverkehr hörte, als er in sein Viertel einbog – eine Ansammlung eingeschossiger Häuschen einer typischen Mittelklassesiedlung, die üblicherweise Namen wie Myrtle Cove oder Arlington Ridge hatten. Elliots Heimat nannte sich Bel Aire Forest, obwohl bis auf ein paar zierliche Birken, die am Eingang der Gemeinde gepflanzt worden waren, kein Wald weit und breit zu sehen war. Schon acht Jahre wohnte er hier ruhig und komfortabel mit seiner Frau Diane und seinen fünfjährigen Zwillingstöchtern.
Er hatte sich bei seiner Zeitung vom Junior-Reporter zum erfahrenen Enthüllungsjournalisten hochgearbeitet und war an zahlreiche Überstunden und enormen Druck gewöhnt, wenn er eine spannende Geschichte verfolgte. Elliot hatte schon diverse Auszeichnungen für seine Berichterstattung zu lokalen wie nationalen politischen Verwicklungen erhalten. Seine Veröffentlichungen hatten einen Senator zum Rücktritt gezwungen, einen Generalstaatsanwalt aus dem Amt gebracht und einen hochrangigen Priester der Pädophilie überführt.
Natürlich bewegte er sich damit in einem Bereich, in dem handfeste Drohungen zur Tagesordnung gehörten. Sein Vater, in dessen berufliche Fußstapfen er getreten war, hatte immer gesagt: Wenn du den Leuten nicht auf die Füße trittst, nimmst du deinen Job nicht ernst. Man muss dazu sagen, sein Vater war in einer ganz anderen Welt tätig gewesen, denn heutzutage gab es im Prinzip nur noch sechs riesige Firmen, die alle Medienmacher unter Kontrolle hatten, seien es nun Printmedien, das Fernsehen oder Online-Nachrichten. Auch wenn es ihm ganz und gar nicht passte, musste Elliot vorsichtig agieren, um nicht bei einer der vielen Übernahmen oder Insolvenzen, die in der Branche alltäglich waren, seinen Job zu verlieren. Schließlich hatte er eine Hypothek auf sein Haus zu bedienen und für die Bedürfnisse seiner Töchter zu sorgen – eine von ihnen brauchte besondere Lernhilfen und Medikamente. All das bremste seine angeborene Sensationslust ein wenig.
Als Elliot die Auffahrt seines Eigenheimes erreicht hatte, seufzte er erleichtert und schaltete den Motor aus. Endlich war ein weiterer harter Arbeitstag zu Ende gegangen und er konnte sich auf seine Familie freuen. Als er sich selbst im Rückspiegel erblickte, wunderte er sich über das Äußere des Mannes, den er kaum noch erkannte. Alt war er inzwischen geworden, er hatte dicke Tränensäcke unter den Augen und sein Haar war so schütter, dass er kaum noch Ähnlichkeit mit den Fotos aus seiner College-Zeit hatte. Sein ganzer Körper zeigte deutlich die Auswirkungen des Alterns und der Schwerkraft. Wo waren seine guten Jahre bloß hingegangen, fragte er sich, bis er beschloss, das Jammern bleiben zu lassen. Es hatte doch keinen Sinn, sich über Dinge Gedanken zu machen, die nicht zu ändern waren.
Er beschritt den Weg zur Haustür und stellte dann sicher, dass er beim Aufschließen der Tür genug Lärm machte, damit seine Töchter ihn auf jeden Fall hörten. Denn sie liebten es, ihn am Ende eines jeden Arbeitstages zu begrüßen, wobei es ihm fast noch mehr Freude bereitete, als seinen beiden Prinzessinnen. Denn auch sie würden schnell groß werden und er dann noch älter sein.
Die beiden Mädchen kamen den Flur heruntergerannt und er lächelte, als sie sich näherten. »Daddy, Daddy!«, schrien sie im Einklang und er lachte über die in ihren Gesichtern verschmierten Essenszutaten – bestimmt hatten sie wieder versucht, ihrer Mutter beim Kochen zu helfen.
»Hailey, Casey, ich könnte schwören, ihr beiden seid noch hübscher geworden, während ich auf der Arbeit war. Wie ist das überhaupt möglich?«, fragte Elliot mit gespieltem Erstaunen, als er seinen Aktenkoffer abstellte und sie in den Arm nahm.
»Hallo Schatz, wie war dein Tag?«, rief Diane aus der Küche. Sie unterrichtete eine dritte Klasse und kam dadurch immer ein paar Stunden vor Elliot nach Hause. Für die beiden funktionierte diese Aufteilung prima und ihre Ehe hatte den Test der Zeit ohne größere Probleme überstanden.
»Nicht schlecht. Ich habe gegen Windmühlen gekämpft! Die Mächtigen in die Knie gezwungen! Unrecht in Gerechtigkeit verwandelt! Also ganz das Übliche«, sagte Elliot und ließ seine Töchter wieder los.
»Ach, bevor ich es vergesse, heute hat wieder jemand eins von diesen Computerdingern in den Briefkasten geworfen. Ist bestimmt für dich.«
»Wo ist es denn«, fragte Elliot, wobei er für seine begeisterten Zwillinge ein paar lustige Grimassen schnitt.
»Auf dem Esstisch!«
»Danke. Ach, und wo wir gerade von Essen sprechen …«
»Es gibt heute Lasagne! In einer halben Stunde ist es soweit.«
»Ich hoffe, es ist die herzfreundliche Variante – mit extra viel Käse und Soße?«
»Natürlich,