Walter Serner

Krimis & Erotische Erzählungen


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ist jetzt schon das dritte Mal!« entfuhr es dem Zorn Blanches.

      »Was denn,« äußerte Numi so nebenhin.

      »Ach, immer wieder nichts.«

      »Hör mal,« begann Numi nach einer Weile, da es ihm gelungen war, den Namen Schuntes unter der Depesche zu lesen. »So weit ich mich erinnere, hast du noch fünf Francs. Wie wär’s, wenn wir essen gingen?«

      »Je n’ai rien du tout.« Blanche pfiff die große Arie aus Aida.

      »Aha, Schunte!«

       »Ça ne te regarde pas.«

      »Ja, der große Verbrecher, der sich francsweise durchs Leben gaunert.«

      »Du bist eifersüchtig.«

      »Mitnichten. Aber als er mir den Vorschlag machte, ihm zwei Francs zu pumpen, damit er eine in die Tausende gehende totsichere Sache nicht im letzten Moment wegen Körperschwäche aufgeben müsse, ließ ich ihn glatt stehen.«

      »Ist das wahr?«

      »Ebenso wahr wie der Verlust von acht Francs seitens des freundlichen Knaben Kralup, der so naiv war, zu glauben, ohne diesen Betrag müßte ein Kamerad Schuntes in Rotterdam auf vier Jahre ins Gefängnis wandern, mit dreitausend Gulden in der Tasche.«

      »Hm.« Blanche war enorm nachdenklich geworden.

      »Apropos, ais du vorhin draußen warst, brachte ein Scheusal von einem Straßenjungen ein Paket für dich … Hier.«

      Blanche stürzte sich darauf.

      Plötzlich aber schrie sie auf: »Mais non! Das ist ja mein eigener Rock? Der, den ich seit Wochen vergeblich suche.«

      Numi zuckte die Achseln und mimte vortrefflich den Ahnungslosen.

      Den Rock auf den zuckenden Knien, saß Blanche sekundenlang unheildrohenden Gesichts da.

      Plötzlich schaute sie scharf nach Numi, der sich jedoch durchaus nicht irritieren ließ.

      Nun versagten ihre Nerven. Sie sprang auf und schrie: »Je ne comprends pas ça! Wie kommt Schunte zu meinem Rock?«

      »Schunte?« wunderte sich Numi nett. »Er wird ihn dir wohl geklaut haben.«

      »Hör, Numi! Schunte hat mir, als er heute hier war, versprochen, mir ein Kostüm zu schicken. Und nun … je ne comprends pas ça!«

      »Er hat jedenfalls einen alten Kleiderhandel. Vielleicht verschafft er sich die Ware stets so, wie dir dieser Rock abhanden kam. Infolge seines stattlichen Lagers hat er sich wohl diesmal geirrt.« Numi musterte den schadhaften Plafond.

      »Ein Straßenjunge brachte den Rock, sagtest du?«

      Numi nickte kaum.

      Blanches Lippen verrissen sich kläglich.

      »Wieviel hat er dir denn im ganzen bereits abgeschwindelt?« fragte Numi plötzlich scharf.

       Blanche, die ohne es zu merken, langsam in Numis Gewalt hinübergeht, sagte leise: »Vielleicht dreißig Francs.«

      Numi lachte unverhohlen: »Nun, der Rock ist keine zehn Francs mehr wert und sollte dich wohl wenigstens so weit trösten, um noch weitere dreißig Francs aus dir herauskitzeln. Kein Zweifel, Schunte ist ein großer Verbrecher.«

      Blanche sank gebrochen auf eine Kiste.

      »Komm, mein Kind, wir gehen jetzt zu Beltrami essen.« Numi preßte seine Hand fest auf ihre Schulter. »Das Weitere wird sich finden, wenn du parierst.«

      Blanche fiel ihm um den Hals.

      Eine unhaltbare Konstellation

       Inhaltsverzeichnis

      »… und als ich die Stufen der Manhatten-Kirche hinabrannte, um Ellie einzuholen, zertrat ich eine Taube und fiel in den Dreck.« Bert schnob erbärmlich.

      »Ellie? Wer ist das?« Eric zerrte massierend der Reihe nach an seinen Fingern, bis sie knackten. »Ach ja. Macht sie nicht Zigarettenschachteln naß, wenn sie ihre Prügelnarben wegschminken will?«

      Berts ohnehin nicht allzu schöne Augen stiegen tierisch hervor: »Erstens befindet sich Ellie jetzt in einem Geschäft in Brooklyn und zweitens möchte ich baden.«

      Eric schob still einen Cake auf die Zunge, die ihn schnell nach hinten zog.

      Berts Schläfen füllten sich mit Blut: »Also?«

      Eric, der die Aufregung anderer stets als unberechtigte Störung empfand, schluckte sich mißlaunig den Mund leer: »Landschaften verursachten mir von je Gram und du – beständig Kummer.«

      Berts dicke Nasenflügel schoben sich bösartig nach unten zusammen. Da hatte er jedoch den ausgezeichneten Einfall, eigenmächtig und ohne weiteres das Badezimmer zu benützen.

      Eric, der Schritte im Flur gehört hatte, kümmerte sich nicht um ihn.

      Menette tschinderte meisterlich über das Parkett und tat knapp vor dem Klubfauteuil eine blitzschnelle Wendung, so daß sie genau sitzend hineinschoß: »O heaven!«

      Worauf sie, ohne Eric auch nur im mindesten zu beachten, mit etwa einem Dutzend verschiedener Stifte ihr Gesicht aufzufrischen begann.

      Eric pendelte sich hinter sie und nahm rasch über ihre Schultern hinweg unter der Achsel hervor ihren apfelgroßen Busen in die Hand.

      »Ich schätze das nicht,« zwitscherte sie, ohne aber Eric zu behindern.

      Bei diesen Worten, Menettes Leibredensart, schwamm es Eric süß durch den Rumpf und anschließende Körperteile.

      Dann fragte er zu seiner Beruhigung: »Weißt du, wo Jack ist?«

      »Bei Mabel.«

      »Und Bobby?«

      »Der hat sich erschossen.«

       »Verflucht! Ich hatte ein Rendez-vous mit ihm.«

      Entzückt zog Menette Erics Lippen auf ihren frisch duftenden Mund …

      Glasigen Auges stierte Eric auf die hold bebenden Brüste Menettes, die nachher stets einschlief, als er den dumpfen Schrei vernahm:

      »Eric, ein Handtuch!«

      Es kam ihm sauer in den Hals. Sein Kopf wackelte empört. Dann stand er knirschend auf.

      Neben der in den Boden eingekachelten Wanne rutschte er aus und purzelte in das von Berts Dreck geschwärzte Wasser.

      Bert, der Erics fliegendem Arm noch rechtzeitig das Handtuch entrissen hatte, drückte sich, nur mäßig bekleidet; und bald darauf, von wilder Schadenfreude erfüllt, in jenes Klubfauteuil, von dem aus seinem heftigen Glotzen die schlafende Menette nicht zu entgehen vermochte.

      Alsbald durchstachen Schweißtropfen seine Stirn. Seine Knie erzitterten. Seine Zunge spielte selbständig zwischen den klaffenden Zahnen.

      Hierauf aber näherte er sich übertrieben unbefangen Menettes Lager.

      Eine Parkettdiele, die einen gequälten Ton von sich gab, vernichtete Berts Unternehmung: Menettes Augen entkniffen sich.

      »Das schätze ich nicht,« zirpte sie ins Leere.

      Das stolz begonnene Lächeln Berts verglitt.

      »Was, Sie hier? Und in diesem Aufzug?«

      Bert platschte sich entsetzt das feuchte Handtuch um seine zottige Brust. Unwillkürlich nahm er eine abruzzenhafte Stellung ein.

      »Retten Sie sich! Wenn Eric kommt, erschlägt er Sie!« Infolge Menettes Kleinheit wirkte ihre Stimme lauter, als sie war.

      »Pst!« machte Bert geistesgegenwärtig und leckte, Menette unentwegt beglotzend, schwermütig seine wulstigen Lippen.

      Menette