Walter Serner

Krimis & Erotische Erzählungen


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daß Huri …«

      Ilonka ließ ihren knurrigen Blick nicht von Kaudor packen. »Maul halten, du Gauner! Du willst dich natürlich wieder auf das i ausreden.«

       »Das wäre eine zu schwache Genugtuung. Kiii.« Slonker vermittelte einen Stieglitz. »Laß das Odium … Sagt man Odium?«

      Kaudor nickte bestürzt.

      »… da das Odium dieses amüsanten Verdachtes auf dir lasten, bis du dir die Bestätigung seiner Grundlosigkeit persönlich geholt hast.«

      Ilonka, die nicht verstand, aber zu vermuten schien, daß es eine Schmeichelei sei, betrachtete mit unschlüssiger Bewunderung ihren Busen.

      »Du weißt nicht, Ilonka,« Kaudors blitzende Äuglein bissen sich geradezu fest, »daß diese altmohamedanische Spezies von femina dazu berufen war, mit der Herstellung von Kunstzwiebeln zum Zwecke der Herbeiführung mystischer Verdauungsstörungen und der dadurch unheimlich gesteigerten Weihekraft der Oberpriester sich zu befassen.«

      Slonker lächelte vornehm: »Hör mal, du Mitteleuropäer peinlichster Obs … Obst …«

      »… servanz, Observanz, mein Liebling.« Kaudor küßte innig seine schwarzen Fingerspitzen. »He, Ilonka, kannst du bralasuren?«

      »Nein,« hauchte Ilonka preziös, und ihre Rougeflecken verdunkelten sich merkbar.

      »Bim.« Slonker verstummte, scheinbar irgendwie konsterniert.

      Kaudor kratzte sich ausschließlich.

      In diesem Augenblick entstand ein selbst für ein Pariser Café sehr ungewöhnliches Geräusch.

      Schließlich entdeckten alle drei fast gleichzeitig, daß ein wahrscheinlich unglücklich verliebter Herr im Sitzen in eine auf dem Fußboden befindliche Konservenbüchse zu urinieren trachtete. Leider vergeblich.

      Die hingebungsvolle Betrachtung dieses seltenen Vorfalles störte einerseits der intervenierende Kellner, andererseits Flou und Pepino, die soeben in das Café ein-und direkt auf das Trio losschwänzelten.

      Ilonka riß, wie stets bei Annäherung eines feindlichen Weibes, unterm Tisch an ihren Fingern, klemmte die Zunge zwischen die Zähne und sah leise wütend von Mund zu Mund.

      »Ça va?« Flou hob ihr Röckchen bis unter den Busen.

      »Und da ist sie unzufrieden, wenn ganz Paris ihre Spitzenhöschen kennt,« äußerte Kaudor nachdenklich.

      »Das habe ich nie gesagt,« quietschte Flou. »Wer sagt das?«

       »Slonker.«

      »Du? … Sie?« verbesserte sie und wurde plötzlich leidend.

      »Tu vois, ma gosse, je sais tout,« trillerte Pepino, rittlings einen Stuhl besteigend.

      Slonkers Haltung geriet jedoch nicht um Haaresbreite ins Wanken. »Kaudor dahingegen sagte, daß Sie … daß du …« korrigierte er einfach genial, »… daß du sogar bereits seit vier Jahren behauptetest, ganz Paris kenne deine Spi–«

      »Pfui, Kaudor, schämen Sie sich!« Flous lockere Situation machte sie völlig blöde: »Sie wollen sich wohl rächen?«

      »C’est-à-dire venger?« Pepino holte sich grübelnd eine lange Zigarre aus dem Stiefel. Dann seufzte er kordial: »Also auch Monsieur Kaudor. Gutt, gutt.«

      Ilonka riß längst nicht mehr an ihren Fingern. Sie stocherte, ein gefährliches Signal, mit einem Streichholz in einer ihrer zierlichen Ohrmuscheln.

      Alsbald tiefstes Schweigen, nur von dem leisen Klirren der Sporen Pepinos unterbrochen und dem endlich vor sich gehenden Bekleidungstrieb des wahrscheinlich unglücklich verliebten Herrn.

      Plötzlich aber ergriff Ilonka ihre beiden Oberschenkel. »Sie wollen nach New York, Flou?«

      »Ich denke nicht daran.«

      »C’est rigolo,« piepste Pepino.

      Slonker und Kaudor blickten melancholisch in die Ferne.

      »New York ist auch wirklich viel zu gemein.« Ilonka ging zweifellos zielbewußt vor.

      »Natürlich,« versicherte Flou für alle Fälle, jedoch ein wenig ängstlich.

      »Und dann soll in der Nacktgeschäften serr schlekt gezahlt sein.« Pepino beklopfte liebevoll den Bauch seiner Zigarre.

      »Nacktgeschäft ist wonnig,« flüsterte Kaudor hingerissen.

      »Wunderbar,« visperte Slonker.

      »Na, den Tischautomaten erleben Sie nie im Leben, Pepino.« Ilonka ließ nicht locker.

      »Pissotomaten? Comment? Ich?« Jetzt geriet auch Pepino ein wenig aus der auf zwei Stuhlbeinen hergestellten Sattelbalance.

      Kaudor und Slonker stierten glasig in die Landschaft.

      Ilonkas Augen erweiterten sich miteins heilseherisch: »Pepino, Sie werden vielleicht wissen, was ›Saravala‹ bedeutet.«

      »Sa … Sara … vala? … O ja. So das Pferd von Champigny chaben gecheissen, welches vor acht Tagen chat gebrochen beider Beine.« Pepino fühlte sich immerhin erleichtert.

      »Ja, aber was bedeutet dieses Wort?«

      »Och, Champigny herstellt die Namen für Viecher selber. Das ist sehr vornehm, man es nicht versteht.«

      »So.« Ilonka schlug sich bereits mit einem Kaffeelöffel regelmäßig in die Schläfengegend: das Katastrophensignal.

      Da zuckte ein rettender Ruck durch Slonkers Erstarrtheit: »Dann wissen Sie wohl auch, Pepino, was ›bralasuren‹ bedeutet.«

      »Aaaaaaber …« machte Pepino schwer ergötzt und verlor fast seine Balance.

      »Nun? Bitte reden Sie! Ihre Antwort ist für mich von äußerster Wichtigkeit.« Slonker bezwinkerte Kaudor und Pepino kühn.

      »C’est rigolo … Bralasuren? C’est-à-dire, das sein eine Fackausdruck, eine von Jargon von die Rennbahn … c’est-à-dire, wenn ein Gaul bei die Be … bei die Beschälung …«

      Doch schon warf sich Ilonka heulend auf Kaudor, der, dies längst vorhersehend, ihr den ambulanten Kleiderständer in die geöffneten Arme stieß.

      Slonker schrie begütigend: »Aber, Ilonka, du kannst doch gar nicht bralasuren!«

      Pepino fraß seine Zigarre auf.

      Flou näherte sich augenscheinlich dem Irrsinn.

      Endlich gelang es dem Kellner und Slonker, Ruhe zu erpuffen.

      Dann, nach einem Schweigen von penetrantester Peinlichkeit, sagte Kaudor und seine Brust hob sich gewaltig: »Solange man die Makrobiotik …«

      »Maquereau, jawohl, das bist du!« keuchte Ilonka und schritt majestätisch auf die Straße.

      »Bim … Kruh … Kiii …« Slonker begann zu stinken.

      Kaudor kratzte sich wie sinnlos.

      Flou aber folgte Ilonka fluchtartig und in dumpfer Kollegialität.

      Pepino meinte nach einiger Zeit: »O ces gosses! Man muß brauchen das Kantare.« Hierauf wandte er sich gleichgültig dem Billard zu.

      »Weiß ich.« Slonker, der einen neuen Prim eingelegt hatte, spie in mächtigem Bogen aus. »Leider aber, edler Kaudor, zu wenig Fremdworte, um so erfolgreich zu wüten wie du.«

      »Ach, du blaguierst auch nicht übel!« Kaudor hüstelte, vielleicht ironisch. »Aber daß du mir nicht erzählt hast, daß du mit Flou …«

      »Sie hat zu dünne Beine.«

       »Hm, gegen mich hat sie eine Idiosynkrasie.«

      »Eine Idio …?«

      »… synkrasie.«

      »Du bist ein Idiot.«

      »Das