Lärm der aristokratischen Welt wich mehr und mehr hinter ihm zurück. Und schließlich drückte unser Ehrgeiziger, als er das Pflaster von Houmeau betreten hatte, die Hand seines Bruders und gab dem Bunde der glücklichen Liebenden seine Zustimmung.
»Vorausgesetzt, dass dein Vater nicht gegen diese Ehe ist!« sagte er zu David.
»Du weißt, wie wenig er sich um mich kümmert! Der alte Herr lebt für sich; aber ich will ihn morgen in Marsac besuchen, und wenn es nur wäre, um ihn dazu zu bringen, dass er den Umbau bewerkstelligt, den wir brauchen.«
David begleitete den Bruder und die Schwester zu Frau Chardon, die er mit der Dringlichkeit eines Mannes, der es eilig hat, um Evas Hand bat. Die Mutter nahm die Hand ihrer Tochter, legte sie freudig in die Davids, und der Liebende fasste Mut und küsste seine schöne Verlobte, die ihm errötend zulächelte, auf die Stirn.
»So sehen die Verlobungen der Armen aus«, sagte die Mutter und hob die Augen zum Himmel, wie um den Segen Gottes zu erflehen. – »Du hast Mut, mein Sohn,« wandte sie sich zu David, »denn wir sind im Elend, und ich fürchte, dass es ansteckend ist.«
»Wir werden reich und glücklich sein«, sagte David ernst. »Zunächst werden Sie Ihren Beruf als Krankenpflegerin aufgeben und mit Ihrer Tochter und Lucien in Angoulême wohnen.«
Die drei Kinder beeilten sich nun, ihrer erstaunten Mutter ihren reizenden Plan zu erzählen, und sie überließen sich einer von den begeisterten Familienplaudereien, wo man im voraus alle Ernten einbringt und alle Freuden vorwegnimmt. David musste vor die Tür gesetzt werden; er hätte gewünscht, dieser Abend nähme kein Ende. Es schlug ein Uhr, als Lucien seinen künftigen Schwager bis zum Palet-Tor zurückgeleitete. Der wackere Postel, den diese ungewöhnliche Lebhaftigkeit unruhig machte, stand hinter seiner Jalousie; er hatte das Fenster geöffnet und sagte bei sich selbst, als er zu dieser Stunde bei Eva Licht sah:
»Was ist denn bei Chardons los?«
»Junge,« rief er, als er Lucien zurückkehren sah, »was ist denn mit euch? Braucht ihr mich vielleicht?«
»Nein,« antwortete der Dichter; »aber da Sie unser Freund sind, kann ich Ihnen die Sache sagen: meine Mutter hat David Séchard die Hand meiner Schwester versprochen.«
Statt jeder Antwort schloss Postel heftig sein Fenster. Er war verzweifelt, dass er nicht um Fräulein Chardon angehalten hatte.
David kehrte nicht nach Angoulême zurück. Er schlug die Straße nach Marsac ein. Er schlenderte langsam zu seinem Vater hinaus und erreichte den Weinberg, der an das Haus grenzte, in dem Augenblick, als die Sonne aufging. Unser Liebender bemerkte den Kopf des alten Bären über eine Hecke hinweg unter einem Mandelbaum.
»Guten Morgen, Vater!« sagte David zu ihm. »Was! du bist das, Junge? Wie kommst du zu dieser Stunde auf die Landstraße? Tritt hier ein«, sagte der Winzer und wies seinem Sohn eine kleine Gittertür. »Meine Reben haben alle abgeblüht, keine hat Frost abbekommen! Es gibt dies Jahr mehr als zwanzig Ohm auf den Morgen. Aber wie das auch gedüngt ist!«
»Vater, ich muss mit dir von einer wichtigen Sache sprechen.«
»Nun, was machen unsere Pressen? Du musst klotziges Geld verdienen.«
»Ich werde es verdienen, Vater, aber gegenwärtig bin ich nicht reich.«
»Sie tadeln mich hier alle, dass ich so viel dünge«, entgegnete der Vater. »Die Bourgeois, d. h. der Herr Marquis, der Herr Graf, der Herr Soundso behaupten, ich nähme dem Wein die Qualität. Nun hör mal zu! Diese Herren ernten sieben, manchmal auch acht Stückfässer auf den Morgen und verkaufen sie zu sechzig Franken das Stück, das macht also in den guten Jahren höchstens vierhundert Franken auf den Morgen. Ich gewinne zwanzig Stück und verkaufe sie zu dreißig Franken, in Summa sechshundert Franken. Wer ist nun der Dummkopf? Die Qualität! die Qualität! Was liegt mir an der Qualität! Die können sie meinetwegen für sich behalten, ihre Qualität, die Herren Grafen! Für mich sind die Taler die Qualität! Was sagst du?...«
»Vater, ich verheirate mich. Ich wollte dich fragen...«
»Mich fragen? Was! Nicht im geringsten, mein Junge. Verheirate dich, ich stimme zu; aber geben kann ich dir nichts, ich habe keinen Heller. Die Gebühren haben mich ruiniert! Seit zwei Jahren habe ich Gebühren, Steuern, Auflagen aller Art zu zahlen; die Regierung nimmt alles. Der größte Teil des Vermögens wandert zur Regierung! Seit zwei Jahren haben die armen Winzer nichts verdient. Dieses Jahr lässt sich nicht übel an, aber meine verfluchten Ohmfässer kosten schon elf Franken das Stück. Die Ernte wird für den Böttcher sein. Warum willst du vor der Weinlese heiraten?«
»Vater, ich wollte nur um deine Zustimmung bitten.«
»Ah, das ist eine andere Sache! Ich bin nicht neugierig, aber wen heiratest du?«
»Ich heirate Fräulein Eva Chardon.«
»Was ist das für eine? Wovon lebt sie?«
»Sie ist die Tochter des verstorbenen Herrn Chardon, des Apothekers von Houmeau.«
»Du heiratest eine Tochter des Houmeau, du, ein Bürgersmann, du, der Buchdrucker des Königs in Angoulême? Das sind die Früchte der Erziehung! Darum lässt man seine Kinder studieren! So! Sie ist also sehr reich, mein Söhnchen?« sagte der alte Winzer und trat mit schmeichelnden Mienen näher an seinen Sohn heran; »denn wenn du eine Tochter des Houmeau heiratest, muss sie einen schönen Batzen haben! Schön! Du wirst mir meine Miete bezahlen. Weißt du, mein Junge, dass du nun zweieinviertel Jahr die Miete schuldig bist? Das macht zweitausendsiebenhundert Franken, die mir sehr gelegen kämen, um den Böttcher zu bezahlen. Von jedem anderen, als meinem Sohn, hätte ich das Recht, Zinsen zu verlangen, denn schließlich, Geschäft ist Geschäft; aber ich erlasse sie dir. Nun also, was hat sie?«
»Sie hat, was meine Mutter hatte.«
Der alte Winzer wollte ausrufen: »Sie hat nur zehntausend Franken!« Aber er erinnerte sich, dass er seinem Sohn keine Rechnung gelegt hatte, und rief:
»Sie hat nichts!«
»Das Vermögen meiner Mutter war ihre Klugheit und ihre Schönheit.«
»Geh auf den Markt damit und sieh, was du dafür bekommst! Heiliges Donnerwetter! Was haben die Väter für ein Pech mit ihren Kindern! David, als ich mich verheiratet habe, war mein ganzes Vermögen eine papierene Zipfelmütze auf dem Kopf und meine beiden Arme; ich war ein armer Bär; aber mit der schönen Druckerei, die ich dir geschenkt habe, mit deiner Betriebsamkeit und deinen Kenntnissen musst du eine Städterin heiraten, die dreißig-, vierzigtausend Franken hat. Steck deine Liebschaft auf, und ich will dich selber verheiraten! Wir haben eine Meile von hier eine Witwe von zweiunddreißig Jahren, eine Müllersfrau, die für hunderttausend Franken Land hat; das ist 'ne Sache für dich. Du kannst ihre Güter mit denen von Marsac verbinden, sie grenzen aneinander! Ach! was für ein schönes Anwesen hätten wir und wie würde ich es verwalten! Man sagt, sie will sich mit Courtois, ihrem ersten Gesellen, verheiraten. Du bist noch mehr wert als er! Ich würde die Mühle führen, während sie in Angoulême die Dame spielen könnte.«
»Vater, ich bin verlobt...«
»David, du verstehst nichts vom Geschäft; ich sehe, du ruinierst dich. Jawohl, wenn du dich mit dieser Tochter des Houmeau verheiratest, werde ich streng auf deine Verpflichtungen sehen, ich werde verlangen, dass du mir meine Miete zahlst; denn mir ahnt nichts Gutes. Oh! meine armen Pressen, meine Pressen! Was für ein Geld hat es gekostet, euch zu ölen, euch instand zu halten und euch laufen zu lassen. Nur ein gutes Jahr kann mich darüber trösten.«
»Vater, mir scheint, bis jetzt hab ich dir wenig Kummer gemacht...«
»Und sehr wenig Miete bezahlt»«, antwortete der Winzer. »Ich wollte dich außer deiner Zustimmung zu meiner Verehelichung bitten, mir den zweiten Stock dieses Hauses und über dem Schuppen noch ein Gelass bauen zu lassen.«
»Prost die Mahlzeit, ich habe keinen Heller, das weißt du. Überdies wäre das gerade, als wollte ich das Geld ins Wasser werfen! Ah! du stehst früh am Morgen auf, um Bauereien von mir zu verlangen, die