werde ich Ihnen Ihr Honorar in mexikanischen Goldpesos auszahlen. Ich hoffe, das macht Ihnen nichts aus?«
Sein fragender Tonfall veranlaßte Kid zu einer wegwerfenden Handbewegung.
»Keineswegs, Mister. Nur ist die Antwort noch nicht vollständig.«
Die Mundwinkel des Kreolen zogen sich herab, und über seiner Nasenwurzel bildeten sich zwei steile Falten. Darüber hinaus schien seine ganze Haltung anzudeuten, daß er sich durch diese Einwände des sommersprossigen Burschen belästigt fühlte.
»Sie werden Ihr Geld bekommen, sobald wir dies Unternehmen hinter uns haben, Chico.«
Das Gesicht Kids verhärtete sich und schien dabei schmaler und fanatischer zu werden.
»Nennen Sie mich gefälligst nicht ›Kleiner‹, Mendoza!« stieß er scharf hervor. »Ich werde meine Arbeit übernehmen wie jeder andere. Da dürfte Ihnen mein Alter doch gleichgültig sein.« Er ließ Mendoza gar nicht erst zu einer Entgegnung kommen und fuhr im selben Atemzug fort: »Immerhin haben wir es mit einem ziemlich starken Gegner zu tun, nicht wahr? Da ist es nicht ausgeschlossen, daß Sie getroffen werden. Und was ist dann mit unserem Geld?«
»In diesem Falle«, sagte Mendoza mit erzwungener Beherrschung, »wird Ihnen Jesse Szabo oder Calvaro Ihr Geld auszahlen. Genügt Ihnen das?«
»Dieser zerlumpte...«, setzte Kid zu einer höhnischen Frage an.
»Si, Señor«, fiel ihm Calvaro mit einem starren Lächeln ins Wort. »Und an Ihrer Stelle würde ich die Worte des Patrons nicht anzweifeln.«
Kid schluckte. Da griff Obadja Sterling ein uns sagte: »Du hältst jetzt den Mund, Junge. Da ist nämlich noch etwas anderes, Señor Mendoza. Nicht nur Sie, sondern auch der eine oder andere könnte bei dieser Sache erwischt werden. Und wir haben untereinander eine Abmachung, daß diejenigen, die mit heiler Haut davonkommen, auch die Anteile der anderen kassieren. Was halten Sie davon?«
»Ich habe nichts dagegen«, antwortete er mit der lässigen Überlegenheit eines Mannes von Welt. »Oder hatten Sie geglaubt, daß ich versuchen würde, den Lohn der Gefallenen zu sparen?«
»Wir glauben gar nichts, Señor«, gab Obadja Sterling krächzend zurück. »Oder nur das, was wir sehen. Und das ist eine Methode, die sich noch immer bewährt hat. Ich denke, Sie können uns das nicht verübeln.«
Mendozas dünnes Lächeln schien diese Ansicht zu bestätigen. Er strich sich über sein Lippenbärtchen und wandte sich nun wieder der ganzen Mannschaft zu.
»Nachdem diese Probleme gelöst sind, können wir vielleicht auf das eigentliche Thema kommen, Señores. Sie sollten sich darüber im klaren sein, daß die Leibwache von Antonio Villegas aus ausgesuchten Männern besteht. Zwar hat er sie in Uniform gesteckt, weil er sie noch immer als eine Art Privatarmee betrachtet, aber in Wirklichkeit handelt es sich um ehemalige Guerilleros aus seinen revolutionären Banden, und jeder von ihnen ist als ausgekochter Pistolero zu betrachten. Halten Sie sich das vor Augen, wenn es hart auf hart geht, und geben Sie kein Pardon. Wenn dieses Unternehmen scheitern sollte und wir seiner Exellencia in die Hände fallen, dann dürften auch wir aller Sorgen um die Zukunft enthoben sein. Sie wissen, was ich meine.«
Er ließ nach dieser dramatischen Einleitung eine bedeutungsschwere Pause eintreten und gab Jimenez einen Wink. Der Mexikaner ging hinter die Theke und reichte Mendoza ein Stück Holzkohle. Don Ramon trat an die hellgetünchte Adobewand und entwarf mit wenigen Strichen eine grobe Skizze.
»Der Palacio Pinacate liegt einige Meilen südöstlich der Garnisonsstadt Caborca und gleicht in seiner ganzen Anlage einer großen Hazienda«, erläuterte er dazu. »Wir werden von Süden her durch das Buschland kommen, so daß wir keine Entdeckung zu befürchten haben. Auf dieser Seite befinden sich auch die Wirtschaftsgebäude, die Stallungen und die Quartiere für die Wache und die Bediensteten. Bei Nacht sind ständig zwei Doppelstreifen unterwegs, die sich in entgegengesetzter Richtung bewegen. Calvaro kennt die Streifenwege genau und wird uns an Ort und Stelle nähere Einzelheiten verraten. Außerdem aber befinden sich mindestens zwei Posten im eigentlichen Palacio und einer in der Nähe des Portals.«
»Demnach ist also der Rest der Wache, ungefähr ein Dutzend Burschen, in den Quartieren?« erkundigte sich Kirk Gallagher.
Der Kreole nickte.
»Es wird für uns lebenswichtig sein, diese Bandoleros gar nicht erst zur Entfaltung kommen zu lassen, damit sie uns nicht in den Rücken fallen. Ich denke, daß sechs Männer genügen würden, um die Türen und Fenster des Quartiers unter Feuer zu nehmen und die Burschen festzunageln. Am besten verteilen wir gleich hier diese Aufgabe. Was halten Sie davon, Gallagher?«
Die Frage war an John Gallagher gerichtet, der bisher schweigend seine dünne Zigarre rauchte. »Yeah«, erwiderte er, »das wäre etwas für dich, Sterling. Such dir noch fünf Mann aus.«
»Sicher«, antwortete er und blickte sich um. »Kid und die beiden Canarys – und dann noch One-Eyed-Cole und der Reverend. Machen Sie sich um die Pilger in den Quartieren nur keine Sorgen mehr, Señor Mendoza. Tun Sie einfach so, als ob es sie gar nicht gäbe.«
Über diese lakonische Antwort schien Ramon die Mendoza zutiefst befriedigt und fügte seiner Zeichnung noch einige Striche und Pfeile hinzu.
»An dieser Stelle«, er tippte auf einen Punkt der Skizze, »wird sich der Rest der Mannschaft trennen. Ich mit meinen Leuten übernehme die Rückfront des Palacios. Sie, Señor Gallagher, werden mit allen anderen Männern von der Vorderseite angreifen und versuchen, das große Portal zu sprengen.«
John Gallagher fragte: »Habe ich Sie richtig verstanden? Sagten Sie sprengen, Mendoza?«
»Das sagte ich, und ich meine es auch«, sagte der Hidalgo. »Wir haben zu diesem Zweck eine ganze Reihe von Sprengpatronen vorbereitet und mit Lunten von zehn Sekunden Brenndauer versehen. Man kann sie einzeln verwenden, aber wenn es nötig werden sollte, können Sie auch die ganzen Satteltaschen mit dem Inhalt an das Portal hängen. Diese Ladung wird dann bestimmt reichen, um Ihnen Zutritt zu verschaffen. Irgendwo im Palacio werden wir wieder aufeinandertreffen, um gemeinsam jeglichen Widerstand zu brechen und in das Gewölbe vorzudringen.«
»Und mit welchen Gegnern haben wir im Palacio zu rechnen?«
»Zunächst natürlich mit den beiden Posten, daneben mit Antonio Villegas und seinem Burschen namens Delgado, der auch die Wache kommandiert. Doch es ist nicht ausgeschlossen, daß Villegas im Palacio irgendwelche Gäste beherbergt. In diesem Punkt gibt es keine sicheren Informationen, so daß wir uns einfach mit den Gegebenheiten abfinden müssen. In jedem Falle wären wir wohl stark genug, um es auch mit einem halben Dutzend weiterer Gegner aufzunehmen. Wir nehmen mehrere Ledersäcke und Satteltaschen mit, um den Inhalt der Truhen im Gewölbe einzupacken. Sobald das geschehen ist, treten wir wieder den Rückzug zu den Pferden an. Es ist von besonderer Wichtigkeit, daß wir keinen einzigen Burschen entkommen lassen, weil wir sonst innerhalb kürzester Zeit die Lanzenreiter aus Caborca auf dem Hals haben. Aber das brauche ich wohl nicht besonders zu erwähnen.«
»Wenn ich recht verstehe, dann treten wir also gemeinsam den Rückzug an«, meldete sich nun zum erstenmal auch Clayton Gunn zu Wort. »Und wo werden wir uns dann trennen?«
»Bei einer Felsengruppe im Buschland«, gab Mendoza bereitwillig Auskunft. »Der Boden ist dort so hart, daß wir kaum eine Fährte hinterlassen. Sie werden Ihr Geld bekommen und können sich direkt nach Nordosten wenden. Bis zum Bosque Grande werden Ihre Gäule durchhalten. Und dort finden Sie dann frische Pferde, mit denen Sie die Flucht fortsetzen können. Selbst wenn Sie also jemand verfolgen sollte, möglicherweise sogar republikanische Kavallerie aus Caborca, haben Sie nichts zu befürchten. Bis zur Grenze sind es von dort aus nur knapp siebzig Meilen quer durch die Sonora-Wüste.«
»Das scheint in Ordnung zu sein«, sagte John Gallagher zögernd. »Aber wenn dieser Bosque Grande wirklich so groß ist, wie es sein Name besagt, wie finden wir dann den Platz, wo die Pferde für uns bereitstehen?«
Achtlos warf Ramon de Mendoza die Holzkohle auf einen Tisch und rieb seine geschwärzten Fingerkuppen ab. »Das«, sagte er mit undurchdringlicher