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Die großen Western Staffel 4


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umschloss blitzschnell den Revolver. Fluchend sprang er auf. Larry kippte samt Stuhl nach hinten weg. Seine Füße hebelten den Tisch hoch. Karten, Gläser, Münzen und Geldscheine wirbelten durch die Luft.

      Jennys Aufschrei versank im Dröhnen des Schusses. Das Blei aus dem Revolver des Bärtigen durchschlug die Tischplatte und fuhr neben Larry in den Boden. Zu einem zweiten Schuss kam der Mann nicht. Denn ein 38er Remington lag wie hingezaubert in Larrys Faust. Schon zuckte ein Feuerstrahl über die Kante des noch in der Luft hängenden Tisches. Pulverdampf brodelte.

      Der Bärtige wurde wie von einem Kolbenschlag zurückgeworfen. Als er schwer auf die Bretter krachte, war der junge Spieler schon heruntergerollt. Sein Sechsschüsser deutete auf den Mann mit den Chaps, der jetzt geduckt vor der Treppe stand. Der Kolben des 45ers lag in seiner Faust. Das Eisen war schon halb aus dem Leder.

      Larry lag mit aufgestützten Ellenbogen wischen den Saloontischen. Seine Linke klammerte das rechte Handgelenk. Er hatte sich mit einer Schnelligkeit bewegt, die allen den Atem verschlug.

      »Hoffentlich reicht dein Verstand so weit, dass du kapierst, was passiert, wenn du’s jetzt noch versuchst, Mister!«, warnte er scharf.

      Zuerst starrte der Hagere ihn verblüfft und erschrocken an. Dann flammte Hass in seinen Augen auf. In seiner knochigen Miene arbeitete es. Es dauerte eine Weile, ehe er die Waffe losließ. Geschmeidig richtete sich Larry auf. Sein sonnengebräuntes Gesicht wirkte jetzt älter und härter als zuvor.

      »Nur Narren werfen ihr Leben weg, weil sie’s nicht vertragen, dass ihnen beim Pokern oder bei den Girls einer über ist«, sagte er rau. »Dein Freund, Cowboy, war ein Narr.«

      Steifbeinig setzte sich der Hagere in Bewegung. In der atemlosen Stille wirkte das Klirren seiner Sporen überlaut. Die Tritte verstummten neben dem Bärtigen, der mit ausgebreiteten Armen auf dem Rücken lag. Ein Kugelloch klaffte genau über seinem Herzen. Der Mann mit den Chaps atmete tief durch. Flackernd richteten sich seine Augen wieder auf den jungen Spieler und Revolvermann.

      »So viel Glück hast du nicht zweimal! Du wirst dich noch in der Hölle verfluchen dafür!«

      Von einer Sekunde zur anderen zeigte Larry Langtry wieder sein unbeschwertes Jungenlächeln.

      »Versprich nichts, was du nicht halten kannst.«

      Ein Lauern erschien auf dem Gesicht des Hageren, als Larry so gelassen, als könnte ihm nichts mehr passieren, den Remington in das Halfter zurückschob. Seine Haltung spannte sich abermals. Doch die Erinnerung daran, wie katzenhaft schnell und wild Larry reagiert hatte, hielt ihn zurück.

      »Vielleicht hast du ’nen Namen, den ich mir merken sollte, Kartenhai«, murmelte er gepresst.

      »Solltest du!«, nickte der junge Mann. »Eigentlich heiße ich Larry Langtry, aber weiter unten im Süden gibt’s ’ne Menge Leute, die mich nur Coltpoker-Larry nennen. Kannst ja mal raten, Cowboy, warum.«

      Der Hagere fluchte. Plötzlich warf er sich herum und verließ mit langen Schritten den Saloon. Die Flügel der Schwingtür pendelten heftig. Gleich darauf hämmerte draußen Hufschlag los, der sich in Richtung zur nahen Sangre de Christo Range entfernte.

      Während alle noch wie versteinert verharrten, bückte sich Larry nach den Geldscheinen, knäulte sie achtlos zusammen und stiefelte damit zur Theke. Das blonde vollbusige Girl starrte ihn mit immer noch erschrockenen Augen an. Schweiß perlte auf dem fleischigen Gesicht des Keepers. Larry schob ihm ein paar Scheine hin.

      »Was ist, Mac, wo bleibt der Whisky?« Er legte seinen Arm um Jennys Taille und zog sie an sich. »Du weißt doch, Mac, echter Kentucky-Bourbon, den besten, den du hast.«

      Die Männer am Tisch neben der Treppe bewegten sich. Zögernd und stumm kamen sie in die Saloonmitte, hoben den Toten auf und verließen nach düsteren Blicken zur Theke hin den Raum. Larry drehte sich nicht um. Nur sein Lächeln wirkte eine Spur kantiger. Kopfschüttelnd nahm der Saloonkeeper eine Flasche aus dem Regal.

      »Bist du betrunken oder wirklich so kaltschnäuzig wie du tust? An deiner Stelle würde ich das Geld nehmen, verschwinden und nicht anhalten, bis mindestens fünfhundert Meilen zwischen mir und Redcliff liegen! Verdammt, Langtry, weißt du denn nicht, wen du da erwischt hast?«

      Grinsend griff Larry nach der Flasche.

      »Du wirst es mir sicher erzählen, Mac. Aber nicht jetzt. Du siehst, dass ich zu tun habe.«

      Er tätschelte Jennys Schulter, von der der Träger des gewagt ausgeschnittenen Kleides gerutscht war. Der Dicke verdrehte seufzend die Augen.

      »Du liebe Zeit, bring du ihn zur Vernunft, Jenny.«

      »Nicht hier, Darling, sondern oben in meinem Zimmer«, lachte der drahtige Spieler leise. Jenny schmiegte sich an ihn. Seine Umarmung und sein Lächeln ließen sie den Geruch des Pulverdampfes und des Todes vergessen, der noch zwischen den schmucklosen Bretterwänden hing.

      »Du bist der wildeste und verrückteste Kerl, der mir je begegnet ist, Larry, und hol’s der Teufel, wahrscheinlich mag ich dich gerade deswegen so sehr. Aber Mac hat recht. So leid mir’s tut, wenn du schon wieder weiterreitest, doch hier bist du deines Lebens nicht mehr sicher. Zum Teufel, Larry, du hast ausgerechnet Russ Tamblin erschossen! Sein Bruder Scott wird die Hölle loslassen, wenn Meeker ihm berichtet, was geschah.«

      »Scott Tamblin? Nie gehört.«

      »Er haust mit ein paar rauen Kerlen droben in den Bergen«, berichtete das Saloongirl in beschwörendem Tonfall. »Niemand in Redcliff weiß, wovon diese Männer eigentlich leben, und keiner ist so neugierig, es herausfinden zu wollen. Denn wer gegen die Tamblins und ihre Anhänger auch nur ein falsches Wort fallen lässt, der muss damit rechnen, dass er nicht alt wird.«

      Larry zog mit den Zähnen den Korken aus der Flasche, spuckte ihn über die Theke und trank.

      »Meine Großmutter hat mir prophezeit, dass ich mindestens neunzig werde, und verdammt will ich sein, wenn ich irgendwelchen Gerüchten mehr Bedeutung zumesse als ihr. Jenny, mein Schatz, du willst mir doch nicht diesen prachtvollen Abend verderben, auf den ich mich so gefreut habe?«

      »Was soll ich machen, Mac? Ich bring’s einfach nicht fertig, ihn rauszuwerfen.«

      »Das wird Scott Tamblin auch viel besser und endgültiger besorgen als du!«, brummte Mac wütend. »Den wickelt dieser Teufelsjunge nicht um den kleinen Finger wie dich und mich.«

      Trotzdem stellte er eine zweite Flasche hin, die Larry sich prompt unter den Arm klemmte. Dann verzog der Dicke sich murrend und kopfschüttelnd in die angrenzende Küche. Larry Langtry strahlte das Mädchen an.

      »Wenn du auch ein so goldenes Herz hast wie Mac, dieser alte Whiskypanscher, dann werde ich trotz aller Scott Tamblins dieser Welt heute noch der glücklichste Mann sein!«

      *

      Ein schussbereiter, auf ihn gerichteter Revolver hätte Coltpoker-Larry nicht so überrascht wie die hochgewachsene junge Frau, die in seinem Zimmer am Fenster stand und sich mit einem ruhigen »Hallo!« umdrehte. Große dunkelblaue Augen und ein voller Mund beherrschten ihr klargeschnittenes Gesicht. Das kastanienfarbene Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt, und das hochgeschlossene, bis zu den Hüften enganliegende Kleid betonte noch die Rundungen ihrer makellosen Gestalt.

      Larrys Verblüffung dauerte jedoch nur einen Augenblick. Dann tauchte auf seinem scharflinigen Gesicht wieder jenes Lächeln auf, von dem er wusste, wie es auf Frauen wirkte.

      »Guten Abend, Ma’am! Ich hoffe, Sie sind auch sicher, dass Sie sich nicht im Zimmer geirrt haben.«

      Die Stimme der Fremden war so kühl wie ihr Blick. »Wenn Sie Coltpoker-Larry Langtry sind, dann bin ich hier goldrichtig!«

      »Zum Teufel, Larry, das ist doch die Frau, die sich heute im Zimmer nebenan eingemietet hat!«, rief Jenny ärgerlich. »Was will sie von dir?«

      »Das musst du sie schon selber fragen, Süße.« Larry grinste und gab sich keine Mühe, die Bewunderung in seinem Blick zu verbergen. Ein Blick, der an der ausdruckslosen Miene der Frau beim