das einzige, was sie wahrnahm. Sie fiel, gequältes Wehgeschrei von sich gebend, neben ihrem toten Mann auf die Knie.
KAPITEL EINS
„Hier ist Danielle…sprechen Sie nach dem Beep.“
Chloe beendete den Anruf, legte ihr Handy auf den Tresen und starrte aus dem Fenster der Bar, die sie zufällig gewählt hatte. Sie trank allein an einem Donnerstagnachmittag, nur zwei Tage nach Abschluss ihres letzten Falles. Das Ergebnis schmerzte noch, aber das interessierte sie derzeit nicht. Während sie aus dem Fenster die letzten Sonnenstrahlen des späten Nachmittages in den Straßen von DC betrachtete, begann Chloe, sich um Danielle Sorgen zu machen.
Sie hatte seit zwei Tagen nicht mit ihrer Schwester gesprochen. Sie wusste, dass zwei Tage nicht wirklich Grund zur Sorge gaben aber so wie die Dinge in der letzten Zeit gestanden hatten, konnte sie sich nicht helfen, und sorgte sich trotzdem. Außerdem war es nicht nur, dass Danielle wahrscheinlich ihr Telefon abgestellt hatte; Chloe war bei ihrer Wohnung gewesen und dort hatte sich auch keiner gemeldet.
Chloe leerte ihr zweites Bier und sah auf die Uhr auf dem Handy. Es war 17:17 – eine ganze halbe Stunde später als beim letzten Check. Sie konnte sich nicht daran erinnern, wann sie sich früher jemals so besorgt gefühlt hatte. Sie war besessen davon, die Zeit zu verfolgen.
Sie war sich des sich nährenden Barkeepers gewahr, der dem leeren Glas zunickte: ‚Noch eins?‘
Fast hätte sie ja gesagt. Chloe betrank sich selten und sie fragte sich, ob die Sorgen verschwinden würden, wenn sie einfach weiter und weiter tränke. Vielleicht würde sie so viel trinken, dass sie ein Taxi nach Hause nähme, bewusstlos würde und morgen aufwachte, um festzustellen, dass sie sich Sorgen um Nichts gemacht hatte.
Es passt einfach nicht zu ihr. Das ist nicht die neue Danielle, die ich kennengelernt habe.
„Nein, danke,“ sagte sie „nur die Rechnung“.
Er ging zur Kasse, um sie zu holen, als Chloe ihr Telefon wieder aufhob. Ihre Anrufliste bewies, wie besorgt sie war – besonders diesen Nachmittag. Sie hatte sogar den Stripclub, bei dem Danielle als Bardame arbeitete, angerufen. Und es war nach diesem Telefonat, dass sie wirklich anfing, sich Sorgen zu machen. Danielles Vorgesetzter hatte sie informiert, dass Danielle sich vor zwei Tagen krank gemeldet hatte mit Drüsenfieber oder einer Art von Halsentzündung.
Wenn das wahr war, dann verschanzte sie sich nicht zu Hause. Und ihr Telefon nahm sie auch nicht ab. Es machte nicht viel Sinn, das Telefon abzuschalten, wenn man krank war, oder?
Der Barkeeper reichte ihr die Rechnung und sie schob ihre Kreditkarte über den Tresen. Während sie den Beleg unterschrieb fragte sie sich, ob sie eine Vermisstenanzeige erstatten sollte. Das war eine dumme Idee. Hätte jemand in einer ähnlichen Situation eine erstattet und sie wäre auf Cloes Schreibtisch gelandet, würde sie die Augen gerollt und sie ignoriert haben. Außerdem…. Wegen Danielles Vorgeschichte war eine Suchanzeige das Letzte, was sie brauchte. Mit ihrer Geschichte war es nicht unwahrscheinlich, dass sie einfach weitergezogen war.
Nein, nicht diese neue Danielle…
Chloe verließ die Bar noch frustrierter, als vorher. Sie versuchte, sich für ein Gefühl zu entscheiden – Sorge oder Frustration – aber musste zugeben, dass sie eigentlich gut miteinander harmonierten. Während sie nach Hause lief, versuchte sie sich zu überzeugen, dass sie sich idiotisch verhielt. Sie hasste es, dass sie überzeugt davon war, dass etwas im Argen war. Sie war nicht der sich sorgende Typ, sie suchte immer nach logischen Gründen, warum Sorgen in jeder gegebenen Situation überflüssig seien. Sie war sicher, dass Danielle anrufen würde, um ihr von einem spontanen Besuch bei alten Freunden in Maryland oder so zu erzählen, sobald Chloe aufhörte, sich zu sorgen.
Gerade als diese fadenscheinige Geschichte durch ihren Kopf ging, klingelte ihr Telefon.
Ihr Herz machte einen Sprung und sie war so absolut sicher, dass Danielle in der Leitung war, dass sie nicht einmal die Anzeige prüfte. Sie musste sich sogar selbst daran hindern, den Namen ihrer Schwester auszusprechen, als sie abnahm.
“Hallo?”
„Agent Fine…hey“ sagte eine männliche Stimme. Sie brauchte einen Moment, um die Stimme zu erkennen und dann schämte sie sich, dass sie so enttäuscht war. Es war KyleMoultonZu ener anderen Zeit hätte sie sich möglicherweise gefreut, von ihm zu hören, aber im Vergleich zu einem so heiß erwarteten Anruf ihrer Schwester war dieser Anruf von ihm fast ohne Bedeutung.
„Hi, Moulton.”
„Entschuldigung, dass ich so aus dem Nichts anrufe, aber ich hatte ein bisschen Zeit. Normalerweise lassen sie mich um diese Zeit Anrufe tätigen, ungefähr zwei Mal die Woche, und ich dachte, ich guck mal, wie es Ihnen geht.”
„Mir geht es gut”. Sie hielt inne, ihre eigene Lüge ließ sie erschaudern und sie erkannte, wie unglaublich unglaubwürdig ihre Worte klangen. „Wissen Sie was?” sagte sie. “Ehrlich gesagt, kämpfe ich gerade.”
„Arbeit?”
„Nein, privat.”
„Ah, ich verstehe. Wow, fein. Als wir das letzte Mal sprachen, hat das private Zeug auch an Ihnen gezehrt. Keine Besserung der Situation?”
„Für jemanden, der eingesperrt ist und mich emotional nicht unterstützen kann, sind das ziemlich drängende Fragen, die Sie mir da stellen.“
Er lachte humorlos. „Ich weiß. Tut mir leid. Aber hier sind hinter den Kulissen Machenschaften am Werk... alle legal. Sieht so aus, als wenn meine Haft möglicherweise gravierend verkürzt wird. Aber leider scheinen die Chancen, dass ich wieder fürs FBI arbeiten kann, sehr gering.”
„Die Hoffnung stirbt zuletzt.”
Er war für einen Moment sehr still aber als er wieder sprach, schien er sehr ernst. „Ich wollte mich einfach nur mal melden. Ich wusste nicht, dass der Privatkram Sie noch immer belastet. Ich kann ein anderes Mal anrufen.”
„Nein, ist schon gut. Es ist nur... ich habe einen schlechten Tag.”
Sie erzählte ihm beinahe von ihren Vermutungen über Danielle, dachte, er hätte vielleicht einen guten Rat. Aber sie entschied sich, dass es zu privat war – und dass es eine etwas paranoide Seite von ihr zeigte, die sie Moulton noch nicht zeigen wollte.
„Also…verstehe ich es richtig, dass es noch keine Lösung mit Ihrem Vater, Ihrer Schwester und dem Tagebuch gibt?”
„Nein…es ist so…”
Sie hielt inne — nicht nur im Sprechen, sondern auch im Gehen. Ihre Wohnung war nur noch einen Block entfernt, aber plötzlich war das egal.
„Alles in Ordnung?”
„Jaaa…”
Ich habe nicht einmal an Dad gedacht. Ich habe ihn seit längerem nicht gesprochen... auf jeden Fall nicht in den letzten Tagen…
„Moulton…Sie haben mir vielleicht schon geholfen. Ich muss auflegen.”
„Hey, ich freue mich, wenn ich helfen kann,” sagt er etwas fröhlicher “Tschüss”.
Chloe legte auf und suchte sofort die Nummer ihres Vaters. Sie presste das Telefon an ihr Ohr und hörte nur kurze Stille, gefolgt von einer Voicemail Begrüßung. Sie stand für einen Moment still um eine Entscheidung zu treffen – versuchte, nicht alles zu überdenken und das Schlimmste anzunehmen.
All dies machte keinen Sinn. Ihr Vater wollte so gerne Brücken bauen, da machte es keinen Sinn, dass er ihren Anrufen aus dem Weg ging. Es war unwahrscheinlich, dass er auch einfach weggefahren oder verschwunden war. Aber die Tatsache, dass Chloe von ihm die gleiche Antwort wie von Danielle bekam... das war zu viel, um es zu ignorieren. Chloe steckte ihr Telefon in die Tasche und lief den restlichen Weg zu ihrer Wohnung. Ihre Sorge steigerte sich zu Angst und sie hatte plötzlich das Gefühl,