dass du Wert darauf legst.«
»Weil jeder, der kocht, auch gern eine Bestätigung hört.«
»Meine Güte, hast du schon wieder schlechte Laune.«
»Habe ich nicht, aber ich bekomme gleich welche.«
Soweit unser Gespräch am Mittagstisch. Aber immerhin hat mein Mann mal das Essen gelobt. Vielleicht sollte ich ihm öfter sagen, was ich will ...
Ich muss mich umziehen. Meine Freundinnen kommen gleich zum Doppelkopfspielen. Ich wähle eine tief ausgeschnittene Bluse und lege etwas Make-up auf. »Chance« von Chanel komplettiert mein Outfit. Ich fühle mich sauwohl.
»Warum hast du dich denn so schick gemacht? Kommt jemand?«, fragt mein Mann mit einem genervten Seitenblick.
»Na, wir spielen doch heute Doppelkopf.«
»Aber du bist doch sonst nicht so schick, wenn deine Weiber kommen.«
»Du meckerst doch immer, dass ich zu Hause so unschick rumlaufe. Jetzt mache ich mich schick, da ist es dir auch wieder nicht recht.«
»Ich würde mich freuen, wenn du dich öfter auch für mich so rausputzen würdest und nicht nur, wenn andere kommen oder du ausgehst.« Er schafft es nicht, meine Laune zu zerstören.
»Okay, dann mache ich das eben ab sofort.«
Ich lasse ihn stehen und öffne die Tür. Meinen Mitspielerinnen fällt sofort auf, dass ich heute besonders gut aussehe. Auch mein Kuchen findet viel Lob. Sogar mein Mann macht mir ein Kompliment dafür. Das macht er aber nur, um meinen Freundinnen zu imponieren, die, aus mir unerfindlichen Gründen, immer ganz begeistert von ihm sind.
Es wird ein vergnüglicher Nachmittag. Alle sind gut drauf und wir machen jede Menge tolle Spiele.
***
Am Ende des Nachmittags habe ich leider noch immer keine Nachricht von meinem Lover in Spe. Was hat das zu bedeuten?
Du wolltest dir keine Gedanken machen, schimpfe ich mit mir selbst.
Als alle weg sind, setze ich mich an meinen Computer und google den Namen der Firma meines Verehrers. Unter den Mitarbeitern der Geschäftsleitung finde ich seinen Namen und das Bild seiner Frau. Sie hat kurze blonde Haare. Die schwarze Kostümjacke unterstreicht ihre Blässe. Die grauen Augen verleihen ihr einen distanzierten Ausdruck. Sie ist offenbar ein ganz anderer Typ als ich. Ihr Doppel-Name und der Titel deuten auf eine erfolgreiche, emanzipierte Frau hin.
Jetzt frage ich mich erst recht, was er dann von einer Hausfrau, die nebenbei Thriller und Liebesromane schreibt, wie mir will.
Fang nicht schon wieder an!, gehe ich mit mir ins Gericht. Du wirst ihn Morgen einfach fragen ... Nein, das wirst du doch lieber nicht. Du wirst ihn nicht mit blöden Fragen nerven. Damit würdest du nur eine private Atmosphäre schaffen. Ich glaube, ich muss mir einen Plan zurechtlegen, was ich möglichst vermeiden sollte. Schluss jetzt!
Mein Mann überrascht mich mit einem leckeren Pilzgericht. Kochen kann er ja. Er müsste es nur öfter tun. Das schmackhafte Essen kann mich jedoch nicht über meine inzwischen traurige Stimmung hinwegtrösten.
Ich kuschele mich mit meinem Dackel ins Bett und überlasse meinem Mann den Fernseher. Es läuft wie üblich eines seiner heiß begehrten Baseballspiele. Seine Schimpfkanonaden gehen mir auf den Nerv.
Ich verlasse mein warmes Domizil und schließe mit Nachdruck die Schlafzimmertür. Auf mein »Gute Nacht« kommt nur ein genervtes: »Was ist los?« Er trinkt wie immer zu viel Bier. Seine Bierfahne ist ätzend.
Während er sofort zu schnarchen beginnt, wälze ich mich im Bett herum. Eine Hitzewallung nach der anderen überfällt mich und treibt mich in den Wahnsinn.
Ich muss schließlich doch eingeschlafen sein, denn plötzlich werde ich vom Vibrieren meines Handys wach. Ich beuge mich über den Dackel und hebe das Teil vom Boden auf. Unter der Decke schaue ich nach, was los ist. Eine SMS von ihm. Gott sei Dank! Egal, was immer er mir mitteilt, die Hauptsache ist doch, dass er sich überhaupt meldet.
»Meine Königin, sorry, dass ich mich jetzt erst melde. Natürlich komme ich morgen nach New Jersey. Wann bist Du dort? Ich rufe Dich morgen früh an. Schlafe gut und träume süß.«
Ich bin überglücklich, aber mit meiner Nachtruhe ist es nun endgültig vorbei. Im Wohnzimmer mache ich es mir mit einem Roman von Trinity Taylor gemütlich. »Ich will dich« heißt das Buch. Es ist der erste Roman einer Engländerin, ein erotischer Roman, der es gleich auf die Bestseller-Liste geschafft hat. Warum kann mir das mit meinen Büchern nicht passieren? Nach zwei Stunden lege ich das Buch zur Seite. Es ist spannend und erotisch. Davon werde ich einfach nicht müde, nur noch wacher und scharf.
Ein Whiskey verschafft mir schließlich die nötige Bettschwere und ich krieche unter die Decke zu meinem schnarchenden Dackel und meinem Mann, der neben mir einen ganzen Wald zu vernichten scheint.
Kapitel 4
Am nächsten Morgen richte ich für meinen Liebhaber erst mal einen eigenen Klingelton auf meinem Handy ein: »Die Morgenstimmung«. So kann ich ihn sofort erkennen.
Meine Hausarbeit lenkt mich ab. Ich lasse meinen Mann schlafen. Um neun Uhr höre ich eine vertraute Melodie, kann sie aber nicht zuordnen. Mein Mann stürmt aus dem Schlafzimmer und meldet sich barsch mit seinem Namen an meinem Handy.
»Hier, irgendein Verlag aus Brooklyn will dich sprechen.« Er hält mir mein Handy hin und verschwindet, die Tür knallend, im Bad.
Mist, das war der neue Klingelton! Wie peinlich. Ich melde mich mit einem: »Guten Morgen.«
»Hallo, meine Königin. War das etwa dein Mann?«
Auf dem Weg in die Küche antworte ich ihm leise: »Ja, sorry, ich habe extra einen speziellen Klingelton für dich eingerichtet und ihn dann nicht erkannt. Wird nicht wieder passieren.«
»Okay, ich wollte nur wissen, wo und wann wir uns treffen?«
Ich teile ihm Uhrzeit und Treffpunkt mit und beende schnell das Telefonat. Mein Herz klopft ganz wild und ich habe weiche Knie.
»Welcher Idiot war das denn, der mich aus dem Schlaf gerissen hat? Kannst du deinem Verleger nicht mal mitteilen, dass er später anrufen soll? Keinen Morgen kann ich ausschlafen.«
»Nette Begrüßung. Ein ›Guten Morgen‹ hätte auch gereicht.« Gott sei Dank hat mein Mann nicht geschnallt, wer sich hinter dem Anrufer verbirgt. Schlauerweise habe ich die Nummer meines Verehrers als eine Verlagsnummer gekennzeichnet.
Um mich abzulenken, kaufe ich ein Suppenhuhn samt entsprechender Zutaten und mache mich in der Küche zu schaffen.
***
Nach dem Mittagessen, das genial gelungen, aber keinerlei Lob erfährt, breche ich gleich nach Millburn auf, wo ich mich mit meiner Lektorin in einem kleine Café verabredet habe und wo auch mein Verehrer hinkommen soll. Den Dackel muss ich mitnehmen. Mein Mann hat im Garten zu tun und kann unmöglich auf das depressiv gestimmte Hündchen aufpassen. Seit wir uns vor zwei Monaten von unserem zweiten Dackel trennen mussten, muss ich den Übriggebliebenen immer und überall mit hinnehmen. Er kann unmöglich allein bleiben, meint mein Mann. So viel wie im Moment ist der verwitwete Dackel noch nie gereist.
Ich stecke das Hündchen also in seine neu erworbene Tragetasche und mache mich auf den Weg.
Meine Lektorin ist von meinem Dackel ganz begeistert, ebenso wie von meinem neuen Thriller. Das Gespräch ist schnell beendet. Wir einigen uns auf einen baldigen Erscheinungstermin und auf eine Lesereise im November und Dezember. Das ist gut. Dann habe ich vielleicht die Möglichkeit, mich mit meinem zukünftigen Liebhaber öfter ungestört zu treffen.
***
Nach einer Stunde verlasse ich das Café und gehe zum Parkplatz. Ich schaue mich um, aber von seinem Wagen ist noch nichts zu sehen. Es ist zu früh. Also lasse ich den Dackel an der langen Leine im Herbstlaub schnüffeln und träume vor mich hin.
Plötzlich