die durch das Fenster auf der Ostseite unseres Hauses fallen. Der blassblaue Himmel verspricht kalte Temperaturen. Der Dackel robbt unter der Decke hervor und beginnt, meinen Hals abzulecken.
»Nein, lass das.« Ich schiebe ihn von mir. Doch mit seiner eigenen Hartnäckigkeit drückt er sich sogleich wieder an meinen warmen Körper. Mein Hund ist das treueste Lebewesen, das ich kenne. Er hat mich noch nie enttäuscht. Die Uhr zeigt gerade mal halb acht. Ich habe sie am Vorabend schon auf Winterzeit umgestellt. Obwohl ich gut und gern noch ein Stündchen liegen bleiben könnte, verlasse ich das warme Bett und brühe mir einen Kaffee auf. Der Hund steckt die Nase vorsichtig durch die Terrassentür, dreht sich vor Entsetzen um und macht es sich auf dem Sofa in der Fernsehecke gemütlich.
Ich genieße es am frühen Morgen, wenn noch alle schlafen, mit meinem treuesten Anhänger lesend auf der Couch zu verbringen. Kaffee schlürfend und total entspannt, studiere ich die Magazine, mit denen mich meine beste Freundin versorgt.
»Wie komme ich am besten durch die Wechseljahre?«, »Liebe zu einem jüngeren Mann«, »Sex im Alter«, oder »Die richtige Pflege für reife Haut«, lauten die Titel, die alle zu meiner momentanen Situation passen. Da fällt mir ein, dass ich in den letzten Tagen nur noch wenige Hitzewallungen hatte. Sollte sich mein Hormonhaushalt durch das Aufleben körperlicher Liebe vielleicht ein wenig entspannen? Meine Gedanken bleiben augenblicklich bei meinem sagenhaften Liebhaber, der zehn Jahre jünger ist als ich, also knackige neununddreißig, hängen. Vielleicht gehört er auch zu der Sorte Männer, die sich zu älteren Frauen hingezogen fühlen, so wie es in dem Artikel beschrieben ist. Angeblich stellen ältere Frauen keine Forderungen, sind dankbar und verständnisvoll, meistens finanziell abgesichert, Nachwuchs ist kein Thema mehr, sie wollen unabhängig und frei sein und der Sex sollte nicht fehlen.
Meinem Lover scheint es nichts auszumachen, dass sich auf meinem sonst noch glatten Gesicht kleine Fältchen um Mund und Augen bemerkbar machen. Meine Hängelider habe ich mir vor zwei Jahren von einem genialen Schönheitschirurgen entfernen lassen, was mir ein jüngeres Aussehen verleiht. Niemand hat bemerkt, dass ich mich habe operieren lassen, aber viele sagen mir seitdem immer wieder, wie gut ich aussehe, dass meine Augen so strahlen und, dass ich viel jünger wirke. Älter werden ist ja nicht schlimm, aber man kann ja trotzdem hier und da etwas verbessern.
Ich gehe ins Bad und betrachte mein Gesicht im Spiegel, das einen goldbraunen Teint hat. Die Haut ist straff. Volle, rote Lippen und große braune Augen passen in das runde Gesicht, das von goldblonden kinnlangen Haaren umrahmt wird. Die dunkelbraunen Augen werden durch den permanenten Lidstrich noch verstärkt und meine schön geformten Augenbrauen verleihen meinem Gesicht einen eleganten Ausdruck. Ich würde mich aber nicht als schön bezeichnen, sondern eher als apart. Mein Körper ist wohlgeformt. Im Wandspiegel betrachte ich meine großen, leicht hängenden Büste, die schmalen Hüften und den runden Hintern. Nur der Speck am Vorderbauch stört mich. Den habe ich eindeutig den Schwangerschaften zu verdanken. Und die kleinen Dellen auf meinen Oberschenkeln erinnern mich daran, dass ich mal wieder meinen Hometrainer benutzen sollte. Trotzdem strahlt mein runder, weiblicher Körper eine gewisse Sinnlichkeit aus, stelle ich zum wiederholten Male fest.
Mein Lover ist nicht der Einzige, der mir Avancen macht. Komplimente und Angebote von anderen Männern hatte ich schon jede Menge. Aber bisher bin ich immer standhaft geblieben. Nicht nur aus ehelicher Treue. Mir hat bisher einfach keiner so gut gefallen und mich so inspiriert, wie dieser Mann. Ich blicke in stahlblaue Augen, spüre volle weiche Lippen auf meiner Haut und große Hände auf meinen Brüsten, die sie zärtlich umfangen.
»Guten Morgen, meine Königin«, flüstert er mir liebevoll ins Ohr.
Brutal werde ich aus meinen Träumen gerissen. »Warum hast du mich nicht geweckt? Gibt es kein Frühstück?«
Mein Mann ist hinter mir im Spiegel aufgetaucht und betrachtet mich erst genervt und dann, als er meinen nackten Körper sieht, wohlwollend. Sein Blick gleitet an meinem Körper hoch und runter. Plötzlich umfasst er von hinten meine Brüste und drückt mich an sich.
»Hm, wir könnten es ja auch mal wieder treiben. Was hältst du davon?« Die Berührung meiner Brüste macht mich sofort scharf.
Mein Mann spürt meine Bereitschaft.
Ich ziehe ihn ins Schlafzimmer, schließe die Tür und drücke ihn aufs Bett. Ohne ihm Zeit zu lassen, knie ich mich über ihn und stülpe meine nasses Dreieck über seine Erektion. Ich bewege mich rhythmisch auf und ab. Mein Unterkörper glüht. Als er seine Hände auf meine Brüste legt und meine Brustwarzen knetet, ist es mit meiner Beherrschung vorbei.
»Ich komme gleich«, schreie ich.
»Dann komm doch, du geiles Weib«, murmelt er mit geschlossenen Augen und klatscht mir mit der flachen Hand auf den Po. Nur allzu gern bereite ich ihm dieses Vergnügen und bewege meinen Unterleib schneller auf ihm. Meine Brüste hüpfen, mein Po klatscht auf seinen Beinen und wir kommen gleichzeitig.
Obwohl unser Liebesspiel nicht lange gedauert hat, bin ich vollkommen zufrieden. Der Hund bettelt vor der Tür jaulend um Einlass. Ich erhebe mich und lasse ihn herein.
***
Nach dem Frühstück dusche ich ausgiebig, enthaare meine Beine und creme meinen Körper besonders sorgfältig ein. Man weiß ja nie, was der Tag noch so bringt. Ich bin auf jeden Fall allzeit bereit. Ich summe vor mich hin. Habe ich jetzt meinen Liebhaber betrogen? Der Gedanke bringt mich zum Lachen.
Meine Laune ist bestens und es macht mir überhaupt nichts aus, dass ich meinen Mann zu seinem alljährlichen Truthahnessen mit seinen Baseballbrüdern begleiten muss.
Im Schlafzimmer ziehe ich mich an. Die Vorhänge habe ich zur Seite gezogen, um das goldene Herbstlicht hereinzulassen. Ich wähle einen schwarzen, engen Rock und halterlose Strümpfe. Der cremefarbene mit Spitzen besetzte Body formt meinen barocken Körper perfekt. Mein Speckbauch ist darunter verschwunden. Langsam ziehe ich die schwarzen Strümpfe über meine schlanken Beine. Ein Schatten erscheint vor der Terrassentür. Ich blicke auf und sehe meinen Mann, der mich mit einem lüsternen Blick beim Anziehen beobachtet. Grinsend sehe ich ihn an. Ich kann seine Gedanken lesen: »Ich könnte dich auf der Stelle schon wieder vernaschen.«
Doch leider bleibt dafür keine Zeit. Wir müssen gehen.
***
Es ist ein schöner Mittag und wir unterhalten uns ausnahmsweise recht angeregt mit seinen Freunden und deren Frauen. Der Truthahn schmeckt prima und der trockene Weißwein steigert meine Laune. Ab und zu muss ich an meinen fernen Liebhaber denken. Wo er wohl ist? Wann wird er sich wieder melden? Hat er noch Lust auf mich? Als wenn mein Mann meine Gedanken lesen könnte, streicht er mir unter dem Tisch über die Knie bis hoch zum Rand meiner halterlosen schwarzen Strümpfe. Dort lässt er seine Hand eine Weile ruhen. Das hat er schon lange nicht mehr gemacht.
»Die Morgenstimmung« erklingt – sein Handy-Klingelton!
Alle lachen.
»Das ist bestimmt dein Hund. Der will, dass du nach Hause kommst«, scherzt mein Nachbar.
»Wer ist denn das? Musst du dieses verdammte Ding immer mitnehmen?«, motzt mein Mann.
Während ich die Taste drücke, eile ich aus dem Raum.
»Einen Moment«, hauche ich ins Telefon, »ich muss woanders hingehen, sonst höre ich dich nicht.« Ich trete ins Freie und sage lauter, aber zögernd: »Hallo?«
»Meine Königin, wobei habe ich dich denn gestört?«
»Beim Truthahnessen. Und in welchem Winkel unseres Landes bist du unterwegs?«
»Ich bin zu Hause. Aber Morgen komme ich gegen sechzehn Uhr von einem Meeting zurück und fahre in deiner Nähe vorbei. Können wir uns treffen?«
Ohne zu zögern antworte ich: »Okay, ruf mich an, sobald du in der Nähe bist. Dann komme ich.«
»Das will ich hoffen«, lacht mein Lover. »Bis Morgen.«
»Bis Morgen.«
Der Rest des Tages rauscht an mir vorbei. Vor lauter Aufregung trinke ich zu viel Wein und nasche