Starla Bryce

Meerjungfrauen brauchen's feuchter | Erotischer Fantasy Roman


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ist die nette Begrüßung, mit der ich gerechnet habe.« Marina schmunzelte und hielt Janni den Zwiebelbeutel entgegen.

      »Komm rein, aber sieh dich bloß nicht um! Schon gar nicht in der Küche! Meine Wohnung ist gerade ein Paradebeispiel für einen schlampig geführten Haushalt.« Janni nahm die Zwiebeln und winkte Marina zur Tür herein. Er war einen winzigen Tick größer als Marina, spindeldünn und hatte hellbraune, verstrubbelte Haare. Sein Bart wirkte wie ein Drei-Tage-Bart, doch Marina wusste, dass Janni Wochen gebraucht hatte, um diese Mischung aus Schnauz- und Ziegenbart zu züchten. Jannis Augenbrauen waren beinahe stets in Bewegung und die darunterliegenden braunen Augen blitzten vor Schalk, manchmal auch vor Einfällen. Janni trug ein beiges Shirt mit einem goldenen Pailletten-Tiger und dazu schwarze Shorts.

      »Sah schon mal schlimmer aus«, stellte Marina fest, als sie durch den engen, mit schmutzigen Wäschestücken belegten und Poster behangenen Flur ging. Im Schnitt wechselte Janni seine Wanddekoration alle zwei bis drei Monate. Gerade waren es die indischen Götter mit unzähligen Armen, die ihn faszinierten. Es hatte in der Vergangenheit auch schon eine Jesus-Phase und eine Zeit gegeben, in der Buddha das Maß aller Dinge war. Jetzt gerade hatte Janni den Hinduismus für sich entdeckt. Letztens erst hatte Janni Marina von seiner Traumvorstellung erzählt: »Ich wünschte, mein künftiger Partner hätte acht Arme! Für was er die alles benutzen könnte! Er könnte mir einen Handjob geben, währenddessen meine verspannten Schultern massieren, den Abwasch erledigen und sich der Steuererklärung widmen. Und vielleicht auch noch ein Tiramisu zubereiten.«

      Marina, jetzt anstatt des weißen Arbeitsshirts ein hellblaues Top und dunkelblaue Sandaletten zur engen Jeans tragend, dachte an Hector und ihr misslungenes Spielchen. Es hatte so gut begonnen. Diese Küsse waren mehr als gut gewesen. Wieso gab es nicht irgendwo eine Organisation, die es sich zur Aufgabe machte, Männern das richtige Muschi-Lecken beizubringen? Marina war im Gegenzug auch mehr als bereit, an ihren Blowjob-Künsten zu arbeiten und endlich den Deep Throat zu erlernen. Wenn es denn jemanden gab, der es wert war, dass Marina seinen Stab ganz in den Rachen nahm!

      »Lass uns erst einen Schluck trinken! Du weißt ja, mit einem Schlückchen Wein geht mir das Kochen besser von der Hand.« Janni bog ins Wohnzimmer ein. Die Einrichtung spiegelte seinen Charakter perfekt wieder: Jede Menge Stile verschmolzen zu einem bunten Gemisch. Janni öffnete die Tür der von ihm selbst in Grün und Gelb angemalten Schrankwand, hinter der, wie Marina wusste, jede Menge Gläser standen. Doch jetzt herrschte dort Leere.

      »Mist«, entfuhr es Janni.

      Marina kicherte. »Wurdest du ausgeraubt?«

      »Nein, ich habe lange nicht mehr abgewaschen. Ich sollte wirklich darüber nachdenken, mir eine Geschirrspülmaschine anzuschaffen.«

      »Ja, das wäre eine sinnvolle Überlegung.«

      Janni gab sein Geld lieber für Deko und Kleidung aus, als sich Haushaltsgeräte anzuschaffen. Statt mithilfe eines Wischmopps putzte er das Laminat in Aschenputtel-Pose mit Tüchern. Wenn er denn Zeit fand zum Saubermachen.

      »In der Küche müsste ich noch Tassen haben. Bin gleich zurück!«

      Kurze Zeit später überreichte Janni Marina eine mit Rotwein gefüllte Tasse. Eine Tasse mit orangenem Perserkatzenmotiv, deren Griff einen Katzenschwanz darstellte.

      »Prost!« Janni hielt Marina seine Tasse entgegen, die mit einem leuchtend grünen Fisch geschmückt war.

      »Prost!« Die beiden Tassen berührten sich. Kein elegantes Kliiing!, sondern ein Ton, der an eine versehentlich angetippte Vase erinnerte. Jannis Wohnung war der Ort, an dem es völlig normal war, Rotwein aus einer Katzenkasse zu trinken und währenddessen endlose Gespräche über Penislängen und die männliche Psyche zu führen. Manchmal schien es Marina so, als hätte sie in Janni ihre beste Freundin gefunden. Obwohl er selbst ein Mann war, sorgte sein Überschuss an weiblichen Hormonen dafür, dass Männer für ihn selbst eine fremde Spezies waren, deren Verhalten er nicht immer zu entschlüsseln wusste.

      Janni setzte seine Tasse ab, nachdem er gut die Hälfte des Weins getrunken hatte. »Ah, der gute Rotwein aus dem Supermarkt. Jetzt bin ich bereit zum Kochen.«

      Sie gingen in die Küche und Janni räumte schnell ein paar schmutzige Töpfe, Gläser und anderen Kram von der Arbeitsfläche, ehe er sein Rezeptbuch aufschlug und nach der Zwiebelsuppe suchte.

      »Du übernimmst das Schneiden?«, fragte er Marina und setzte seinen besten Dalmatiner-Blick auf.

      »Ja, ist gut.« Jedes Mal, wenn sie bisher die Zwiebelsuppe gekocht hatten, war Marina diejenige, die hinterher wie ein hysterischer Teenie nach einem Boy-Band-Konzert ausgesehen hatte: vollkommen verheult.

      »Ich… äh, toaste in der Zwischenzeit schon mal das Brot. Und hole den Weißwein aus dem Kühlschrank. Eigentlich kann ich ihn auch gleich draußen lassen. Der Abend ist noch jung!«

      Während Marinas Augen unter den Zwiebeln litten, nutzte Janni die Zeit, um Marina seinen neuen Song vorzustellen. »Endlich habe ich das Lied geschrieben, das mir den Durchbruch ermöglicht.«

      Marina schmunzelte. Sie war gespannt, ob es dieses Mal um ein anderes Thema als die Vorzüge von Achselhaaren an Männern ging. Janni war sich in den letzten Jahren mehrmals sicher gewesen, auf den nächsten Ohrwurm gestoßen zu sein. Bisher hatte sich jedoch noch keine Plattenfirma auf seine zahlreichen Demos gemeldet. Doch Janni zweifelte nicht an seinem Talent. »Ich bin nicht der perfekte Sänger, ja. Aber es gibt einige in dem Business, die keine zarte Rotkehlchen-Stimme besitzen. Auf das Charisma kommt es an!« Und das besaß Janni in jedem Fall. »Bist du bereit?« »Und wie bereit ich bin! Jede Sekunde, die du wartest, macht mich nur noch trauriger.« Marina deutete auf die Zwiebeltränen in ihrem Gesicht.

      »Also gut.« Janni räusperte sich und sang mit tief gestellter Stimme drauf los: »Das ist meine weibliche Seite und die steckt tief in mir drin! Meine weibliche Seite, die gehört einfach zu mir hin!«

      Marina wartete ab, ob noch mehr kam. Doch Janni sagte: »So, das habe ich bis jetzt. Der Refrain steht! Den restlichen Text kriege ich schon noch hin. Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut.«

      »Ich dachte, du hättest einen ganzen Song fertig?« Marina schob die bisher geschnitten Zwiebeln an den Rand des Schneidebrettes und zog die Haut einer weiteren Zwiebel ab.

      »Ach, der Rest kommt von ganz alleine«, war Janni sicher. »Wie gefällt es dir denn bis jetzt?«

      »Schwer zu sagen. Aber ich finde, es spricht die weibliche Seite im Mann an.« Marina grinste.

      »Das ist moderne Musik für den modernen homosexuellen Mann. Längst überfällig!«

      Janni summte noch mehrmals den Refrain vor sich hin und zeigte sich so gnädig, Wein und Brühe anzugießen, während Marina sich vom Zwiebelschneiden erholte. Der Rest wurde in mehr oder minder fairer Arbeitsteilung erledigt. Im Wohnzimmer aßen sie die Zwiebelsuppe und tranken dazu eine weitere Tasse Rotwein.

      Ein kleines Fellknäuel huschte über den Boden und unter das Sofa.

      »Zafira«, entfuhr es Marina. Zafira war Jannis zwei Jahre alte Hamsterdame, die die Figur eines Tennisballs und das Fell einer norwegischen Waldkatze besaß.

      »Sie hat gerade ihre scheue Phase. Kommt nur zum Futtern hervor. Und das ist auch gerade so ein Punkt… Sie ist sauer auf mich, weil ihr das neue Diät-Futter nicht schmeckt. Doch was soll ich machen? Der Tierarzt meinte ausdrücklich, dass ich sie auf Diät setzen muss. Nicht soll, sondern muss!«

      »Vielleicht könntest du ihr ab und zu ein bisschen was vom alten Futter geben. Oder misch beides.«

      Janni überlegte. »Gar keine schlechte Idee! Aber ob sie das nicht merkt und sich die ganzen Saaten und Nüsse raussucht, die in dem normalen Futter vorkommen? Na ja, einen Versuch ist es wert!«

      Marina beugte sich nach unten, doch Zafira machte keine Anstalten, hervorzukommen, und somit beließ sie es dabei.

      »Du, ich muss dir was erzählen«, sagte Marina, während sie ein angebissenes Toast in die Suppe tunkte.

      »So?«