Trinity Taylor

Ich will dich ganz und gar | Erotische Geschichten


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in Arm kamen wir die Treppe hinunter und mischten uns unter die Leute, die nichts von unserem Wegbleiben bemerkt hatten. Nur ungern ließ Ryan mich zurück, und nur ungern blieb ich alleine am Rande des Geschehens stehen, doch es wäre kindisch gewesen, überall mit ihm hinzutapsen. Meine Augen suchten die Grüppchen von Menschen nach Shawn ab. Ich fragte mich, ob er gegangen war, denn ich konnte ihn nirgends entdecken.

      »Du stehst auf der falschen Seite, wenn du Shawn suchst«, sagte Ryan und hielt mir einen Mojito hin.

      »Danke«, sagte ich und nahm einen Schluck vom Cocktail. »Was meinst du mit falscher Seite?«

      »Er steht drüben beim Buffet und hält Volksreden.«

      »Aha, na dann …«

      »Halt, Schätzchen, warte!« Ryan ergriff meine Hand und hielt mich zurück. Verwundert blickte ich ihn an.

      »Du solltest besser nicht zu ihm gehen. Er … er ist ziemlich betrunken, hab ich das Gefühl. Bitte bleib hier.«

      »Nein! Ich gehe zu ihm. So erfährt man die Wahrheit am Ehesten.« Entschlossenen Schrittes schob ich mich durch die Leute und entschuldigte mich ein- bis zweimal. Endlich erreichte ich meinen Freund. Doch was er sagte, klang nicht wirklich wie mein Freund. Ich nahm mir einen Teller und das letzte Besteck und tat so, als wollte ich mich vom Buffet bedienen. Wortfetzen drangen an mein Ohr: »… so gut, die Kleine.« Ein anderer sagte etwas und er antwortete lachend. »Na klar, die hab ich geknallt, dass ihr Hören und Sehen verging. Gewimmert und um Gnade hat sie gebettelt, wie ein Hündchen.« Er lachte und die anderen mit.

      Ich war entsetzt über das, was meine Ohren mir gerade zutrugen. Automatisch sah ich hoch. Shawn war von vier Männern umgeben, die lachten, bis auf einen. Dieser Eine guckte mit geradem Blick zu mir und ich fühlte mich sofort ertappt. Mein Herz machte einen Satz und hämmerte dann gnadenlos in meiner Brust weiter. Doch ich schaffte es nicht, den Blick von diesem Mann zu lösen. Was dachte er? Vielleicht, dass genau ich es bin, von der da gehöhnt wird oder stellte er sich die Frage, ob ich wirklich wimmere?

      »… am liebsten hat sie es im Arsch. Ja, glaub mir. Dafür tut sie wirklich alles! Mann, geht die ab … Aber am geilsten macht sie es, wenn ich mit der Peitsche und einem Sattel komme …«

      Das war genug! Genug von schlimmen Unwahrheiten und genug Essen auf meinem Teller. Ich wandte mich ab und ging in die Küche, wo ich den Teller auf die Fensterbank stellte und mich zur Cocktailbar begab. Ich wollte mir auf diese neuen Erkenntnisse über mich, von denen ich nicht die leiseste Ahnung hatte, ordentlich die Kante geben. Dafür nutzten doch sowieso die meisten Leute eine Party: um mal ordentlich zu saufen! Gerade, wenn es so ein verlockend reichhaltiges Alkoholangebot gab, wie hier. Ich stürzte meinen Mojito hinunter und bestellte sofort einen neuen. Mein Blick traf, während ich auf das neue Getränk wartete, den von Ryan. Er winkte und lachte, weil ihn gerade ein hübscher junger Mann an der Hand zur Tanzfläche zog. Sie tanzten miteinander und hatten, so wie es aussah, jede Menge Spaß.

       Machtspiele - 4. Kapitel

      »Sind Sie mit dem Auto hier?«, fragte eine männliche Stimme hinter mir.

      Ruckartig drehte ich mich um und blickte in das Gesicht des Freundes von Shawn. »Nein, zu Fuß. Ich bin mein eigenes Pferd, weil ich Sattel und Peitsche so liebe!« Damit knallte ich meinen Mojito auf einen Stehtisch, ging zu Ryan, drückte ihm einen Kuss auf die Wange und ging zur Garderobe.

      Schon war der Mann wieder bei mir und berührte meinen Mantel. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

      »Nein«, fauchte ich und warf mir den Mantel über.

      »Ich habe Ihnen nichts getan.«

      Mit einem Ruck drehte ich mich um. »Doch, das haben Sie: Sie sind ein Freund von Shawn – und damit haben Sie genug Verbrechen begangen!«

      »Dann sind Sie wohl auch eine Verbrecherin?« Die Frage klang nicht hämisch, sondern ruhig und logisch.

      Ich ließ den Dialog sacken, nickte schließlich und sagte: »Ja. Das bin ich wohl. Aber ich bin weiter als Sie.«

      »Warum?«

      »Ich bin mir meiner Schuld bewusst!« Damit drehte ich mich um und lief durch den Flur zum Fahrstuhl. Noch ehe ich den Knopf gedrückt hatte, war der Mann wieder bei mir. »Jetzt warten Sie doch mal. Rennen Sie nicht immer gleich weg.«

      »Eigentlich tue ich das nicht. Aber heute halte ich es für nötig.«

      Der Fahrstuhl öffnete sich. Der Mann stellte einen Fuß hinein.

      »Lassen Sie das!«, fuhr ich ihn an.

      Er zog kurz die Nase hoch und blickte wortlos und mit leicht geöffnetem Mund zu mir.

      »Was soll das? Hat Shawn sie losgeschickt, um mich zurückzuholen oder soll ich ihm vielleicht einen Kaffee bringen? Nein, jetzt hab ich’s. Sie fanden die Geschichte mit dem Sattel so klasse, nun wollen Sie mich auch mal zureiten. Nur zu, heute ist der Tag der offenen Tür – im wahrsten Sinne des Wortes. Voilà!« Ich breitete die Arme mit einer einladenden Geste aus. Erst da zog der Mann den Fuß zurück und ließ die Fahrstuhltür schließen.

      Siegessicher kam ich auf die Straße, um im Taxi in Tränen auszubrechen. Ich hatte es also nicht einmal bis zur Haustür geschafft. Meine Freundin würde sich die Hände reiben, von so einer »fantastischen« Geschichte zu hören. Endlich mal was Neues!

      ***

      Ich verriet meiner Freundin nichts. Stattdessen hing ich heulend am Telefon mit Ryan. Er war sehr interessiert, was den anderen Mann anging. Doch daran hatte ich kein Interesse. Shawn war für mich gestorben, so auch seine Freunde – mochten sie noch so nett sein. Ich traute keinem mehr.

      »Und genau das wird dein Problem werden, Herzchen!«

      »Was meinst du?«

      »Dass du keinem Mann mehr traust, den du nicht kennst. Wie willst du da etwas Vernünftiges kennenlernen?«

      »Ich brauche erstmal keinen Mann. Vielleicht werde ich ja lesbisch …«

      »Red’ nicht so einen Unsinn. Entweder du bist für die tragende Rolle geboren oder nicht. Wenn nicht, Hände weg!«

      Ich malte während des Telefonats kleine Kreise auf einen Block. Was hatte das bloß zu bedeuten? Sollte ich vielleicht zu einem Psychiater gehen? Vielleicht wäre so einer etwas für mich …

      »Hast du mir zugehört?«, fragte Ryan bissig.

      »Nein«, sagte ich ehrlich.

      Er seufzte. »Ich sagte: Geh aus! Geh unter nette Leute, treibe Sport.«

      »Reiten?«

      »Jetzt hör aber mal auf!«

      Jetzt seufzte ich. »Na schön. Tut mir leid. Aber ich muss gestehen, dass ich mich erst mal vor Selbstmitleid ein paar Wochen auf der Couch lümmeln wollte. Wirklich! Das tut mir gut.«

      »Ach, Herzchen. Mach, was du möchtest, aber heul’ nicht mehr. Shawn war einfach nicht der Richtige und jeder Milliliter Wasser, der aus deinen Augen kommt, ist vergeudet.«

      Ich lachte. »Danke, dass ich durch dich wieder ein bisschen Freude finde. Ich denke, was ich machen kann, ist: Frustshoppen gehen.«

      »Na bitte, du bist zur Vernunft gekommen!«

      ***

       Machtspiele - 5. Kapitel

      Ich würde mich nicht als typisches Beispiel für eine Frustshopperin bezeichnen, doch heute war ich bereit dafür. Ich war zu allem bereit, sogar, mit einem gut gebauten Kerl ins Bett zu gehen und seinen Schwanz so richtig in die Mangel zu nehmen.

      »Ich hätte nicht gedacht, dass wir uns im Schuhladen wiedertreffen«, sagte eine Stimme, die ich bereits kannte.

      »Spionieren Sie mir nach?«, giftete ich den Freund von Shawn an, der plötzlich lächelnd neben mir stand.

      Dieser schüttelte den Kopf. »Nein, Lady, das tue