Trinity Taylor

Ich will dich ganz und gar | Erotische Geschichten


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Schuhe kaufen.«

      »Das glaube ich Ihnen nicht!«

      »Und, was machen Sie hier?«

      »Reiterstiefel kaufen!«

      Er lachte herzhaft. »Wenigstens haben Sie Ihren Sinn für Humor behalten.«

      »Das war kein Scherz!«

      »Kommen Sie, wir können doch wenigstens ein bisschen nett zueinander sein …«

      »Nett zueinander sein?« Panisch riss ich die Augen auf.

      »Damit meine ich die ganz normale Nettigkeit, kein Austausch von Streicheleinheiten oder Körperflüssigkeiten.«

      »Ich habe weder an dem einen noch dem anderen Interesse. Schön, dass Sie schon gehen wollen. Wiedersehen!«

      Er verzog das Gesicht. »Tja, dann nicht.« Damit wandte er sich zum Gehen, drehte sich aber noch einmal zu mir um und sagte: »So wichtig sind Sie dann auch wieder nicht.«

      Dieser Satz versetzte mir einen Stich und Schamesröte überzog mein Gesicht. Gekränkt blickte ich ihm nach. Vor einem Regal der Schuhgröße fünfundvierzig blieb er stehen und durchsuchte die Auslagen. Schließlich nahm er einen schwarzen Schuh heraus und drehte ihn hin und her. Dann hielt er ihn hoch und blickte zu mir. »Wie finden Sie ihn?«, rief er durch den ganzen Laden.

      Ich verzog mein Gesicht zu einer säuerlichen Grimasse, während er mich mit einem unschuldigen Engelsgesicht anblickte. Da musste ich das erste Mal lachen. Kopfschüttelnd rief ich zurück: »Gut, und, was kostet er?«

      Er drehte den Schuh und rief: »Zweihundertvierzig Dollar.«

      »Zweihundertvierzig Dollar?! Ich meinte das eine Paar Schuhe und nicht das Regal mit allen Schuhen!«

      Er lachte und stellte den Slipper zurück.

      »Entschuldigen Sie«, ein grauhaariger Mann mit einer Nickelbrille starrte mich an, »es wäre sehr nett, wenn Sie nicht durch den ganzen Laden brüllen würden. Wenn Sie das noch einmal machen, werde ich Sie des Ladens verweisen.«

      Ich blickte zum Grauhaarigen hinunter, war ich doch tatsächlich einen Kopf größer als er. Verwirrung machte sich bei mir breit. Ich wurde des Ladens verwiesen, weil ich zu einem anderen Regal gerufen hatte? »Äh, wie bitte?«, fragte ich.

      »Ich werde Sie hinauswerfen lassen.«

      »Von wem?«, fragte ich höflich.

      Der Freund von Shawn schob sich zwischen uns und überragte den Verkäufer um zwei Köpfe. »Komm, Honey«, sagte er zu mir und nahm meinen Arm, »lass die vier Paar Schuhe stehen, die du kaufen wolltest. Ich werde die andern drei Paar auch nicht nehmen. Wir gehen lieber woandershin, wo man uns nicht hinauswirft, nur weil wir verliebt sind und gute Laune haben.«

      Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich mich bei ihm unterhakte und sagte: »Du hast Recht, Darling. Gehen wir.«

      Auf dem Gang der Mall, dem Einkaufszentrum, ein paar Meter vom Schuhgeschäft entfernt, ließen wir unseren Lachsalven freien Lauf. Er schnäuzte sich die Nase und ich wischte mir die Lachtränen aus den Augen. Erst jetzt stellte ich fest, dass mein Gegenüber mich schmunzelnd betrachtete. Seine Augen waren braun – ein sanfter, warmer Ton.

      »Hallo«, sagte er und lächelte mich an.

      Ich kam zur Besinnung und fragte verwirrt. »Hallo? Wieso hallo? Wir kennen uns doch schon.«

      »Und, wie ist mein Name?«

      »Äh, ertappt! Ich weiß nicht. Vielleicht James Bond?«

      Er lachte. »Fast.« Dann wurde er ernst und sagte: »Ich heiße Dean, und du?«

      »Francis.«

      Er lächelte. »Schöner Name. Er passt zu dir.«

      Schweigend standen wir uns gegenüber. Die Leute in der Mall liefen rechts und links an uns vorbei, doch ich nahm sie kaum wahr, auch, ob jemand uns ansah oder nicht, blieb mir verborgen. Wie hatte ich mich in diesem charmanten Mann so täuschen können? Eine Alarmglocke schrillte in meinem Kopf und warnte mich trotzdem vor dieser Art Mann: ›Vorsicht, meine Liebe‹, sagte die Alarmglocke, ›wenn er ein Freund deines Ex-Freundes ist, dann muss es eine Verbindung zwischen den beiden geben, worin auch immer sie bestehen mag.‹

      »Wollen wir etwas trinken gehen?«, fragte Dean und holte mich aus dem Zwiegespräch mit der Alarmglocke.

      »Nein, danke«, sagte ich schnell. »Ich habe noch etwas vor.«

      Ich sah sein enttäuschtes Gesicht und er tat mir auf einmal sehr leid. »Vielleicht ein anderes Mal«, versuchte ich die vermurkste Situation zu retten.

      Er nickte. Dann kam er mit dem Kopf nach vorne und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Sein Duft war unglaublich betörend. Ich schloss automatisch die Augen und träumte, wie er mir ein seidiges Oberteil mit den Lippen vom Körper zog.

      »Francis?«, fragte er.

      Ich öffnete die Augen. Ruhig blickte er mich an. Mein Herzschlag galoppierte. »Ich war gerade am Überlegen, ob ich noch Petersilie tiefgefroren habe.«

      Er lächelte wissend. »Schon klar. Mach’s gut, Kleines.« Er zwinkerte und drehte sich um.

      Oh mein Gott! Ich ließ ihn gehen! Das wollte ich nicht – nicht mehr! Sollte ich ihm jetzt hinterherrufen, wie in einem kitschigen Film? Würde er dann die Arme ausbreiten und mich aufnehmen, wenn ich in seine Arme rannte?

      »Vorsicht, junge Dame!«, rief mir ein älterer Mann aus ungefähr einem halben Meter entgegen. »Hinter Ihnen!«

      Ruckartig drehte ich mich um. »Was«, rief ich irritiert. Da erst bemerkte ich den Minitransporter, der die Geschäfte der Mall belieferte und hinter mir wartete. Der Wagen hatte gehupt, denn mir hallte der Hupton noch im Ohr, doch war mir nicht bewusst gewesen, dass er mir gegolten hatte. »Oh«, sagte ich und sprang förmlich zur Seite. Leise rauschte der Minitransporter an mir vorbei und verschwand hinter einer Biegung. Spätestens jetzt war Dean nicht mehr zu sehen.

      ***

       Machtspiele - 6. Kapitel

      »Oh Gott, ich habe so einen dummen Fehler gemacht!«, rief ich ins Telefon und rieb dabei mein Gesicht mit einer Hand.

      »Ach, Herzchen, nimm’s nicht so tragisch«, versuchte Ryan mich erneut zu beruhigen. »Außerdem solltest du dich nun endlich damit abfinden. Seit etwa zwanzig Minuten höre ich mir an, was für einen dummen Fehler du gemacht hast. Bisher wolltest du diesen Mann zum Mond schießen.«

      »Ich erzähle dir immer wieder das Gleiche, in der Hoffnung, du würdest mir eine Lösung präsentieren.«

      »Lösung? Was für eine Lösung? Damit bin ich überfordert.«

      »Na, zum Beispiel: Geh zu Shawn und lass dir Deans Nummer geben.«

      Ryan lachte auf. »Du spinnst ja! Zu so einer Lösung würde ich dir niemals raten! Lieber treib ich’s mit ’ner Frau.«

      »Verstehe. Dann werde ich es als meine eigene und einzige Lösung ansehen.«

      »Wie bitte? Du willst zu Shawn? Schätzchen, du weißt nicht, was du da sagst! Er wird dich sofort ins Bett locken und dir die Sachen vom Leib reißen. Beruhige dich und denke darüber noch einmal nach.«

      »Ich habe mich entschieden!«

      ***

      Die Klingel klang vertraut und fremd zugleich. Ich zwang mich zur Ruhe, die ich nicht hatte.

      Shawn öffnete im Bademantel, obwohl es Samstag, vierzehn Uhr, war. Ich hatte extra diesen Tag und diese Uhrzeit gewählt, weil ich wusste, dass er nur morgens und abends verführerische Fähigkeiten besaß.

      »Wow, wen haben wir denn da?«, fragte er in seiner unnachahmlichen Art.

      »Hallo«, sagte ich kühl. »Ich möchte es kurz machen: Bitte gib mir die Adresse von Dean.«

      Er