Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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zu sein.“

      „Wer angegriffen wird, wehrt sich eben.“

      „Sind Sie sicher, daß Mr. Harpers nicht auch so denkt …?“

      „Was Harpers denkt und tut, interessiert mich nicht. Jetzt hat er versucht, seinen Einfluß in der Stadt auszuweiten. Aber warten wir die nächsten Wahlen ab, dann sind die Farewells wieder oben. Dann weht ein anderer Wind.“

      „Sie betrachten Heartville als Ihr Eigentum?“

      „Wer hat Heartville zu dem gemacht, was es heute ist?“

      „Sind Sie wirklich so stolz darauf, Mr. Farewell? Heartville, dies habe ich inzwischen deutlich gemerkt, duckt sich unter den Farewells und Harpers … Ein wunderschöner Zustand …! Eine Stadt, die unter psychologischem Terror steht. Sie können stolz darauf sein, was Sie aus Heartville gemacht haben.“

      „Ihnen als Fremdem steht da überhaupt kein Urteil zu“, schnauzte Cliff Farewell, „bleiben wir beim Thema … Wollen Sie Ihren Auftraggeber nicht freiwillig preisgeben, werden wir Sie dazu zwingen. Ich gebe Ihnen eine Minute …!“

      Die drei leicht krummbeinigen Cowboys schienen über eine gute, innere Antenne zu verfügen. Sie erschienen jetzt im Ranchhaus und bauten sich unauffällig an der Tür auf. Sie warteten wohl nur noch auf ein Zeichen ihres Herrn und Meisters.

      Parker hatte keineswegs die Absicht, sich an der geplanten Auseinandersetzung zu beteiligen. Er entschloß sich, zu drastischen Maßnahmen zu greifen. Er wollte gewisse Verfahren abkürzen und griff daher nach seinem Zigarrenetui.

      „Sie gestatten“, sagte er in Richtung Cliff Farewell, „bei einer guten Zigarre läßt es sich besser nachdenken, wie schon der Duke of Lonsdale zu sagen pflegte!“ Parker nahm die pechschwarze Zigarre, die an einen Torpedo erinnerte, in die Hand, um sie dann plötzlich in der Mitte durchzubrechen. Die beiden Zigarrenhälften landeten auf dem Boden und entpuppten sich in der Folge als unangenehme Überraschung …

      *

      Die drei leicht krummbeinigen Cowboys griffen automatisch nach ihren Colts, doch als sie ihr Ziel an visieren wollten, war es schon nicht mehr vorhanden.

      Dichte Nebelschwaden wallten durch den großen Raum und hüllten alles ein. Cliff Farewell schrie unverständliche Satzfetzen in diesen Nebel hinein, Richard Farewell, der sich auf den Butler hatte werfen wollen, stieß gegen eine Tischkante und fluchte ausgiebig. Die drei Cowboys spritzten auseinander und suchten Parker zu erwischen. Sie rammten Stühle, Schrankecken und zogen sich leichte bis mittelschwere Prellungen zu. Das Durcheinander war vollkommen und komplett.

      Parker setzte sich derweil gemessen und würdevoll ab.

      Er beging nicht den Fehler, hinaus ins Freie gelangen zu wollen. Er schritt Stufe für Stufe hinauf ins Obergeschoß, leise wie eine Katze. Im Gegensatz zu seinen Gegnern brauchte er nicht zu husten oder zu würgen. Er atmete durch den Filter einer Spezialzigarre und hatte nicht die geringsten Schwierigkeiten.

      An der Galeriebrüstung oben blieb er stehen und sah in den wallenden Nebel hinunter. Die Farewell-Männer schienen inzwischen aneinander geraten zu sein. Man hörte harte, dumpfe Schläge, Fluchen, Stöhnen und Aufschreie. Die Farewell-Männer waren prächtig miteinander beschäftigt und kamen überhaupt nicht auf die Idee, ihr Opfer könnte sich inzwischen höflich abgesetzt haben.

      Parker verließ die obere Galerie und betrat eines der Zimmer. Er hatte ausgesprochenes Glück und stand in einem sehr männlich eingerichteten Schlafraum, in dem Mr. Cliff Farewell wohl schlief. Neben dem mächtigen Bett im altenglischen Kolonialstil stand ein großer Arbeitstisch, da war ein klotziger Schrank und ein Sekretär schließlich, dessen Lade weit geöffnet war. Auf dieser Schreibunterlage bewegten sich Schriftstücke und Papiere in einem leichten Luftzug, der durch das halb hochgeschobene Fenster eindrang.

      Parker, stets interessiert und zu interessieren, warf einen schnellen, aber intensiven Blick auf die Schriftstücke. Es handelte sich um Abrechnungen, Kontoauszüge und um einige Schreiben einer Anwaltfirma aus Denver.

      Parker wollte schon weiter zum Fenster geben, als sein Blick von einem Namen abgelenkt wurde. Er blieb stehen, beugte sich zurück über die Schriftstücke und nahm ein besonderes Schreiben hoch, um den Text besser lesen zu können.

      Die Anwaltfirma teilte Cliff Farewell mit, es sei ihr gelungen, weitere Aktienpapiere aufzukaufen. Es bestehe ferner die große Wahrscheinlichkeit, daß Mr. Farewell noch im Lauf dieses Jahres die Aktienmajorität erreichen würde. Besonders aufschlußreich war die Tatsache, daß es sich um Aktienanteile handelte, die sich auf das Sherman-Hotel bezogen.

      Cliff Farewell war also dabei, sich in das Sherman-Hotel einzukaufen. Heimlich und über die bewußte Firma in Denver.

      Parker las weiter.

      Die Herren Anwälte sprachen in einem weiteren Absatz davon, es ergäben sich gewisse Schwierigkeiten beim Ankauf dieser speziellen Papiere. Ein anonymer Aufkäufer sei gleichfalls bestrebt, das Sherman-Hotel an sich zu bringen. Man versuche, den Namen dieses Interessenten herauszufinden.

      Parker schob das Papier zurück auf die Lade des Sekretärs und trat nun endgültig ans Fenster.

      Er stutzte …!

      Weit hinter einem kleinen Waldstück erschienen gerade zwei Personen-Combis, die in schneller Fahrt heranpreschten. Hatte Farewell Verstärkung herbeordert oder erhielt er Besuch?

      Schritte vor der Zimmertür …!

      Josuah Parker hielt es für angebracht, sich erst einmal in Deckung zu begeben. Er verschwand in einer schmalen Nische, die von einem Schrank und von der Wand gebildet wurde. Wenig später kam Cliff Farewell hustend und röchelnd in sein Zimmer.

      Er sah mitgenommen aus, ging zum Bett und warf sich auf die bunte Indianerdecke.

      Parker wollte schon mitfühlende Worte an den erschöpften Mann richten, als Cliff Farewell wieder aufsprang, den Hörer aus der Telefongabel riß und eine Nummer wählte.

      „Farewell …!“ trompetete er hustend in die Sprechmuschel. „Hören Sie, Andrew … ich verlange, daß Sie diesen Parker aus dem Verkehr ziehen. Wie, das ist Ihre Sache …! Dieser verdammte Butler bringt ja alles durcheinander. Wie, bitte, ob ich etwas erreicht habe? Er hat etwas erreicht … Er hat uns alle ausgetrickst … Dieser Mann ist gefährlich, falls Sie das noch nicht begriffen haben sollten. Tun Sie also etwas, oder ich pfeife in Zukunft auf Ihre Hilfe …! Ende!“

      Cliff Farewell knallte den Hörer in die Gabel und trat ans Fenster, um etwas frische Luft zu schöpfen. Sein Reizhusten legte sich bereits. Er zuckte allerdings wie unter einem Peitschenhieb zusammen, als er draußen vor dem Haus etwas ausgemacht hatte, was ihm wohl nicht sonderlich paßte.

      Cliff Farewell rannte zurück zur Tür, riß sie auf und brüllte nach unten ins Erdgeschoß: „Die Harpers …! Paßt auf, Jungens! Die Harpers …! Jagt sie zum Teufel …!“

      *

      Parker saß wie in einer Loge und sah sich das Schauspiel an. Vor dem Haus der Farewells war es inzwischen zu einer solennen Prügelei gekommen. Die Harpers-Leute schlugen sich mit den Farewell-Männern herum. Dies alles spielte sich unmittelbar vor dem Fenster ab, an dem der Butler stand.

      Josuah Parker hatte seinen Standort gewechselt und befand sich in einer Art Wintergarten. Vor ihm auf langen Fensterbänken standen Blumenkästen, in denen Kakteen wucherten. Um wüstenähnliche Bedingungen zu schaffen, waren die Kästen mit Kiesgeröll aufgefüllt worden. Parker sah wohlgefällig auf diese runden Kiesel. Man schien sie extra für ihn angeschafft zu haben.

      Walt P. Harpers und Cliff Farewell waren vor dem Haus dabei, sich mittelschwere Verletzungen beizubringen. Mit der verbissenen Wut haßerfüllter Männer schlugen sie aufeinander ein. Der Kampf stand zur Zeit noch unentschieden.

      Richard Farewell drosch sich mit den beiden Harpers-Profis und drohte zu unterliegen, zumal seine Rechte ja nicht ganz einsatzfähig war. Das Fußvolk der Harpers und Farewells schenkte sich nichts. Erfreulicherweise hatte man aber bisher darauf verzichtet, nach den