Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


Скачать книгу

Orgien unterscheiden sich erheblich von diesem harmlosen Treiben“, erklärte Parker. Dann deutete er auf Landly, der in einer Ecke stand und ihn nicht aus den Augen ließ, „dieser Herr dort scheint sich aber nicht sonderlich gut zu amüsieren …“

      „Landly …? Ein Außenseiter … Paßt überhaupt nicht zu uns …!“

      „Wieso kann dieser Mann sich dann halten, wenn ich fragen darf?“

      „Miß Gloria Farewell hat ihn engagiert, und dagegen ist nichts zu machen.“

      „Befindet er sich schon seit längerer Zeit in diesem Hause?“

      „Seit ein paar Monaten … Aber lange wird er nicht bleiben, die übrigen Angestellten schneiden ihn … Noch einen Cognac, Parker …?“

      „Sie sind sehr liebenswürdig …!“

      „Man lebt schließlich nur einmal … Auf Ihre Gesundheit!“

      „Ich bedanke mich für den Toast …

      „Wir gehen gleich ’rüber in die Gemeinschaftssauna … Haben Sie Lust mitzumachen?“

      „Auf keinen Fall“, erwiderte Parker sofort und spontan, „ich fürchte, daß mein an sich schwacher Organismus diesen Belastungen nicht gewachsen ist …!“

      Parker wurde abgelenkt.

      Einige langbeinige Blondinen, die nach wie vor die Badeanzüge trugen, hatten es sich in den Kopf gesetzt, ihn in das Tauchbecken zu werfen. Sie versprachen sich davon einen tollen Spaß. Parker ergriff sein Heil in der Flucht Dieser geballten Weiblichkeit war er nicht gewachsen. Oder suchte er nur nach einem passenden Abgang? Er ließ sich darüber natürlich nicht aus.

      „Ich bedanke mich für die Gastfreundschaft“, verabschiedete er sich von Litch und setzte sich ab. Litch begleitete ihn und lächelte amüsiert. Die langbeinigen Blondinen blieben Parker dicht auf den Fersen und fanden ihn süß.

      Mit knapper Not entwischte der Butler. Er nickte Litch noch einmal grüßend zu und stand dann endlich wieder in der schützenden Dunkelheit unterhalb der Terrasse.

      Er hörte deutlich, daß die Tür diesmal laut und vernehmlich abgeschlossen wurde. Die feiernden Hotelangestellten wollten wohl nicht mehr gestört werden, was ihnen ja im Grund auch nicht zu verdenken war …

      *

      „Sie treiben sich aber verdammt lange in der Weltgeschichte herum“, sagte Sheriff Andrew. Er stemmte sich aus dem Sessel in der Hotellounge und baute sich vor dem Butler auf.

      „Ich liebe die Nacht, die frische Luft und die reine, unberührte Natur“, antwortete Parker, „haben Sie etwa auf mich gewartet? Ich würde das ungemein bedauern.“

      „Reden Sie keinen Quatsch! Ich will wissen, wo Sie waren!“

      „Aus einem ganz bestimmten Anlaß?“ „Ich stelle hier die Fragen, Parker!“ Andrew redete so laut, daß der Nachtportier jedes Wort mitbekam.

      „Dann, bitte, stellen Sie die Fragen!“ „Wo haben Sie in der vergangenen Stunde gesteckt?“

      „Ich sah mich in einem Motel um, das sich Fairplay nennt. Anschließend unterhielt ich mich mit Mr. Litch vom Sherman-Hotel.“

      „Das läßt sich ja feststellen und nachkontrollieren. Gnade Ihnen Gott, wenn Sie gelogen haben …!“

      Bevor der Butler weitere Fragen zu stellen vermochte, kamen die beiden Hilfssheriffs Dave Culpers und Joe Higgins in die Hotelhalle. Sie schritten wichtigtuerisch aus und waren sich ihrer Würde vollauf bewußt.

      Sie winkten Sheriff Andrew an die Seite, tuschelten einen Moment lang mit ihm und nahmen Parker anschließend zwischen sich.

      „Wir gehen ’raus und sehen uns mal Ihren Wagen an“, sagte Andrew.

      „Darf ich nicht endlich erfahren, was Sie mir schon wieder und erneut vorwerfen?“

      „Halten Sie den Mund, Parker, sie werden es schon früh genug erfahren!“

      Parker sah zur Uhr, die sich über den beiden Lifttüren befand. Es ging auf 1.30 Uhr zu.

      „Wollen Sie mir mal sagen, was das hier ist …?“ Andrew, Parker und die beiden Hilfssheriffs standen vor dem geöffneten Kofferraum von Parkers Mietwagen.

      Oben am Hoteleingang hatte der Nachtportier sich aufgebaut. Er sah neugierig auf die Szene herunter und bekam sicher jedes Wort mit.

      „Dies dürfte eine Reisedecke Sein, die allerdings ungemein verschmutzt ist.“

      „Genau, Parker … Verschmutzt und mit Blutspuren übersät … Haben Sie mir was zu sagen?“

      „Was, wenn ich höflich fragen darf?“

      „Zum Henker, ich will wissen, wie das Blut an die Decke gekommen ist …!“

      „Diese Decke habe ich vorher noch nie gesehen. Aber es ist wohl sinnlos, dies beteuern zu wollen.“

      „Und ob das sinnlos ist, Parker …! Vollkommen sinnlos …! Diesmal haben wir Sie erwischt … Diesmal kommen Sie uns nicht mehr aus.“

      „Sie scheinen mir eine ganz bestimmte Tat vorzuwerfen.“

      „Sie haben Ray Fenmore ermordet!“

      „Wen, bitte …?“

      „Ray Fenmore …! Dafür wird man Sie hängen …! Los, kommen Sie mit, Parker …!“

      „Ich sehe mich gezwungen, wieder einmal und erneut gegen solch eine Unterstellung zu protestieren.“

      „Sagen Sie das später Ihrem Anwalt! Dave … Joe, klopft ihn nach Waffen ab, diesem scheinheiligen Burschen ist alles zuzutrauen!“

      „Sie werden äußerst geschmacklos.“

      „Was ich wirklich werde, erleben Sie gleich bei mir im Büro …“

      Dave Culpers und Joe Higgins klopften den Butler gekonnt nach möglichen Waffen ab, übersahen dabei aber Kleinigkeiten wie Zigarrenetui, Kugelschreiber, Pillendose und Krawattennadel. Verständlicherweise übrigens, denn ein Mann wie Josuah Parker war ihnen noch nie begegnet.

      Parker mußte sich zu Andrew in den Streifenwagen setzen. Culpers schob sich hinter den Butler und ließ ihn nicht aus den Augen. Für ihn schien der Butler bereits ein überführter Mörder zu sein.

      „Wollten Sie mich nicht in Ihr Büro bringen?“ erkundigte Parker sich, als der Streifenwagen am Amtsgebäude vorbeirollte.

      „Warten Sie’s ab …!“ knurrte Andrew. Wenig später hielt er vor einem flachen Steinbau, der die Funktion eines Leichenschauhauses von Heartville ausübte.

      „Aussteigen“, kommandierte Sheriff Andrew. Parker gehorchte und folgte Andrew in das Leichenschauhaus hinein. Minuten später stand er vor einer Bahre, auf der ein Toter lag. Parker wußte schon nach dem ersten Blick mit einiger Sicherheit, daß es sich um den Mann handelte, den die beiden Blondinen aus dem Sherman-Hotel geführt hatten …

      *

      „Ray Fenmore“, sagte Andrew und zog das Leinentuch wieder über das Gesicht des Toten.

      „Wer, bitte, ist Mr. Ray Fenmore? erkundigte Parker sich in seiner höflichen Art und Weise.

      „Ein Detektiv aus Denver“, antwortete Andrew grimmig, „jetzt kann ich es ja sagen … Er war ’runtergeschickt worden und hatte mich um Amtshilfe gebeten.“

      „Ein Detektiv …!? Das ist interessant, wenn ich so sagen darf.“

      „Warum haben Sie ihn umgebracht?“

      „Mr. Andrew, Sie wiederholen sich in einer Art und Weise, die mir schon fast peinlich ist …! Ich betone grundsätzlich, daß ich diesen Mann nicht umgebracht habe …!“

      „Lügen, nichts als Lügen …! Aber damit kommen Sie bei mir nicht weiter.“

      „Verdammt,