Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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zweite Profi verfügte sich auf den Rücksitz.

      „Haben Sie was gegen einen kleinen Umweg?“ fragte der erste Profi.

      „Mitnichten“, erwiderte Parker, „ich darf wohl annehmen, daß Mr. Walt P. Harpers mich zu sprechen wünscht, nicht wahr?“

      „Sie sind ein kluger Bursche“, sagte der zweite Profi, „ich glaube, wir werden uns verstehen …

      Parker verzichtete auf eine Unterhaltung, bei der doch nichts herausgekommen wäre. Die beiden Profis waren nur Handlanger und wußten wohl nichts zu sagen, was ihn hätte weiterbringen können.

      Sie bogen nach fast dreißig Minuten und kurz vor Heartville von der Hauptstraße nach Westen ab und fuhren in ein zuerst enges, dann weites Seitental hinein. Im Mondlicht ließen sich Details erkennen. Das Tal war eine einzige große Weide, durchsetzt mit kleinen Waldstücken.

      Hinter solch einem Waldstück lag das große Herrenhaus der Harpers, gewaltig in seinen Dimensionen, selbstbewußt und irgendwie auch kraftprotzend.

      „Auf diesen Augenblick habe ich gewartet“, sagte Walt P. Harpers, als die beiden Profis den Butler in der großen Wohnhalle ablieferten. Er baute sich vor Parker auf und sah ihn aus haßerfüllten Augen an. „Jetzt werden Sie Farbe bekennen müssen, Parker. Jetzt werde ich die Wahrheit aus Ihnen herausprügeln lassen, falls Sie nicht gleich den Mund aufmachen.“

      „Würden Sie Ihre Fragen noch einmal formulieren?“ fragte der Butler, ohne sich einschüchtern zu lassen.

      „Wer hat Sie zum Mord an meinem Jungen angestiftet?“ fragte Harpers, der sich nur mühsam beherrschte und offensichtlich stets unter Druck zu stehen schien. „Wenn Sie auspacken, können Sie von mir aus ziehen, an Ihnen bin ich nicht interessiert. Ich will nur genau wissen, ob Farewell Sie bezahlt hat.“

      „Welcher der Familie Farewell, Mr. Harpers?“

      „Cliff oder Richard …

      „Wer könnte es Ihrer Meinung nach sein?“

      „Richard natürlich.“ Harpers nackte. „Er hat Glenn immer gehaßt …

      „Derartiges habe ich tatsächlich gehört“, pflichtete der Butler dem massigen Mann bei, „ging es im Grund nicht um Miß Gloria Farewell?“

      „Was wissen Sie von Gloria Farewell …?“ Harpers trat hinter einen schweren Sessel. Seine Hände umspannten die Lehne. Parker glaubte, das Stöhnen des Holzes zu hören.

      „Miß Gloria Farewell soll mit Ihrem Sohn liiert gewesen sein“, erklärte der Butler, „später muß es zu einer Trennung gekommen sein. Miß Gloria orientierte sich um und fand Richard Farewell kurzweiliger.“

      „Von wem haben Sie das alles?“ Das Holz der Lehne stöhnte jetzt lauter.

      „Mr. Richard Farewell war so freundlich, mir diese Hinweise zu geben.“

      „Farewell … Farewell …“ Harpers stöhnte fast auf. Dann wandte er sich an die beiden Profis. „Nehmt ihn mit in die Scheune und peitscht ihn so lange aus, bis er die Wahrheit gesagt hat …! Los, worauf wartet ihr noch …!?“

      „Sie wissen, daß ich Sie anzeigen werde, Mr. Harpers?“

      „Falls Sie’s überhaupt noch können, soll’s mich nicht kratzen, Parker …“

      Er drehte sich um und stampfte aus der großen Wohnhalle. Der erste Profi tippte Parker auf die Schulter.

      „Kommen Sie, Alterchen“, sagte er dazu, „ich bin gespannt, wann Sie weich werden … Man erlebt da immer so seine Überraschungen.“

      *

      In der Scheune bauten sie sich mit langen Treckpeitschen vor dem Butler auf. Sie ließen die geflüchteten Lederschnüre prüfend in der Luft herumzischen.

      „Also, reden Sie, Alterchen“, sagte der erste Profi, „gleich werden Sie dazu kaum noch Zeit haben …!

      Sie hatten den Butler gründlich durchsucht, aber die Kugelschreiber übersehen, die in der Innentasche des Zweireihers staken. Ihnen hatten sie verständlich erweise keine Bedeutung beigemessen.

      Parker hatte solch einen Kugelschreiber in die Hand genommen. Er war nicht gewillt, sich von diesen beiden Schlägern mißhandeln zu lassen.

      Es wurde ernst …!

      Die ersten Peitschenschnüre zischten auf. Parker zuckte zwar mit keiner Wimper, doch er hielt es für an der Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen.

      Er drückte auf den Clip des unscheinbar aussehenden Kugelschreibers. Angetrieben von einer Miniaturpreßluftpatrone, zischte ein gefiederter Bolzen vorn aus der Schreiböffnung.

      Der erste Profi, der zugeschlagen hatte, zuckte Bruchteile von Sekunden später überrascht zusammen. Er faßte nach seinem Oberarm und … zog den Bolzen hervor. Er starrte ihn entgeistert an.

      Der zweite Profi hatte von alledem noch nichts mitbekommen. Er ließ die lange Lederschnur in der Luft herumschnalzen und nahm dann Maß. Nun wollte er seinen Schlag anbringen.

      Da zuckte auch der zweite Profi zusammen.

      Er griff nach seinem linken Oberschenkel und sah dabei zufällig auf seinen Partner, der bereits in Korkenzieherbewegung langsam zu Boden rutschte.

      Der zweite Profi hielt den Bolzen in der Hand, starrte ihn verzweifelt und irgendwie nachdenklich an. Dann wurde ihm schwarz vor Augen. Auf seufzend legte er sich ebenfalls nieder und vergaß sein Opfer.

      Josuah Parker barg die beiden Bolzen, drückte sie zurück in das Magazin des Kugelschreibers und nahm daran eine kleine Manipulation vor. Er hob die beiden Peitschen auf und zerbrach sie. Parker zupfte die Schußwaffen aus den Halftern der beiden Profis, entlud sie und warf Waffen samt Patronen irgendwohin ins Heu. Dann legte er sich den bleigefütterten Griff des Universal-Regenschirms über den linken Unterarm und verließ die Scheune, um Mr. Harpers einen weiteren Besuch abzustatten.

      Harpers stand an einem der Fenster der Wohnhalle. Er hörte die Schritte des Butlers, dachte aber wahrscheinlich an die beiden Profis.

      „Nun …?“ fragte er, ohne sich umzuwenden.

      „Ich muß Sie enttäuschen, Mr. Harpers“, sagte Parker höflich, „es ist nicht zu der Art Befragung gekommen, die Sie sich vorgestellt haben.“

      Harpers schnellte herum. Er sah den Butler überrascht an.

      „Ihre beiden Profis, wenn ich es so ausdrücken darf, haben das eingelegt, was man eine kurzfristige Betriebspause nennt. Sie lassen sich entschuldigen …

      „Wer … wer sind Sie eigentlich?“ Mehr bekam Harpers nicht hervor.

      „Keinesfalls der Mörder Ihres Sohnes“, antwortete Parker, „aber es dürfte wohl sinnlos sein, es Ihnen immer wieder zu versichern.“

      „Aber wer hat Glenn dann umgebracht …?“ Verzweiflung klang in der Stimme auf.

      „Ich werde Ihnen früher oder später den Mörder benennen können, Mr. Harpers. Sie müssen etwas Geduld haben … Und Sie sollten sich an die Gesetze halten, die für alle geltend sind … Sie können sich nicht zum Richter in eigener Sache auf schwingen, so etwas wird sich niemals auszahlen.“

      „Ich brauche Ihre verdammten Ratschläge nicht, Parker.“

      „Dann werden Sie trotz Ihres Alters noch sehr viel Lehrgeld zahlen müssen!“ „Wieviel verlangen Sie für den Namen Ihres Auftraggebers? Ich zahle jeden Betrag!“

      „Sie sind ein haßerfüllter, verbitterter Mann“, erwiderte der Butler. „Sie denken einspurig, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich wünsche Ihnen keineswegs eine gute Nacht.“

      Parker ging. Als er die Tür fast erreicht hatte, hörte er draußen schnelle, harte Schritte. Parker hielt es für richtig, sich ein wenig zur Seite zu begeben. Mit anderen Worten, er verschwand hinter einem Schrank in der Diele.

      Sheriff