Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Harpers saß demnach im Wagen der Miß Gloria Farewell?“

      „Selbstverständlich! Aber das wußten Sie ja nicht …! Sie haben sich nur auf den Wagen konzentriert, nicht auf die Insassen! Glenn kam in seiner eigenen Todesfälle um …!“ Richard Farewell brachte ein tückisch, schadenfrohes Lachen zustande, das sein Gesicht verzerrte.

      „Ein interessanter Umstand, der mir bisher nicht bekannt war“, sagte der Butler, „ich bedanke mich für diesen Hinweis, Mr. Farewell … Sagen Ihnen die Namen Steven Landly und Smith etwas?“

      „Nie von gehört“, erklärte Richard Farewell, „Moment, das heißt, Landly, den kenne ich, glaube ich … Er muß im Sherman als Hausmechaniker arbeiten. Was sollen diese blöden Fragen? Wollen Sie mich ablenken?“

      „Keineswegs, Sir“, schloß Parker die Unterhaltung auf dem Parkplatz seines Hotels, „ich zog gerade das ein, was man Erkundigungen nennt … Nehmen Sie meinen tiefempfundenen und herzlichen Dank entgegen. Und was Ihre Hand anbetrifft, so rate ich zu kalten Umschlägen mit essigsaurer Tonerde!“

      *

      Parker befand sich auf dem Weg zum „Fairplay“, jener Bar, von der Ernest Litch gesprochen hatte. Die Richtung war nicht zu verfehlen. Reklameschilder am Straßenrand wiesen immer wieder auf diese Bar hin.

      Nach etwa 35 Minuten scharfer Fahrt hatte der Butler das „Fairplay“ erreicht und war, gelinde ausgedrückt, etwas enttäuscht. Von Exklusivität konnte, rein äußerlich gesehen, nun wirklich nicht die Rede sein.

      Vor einem Steilhang aus nacktem Fels befand sich die lange Reihe der Motelapartments, die durchweg besetzt zu sein schienen, wie die vielen parkenden Wagen auswiesen. Die Bar, links von den ebenerdigen Apartments, war aus dicken Bruchsteinen hochgemauert und sah aus wie die Mauer einer alten Bergfestung. Zur Straße hin gab es nur ein paar schmale Fenster, die an Schießscharten erinnerten. Die sehr solide aussehende Tür war mit dickem Kupferblech beschlagen.

      Parker drückte sie auf, stand in einem Vorraum mit Garderobe, gab hier seine Melone ab und betrat die eigentliche Bar. Auch hier sehr viel Bruchsteine und die Atmosphäre eines Pferdestalls. Bei gedämpftem Licht saßen die Gäste der Bar an weiß gescheuerten Tischen und ließen sich mit Delikatessen aller Art verwöhnen, wie der Butler schnell und mit wenigen prüfenden Blicken feststellte. Selbst hier erregte er einiges Aufsehen. Sein Aussehen paßte wohl nicht in den Rahmen.

      „Ja, bitte …?“ Der Oberkellner, ein schlanker Mann mit schmalem Bärtchen auf der Oberlippe, baute sich vor dem Butler auf.

      „Ich möchte den Geschäftsführer sprechen“, sagte der Butler, „würden Sie die Liebenswürdigkeit besitzen, ihn umgehend zu informieren.“

      Der Oberkellner merkte sofort, daß er es mit einem Mann zu tun hatte, dem Respekt zu zollen war. Er nickte, wollte sich abwenden, wurde aber durch einen leisen Ruf des Butlers zurückgehalten.

      „Ich bin fast sicher, daß Sie und meine Wenigkeit sich kennen.“

      „Ich … ich wüßte nicht.“

      „Darf ich Ihr Gedächtnis auffrischen, Mr. Belmont?“

      „Sie … Sie kennen mich?“

      „Detroit …! Blenden wir drei Jahre zurück, Mr. Belmont! Sie wurden damals wegen Erpressung in drei Fällen angeklagt und zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren verurteilt.“

      „Kommen Sie schon, Parker … Weiß der Teufel, welcher Wind Sie hergeweht hat …!“

      Jerry Belmont zog ein Gesicht, als habe er gerade in eine besonders saure Zitrone gebissen. Er fühlte sich erkannt und durchschaut, sonst hätte er den Butler nicht mit dem regulären Namen angeredet. Belmont führte den Butler an der langen Bartheke vorbei in einen kleinen Flur hinein, der in einem langen Korridor mündete. Vor der zweiten Tür rechts blieb Belmont stehen und klopfte an.

      „Herein“, sagte eine Männerstimme. Belmont öffnete, trat zur Seite und ließ den Butler vorausgehen. Parker betrat ein Büro, das wie ein Salon eingerichtet war. Hinter einem großen Schreibtisch, auf dem sich Papiere und Akten stapelten, saß ein mittelgroßer, korpulenter Mann von etwa 55 Jahren.

      „Ja, das ist aber eine Überraschung“, sagte dieser Mann, als er Parker sah, „wie kommen Sie denn hierher?“

      „Ich wünsche einen guten Abend, Mr. Cliburn, darf ich gestehen, daß ich meinerseits überrascht bin?“

      „Kann ich mir vorstellen, Parker.“ Cliburn wandte sich an Belmont. „. Besorgen Sie uns einen guten Cognac, Jerry …! Dieses Wiedersehen muß gefeiert werden.“

      Parker nahm in einem tiefen, bequemen Sessel Platz. Mike Cliburn zündete sich eine Zigarette an und kam um den Schreibtisch herum.

      „Sind Sie zufällig hier in der Gegend?“ fragte Cliburn.

      „In der Tat, das heißt, inzwischen bin ich durchaus absichtlich drüben in Heartville geblieben.“

      „Ich wette, Sie sind wieder mal hinter irgendeinem Fall her, ja?“

      „Notgedrungen, Mr. Cliburn. Darf ich Ihnen übrigens mein Kompliment ausdrücken? Sie scheinen sich inzwischen etabliert zu haben.“

      „Endlich habe ich es geschafft, Parker … Wurde ja auch langsam Zeit. Einmal muß man ja vernünftig werden.“

      Belmont kam zurück und servierte den Cognac. Er ließ die Flasche gleich da. Er ging zur Tür, blieb dort zögernd und abwartend stehen.

      „Ist noch was?“ erkundigte sich Cliburn.

      „Das möchte ich ja gerade wissen, Chef.“

      „Ist etwas?“ fragte Cliburn, sich nun an den Butler wendend. „Kommen Sie als Zufallsgast oder verfolgen Sie eine bestimmte Spur?“

      „Ich verfolge Spuren!“

      „Wenn ich Ihnen helfen kann, Parker, soll das geschehen. Vergessen wir, daß Sie mich damals hochgenommen haben. Ich wußte schließlich, welches Risiko ich einging, als ich den Tresor knackte.“

      „Zeiten, die längst vergangen sind“, meinte Parker, „damals hatte man es wenigstens noch mit Gegnern zu tun, die sich an gewisse Spielregeln hielten. Heute aber …!?“

      „Ich wette, Sie kommen wegen der Harpers-Geschichte …“

      „Stellen Sie sich vor, ein gewisser Sheriff Andrew hielt mich für den Mörder des jungen Harpers …“

      „Andrew muß verrückt gewesen sein.“ Cliburn lächelte und rief Belmont zu: „Wir möchten jetzt ungestört sein, Jerry, übernimm du den Laden solange!“

      Belmont ging zögernd. Er schien etwas auf dem Herzen zu haben. Cliburn drückte seine Zigarette aus und kam zur Sache.

      „Was kann ich also für Sie tun, Parker?“

      „Sie werden die örtlichen Verhältnisse in Heartville kennen, Mr. Cliburn. Mich interessieren die Familien Harpers und Farewell, mich interessieren aber auch die internen Vorgänge im Sherman-Hotel …!“

      „Schön, Sie sollen eine Menge hören“, sagte Cliburn lächelnd.

      „Vergessen wir über diese Geschichten nicht gewisse Marihuana-Zigaretten“, erklärte Parker beiläufig.

      „Marihuana-Zigaretten …!?“ Cliburn starrte den Butler überrascht an. „Ich glaube, Parker, jetzt erst haben Sie die Katze aus dem Sack gelassen …!“

      *

      Als Parker das „Faireplay“ verließ und zurück zu seinem Wagen ging, sah er sich plötzlich den beiden Profis gegenüber, die zu Walt P. Harpers gehörten.

      „Können Sie uns ein Stück mitnehmen?“ fragte einer der beiden Männer. Er grinste und fühlte sich durchaus als Herr der Lage, zumal er seine Hand in die rechte Hosentasche gesteckt hatte. Daß diese Hand eine Schußwaffe umspannte, war dem Butler natürlich klar.

      „Aber