Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      Auf der gegenüberliegenden Straßenseite stand Hilfssheriff Dave Culpers in der Tür zu einer Bierbar und stocherte mit einem Streichholz zwischen seinen Zähnen herum. Er tat nichts, um im Hintergrund zu bleiben.

      Parker überdachte den Anruf. Wer wollte ihn sprechen? Welche Informationen wollte man ihm zukommen lassen? Handelte es sich um eine Falle?

      Josuah Parker war gewiß nicht ängstlich. Er dachte diesmal aber nicht daran, Informationen einzuholen. Wer ihn sprechen wollte, sollte sich gefälligst zu ihm bemühen. Zudem mußte es sich in gewissen Kreisen inzwischen herumgesprochen haben, daß man tausend Dollar vollkommen falsch investiert hatte. Diese tausend Dollar würde man sich mit Sicherheit wieder zurückholen.

      Der Butler entschloß sich zu einer schöpferischen Ruhepause. Er nahm steif und würdevoll im Sessel am Fenster Platz und schloß die Augen. Er zuckte mit keiner Wimper, als nach etwa dreißig Minuten leise Schritte vor der Zimmertür zu hören waren.

      Der Drehknopf bewegte sich.

      Parker riß an dem dünnen Nylonseil, das er am Drehknopf vorsorglich befestigt hatte. In Bruchteilen einer Sekunde öffnete sich so die Tür. Der Besucher wurde völlig überrumpelt und starrte den Butler entgeistert und verdutzt an.

      „Darf ich Sie herzlichst einladen näher zu treten?“ sagte Parker. Großzügig übersah er die Waffe in der Hand dieses Mannes, der vorher noch nie seinen Weg gekreuzt hatte. Eine neue Figur im Spiel erschien somit auf der Bildfläche.

      Der Mann steckte den 38er ein, schloß die Tür, grinste, als er die dünne Nylonschnur entdeckte und kam dann langsam auf den Butler zu.

      „Hier ist irrtümlich was abgegeben worden“, sagte er mit sanfter Stimme, die zu seinem Aussehen paßte. Der Mann war runde 35 Jahre alt, schlank, etwas über mittelgroß. Er hatte ein ovales Gesicht ohne jede Sonnenbräune, dunkelbraune Augen. Er trug einen grauen Einreiher und schwarze Halbschuhe.

      „Darf ich erfahren, wovon Sie sprechen?“

      „Von ein paar Banknoten“, sagte der sanfte Mann höflich. „Sie haben sie doch noch hoffentlich, oder?“

      „Ich fürchte, ich muß Sie enttäuschen, Mr. …?“

      „Nennen Sie mich Smith“, sagte der Sanfte, „dieser Name ist so falsch wie jeder andere, den ich Ihnen nennen würde.“

      „Versteht sich, Mr. Smith …“

      „Schön, Sie kapieren. Hoffentlich begreifen Sie auch, daß ich auf mein Geld nicht verzichten möchte.“

      „Ich begreife nicht, wie man mich mit Ihnen verwechseln konnte. Mr. Landly scheint da einen Kapitalfehler begangen zu haben.“

      „Wer macht nicht mal Fehler, Mr. Parker? Wie steht’s jetzt mit meinem Geld? Hoffentlich machen Sie keinen Fehler?“

      „Nur, wenn sich solch ein Fehler einfach nicht vermeiden läßt. Sind Sie möglicherweise in der Stimmung, sich mit meiner bescheidenen Wenigkeit zu unterhalten?“

      „Nein, ich habe keine Zeit … Das Geld …!“

      „Ich nahm mir die Freiheit, es außer Haus zu schaffen. Und dies aus Gründen der Sicherheit.“

      „Wo kann ich es mir abholen?

      „Woher nehme ich die Sicherheit, daß Sie der rechtmäßige Eigentümer dieser tausend Dollar sind, Mr. Smith?“

      „Sie gehören mir …!“ Der Sanfte ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.

      „Demnach sollten also Sie Heartville möglichst schnell verlassen, bevor Mr. Walt P. Harpers hier erscheint?“

      „Kann schon sein … Sagen Sie, warum wollen Sie Schwierigkeiten machen? Ich bekomme mein Geld. So oder so!“

      „Sind die Farewells nicht bereit, diese Summe noch einmal aufzubringen und erneut dazu?“

      „Farewells? Wer ist das?“

      „Schon gut“, sagte Josuah Parker, „ich kann verstehen, daß Sie den Namen Ihres Auftraggebers nicht preisgeben wollen. Diskretion ist eben doch Ehrensache, auch in Gangsterkreisen!“

      „Bestimmt! sagte Mr. Smith und hatte plötzlich ungemein gekonnt seinen 38er in der Hand. Es braucht wohl nicht besonders betont zu werden, daß er die Mündung der Waffe auf den Butler gerichtet hatte.

      *

      „Darf ich höflichst fragen, was Sie sich von einem Schuß versprechen?“ erkundigte Parker sich freundlich. „Er würde die Männer des Sheriffs alarmieren. Ganz zu schweigen davon, daß Sie dann Ihre Dollars nie bekommen werden, wenigstens nicht von meiner Wenigkeit.“

      Mr. Smith ließ die Waffe sinken und lächelte.

      „Sie haben erstaunlich gute Nerven“, stellte er dann fest, „sind Sie wirklich nur auf der Durchreise?“

      „Mein Wort darauf, falls Ihnen daran gelegen ist.“

      „Dann reisen. Sie schleunigst weiter, bevor Ihre Nerven ausfransen!“

      „Wie darf ich diese freundliche Warnung deuten?“

      „Hier in Heartville kann die Luft verdammt bleihaltig sein. Lassen Sie es darauf besser nicht ankommen!“

      „Ich werde mir Ihren Rat durch den Kopf gehen lassen, Mr. Smith.“

      „Sie sollten die tausend Dollar aber lieber nicht mitnehmen. Sie wissen, daß sie Ihnen nicht gehören.“

      „Sondern dem Mann, der Glenn Harpers verunglücken ließ, wenn ich mich so ausdrücken darf!“

      „Denken Sie, was Sie wollen. Fahren Sie nicht, ohne mir mein Geld zu geben! Ich würde Sie überall finden! Ich lasse mich nicht ’reinlegen!“

      „Gewiß nicht, Mr. Smith. Darf ich erfahren, wo ich Sie erreichen kann?“

      „Das ist kein Geheimnis. Rufen Sie mich im ‚Sherman‘ an.“

      „Sie werden ganz sicher von mir hören, Mr. Smith.“

      Der Mann mit der sanften Stimme nickte dem Butler grüßend zu, bevor er das Hotelzimmer verließ. Parker trat wieder ans Fenster und wartete, bis besagter Mr. Smith unten auf der Straße erschien. Er setzte sich in einen Ford und fuhr davon, ohne sich um den immer noch beobachtenden. Hilfssheriff Dave Culpers zu kümmern, der sich gerade das Wagenkennzeichen notierte.

      Parker beschloß, Hilfssheriff Culpers etwas zu beschäftigen. Er verließ sein Hotelzimmer und begab sich zu seinem Mietwagen hinunter, der auf dem Hotel-Parkplatz stand. Als Parker sich ans Steuer setzen wollte, erschien Culpers neben dem Wagen.

      „Sie wollen doch nicht etwa verschwinden, wie?“ fragte er überflüssigerweise.

      „Selbstverständlich nicht, Mr. Culpers“, gab der Butler zurück, brachte den Wagen auf Touren und fuhr los, einen völlig verblüfften Hilfssheriff zurücklassend. Als er in den Rückspiegel sah, eilte Culpers auf seinen Wagen zu, um die Verfolgung aufzunehmen.

      An einer Tankstelle erkundigte der Butler sich nach dem Zederntal. Es konnte auf keinen Fall schaden, wenn Culpers ebenfalls dieses Ziel erfuhr. Daß er sich beim Tankstellenwart nach dem Gespräch erkundigen würde, lag auf der Hand.

      Parker fuhr in das östliche Seitental hinein, passierte eine Sägefabrik und einen Betrieb, in dem Lampenschirme hergestellt wurden, wie laut Firmenaufschrift zu lesen war. Die Straße war sehr gut ausgebaut und asphaltiert. Parker brauchte sich keine Beschränkungen hinsichtlich der Geschwindigkeit aufzuerlegen.

      Er war gespannt darauf, wie der Anrufer sich bemerkbar machen würde. Ob es wirklich stimmte, daß er einige Informationen weiterreichen wollte? Man mußte sich wie immer überraschen lassen. Es konnte sich selbstverständlich um eine tödliche Falle handeln. Diese Möglichkeit wollte der Butler nicht ausschließen.

      Etwa hundert Meter voraus entdeckte Josuah Parker einen Wagen, dessen Motor offensichtlich eine Panne hatte. Die