Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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hierher nach Heartville und speziell ins Sherman-Hotel, um gewisse Erkundigungen anzustellen.“

      „Die sich worauf beziehen, wenn ich diesen Einwurf machen darf!?“

      „Der Sohn eines unserer Klienten verunglückte vor zwei Monaten tödlich bei einer an sich völlig harmlosen Kletterpartie. Unser Klient war der Ansicht, daß dieser Unfall gestellt worden war. Er glaubt nach wie vor an einen Mord.“

      „Woraus bezieht jener Klient seine Ansicht und Meinung?“

      „Dieser junge Mann telefonierte kurz vor dem Unfall mit seinen Eltern und ließ durchblicken, er sei, ich zitiere jetzt fast wörtlich, einer riesigen Schweinerei auf der Spur. Anderthalb Tage später verunglückte er tödlich …!“

      „Haben die betroffenen Eltern sich nicht mit der Polizei in Verbindung gesetzt?“

      „Selbstverständlich. Mr. Andrew, den Sie ja kennen. Sheriff Andrew, der zuständig war und ist, konnte natürlich nichts Ungewöhnliches feststellen und ließ die Ermittlungen ein schlafen. Daraufhin wurde ich von meiner Agentur hierher geschickt.“

      „Seit wann, wenn ich fragen darf, arbeiten Sie bereits an diesem Fall, Miß Windham?“

      „Seit knapp einem Monat …

      „Haben Sie irgendwelche Spuren finden können?“

      „Ich glaube, alle Spuren laufen oben im Sherman-Hotel zusammen. Deshalb habe ich mich dort auch als Aushilfskraft einstellen lassen.“

      „Um welche Spuren handelt es sich, wenn ich eine zusätzliche Frage stellen darf?“

      „Ich traue diesem Ernest Litch nicht über den Weg. Es ist offensichtlich, daß er Miß Farewell verdrängen will. Ich traue ihm durchaus einen Mord zu. Und ich glaube weiterhin, daß nicht Glenn Harpers, sondern Gloria Farewell ermordet werden sollte.“

      „Das sind, wie es so treffend heißt, schwere Anschuldigungen. Aus welchen Gründen wollten Sie mir und meinem Hotelzimmer einen unangekündigten Besuch abstatten?“

      „Ich wollte herausfinden, ob Sie wirklich dieser Butler Parker sind, von dem man bei uns in der Agentur schon oft gesprochen hat. Sie sind es, das weiß ich jetzt mit letzter Sicherheit.“

      „Was halten Sie, um den Fall bewußt einzuengen, von den Familien Harpers und Farewell?“

      Kathy Windham ließ sich einen zweiten Cognac verabreichen. Sie hatte es sich im Sessel bequem gemacht und redete ohne Scheu oder Vorsicht.

      „Eine reine Familienstreiterei, die nur in einem Ort wie Heartville bestehen kann …!“ Der Ton ihrer Stimme klang etwas abfällig. „Ich glaube nicht an die Gerüchte, die hier im Umlauf sind. Glenn Harpers ist nicht von Richard Farewell umgebracht worden. Und Harpers hat auch ganz sicher nicht Gloria Farewell umbringen wollen, weil sie zu Richard übergelaufen war.“

      „Ich neige dazu, mich Ihrer Ansicht anzuschließen, Miß Windham“, erklärte der Butler. „Darf ich fragen, ob Sie sich das ‚Fairplay‘ schon einmal aus der Nähe angesehen haben?“

      „Selbstverständlich.

      „Ist Ihnen dort etwas aufgefallen?“

      „Sie spielen auf Cliburn und Belmont an …?“

      „Sollte ich dies tun?“

      „Ich weiß längst, daß sie sich früher straffällig gemacht hatten, aber jetzt scheinen sie sich eine weiße Weste zugelegt zu haben.“

      „Bleiben wir also beim Sherman-Hotel“, wechselte der Butler wieder das Thema, „bleiben wir bei den Spuren, die Sie entdeckt zu haben glauben. Um welche Spuren handelt es sich detailliert?“

      „Denken Sie doch bitte einmal an die vielen jungen und hübschen Damen, Mr. Parker!“

      „Sie sind in der Tat bemerkenswert …“

      „Dann addieren Sie dazu die vielen Gäste, die nur für ein paar Tage bleiben.“

      „Ich addiere, Miß Windham. Zu welcher Summe kommen Sie, wenn ich unbescheiden fragen darf?“

      „Das eben weiß ich nicht.“ Sie sah ihn kläglich an. „Zuerst dachte ich an eine Art Absteige … An Erpressungen … Doch das alles scheint nicht der Fall zu sein.“

      Kann man dort verbotene Glücksspiele betreiben?“

      „Das wird es wohl sein, aber ich habe keine Beweise, Mr. Parker. Haben Sie vielleicht inzwischen etwas herausgefunden?“

      „Ich glaube und hoffe, Miß Windham. Mein Geheimtip, wenn ich mich so ausdrücken darf, lautet auf Rauschgift. Ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten. Ich fand in der Tasche des verunglückten Glenn Harpers Marihuana-Zigaretten. Das mag ein Zufall gewesen sein, der mit dem Sherman-Hotel nichts, aber auch gar nichts zu tun hat, aber dies muß nicht ein Zufall gewesen sein …

      *

      Ein strahlender Morgen.

      Josuah Parker verließ das Hotel, um in einem nahen Restaurant das Frühstück einzunehmen. Daß ihm dabei Sheriff Andrew über den Weg lief, konnte selbstverständlich kein Zufall sein.

      „Ich habe mit Ihnen zu reden“, knurrte Andrew.

      „Sie können sich mir und meinen Absichten anschließen“, erwiderte der Butler, „ich habe vor, ein frugales Frühstück zu mir zu nehmen.“

      Andrew ging mit ins Restaurant. Er sah zu, was Josuah Parker unter einem frugalen Frühstück verstand. Der Butler bestellte sich schwarzen Kaffee. Porridge, zwei gebratene Eier auf Schinken, gegrillten Seelachs, eine gehörige Portion Stilton-Käse und schließlich einige Scheiben Toast. Er aß mit gutem Appetit und übersah die finstere Miene des Amtsvertreters.

      „Ich kann nicht warten, bis Sie das alles gegessen haben“, sagte Andrew schließlich. „Ich muß noch einmal genau wissen, was Sie in der vergangenen Nacht getrieben haben.“

      „Haben Sie sich inzwischen nicht im Sherman-Hotel erkundigt, ob ich die Wahrheit gesagt habe?“

      „Ich habe Sie etwas gefragt, Parker.

      „Darf ich mit einer Gegenfrage antworten?“

      „Na, los schon …!“

      „Warum handeln Sie eigentlich wider alle Regeln der Logik, Sir?“

      „Werden Sie bloß nicht frech, Parker!“

      „Falls Sie damit eine bestimmte Reaktion erzielen wollen, so sollten Sie daran denken, daß Übertreibungen häufig schädlich sind.“

      „Wie meinen Sie das, Parker? Los, reden Sie weiter!“

      „Ich glaube, Sie richtig einzuschätzen, Sir. Ich halte Sie keineswegs für so borniert, wie Sie sich nach außen hin zeigen und geben. Mit anderen Worten und positiv ausgedrückt, ich halte Sie für einen Mann, der genaue Ziele verfolgt, der Umwege einschlägt, weil sie schneller ans Ziel führen.“

      „Und weiter …!?“ Andrew grinste grimmig.

      „Sie müssen wahrscheinlich so agieren, weil Sie den heimlichen und offenen Einfluß zweier miteinander befeindeter Familien genau und richtig einschätzen. Doch ich darf meine Warnung noch einmal wiederholen, Übertreibungen können schaden.“

      „Jetzt erwarten Sie wohl, daß ich mich an Ihrer Brust ausweine, wie?“

      „Dies würde Ihnen kaum stehen, Mr. Andrew. Ich frage mich nur, ob die von Ihnen geplanten und eingeschlagenen Umwege vielleicht nicht etwas zu verschlungen sind.“

      „Sie reden mal wieder in Rätseln.“

      „Ich fühle genau, daß Sie dabei sind, die Macht der beiden Familien zu brechen. Ich ahne ferner, daß Sie hinter einem großen Fall her sind … Aber man kann sich taktisch verzetteln, wenn ich es so umschreiben darf. Irgendwann werden Sie Ihre Reserve verlassen und angreifen müssen, doch diesen Zeitpunkt wollen Sie wohl so lange und spät wie möglich hinausschieben.“