Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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zu schlucken begann.

      Auf einem bewaldeten Hügel, der dem Hang gegenüberlag, wo der von Rander und Parker gemietete Bungalow stand, hielt sich ein schlanker, etwa vierzigjähriger Mann auf, der eine Brille trug und an einen seriösen Mittelständler erinnerte.

      Dieser Mann beobachtete durch einen leistungsstarken Feldstecher den Bungalow im Kolonialstil und schaute zwischendurch immer wieder auf seinen Chronometer, den er in Form einer Armbanduhr am Handgelenk trug.

      Neben ihm auf dem Heck des Wagens stand ein kleines Funksprechgerät, dessen Teleskopantenne bereits herausgezogen, war. Der Mittelständler hatte diesen Chronometer gerade wieder befragt, als er einen kanonenartigen Donnerschlag hörte.

      Hastig riß der Mittelständler seinen Feldstecher hoch und beobachtete den Bungalow.

      Sem Gesicht verzog sich zu einem satten Grinsen. Dies hing mit den schwarzen Rauchwolken zusammen, die aus den Fenstern des Bungalows quollen und ihm schon nach wenigen Sekunden die Sicht nahmen.

      Er griff nach dem Walkie-talkie, das auf dem Wagenheck stand, schaltete auf Sendung und gab einen ganz bestimmten, sehr kurzen Spruch durch.

      Anschließend schob der Mittelständler das Antennenteleskop zusammen, warf das Funksprechgerät auf den Rücksitz seines Wagens, setzte sich ans Steuer und fuhr langsam davon …

      »Ihre pyrotechnischen Fähigkeiten sind bemerkenswert«, sagte Rander und hustete qualvoll, »finden Sie nicht auch, daß Ihnen die Dosis etwas außer Kontrolle geraten ist?«

      Rander und Parker befanden sich in der Tiefgarage des Bungalows und warteten hier auf Dinge, mit denen sie fest rechneten. Ihrer Schätzung nach konnten diese Dinge nicht lange auf sich warten lassen.

      »Ich bitte mein mögliches Unmaß entschuldigen zu wollen«, gab der Butler würdevoll zurück, »aber im Austausch mit der richtigen Sprengladung mußte ich für einen vollwertigen Ersatz sorgen, der wenigstens optisch und akustisch die Erwartungen erfüllt.«

      Mike Rander nickte und sah auf die Sprengladung, die Josuah Parker aus dem Keller des Bungalows geborgen hatte. Sie bestand aus einem normal aussehenden Benzinkanister, der an der Tülle einen Zeitzünder besessen hatte. Der Kanister selbst war mit Sprengstoff randvoll gefüllt, ausreichend, den Bungalow in sich zusammenrutschen zu lassen.

      Parker hatte diese bösartige Sprengladung selbstverständlich schon entschärft. Gegen eine vorzeitige Himmelfahrt hatten sie beide einiges einzuwenden.

      »Man scheint zu kommen, Sir.«

      Parker deutete durch den dunklen Qualm nach draußen. Das Geräusch eines schnell sich nähernden Wagens war unverkennbar. Rander entsicherte seinen 38er und wartete auf den Einsatz. Josuah Parker hatte sich mit seiner Patent-Gabelschleuder bewaffnet. Ihm ging es darum, lautlos zu wirken.

      Er hatte sich nicht getäuscht.

      Durch die Rauchschwaden, die er fabriziert hatte und die man nur als täuschend echt bezeichnen konnte, war der Wagen genau zu erkennen. Und auch die beiden Insassen, die jetzt ausstiegen.

      »Gute Bekannte«, stellte Mike Rander grimmig lächelnd fest.

      »In der Tat, Sir! Unsere Bombenschmeißer, wenn ich es in dieser vulgären Art ausdrücken darf…«

      Die beiden jungen Männer, die auch jetzt wieder Sonnenbrillen trugen, benahmen sich reichlich sorglos. Wahrscheinlich hatten sie selbst die Sprengladung hergestellt und waren sicher, daß sie auf der ganzen Linie gewirkt hatte.

      »Ein dritter Mann, Sir!« Parker sprach leise und deutete hinüber zu dem Wagen.

      »Wie nett… Unser Taxifahrer!« Rander hatte den Mann ebenfalls erkannt. »Demnach wären wir ja alle versammelt.«

      Der Driver blieb am Wagen zurück und zündete sich eine Zigarette an. Er sollte wohl die Nachhut bilden oder Schmiere stehen. Seine Rolle, ob so oder so, störte den Butler empfindlich. Ihm war daran gelegen, daß alle drei Männer auf dem Grundstück blieben.

      Dementsprechend waren seine Aktionen.

      Parker strammte die beiden Gummistränge der Gabelschleuder, visierte den Taxifahrer sorgfältig an und schickte dann sein Geschoß auf die Reise. Es bestand aus einer Tonmurmel, die mit Sicherheit zerplatzen würde und bestimmt keine bösen Verletzungen hinterließ.

      Der Taxifahrer, der die Zigarette zum Mund führen wollte, verharrte plötzlich in seiner Bewegung, als sei er total vereist worden. Dann fiel er um wie ein Standbild, schnell und endgültig. Er blieb neben seinem Wagen liegen.

      Die zweite Tonmurmel befand sich bereits in der Lederschlaufe der Gabelschleuder.

      Ein kurzes Anvisieren, eine kleine Korrektur, und schon sauste das seltsame und ungewöhnliche Geschoß durch die Luft. Es zerplatzte auf der Stirn eines jungen Mannes.

      Der Getroffene blieb wie angewurzelt stehen, wollte nach seiner Stirn greifen und … schraubte sich dann langsam zu Boden. Er hatte es weniger eilig als der Taxifahrer.

      Der dritte Mann sah bestürzt auf seinen Partner hinunter, rief ihm etwas zu, schien Lunte gerochen zu haben und rannte hastig zurück zum schützenden Wagen.

      Er kam nicht weit…

      »Ein Meisterschuß«, lobte Rander seinen Butler, »schade, daß es in dieser Waffengattung kein Preisschießen gibt!«

      Rander und Parker verließen die schützende Tiefgarage und bargen die drei immer noch bewußtlosen Männer. Sie hatten ihnen einige Fragen zu stellen.

      Sie saßen nebeneinander auf dem Fußboden im großen Wohnsalon und starrten auf Mike Rander, der gerade telefonierte. In dieses Gespräch konnten sie sich aber nicht einmischen, da Parker sie sicherheitshalber leicht geknebelt hatte.

      »Ja, Sie haben vollkommen richtig verstanden«, sagte Mike Rander gerade, »diese drei Typen haben geredet … Sie haben sogar in allen Tonarten gesungen, wenn Sie’s genau wissen wollen. Sehr interessante Details, die uns auf eine Spur führen werden. Sie werden überrascht sein! Ob wir die drei Männer unter Druck gesetzt haben? Nein, nein. Sie redeten freiwillig und wollen damit wohl ihre Haut retten. Okay, kommen Sie und kassieren Sie diese drei Burschen, uns stören sie hier nur!«

      Rander legte auf und wandte sich an Parker, der zum Fenster hinausgesehen hatte.

      »Unser Kontaktmann wird kommen. Etwa in einer Stunde … Dann dürften wir die drei Burschen los sein.«

      Parker befreite sie von ihren Knebeln und ging zurück zu Mike Rander, der sich eine Zigarette anzündete.

      »Leider haben die drei Herren noch kein Wort gesagt, Sir«, stellte der Butler richtig und fest.

      »Na, und?« Rander schmunzelte, »kommt es darauf an? Hauptsache, unser Kontaktmann freut sich.«

      »Ob man diesen Irrtum richtigstellen sollte, Sir?«

      »Warum eigentlich? Vielleicht reden sie doch noch, bevor unser Kontaktmann kommt!«

      Rander und Parker verließen den Wohnsalon. Parker hatte unter einem Couchtisch einen kleinen Minisender zurückgelassen. Was die Gegenseite konnte, schaffte er schon längst.

      Die drei Männer warteten, bis sie allein waren. Dann tuschelten sie leise und aufgeregt miteinander. Sie schienen ihre sehr privaten Probleme zu haben.

      »Begreift doch«, sagte der Taxifahrer eindringlich, »das Telefon ist angezapft. Die haben jedes Wort von dem mitbekommen, was dieser Anwalt gesagt hat.«

      »Na, und … »« fragte der erste Sonnenbrillenträger naiv.

      »Dann wissen unsere Leute doch wenigstens, wo wir sind und was mit uns los ist«, stellte der zweite Träger einer Sonnenbrille fest.

      »Ihr ausgemachten Idioten«, empörte sich der Taxifahrer, »sie müssen doch annehmen, daß wir wirklich gequasselt haben, klar? Begreift ihr denn nicht, was das bedeutet!?«

      »Stimmt aber doch überhaupt nicht! Wir haben kein Wort gesagt…!« Der erste Sonnenbrillenträger