Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Eingang, in dem Lichtblitze zu explodieren schienen. Ausgesuchte nette Girls, mehr als leicht geschürzt und in knappen Kostümen, schienen eine Art Grobsortierung der Kunden vorzunehmen und bugsierten sie geschickt und mit einem Dauerlächeln auf den Lippen auf Rolltreppen.

      Parkers Auftauchen war eine kleine Sensation.

      Die jungen Damen lächelten endlich frei und ungezwungen und ohne an den tarifmäßig zustehenden Lohn zu denken. Die jungen Menschen, die mit Parker den Glaswürfel betraten, schufen eine Art freie Gasse für den Butler, der höflich seine schwarze Melone lüftete.

      »Ich beabsichtige, mich ein wenig zu entspannen«, sagte Parker, sich an eine der jungen Damen wendend, »ich bin sicher, Sie werden mir entsprechende Vorschläge machen können.«

      »Aber ja!« gab die junge Dame zurück und strahlte den Butler freundlich an, »was schwebt Ihnen denn so vor?«

      »Nichts. Ich möchte mich fachgerecht beraten lassen.«

      »Möchten Sie einen netten Film sehen?«

      »Nicht unbedingt.«

      »Tanzen kommt für Sie wohl kaum in Betracht, oder?«

      »Ich fürchte, Madam, Sie haben mich vollkommen richtig eingeschätzt.«

      »Wir haben einen großen Saal, in dem Sie flippern können …«

      »Ein Vorschlag, der mich interessieren könnte…«

      »Dort die Rolltreppe bitte!«

      Die junge Dame ging voraus und brachte den Butler zu einer Rolltreppe, die offensichtlich hinunter in den Keller führte. Parker bedankte sich förmlich und ließ sich von den Rollstufen in die Unterwelt des Glaswürfels transportieren.

      Die junge Dame hatte nicht übertrieben, als sie von einem großen Saal gesprochen hatte. Er war fast so groß wie zwei kleinere Turnhallen und angefüllt mit Flippergeräten aller Systeme. Unter anderem gab es auch Geldspielautomaten, denen Parker sein besonderes Interesse schenkte. Während er einen der geldgierigen Automaten mit den entsprechenden Münzen fütterte, beobachtete er die jungen Menschen, die sich hier unten mit Hingabe daran machten, ihre Freizeit zu zerstückeln. Der erste Eindruck hatte nicht getrogen. Es waren fast ausschließlich junge Menschen beiderlei Geschlechts, die den Saal bevölkerten.

      Zu dem Rattern der Automaten wurde aus vielen Lautsprechern harte Popmusik geliefert, peitschend im Rhythmus, heiß, aufdringlich und fordernd.

      Parker wußte nicht genau, wonach er suchte. Er wartete auf Überraschungen. Er hoffte, daß sein Erscheinen entsprechend registriert worden war.

      Nach knapp einer Stunde wußte er, daß dieser Besuch einem eklatanten Fehlschlag gleichkam. Man übersah ihn und kümmerte sich nicht um ihn. Parker kam zu dem Schluß, daß die drei Vertreter des Jenseits ihm einen Bären aufgebunden haben mußten.

      Es bestand aber auch die Möglichkeit, daß die Gegner, mit denen er es zu tun hatte, sehr klug waren und volle Deckung genommen hatten.

      Parker, der ein paar Dollar an und von den Automaten gewonnen hatte, ließ sich von der Rolltreppe zurück zum Ausgang bringen. Und da er nach wie vor ein mißtrauischer Mensch war und blieb, vergaß er den Leihford. Er ließ ihn dort auf dem Parkplatz stehen, wo er ihn abgestellt hatte.

      Parker schritt über die breite Anfahrt hinunter zur Straße und winkte ein Taxi ab. Er stieg in den Wagen und ließ sich in Richtung Beverly Hills bringen.

      Doch schon nach wenigen hundert Metern bat er den Wagen anzuhalten, entlohnte den Fahrer mit einem zusätzlichen Trinkgeld und begab sich zu Fuß zurück zum Parkplatz. Er wollte aus der Distanz beobachten, ob irgend etwas mit dem Ford geschah.

      Seine Taktik erwies sich als erfolgreich. Seine einmalige Begabung, sich in die Gedankenwelt etwaiger Gegner zu versetzen, zahlte sich wieder einmal aus.

      Ein Irrtum war ausgeschlossen.

      Am Ford, mit dem er gekommen war, hantierten zwei junge Männer herum, die eine Art Uniform trugen, die aus Dinnerjackett und dunkler Hose bestand.

      Diese beiden jungen Männer hatten die Motorhaube des Wagens geöffnet und holten gerade einen Gegenstand hervor, der nicht größer war als eine flache Zigarrenkiste. Nachdem sie dieses Kistchen geborgen hatten, setzten sie sich ans Steuer und fuhren vom Parkplatz herunter …

      Mike Rander, an Wasser nur dann interessiert, wenn es galt, sich einen guten Drink zu mixen, schluckte eine gehörige Portion von der Salzbrühe, bis es ihm gelang, sich von den klammernden Armen der Ertrinkenden zu befreien. Er und das Girl lieferten sich unter der Wasseroberfläche eine Art Catch-as-catch-can, bei dem sich der Bikini des Mädchens in seine Einzelbestandteile auflöste, wie sich bald darauf zeigte.

      Rander gewann nämlich die Oberhand, schleppte das jetzt schlaffe Mädchen zurück an den Strand und trug es an Land. Dabei stellte er fest, daß er wohl doch etwas zu derb zugegriffen hatte. Derb im Hinblick auf ihren winzig kleinen Badeanzug, von dem nur noch traurige Reste zurückgeblieben waren.

      Im Grunde war sie nackt!

      Rander schluckte betreten. Dieses Schlucken hing keineswegs mit dem ebenmäßig schönen Körper des Mädchens zusammen, sondern mit der Tatsache, daß sie nackt war. Rander war selbstverständlich nicht prüde, aber die Situation konnte vielleicht von Außenstehenden mißverstanden werden.

      Er beeilte sich, die junge Dame hinüber zur nahen Strandhütte zu tragen. Sie kam wieder zu sich, als er die Hütte fast erreicht hatte.

      Sie schlug die Augen auf, sah das Gesicht Randers über sich und fühlte, daß man sie auf Händen trug und mißverstand, wie es der Anwalt befürchtet hatte.

      Sie stieß einen äußerst spitzen Schrei aus, wehrte sich sofort sehr heftig und biß in seine rechte Hand, worüber Rander auf keinen Fall glücklich war.

      Er ließ sie lieblos in den weichen Sand fallen und wickelte sein Taschentuch über die erfreulicherweise nicht große Bißwunde.

      »Leicht verrückt, wie?« sagte er dann gereizt, »ist das der Dank dafür, daß ich Sie aus dem Wasser geholt habe?«

      »Entschuldigung!« sagte sie, um dann zu weinen. Der Schock schüttelte sie durch und warf sie der Länge nach in den Sand. Sie schien überhaupt noch nicht kapiert zu haben, daß sie textillos war.

      »Nehmen Sie meine Jacke«, schlug Rander vor, »Sie werden sich erkälten.«

      Er warf ihr seine Jacke über und sah auf die nahe Holzhütte, wo sich die drei Gangster befanden.

      Sie fuhr hoch, als sei sie elektrisiert worden. Sie nahm die Arme von der Brust und griff dann hastig nach der Jacke. Sie weinte plötzlich nicht mehr.

      »Entschuldigung«, sagte sie noch einmal.

      »Wo haben Sie denn Ihre Kleider abgelegt?« wollte Rander wissen.

      »Drüben im Wagen!« Sie deutete in die Dämmerung, die sich langsam in eine helle Nacht verwandelte. »Er steht hinter der kleinen Düne.«

      »Kommen Sie, ich werde Sie hinbringen.

      Sie hüllte sich in Randers Jacke und hatte nichts dagegen, daß er sie begleitete. Sie lachte plötzlich und blieb stehen.

      »Sie retten mich, und ich beiße sie«, meinte sie dann prustend, »ist das komisch … Ich muß verrückt gewesen sein!«

      »Schon vergessen«, erwiderte Rander großzügig.

      »Ich bin wohl zu weit rausgeschwommen«, erklärte sie, »die Brandung riß mich immer wieder zurück …«

      »Das hätte wirklich ins Auge gehen können«, meinte Rander. Sie hatten den Wagen erreicht, und die junge Dame öffnete den Schlag.

      »Bitte, drehen Sie sich einen Moment um«, sagte sie, »es dauert nur ein paar Minuten, bis ich angezogen bin…«

      Rander, Gentleman vom Scheitel bis zur Sohle, drehte sich selbstverständlich gehorsam um und bedauerte es im Grund, daß sie sich jetzt ankleidete.