Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


Скачать книгу

hatten einige hundert Fahrzeuge das Bestreben, San Franzisko anzulaufen.

      »Langsam werde ich kribbelig«, sagte Rander schließlich, »mir wäre lieber, es würde was passieren. Dann weiß man doch wenigstens, woran man ist.«

      »Sie sind vom Highway abgebogen«, kam eine Stimme aus dem Autoradio, »sie scheinen rüber nach Paso Robles zu fahren.«

      Der Mittelständler griff nach dem Mikrofon und ging auf Sendung.

      »Laßt euch nicht abschütteln«, gab er an seine Mitarbeiter durch, »kreist ihn vorsichtig ein, aber laßt euch nicht blicken! Steigt von mir aus auf andere Wagen um, die sich gerade anbieten. Sie müssen bis zum letzten Augenblick ahnungslos bleiben …«

      Der Mittelständler rückte seine Brille zurecht und war mit sich, der Welt und mit einem gewissen Jenseits durchaus zufrieden. Alles verlief zu seiner vollen Zufriedenheit.

      Er hatte gleich geahnt, daß die beiden Schnüffler aus Chikago nur ein Ablenkungsmanöver durchführen wollten. Schön, daß sie ihm jetzt den Gefallen taten und den Highway verließen. Abseits der verkehrsreichen Straße konnte man sich ja viel besser mit Rander und Parker befassen …

      »Laut Karte, Sir, führt diese Seitenstraße an Paso Robles vorbei und später hinauf in die Bergwelt.«

      »Anzunehmen… Und dort wollen Sie’s zu einem Knall kommen lassen?«

      »In der Tat, Sir, und falls Sie einverstanden sind, interne Auseinandersetzungen, wie ich sie erwarte, sollten möglichst keine unbeteiligten Bürger gefährden.«

      Rander und Parker passierten Paso Robles und hielten dann hinter der kleinen Stadt an. Parker öffnete seinen schwarzen Spezialkoffer und versorgte Mike Rander und sich mit einigen Ausrüstungsgegenständen, die er für wichtig hielt. Anschließend ließ er den Mietwagen weiterrollen.

      Die Berge schoben sich von Minute zu Minute näher an die Straße heran, die ihrerseits in sanften Serpentinen anstieg. Nach etwa dreißig Minuten hatte Parker das Feld erreicht, das seinen Vorstellungen in etwa entsprach.

      Er bog von der schon recht schmal gewordenen Straße ab und parkte den Mietwagen geschickt in den Trümmern einer verfallenen Farm. Dieses Haus bestand nur noch aus Mauerresten, einem Schornstein, der erstaunlicherweise heil geblieben war, aus Bruchsteinen und schließlich aus einem Gewirr alter, ausgebleichter Bretter und Balken.

      »Wenn meine Vermutungen mich nicht täuschen, Sir, müßten hier bald die ersten Verfolger auftauchen«, sagte Parker, »sie werden sich diese scheinbar so günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen.«

      Rander zündete sich eine Zigarette an und schaute Parker zu, der die Zeit nutzte, um einige Überraschungen zu basteln, die er den Gegnern zueignen wollte…

      Sie brauchten nicht lange zu warten.

      »Sieh’ an, ein Jeep … Sieht ganz nach einem harmlosen Farmer aus«, stellte Mike Rander fest. Parker nickte und verfolgte mit seinen Augen den zerbeulten, alten Wagen, der auf der Straße erschien und jetzt in Richtung Farmtrümmer abbog.

      »Man sollte sich sicherheitshalber auf einen Überraschungsangriff einstellen«, sagte Parker.

      »Mit anderen Worten, Sie wollen erst schießen und dann Fragen stellen?«

      »Auf keinen Fall, Sir! Wenigstens nicht in dem Sinn, den Sie möglicherweise meinen.«

      Parker hatte seine zusammensteckbare Gabelschleuder schußfertig gemacht und in die Lederschlaufe eine kleine Stahlkugel gelegt. Diese Stahlkugel schickte er auf eine weite Luftreise, wobei er derart genau zielte, daß sie die hochgestellte Windschutzscheibe des Jeeps zertrümmerte.

      Der Fahrer bremste sofort scharf, stieß den Wagen mehr als hastig zurück und preschte davon.

      »Scheint ziemlich nervös zu sein«, stellte Mike Rander lächelnd fest.

      »Und dies, Sir, obwohl er nicht mit Sicherheit zu sagen vermochte, wodurch die Windschutzscheibe zertrümmert wurde«, fügte der Butler würdevoll hinzu. »Sein schlechtes Gewissen scheint ihn zur Umkehr bewogen zu haben.«

      »Dafür bekommen wir bereits anderen Besuch«, sagte der Anwalt und wies hinüber auf die Straße. Parker streifte den auftauchenden Wagen mit einem flüchtigen Blick. Er wandte sich um und kontrollierte die andere Seite des kleinen Plateaus, wo sich die Farmtrümmer befanden.

      Er wurde nicht enttäuscht.

      Parker entdeckte zwei Gestalten, die Raum gewinnen wollten, dabei aber auf Deckung aus waren. Diese beiden Männer, die ganz offensichtlich Gewehre trugen, pirschten sich in geduckter Haltung an die Farmtrümmer heran.

      »Alles in Ordnung?« fragte Rander, der den Personenwagen nicht aus den Augen ließ.

      »In etwa, Sir. Zwei Herren haben die Absicht, uns zu überraschen. Wenn Sie einverstanden sind, werde ich dagegen etwas unternehmen.«

      »Lassen Sie sich nur nicht aufhalten, Parker!«

      Josuah Parker prüfte kurz die Windrichtung. Sie kam seinen Absichten mehr als entgegen. Ein leichter, heißer Wind strich über die Farmtrümmer und wehte auf die beiden Männer zu.

      Der Butler benutzte erneut seine Gabelschleuder, um kurz hintereinander zwei korkengroße Zylinder aus gebranntem Ton abzuschießen.

      Diese beiden Zylinder zerbarsten auf dem steinigen Boden und gaben leichte Wolken frei, die aus einem sehr intensiven Tränengas bestanden.

      Die Wirkung war frappierend.

      Die beiden Angreifer vergaßen ihre Absichten, weinten bitterlich, wischten sich die fast ertrinkenden Augen und fühlten sich äußerst schlecht. Sie wußten es zwar nicht, spürten dafür aber, daß dem Tränengas ein Reizstoff beigemischt war, der die Magennerven zur Rebellion brachte.

      Und wie diese Magennerven rebellierten!

      Die beiden Männer knieten nieder und aßen rückwärts, wie der vulgäre Volksmund es so treffend ausgedrückt hätte. Die beiden Angreifer taumelten nach abgeschlossener Entleerung zurück zu ihrem Wagen, den sie in einem kleinen Seitental abgestellt hatten. Sie wußten bereits zu diesem Zeitpunkt, daß sie für eine weitere Mitarbeit an diesem Unternehmen nicht mehr in Betracht kamen.

      Aus der Limousine stiegen drei Männer. Sie bauten sich hinter dem Wagen auf und schienen auf weitere Ereignisse zu warten.

      »Mag der Henker wissen, worauf die Brüder warten«, sagte Rander, »wahrscheinlich fühlen sie sich noch zu schwach.«

      »Bald wohl nicht mehr, Sir.« Parker deutete mit der Spitze seines Universal-Regenschirms in Richtung Limousine, hinter der jetzt ein Kleinlieferwagen mit geschlossenem Kastenaufbau erschien.

      Aus diesem Kastenaufbau kamen vier weitere Männer, die zu ihren drei ersten Partnern aufschlossen.

      »Das Jenseits ist aber kräftig vertreten«, meinte Rander respektlos. »Sie scheinen diesem Lonsdale bereits auf die Zehen getreten zu haben, Parker.«

      »Erfreulich, Sir, falls dem so war!«

      »Wir werden gleich mit einem handfesten Angriff rechnen müssen. Hoffentlich bekommen wir keinen Besuch aus der Luft.«

      »An diese Möglichkeit dachte ich bereits, Sir.«

      »Mit einem Hubschrauber bekäme man uns verflixt schnell in den Griff.«

      »Auch gegen einen Angriff aus der Luft ließen sich Gegenmaßnahmen treffen«, beruhigte Parker seinen jungen Herrn, »ich war so frei, solche Möglichkeiten einzukalkulieren.«

      Nun, die Mitglieder des Jenseits verfügten offensichtlich über keinen Hubschrauber. Sie hatten ihren Kriegsrat gehalten und schwärmten zum Angriff aus. Sie benahmen sich dabei so unbeholfen wie Stadtmenschen, die rein zufällig aufs flache Land geraten sind. Sie wußten mit den Gegebenheiten des Geländes nicht viel anzufangen.

      Parker, der an einer schnellen Entscheidung interessiert war, nahm seine Feuerwerksraketen und baute sich hinter einer halb zerfallenen Mauer auf.