Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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diesem Zeitpunkt keineswegs, daß es bei diesem ungestörten Genuß nicht bleiben würde.

      *

      Vor dem Schnellimbiß hielt ein Lincoln, aus dem vier durstige Männer fielen.

      Sie waren unterwegs, kurz vor dem Schnellimbiß, von Parkers hochbeinigem Monstrum überholt worden und hatten alles versucht, sich an ihn zu hängen. Es war bei diesem Versuch geblieben, und sie hatten sich darüber ausgiebig geärgert.

      Jetzt sahen sie den eckigen, altertümlichen Wagen vor sich und blieben andächtig stehen. Es handelte sich um vier mittelgroße, schlanke, durchtrainierte Männer, die wie seriöse Handelsvertreter aussahen.

      Wenigstens auf den ersten Blick.

      Auf den zweiten, dritten und vierten Blick hin verwandelten sich diese Männer allerdings in handfeste Typen, denen man mit viel Nachdruck wohl einige Manieren beigebracht hatte.

      Sie kamen zu dem Schluß, daß es sich um einen mehr als komischen Schlitten handelte und waren versessen darauf, sich mit dem Fahrer zu unterhalten. Darüber vergaßen sie eindeutige Instruktionen, die man ihnen mit auf den Weg gegeben hatte. Darüber vergaßen sie einen gewissen Steven Crane, zu dem sie gehörten und der sie vorausgeschickt hatte.

      Sie gingen eilig hinüber zum Schnellimbiß und sahen sich in dem Lokal prüfend um.

      Der Barkeeper, der in jungen Jahren in einschlägigen Nachtlokalen gearbeitet hatte, wußte sofort Bescheid. Er sah nur einmal kurz hinüber und erkannte in den vier Männern harte Schläger, Profis, denen man besser aus dem Weg ging.

      „Wem gehört der komische Wagen da draußen?“ fragte Freddy, der Wortführer der vier Männer. Er sah sich dabei ironisch in der Runde um, doch in den Augen war ein gefährliches Funkeln, wie es sich für solche Typen gehört.

      Bevor Parker überhaupt antworten konnte, deutete der Barkeeper verstohlen in seine Richtung und suchte sich nach einer passenden Deckung um.

      Freddy zwinkerte seinen drei Freunden zu und stakste wichtigtuerisch auf den kleinen Fenstertisch zu, an dem der Butler saß und seinen Tee trank.

      „Gehört Ihnen der komische Schlitten da draußen?“ fragte Freddy und baute sich breitbeinig vor Parker auf.

      „Ich möchte als fast sicher annehmen, daß Sie mit mir zu sprechen wünschen“, sagte Parker gemessen. „Parker mein Name, Josuah Parker …“

      „Reden Sie keinen Quatsch! Ich will wissen, ob Ihnen die Mühle da draußen gehört?!“

      „Welche Mühle meinen Sie?“

      „Diesen eckigen, alten Schrottschlitten … Hören Sie mal, wollen Sie mich auf den Arm nehmen?“

      „Sie überschätzen Ihre Wichtigkeit“, gab der Butler zurück. „Was den dunklen Wagen allerdings angeht, den Sie ja offensichtlich meinen, möchte ich mich entschieden zu ihm bekennen!“

      Freddy brauchte ein paar Sekunden, bis er diesen Satz zerlegt und verstanden hatte. Dann pumpte er sich auf.

      „Sie haben uns geschnitten“, behauptete er gereizt, „um ein Haar wären wir im Graben gelandet.“

      „Sollte dies wirklich der Fall gewesen sein, so bitte ich in aller Form um Entschuldigung“, gab Parker höflich, aber sehr distanziert zurück. Er hatte längst herausgefunden, daß dieser Mann Streit suchte.

      „Auf Ihre Entschuldigung pfeife ich“, sagte Freddy und dämpfte seine Stimme gefährlich. Seine Augen nahmen einen lauernden Ausdruck an. Er glaubte zu wissen, wen er da vor sich hatte. Dieser komische Bursche undefinierbaren Alters bedeutete keine Gefahr. An ihm konnte er seinen drei Freunden mal richtig zeigen, wie hart er noch zuschlug.

      „Ich möchte Sie an Ihrer musikalischen Unterhaltung keineswegs hindern“, beantwortete Parker den Hinweis des Schlägers.

      „Wohl noch frech werden, wie?“

      „Dies liegt keineswegs in meiner Absicht“, stellte der Butler richtig, „haben Sie sonst noch Wünsche?“

      Statt zu antworten, wollte Freddy nach der schwarzen Krawatte des Butlers greifen und ihn daran vom Stuhl hochziehen. Bruchteile von Sekunden später brüllte er überrascht auf, was keineswegs unverständlich war.

      Parker hatte sich erlaubt, den brühheißen Teebeutel auf den Handrücken des Schlägers zu legen.

      Freddy schüttelte ihn ab und starrte auf seine schmerzende Hand.

      „Das werden Sie mir büßen“, sagte er und trat nach Parker, was an sich bereits mehr als unfein war.

      Seine drei Partner hatten sich halbkreisförmig aufgebaut und warteten darauf, daß Parker nach diesem Fußtritt erschüttert wurde. Doch es kam anders.

      Parker hatte plötzlich wie durch Zauberei seinen Universal-Regenschirm in der Hand, den er aus dem Wagen mitgenommen hatte. Wie er sich ja nur äußerst selten von ihm trennte, zumal er wußte, wie umfassend er zu gebrauchen war.

      Der bleigefüllte Bambusgriff schoß wie eine Viper vor und … legte sich wie ein Lasso um das Fußgelenk des Schlägers. Dann ein kurzer Ruck, und Freddy schlug einen halben Salto. Krachend landete er zwischen auseinanderspritzenden Stühlen.

      Der Barkeeper ging halb in Deckung. Die Lastwagenfahrer, die ebenfalls wußten, was die Glocke geschlagen hatte, setzten sich in Richtung Waschraum ab. Die übrigen Touristen drängten sich in einer Ecke des Lokals zusammen und erinnerten an eine Herde verdrängter Schafe.

      „No, der ist für mich reserviert“, sagte Freddy verbissen. Er hatte sich erhoben und rieb sich den leicht schmerzenden Hinterkopf, „jetzt kann der Gauner was erleben … Harmlose Menschen anzugreifen. Das haben wir gern …!“

      Er schleuderte ein paar hindernde Stühle zur Seite und ballte die Hände zu kräftigen Fäusten. Dann nahm er die Schultern hoch, schnaufte einige Male und griff überraschend an.

      Sein Vormarsch wurde allerdings entscheidend gestoppt.

      Der bleigefüllte Bambusgriff legte sich auf seine ausgeprägte Stirn. Freddy schielte etwas benommen, seufzte innig und begab sich zu Boden, als hätte er dort plötzlich etwas Wichtiges zu suchen. Dann rutschte er in sich zusammen, zog die Beine an und schlief ein.

      Die drei Partner wollten die Ehre ihrer Crew retten.

      Nach einer Blitzverständigung durch Blicke rückten sie zum konzentrierten Angriff vor. Der Barkeeper, der die Nase etwas höher genommen hatte, gab dem Butler keine Chance. Die Lastwagenfahrer waren sich klar darüber, daß diesem schwarz gekleideten Mann nun sämtliche Knochen im Leibe gebrochen wurden, und die Touristen rechneten bereits mit einem Mord.

      Parker hingegen nicht.

      „Einen Moment, meine Herren“, sagte er zu den drei Angreifern, „sie haben etwas vergessen …!?“

      Die drei Schläger stoppten und sahen den Butler verdutzt an. So waren sie noch nie angeredet worden.

      „Sehen Sie doch bitte einmal hinauf zur Zimmerdecke“, redete der Butler weiter und deutete mit dem bleigefüllten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms nach oben.

      Die drei Schläger gehorchten und schauten hinauf zur Zimmerdecke. Sie sahen nichts. Es war verständlich, denn dort gab es wirklich nichts zu sehen, wenn man von einem Spinnennetz einmal absah.

      Wenig später hingegen fühlten sie etwas.

      Nämlich nacheinander und sehr ausführlich dien Bambusgriff, der sich auf ihre Köpfe senkte. Parker erledigte das mit einer geradezu selbstverständlichen Leichtigkeit.

      Die drei Schläger gingen wortlos zu Boden und suchten nun ihrerseits dort nach Gegenständen, die nicht vorhanden waren.

      „Die Rechnung, wenn ich bitten darf“, sagte Parker laut und deutlich. Er erhob sich und nickte dem zögernd herankommenden Barkeeper höflich zu.

      „Sie … Sie brauchen nichts zu bezahlen“, stotterte der Barkeeper und schielte