Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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lüftete höflich seine Melone, legte den Griff des Regenschirms über den angewinkelten, linken Unterarm und schritt davon. Er strahlte solch eine Würde und Autorität aus, daß die Lokalgäste für Augenblicke das Luftholen vergaßen.

      Parker hatte gerade den Parkplatz erreicht, als ein Mustang vom Highway aus einbog.

      Steven Crane war wesentlich friedlicher als die vier Männer, mit denen er sich hier treffen wollte.

      „Sagen Sie, was ist bloß mit Ihrem Wagen los?“ fragte er, nachdem er zusammen mit seiner Bekannten ausgestiegen war, „so was Heißes hab’ ich noch nie gesehen.“

      „Dieser Wagen wurde, um genau zu sein, nach meinen speziellen Wünschen umgebaut“, erwiderte der Butler höflich, „habe ich übrigens das Vergnügen, Sie zu kennen?“

      „Steven Crane“, stellte der Quartiermeister und Privatsekretär sich lächelnd und arglos vor.

      „Steven Crane, Sir?“ Parker schien zu überlegen. „Sind Sie möglicherweise mit jenem Mann identisch, der als Privatsekretär eines gewissen Big Boß Hartley fungiert?“

      „Stimmt …!“ Crane wurde sofort vorsichtig, „sagt Ihnen der Name Hartley etwas?“

      „Aber gewiß doch“, gab der Butler gemessen zurück, „in meinen Augen handelt es sich bei Mr. Hartley um einen der ganz großen Gangsterbosse, die die USA kennen. Oder sollte ich mich irren?“

      „Und wer sind Sie?“ fragte Crane, ohne auf diese Frage einzugehen.

      „Parker mein Name, Josuah Parker“, stellte der Butler sich vor, „ich darf Ihnen versichern, daß ich mich jetzt auf Las Vegas freue, darf ich doch hoffen, daß unsere Wege sich dort kreuzen werden. Meine Empfehlungen an Mr. Hartley. Weiß er übrigens, daß seine Zeit abgelaufen ist? Sie sollten ihm diesen diskreten Hinweis zukommen lassen, finde ich …!“

      „Wieso sollte seine Zeit abgelaufen sein?“ Crane erinnerte sich dumpf, den Namen Josuah Parker schon einmal gehört zu haben. Er wußte im Moment nur nicht, wo er ihn unterbringen sollte.

      „Ich bin der sehr subjektiven Meinung, daß Mr. Hartley schon längst hinter Schloß und Riegel sitzen müßte … Aber was noch nicht ist, kann ja sehr schnell werden.“

      Parker lüftete seine schwarze Melone und schritt fast feierlich hinüber zu seinem Wägen.

      Crane starrte dem Butler nach und knabberte gedankenverloren, an seiner Unterlippe. Normalerweise hätte er sich solch einen Ton bestimmt nicht gefallen, lassen. In diesem Fall aber spürte er instinktiv, daß Vorsicht geboten war. Und zudem grübelte er darüber nach, in welch einem Zusammenhang er den Namen Josuah Parker schon einmal gehört haben könnte.

      „Was wollte denn dieser ulkige Kerl?“ fragte die Blondine, die überhaupt nichts verstanden hatte, „eigentlich ein netter Bursche, wie?“

      Crane sah die Blondine finster an, wandte sich wütend ab und beeilte sich, in den Schnellimbiß zu kommen. Er wußte nicht, daß er dort auf vier leicht lädierte Mitarbeiter stoßen würde …!

      *

      „Okay, Parker, Sie haben Crane gesehen und gesprochen … Und Big Boß Hartley hält sich möglicherweise in Las Vegas auf … uns soll das nicht kratzen, um es mal sehr deutlich zu sagen … Heute noch schließe ich für Harris den Kauf ab, dann fahren wir auf dem schnellsten Weg zurück an die Ostküste. Ärger mit Gangstern will ich diesmal nicht haben. Ich hoffe, Sie haben mich genau verstanden.“

      „Sehr wohl, Sir …!“ Parkers Gesicht blieb maskenhaft starr.

      „Und keine Tricks, Parker …! Provozieren Sie nichts … Aber auch gar nichts! Ich will hier meine Ruhe haben. Für Gangsterbekämpfung gibt es schließlich die einschlägigen Behörden.“

      „Sehr wohl, Sir“, lautete Parkers nächste Antwort.

      „Und noch einmal, Parker, keine Tricks!“

      „Sie können sich fest auf meine Loyalität verlassen, Sir.“

      „Hoffentlich …“, seufzte Mike Rander, der seinen Butler schließlich nur zu gut kannte. Er hielt sich mit ihm in seinem Kleinstbungalow des Motels auf und war irgendwie nervös geworden. Parkers diskreter Hinweis auf Gangster hatte den jungen Anwalt alarmiert. Er wußte aus Erfahrung, was das zu bedeuten hatte. Sein Butler war förmlich versessen darauf, Gangster zu bekämpfen. Und leider waren dann gewisse Auseinandersetzungen unvermeidlich.

      Rander schüttete sich gerade eine Zigarette aus der Packung, als angeklopft wurde. Parker versorgte seinen jungen Herrn mit Feuer, dann erst schritt er langsam und feierlich hinüber in den kleinen Korridor und öffnete die Tür des Bungalows.

      Ein mittelgroßer, etwas vollschlanker Mann von etwa 50 Jahren sah den Butler verblüfft an.

      „Hier wohnt doch Mr. Rander, oder?“ fragte er mit nervöser, etwas heiserer Stimme.

      „Wen darf ich melden, Sir?“

      „Walt Harris“, antwortete der vollschlanke Mann mit dem runden Gesicht und dem schütteren Haar, der einen teuren, grauen Anzug trug, „ich muß unbedingt Anwalt Rander sprechen …!“

      „Was ist denn, Harris?“ fragte Rander, der in den kleinen Korridor gekommen war, „herein mit Ihnen … Moment mal, ist was?“

      Mike Rander sah Walt Harris prüfend an. Seine Frage war nicht unangebracht. Harris machte einen fahrigen, ängstlichen und nervösen Eindruck. Er ging an Mike Rander vorbei und ließ sich im Salon in einen der Sessel fallen. Dann tupfte er sich mit einem Ziertuch den Schweiß von der Stirn.

      „Aus meinem Verkauf wird nichts … Sie müssen alles abblasen … Sagen Sie dem Käufer Bescheid …! Ich weiß, Kendall wird toben und mich unter Druck setzen, aber es hilft alles nichts … Ich kann nicht an ihn verkaufen.“

      „Nun mal hübsch der Reihe nach“, sagte Rander und nahm neben Harris Platz, „was ist denn passiert?“

      „Darf ich Ihnen einen Drink servieren?“ schaltete Josuah Parker sich höflich ein.

      „Scotch … No, lieber ein Glas Milch. Mein Magen spielt nicht mehr mit!“ Walt Harris starrte zu Boden und war einem mittleren Nervenzusammenbruch äußerst nahe.

      „Was ist passiert?“ wiederholte Mike Rander seine Frage, während Parker die verlangte Milch besorgte.

      „Ich … ich kann nicht an Kendall verkaufen“, antwortete Harris, „fragen Sie mich nicht nach den Gründen …! Ich möchte verkaufen, aber ich kann nicht. Das muß Ihnen genügen, Rander!“

      „Das genügt mir aber nicht …! Hat man Sie von irgendeiner Seite aus unter Druck gesetzt?“

      „Wenn ich darauf antworten würde, wäre es schon zuviel“, gab Harris zurück, „stellen Sie keine weiteren Fragen, Rander, bitte …! Ich habe keine Lust, irgendwo in der Wüste zu verenden!“

      „Ich verstehe kein Wort.“

      „Ist auch nicht nötig, Rander. Informieren Sie Kendall … sagen Sie ihm, daß ich an ihn nicht verkaufen kann! Von mir aus soll er mich regreßpflichtig machen … ist mir alles egal!“

      „Die Milch, Sir!“ Parker stand vor Harris und senkte das silberne Tablett, auf dem das milchgefüllte Glas stand.

      „Danke … aber ich bekomme jetzt keinen Schluck herunter“, sagte Harris und beschäftigte sich erneut mit seinen Schweißtropfen, die in erstaunlicher Menge auf seiner hohen Stirn standen. Dann wandte er sich wieder Rander zu: „Ich wende noch in dieser Stunde Las Vegas verlassen.“

      „Sie verkaufen also überhaupt nicht!?“ Rander ahnte, was vorlag, wollte aber nicht deutlich werden.

      „Das habe ich nicht gesagt … Ich … habe schon verkauft! Das heißt, ich werde gleich, unterschreiben …“

      „Hoffentlich haben Sie einen guten Preis bekommen“, sagte Rander vorsichtig.