Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      „Wenn du Angst hast, kannst du ja fahren“, blaffte sie ihn gereizt an, „ich werde bleiben!“

      „Was meinen Sie dazu, Mister Rander?“ Manners drehte sich zu dem jungen Anwalt um.

      „Wer es auf Ihre Tochter abgesehen hat, wird ihr auch folgen.“

      „Eben!“ pflichtete Helen dem Anwalt schnell bei.

      „Auch dann, wenn wir die Staaten ganz verlassen?“ gab Larry Fielding zu überlegen.

      „Ich bleibe!“ wiederholte Helen Manners starrköpfig, „ich werde der Gewalt niemals weichen!“ Sie lächelte plötzlich Mike Rander in einer Art an, die Larry Fielding das Blut ins Gesicht trieb, „jetzt, wo Sie hier sind, Mister Rander, glaube ich nicht, daß ich etwas befürchten muß. Es kommt nur darauf an, daß Sie immer in meiner Nähe bleiben!“

      Bevor Rander antworten konnte, schrillte das Telefon. Larry Fielding zuckte zusammen und eilte an den Apparat. Er hob ab und meldete sich. Er hörte einen Moment zu, machte dann schnelle, aufgeregte Handzeichen und legte auf, bevor Rander am Telefon war.

      „Nun?“ fragte Rander gedehnt.

      „Das war dieser Anrufer“, sagte Fielding betroffen, „er warnt vor der Polizei und Tricks. Er will in dieser Woche noch sein Geld haben. Wir sollen auf seinen nächsten Anruf warten!“

      *

      „Nun, Parker, Sie sind an der Reihe!“ Halters lehnte mit dem Rücken gegen die Wand und nickte Parker freundschaftlich zu. Doch in seinen Augen stand nackter Haß, wie es so treffend heißt. Er wußte, daß dieser Mann da vor ihm im Sessel seine Pläne zerstören wollte.

      „Ich denke, ich brauche nicht sonderlich weit auszuholen“, schickte Parker gelassen voraus und kreuzte seine behandschuhten Hände über dem bleigefütterten Bambusgriff seines Universal-Regenschirms. „Wie Sie vielleicht längst geahnt haben, halten Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit uns nicht rein zufällig in Beach Haven Crest auf. Ein gewisser Mister Herbert Manners, der Ihnen nicht unbekannt sein dürfte, befindet sich in Schwierigkeiten, die es angeraten ließen, Hilfe zu erbitten.“

      „Von welchen Schwierigkeiten reden Sie da?“

      „Wenn ich richtig informiert worden bin, was ich aber unterstellen möchte, so soll Mister Herbert Manners’ Tochter Helen entführt werden. Gewisse Drohungen lassen deutlich darauf schließen. Drohungen übrigens, die mir recht eigenartig und inkonsequent Vorkommen.“

      „Los, drücken Sie sich schon deutlicher aus.“ Halters beugte sich etwas vor.

      „Kidnapper, so lehrt die vergleichende Kriminalgeschichte, pflegen ihre Opfer erst einmal zu entführen. Nach dieser Voraussetzung setzt man sich dann normalerweise erst mit den Angehörigen zusammen und spricht vom Lösegeld.“

      „Weiter!“ Halters grinste etwas und lehnte sich wieder zurück. Sein Mitarbeiter Lovell gähnte inzwischen gelangweilt. Das, was hier gesprochen wurde, interessierte ihn nicht.

      „Das Erscheinen Ihrer beiden Mitarbeiter Mel und Hank vor dem Grundstück der Manners und die gleichzeitige Entführung eines verletzten Mannes der aus dem Grundstück kam, deutet daraufhin, daß Sie, Mister Halters, irgendwie an der geplanten Entführung beteiligt sind.“

      „Glauben Sie, wie?“

      „In der Tat, oder ließe sich möglicherweise eine andere Schlußfolgerung ziehen?“

      „Kein Kommentar“, sagte Halters und grinste wieder, „kommen wir zur Sache, Parker. Wo halten Sie meine Jungens Mel und Hank fest? Je schneller Sie reden, desto besser!“

      „Sie wollen mich zu einer Aussage zwingen?“

      Lovell, der seinen Namen hörte, wurde schlagartig wach und marschierte um den Butler herum. Gleichzeitig erkundigte er sich bei seinem Chef, ob er loslegen solle.

      „Geben wir Parker eine Chance“, meinte Halters großzügig, „sechzig Sekunden müßten reichen, um sich die Sache gründlich zu überlegen. Sie werden reden, Parker, so oder so! Wo stecken meine Jungens Mel und Hank?“

      „Ich, ich fürchte, meine Nerven sind diesem grausamen Spiel kaum noch gewachsen“, beklagte Parker, sich plötzlich und griff nach seiner Herzgegend, „haben Sie etwas dagegen einzuwenden wenn ich mir eine entsprechende Gegenpille verabreiche?“

      „Lovell, paß genau auf!“ warnte Halters, ohne aber auf besondere Vorsicht zu schalten. Seiner Ansicht nach konnte jetzt nichts mehr passieren. Diesen Parker hatte er ausgeschaltet. Was wollte dieser herzkranke Mann schon mit irgendeiner Pille anstellen?“

      „Nehmen Sie schon diese Pille“, sagte Halters ungeduldig, „und dann möchte ich was hören, klar?“

      Ben Lovell beobachtete Josuah Parker, wie er eine leicht zerbeulte Pillendose aus einer der vielen Westentaschen zog. Er paßte sogar höllisch auf, als Parker diese kleine viereckige Blechdose öffnete und betont langsam und suchend hineingriff. Doch weder Lovell noch Halters, der jetzt ebenfalls mißtrauisch zuschaute, achteten dabei dummerweise auf den Regenschirm, den Parker neben sich auf die breite Lehne des Sessels gelegt hatte. Die Zwinge deutete auf Halters.

      Parker schob sich betont abgezirkelt eine kleine Pille in den Mund. Dann schloß er die Dose und ließ sie wieder in der Westentasche verschwinden. Seine Hände griffen nach dem Regenschirm.

      Halters und Lovell entspannten sich. Sie hatten mit einer Überraschung, mit einem Trick gerechnet, doch nun zeigte es sich, daß dieser Butler doch nicht so raffiniert war, wie er geschildert wurde.

      „Die sechzig Sekunden sind um“, sagte Halters spöttisch, „reden Sie, Parker!“

      „Nun denn“, sagte der Butler, „empfehlen Sie bitte Ihrem Mitarbeiter, die Schußwaffe zu Boden fallen zu lassen.“ „Sind Sie verrückt?“ brauste Halters wütend auf.

      „Ich rate dazu in Ihrem eigenen Interesse, Mister Halters. Bei meinem Regenschirm handelt es sich um ein Stockgewehr, wie ich bemerken möchte. Ein leichter Druck, und schon wird ein Geschoß den getarntem Lauf verlassen und Sie mit tödlicher Sicherheit treffen!“

      Lovells Zeigefinger spannte sich. In seinen Augen glitzerte selbstverständlich die obligate Mordlust. Das war er sich und seiner Stellung schließlich schuldig.

      „Soll ich?“ fragte er Halters, ohne dabei aber seinen Kopf zu wenden.

      „Mir wird im jedem Fall Zeit genug verbleiben, Sie, Mister Halters, zu treffen“, warnte Parker im seiner höflichen Art und Weise.

      „Sie bluffen“, erwiderte Halters mit besiegter Stimme. Er wollte sich vorsichtig zur Seite Schiebern.

      „Tun Sie es nicht, Mister Halters, bleiben Sie, wo Sie sind. Und was den von Ihnen vermuteten Bluff anbetrifft, so würde ich es an Ihrer Stelle nicht darauf ankommen lassen. Aber bitte, die Entscheidung liegt bei Ihnen.“

      Halters schwitzte Blut und Wasser und blieb wie festgenagelt stehen. Ben Lovells Zeigefinger hatte längst Druckpunkt genommen. Er zitterte förmlich vor Erregung. Er konnte es nicht erwarten, den tödlichen Schuß zu lösen.

      „Laß die Waffe fallen“, sagte Halters jetzt mit fast versagender Stimme. Auf seiner Stirn sammelten sich dicke Schweißtropfen. Er hatte einfach nicht die Nerven, gegen Parkers Drohung anzugehen.

      Anders Lovell.

      Er wollte nicht aufstecken, er wollte nicht um seinen Schuß betrogen werden. Parker, der den Mann die ganze Zeit über scharf beobachtet hatte, lächelte in Richtung Halters, als bestehe plötzlich eine geheime Übereinkunft.

      Lovell fiel auf diesen Trick herein.

      Für den Bruchteil eines Augenaufschlags wurde er unsicher, drehte den Kopf um Millimeter zur Seite. Dies genügte dem Butler. Der Universal-Regenschirm schnellte hoch und schlug dem Mann die Waffe aus der Hand.

      Dennoch fand Lovell Zeit genug, den Schuß zu lösen. Peitschend kam das Geschoß aus dem Lauf, verfehlte den