Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      Mike Rander entwaffnete parallel dazu die beiden Halters-Mitarbeiter und zupfte ihnen drei Schußwaffen aus den Anzügen. Zwei schwere 45er staken in Schulterhalftern, eine dritte Waffe, es handelte sich um einen 38er ruhte in der Rocktasche eines der Gangster.

      „Aus dieser Kanone ist eben erst geschossen worden“, stellte Rander fest und schnüffelte am Lauf, „scheint dem Verletzten dort zu gehören.“

      „Möglicherweise hat dieser Herr sich gegen seine Entführung gewehrt Sir“, antwortete Parker, „dieser Schuß muß vor Ihrem und meinem Erscheinen vor dem Grundstück abgefeuert worden sein. Darf ich mir erlauben, Ihnen einen Vorschlag zu unterbreiten?“

      „Machen Sie es nicht so spannend.“

      „Man sollte diese drei Herren erst einmal an einen sicheren Ort bringen.“

      „In Ordnung, Parker, verfrachten wir sie. Ein Wunder, daß Ihr Raketengeschoß noch kein Aufsehen erregt hat. Beeilen wir uns!“

      Mike Rander und Josuah Parker trugen ihre drei Gäste in den Fond des hochbeinigen Monstrums. Nachdem die Türen verriegelt worden waren, befanden die drei Männer sich in einem unentrinnbaren Gefängnis. Eine Panzerglasscheibe zwischen Fond und Fahrersitz machte es ihnen unmöglich, störend einzugreifen. Und sollte es gewünscht werden, konnte Parker den Fahrgastraum seines Privatwagens mit einigen zusätzlichen Überraschungen versorgen.

      Parker setzte sich ans Steuer und bugsierte seinen Spezialwagen an dem stark mitgenommenen Chrysler vorbei. Dann nahm er Fahrt auf und beeilte sich, den Schauplatz zu verlassen.

      Er schaltete die im Fond versteckt installierte Übertragungsanlage ein und wartete darauf, daß die drei Fahrgäste sich früher oder später zu Wort meldeten.

      *

      Mel kam als erster zu sich, schaute sich leicht verwirrt im Fond um und wußte nicht, was er von der ganzen Situation halten sollte. Er entdeckte seinen Partner Hank und rüttelte ihn so lange durch, bis er zu sich kam.

      „Komm schon!“ flüsterte er eindringlich, „los, Hank … wir sitzen in der Tinte!“

      „Was ist denn, Mel?“ Hank richtete sich auf und strich sich über die Stirn. Dann, blitzartig, merkte er, daß irgend etwas nicht stimmte. Er schoß hoch und sah seinen Partner verblüfft an. „Wo sind wir …?“

      „Die beiden Schnüffler haben uns erwischt“, erklärte Mel leise und deutete verstohlen auf die Glasscheibe, die sie von Rander und Parker trennte.

      Der junge Anwalt und sein Butler taten selbstverständlich so, als könnten sie nichts hören. Parker saß stocksteif am Steuer und schien von den Vorgängen hinter sich nichts zu bemerken. Mike Rander hatte es sich bequem gemacht und rauchte eine Zigarette. Auch er wirkte völlig unbeteiligt.

      „Wir müssen hier raus“, flüsterte Mel weiter. „Aber sie haben uns die Kanonen weggenommen.“

      „Wenn schon!“ Hank gab sich optimistisch, „wozu haben wir schließlich unsere Hände.“ Dann deutete er auf den noch schlafenden Mann mit dem Dutzendgesicht und grinste. „Immerhin haben wir den Vogel da nicht verloren, das ist die Hauptsache!“

      Der Mann mit dem Dutzendgesicht lag auf dem Wagenboden vor den Rücksitzen und rührte sich nicht. Für die beiden Gangster Mel und Hank stellte er im Augenblick kein Problem dar.

      „Wir schieben die Scheibe zur Seite und machen sie fertig“, redete Hank leise weiter, „das muß blitzschnell gehen, Mel. Ich wette, sie tragen Schulterhalfter. Du weißt also, wohin du greifen mußt.“

      „Wie konnte das eigentlich passieren?“ gab Mel nachdenklich zurück. „Plötzlich krachte es im Kofferraum, und dann war es aus. Wie haben die Schnüffler uns wohl erwischt?“

      „Das werden sie uns noch sagen, darauf kannst du Gift nehmen.“ Hank schob sich vorsichtig nach vorn und nickte dann seinem Partner zu. „Los jetzt, Mel … wir dürfen keine Zeit verlieren, sonst bekommen wir noch Ärger mit dem Boß.“

      Mel und Hank machten sich an die Arbeit. Sie griffen nach dem Schieber der Panzerglasscheibe und wollten sie ruckartig öffnen. Doch zu ihrer Überraschung erhielten sie nur einen elektrischen Schlag, der sie zurück in die Polster warf.

      Entgeistert sahen sie sich an und neben verdutzt die Hände.

      „Verflixter Mist“, schimpfte Mel, „das Ding steht unter Strom.“

      „Du merkst aber auch alles“, höhnte Hank wütend, „komm, reißen wir wenigstens die Seitentüren auf, dann müssen sie zwangsläufig stoppen!“

      Jeder der beiden Gangster beschäftigte sich mit einer Seitentür. Sie griffen jetzt wieder fast gleichzeitig zu und brüllten überrascht auf.

      Starke, elektrische Schläge brachten sie in Stimmung. Fluchend ließen sie sich zurück auf die Polster rutschen. Sie merkten langsam, daß sie in einem spezialausgerüsteten Wagen saßen.

      „Die Kerle bringe ich um!“ schimpfte Hank, der sich etwas beruhigt hatte, „komm, Mel, die Scheiben! Irgendwas muß sich doch schaffen lassen!“

      Sie rammten ihre Ellbogen gegen die Seitenscheiben, doch sie zogen sich nur leichte Verstauchungen zu. Die Scheiben hingegen saßen unverrückbar fest und dachten nicht daran, sich in erwartete Glaskrümel aufzulösen.

      „Die haben uns festgesetzt“, faßte Hank enttäuscht zusammen, „ich möchte bloß wissen, was sie mit uns Vorhaben!“

      Mel konnte nicht antworten, denn der Mann mit der verletzten Hüfte und dem Dutzendgesicht war zu sich gekommen und richtete sich jäh auf. Kriegerisch sah er die beiden Gangster an.

      „Frag erst gar nicht“, sagte Mel und grinste neutral, „du sitzt genauso fest wie wir, mein Junge. Wäre eigentlich ganz passend, wenn wir uns vorerst nicht gegenseitig an die Gurgel springen, oder?“

      „Okay“, sagte der Mann mit dem Dutzendgesicht, „wir verschieben das, aber das letzte Wort ist noch nicht gesprochen.“

      „Worauf du dich verlassen kannst“, schloß Hank grimmig, „aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Was wolltest du eigentlich bei den Manners?“

      „So fragt man die Leute aus“, erwiderte der Mann mit dem Dutzendgesicht und grinste abfällig, „weshalb seid ihr denn hinter mir her?“

      „So fragt man Leute aus“, sagte nun Mel und schüttelte den Kopf, „ist im Moment doch völlig egal, was wir wollten. Sorgen wir lieber dafür, daß wir hier rauskommen!“

      „Die Tür“, flüsterte der Mann mit dem Dutzendgesicht hoffnungsvoll.

      Hank wollte ihn warnen, er verfügte inzwischen ja über einschlägige Erfahrung, doch Mel schüttelte ganz vorsichtig den Kopf.

      „Natürlich, die Tür!“ sagte er dazu, als sei ihm dieser Gedanke überhaupt noch nicht gekommen.

      „Das werden wir gleich haben“, meinte der dritte Mann hoffnungsvoll und legte seine Hand auf den bewußten Türgriff.

      Ja, und dann brüllte der Mann entsetzt auf und riß seine Hand zurück, als habe er gerade glühendes Eisen berührt. Er hatte sich nun ebenfalls einen starken elektrischen Schlag eingehandelt und rieb sich die brennende Hand.

      Mel und Hank grienten freudig.

      „Das habt ihr gewußt?“ heulte der Mann mit dem Dutzendgesicht auf.

      „Natürlich“, sagte Hank und griente noch breiter.

      „Klar“, sagte Mel und sah den Mann schadenfroh an.

      „Warum habt ihr mir denn nichts gesagt?“ wollte der dritte Mann wissen.

      „Warum wohl nicht?“ höhnte Mel und fühlte sich endlich etwas erleichtert. Es gab doch so etwas wie ausgleichende Gerechtigkeit. „Streng mal deine Phantasie an, dann wirst du schon dahinter kommen!“

      *

      Bevor es zu einem Streit