der jetzt natürlich nicht mehr wie ein Stromer aussah und selbstverständlich auch sauber rasiert war.
„Was suchen Sie hier?“ fragte Halters und dirigierte den Butler in einen karg ausgestatteten Raum hinein, von dem aus man die Gartenseite erreichen konnte, „woher wissen Sie, daß ich hier wohne?“
„Das ist leicht zu erklären“, antwortete der Butler und nahm in einem der einfachen Sessel Platz, „nachdem Sie zusammen mit Ihren Mitarbeitern Mel und Hank das Hotel verließen, nahm mein junger Herr sich die Freiheit, Ihnen heimlich zu folgen.“
„Ist das etwa ein Schnüffler?“ erkundigt sich Ben Lovell und sah den Butler ungläubig an.
„Und was für einer“, antwortete Jeff Halters sofort, „ich hab inzwischen Erkundigungen eingezogen. Er und sein Chef sind gefährlicher als Klapperschlangen.“
„Wie darf ich diesen Vergleich verstehen?“ fragte Parker indigniert.
„Wie er gemeint ist“, brauste Halters auf. „Warum schnüffeln Sie hinter mir her, her?“
„Es handelt sich, wie ich versichern darf, um das, was man einen reinen Zufall nennt“, erläuterte der Butler gemessen und umständlich wie immer. „Inzwischen glaube ich zu wissen, daß Ihr Aufenthalt in Beach Haven Crest durchaus kein Zufall ist.“
„Los, reden Sie schon weiter!“ Halters zündete sich eine Zigarette an, während Ben Lovell sich ein Grinsen nicht verbeißen konnte. Er weigerte sich innerlich, in diesem Mann einen Schnüffler zu sehen. So etwas konnte doch nicht wahr sein. Dieser Parker kam seiner Ansicht nach direkt aus einem Museum.
„Ich wurde ausgesprochen stutzig, wenn ich es so ausdrücken darf, als Ihre beiden Mitarbeiter vor dem Grundstück eines gewissen Mister Herbert Manners erschienen und sich als Kidnapper betätigten!“
Halters schnappte hörbar nach Luft. Um ein Haar hätten seine Lippen die lässig hängende Zigarette verloren. Er beugte sich vor und starrte den Butler an.
„Wiederholen Sie das noch mal“, forderte er dann.
Parker kam diesem Wunsch nach und sprach in einer Art und Weise, als habe er eigentlich überhaupt nicht begriffen, um was es ging.
„Wo, wo stecken, meine beiden Leute jetzt?“ fragte Halters weiter.
„Sie befinden sich an einem sicheren Ort“, beruhigte Parker den Gangsterboß, „wenngleich ich eingestehen möchte, daß der Chrysler, den die beiden betreffenden Herren benutzten, Schaden erlitt.“
„Sie, Sie haben Mel und Hank?“ Halters ließ die Frage in der Luft hängen.
„Ich habe die beiden Herren Mel und Hank vorübergehend eingeladen“, präzisierte der Butler, „bei dieser Gelegenheit lud ich gleich einen dritten Mann mit ein, dessen Hüfte eine leichte Schußverletzung davontrug!“
Halters stand auf und sah den Butler grimmig an. Er nickte seinem Mitarbeiter Lovell zu und sagte dann: „Es ist Ihnen doch wohl klar, Parker, daß Sie hier nicht mehr herauskommen. Für wie dumm halten Sie mich eigentlich, he?“
„Bestehen Sie darauf, daß ich die unverblümte Wahrheit sage?“ fragte nun Parker höflich zurück, „bitte, zwingen Sie mich nicht, unhöflich zu werden!“
Er hatte noch nicht ganz ausgeredet, als er zwischen seinen Schulterblättern die Mündung einer Schußwaffe spürte. Ben Lovell, der Mitarbeiter Halters, der als Stromer auf getreten war, der von Helen Manners in die Flucht geschlagen worden war, Ben Lovell also handelte entsprechend seiner Erziehung. Er wartete nur auf ein Zeichen, den Schuß lösen zu können. Er freute sich bereits im voraus darauf!
*
„Wir wissen seit heute, daß die Anrufe in den vergangenen Tagen ernst gemeint waren“, sagte Herbert Manners nervös, „zwei Überfälle heute, braucht es da noch weitere Beweise?“
Mike Rander saß im Salon der Manners und ließ sich alles gründlich erzählen. Immer wieder sah er interessiert zu Helen hinüber, die nach wie vor nur ihren oberschenkellangen Frotteemantel trug und überhaupt nicht zu merken schien, daß dieser an sich schon recht kurze Kittel verwegen hochrutschte.
Hinter Helen stand Larry Fielding, ihr Verlobter. Er machte auf Rander einen mürrischen Eindruck. Irgend etwas schien ihm an der ganzen Sache nicht zu passen. Vielleicht, so überlegte der junge Anwalt, hatte er sich auch nur mit seiner Verlobten gestritten. Ihm fiel auf, daß Helen diesen Beau völlig übersah.
„Die Einzelheiten, die heute passierten, kenne ich nun“, antwortete Mike Rander, „darf ich noch etwas über die Vorgeschichte hören? Am Telefon waren Sie sehr zurückhaltend, Mister Manners.“
„Seit gut zwei Wochen kommen hier Telefonanrufe an, die die Entführung meiner Tochter ankündigen.“ Manners wirkte aufgeregt und zappelig. „Wie gesagt, zuerst haben wir diese Anrufe auf die leichte Schulter genommen. Es gibt ja immer und überall Verrückte, die sich wichtig machen wollen.“
„Setzten Sie sich nach den ersten Anrufen bereits mit der Polizei in Verbindung?“
„Natürlich. Der Anrufer verlangte die Bereitstellung von hunderttausend Dollar in kleinen Scheinen. Er sprach wie ein richtiger Profi!“
„Woher wissen Sie denn das?“ fragte Rander belustigt.
„Na ja, vom Fernsehen her“, meinte Herbert Manners und grinste verlegen. „Die reden da doch immer so in einer harten, lässigen Sprache. Um aber aufs Thema zurückzukommen, Mister Rander: Wir informierten sofort die Polizei. Sie erschien hier auf der Bildfläche, verhörte uns stundenlang und ließ dann eine Doppelwache zurück. Doch diese Wache wurde vor drei Tagen wieder eingezogen!“
„Warum denn das?“
„Weil sich einfach nichts tat. Die Polizei war zu dem Schluß gekommen, daß wir es mit einem Verrückten zu tun haben. Es war nicht festzustellen, woher er anrief, doch diese Anrufe kamen regelmäßig, über den Tag verteilt.“
„Und es handelte sich immer nur um Vorankündigungen der geplanten Entführung?“
„Es waren fast immer die gleichen Worte, Rander. Und immer der Hinweis auf die hunderttausend Dollar. Wir kennen diese Sätze schon fast auswendig.“ Herbert Manners sah zu seiner Tochter Helen und zu seinem Schwiegersohn in spe hinüber, die sofort nachdrücklich nickten.
„Ich darf also annehmen, daß nicht nur die Polizei diese Anrufe auf die leichte Schulter nahm?“
„Richtig!“ Helen Manners lächelte Mike Rander gewinnend an, „mit der Zeit gewöhnten wir uns an diesen Unsinn. Bis heute, bis heute diese Sache mit dem Stromer passierte. Mir wird jetzt noch schlecht, wenn ich nur an diesen scheußlichen Kerl denke!“
„Sie warfen ihn ins Bassin, und er entwischte“, faßte Rander zusammen.
„Nachdem er mich mit Chloroform einschläfern wollte!“
„Und eine knappe Stunde später erschien ein anderer Mann in Ihrem Zimmer!“
„Stimmt. Ebenfalls ein scheußlicher Kerl!“
„Dem ich aber gehörig eingeheizt habe“, warf Larry Fielding etwas großspurig ein, „ich bin sicher, daß ich ihn erwischt habe … Sollte er noch einmal auftauchen, ziele ich genau, darauf kann er sich verlassen.“
„Natürlich, du bist eben ein Held“, sagte Helen spöttisch zu ihm.
„Ich bin …!“ Larry Fielding brachte den Satz nicht zu Ende. Er biß sich wütend auf die Lippen und senkt den Kopf.
„Wir haben natürlich bereits die Polizei verständigt“, schaltete Herbert Manners sich schnell ein, „sie war bereite hier und nahm alles auf. Jetzt sind draußen wieder zwei Kriminalbeamte postiert. Ich weiß aber nicht, ob das reichen wird.“ Er wandte sich an Helen und fuhr fort, „wenn es nach mir ginge, würden wir Beach Haven Crest sofort verlassen. Hier sitzen wir für die Kidnapper doch wie auf einem Präsentierteller!“
„Unsinn,