Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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Anschließend bauten sie sich seitlich hinter ihrem Herrn auf und nahmen dabei fast so etwas wie Haltung an.

      Parker erhob sich und schritt würdevoll hinüber zu den Telefonzellen. Als er an der Rezeption vorüberkam, lüftete er höflich grüßend seine Melone und wandte sich an den Empfangschef.

      „Ich erwarte einen Mister Halters“, sagte er gemessen, „würden Sie ihn bitte ausrufen lassen?“

      Der Empfangschef beeilte sich, Parkers Wunsch nachzukommen. Er winkte einen der herumstehenden Boys zu sich heran und ließ sich von Parker den Namen „Halters“ buchstabieren. Dieser Name wurde auf eine Tafel niedergeschrieben, die an einem langen Stiel befestigt war. Nach dieser Schreibarbeit trug der Boy die Tafel durch die Halle und kam dabei unausweichlich in die Nähe der drei Männer.

      Josuah Parker beobachtete intensiv.

      Der stämmige, muskulöse Mann im Sessel las den Namen und zuckte wie unter einem derben Nadelstich zusammen. Die beiden Begleiter, die ebenfalls gelesen hatten, beugten sich sofort zu ihm hinunter und tuschelten mit ihrem Chef.

      Damit wußte Parker, daß er sich keineswegs getäuscht hatte. Sein Erinnerungsvermögen hatte ihn nicht getrogen. Der Mann dort im Sessel war Jeff Halters, doch er wollte davon offensichtlich nichts wissen.

      Jeff Halters stand nicht auf.

      Etwas gleichgültig beschäftigte er sich mit seiner Zigarre. Und ebenfalls etwas zu gleichgültig ging einer der beiden Begleiter hinüber zur Rezeption, um diskrete Erkundigungen einzuholen. Der Empfangschef deutete auf Parker, der inzwischen vor einem der Lifte stand und sich nach oben bringen ließ.

      Auf dem Korridor der vierten Etage traf Parker auf Mike Rander. Sein junger Herr, Strafverteidiger aus Chikago, gut aussehend und sportlich, sah seinen Butler erstaunt an.

      „Haben Sie etwa die Geduld verloren?“ fragte er amüsiert.

      „Keineswegs, Sir, wie ich ehrenwörtlich versichern möchte!“

      „Warum kommen Sie dann noch mal rauf? Wir wollen doch zu Manners fahren? Ich glaube, wir verspäten uns sogar!“

      „Darf ich mir erlauben, Sir, Ihnen vorzuschlagen, diese Fahrt noch ein wenig hinauszuschieben?“

      „Und warum, wenn man fragen darf?“

      „Falls mein Gefühl mich nicht täuscht und narrt, Sir, werde ich innerhalb weniger Minuten interessanten Besuch erhalten. In meinem Zimmer, um ganz deutlich zu werden.“

      „Besuch? Von wem?“

      „Ich möchte als sicher unterstellen, daß ein gewisser Jeff Halters sich einfinden wird!“

      „Halters? Halters? Habe ich diesen Namen schon mal gehört, Parker?“

      „Gewiß, Sir! Ein Aufzählen seiner Vorstrafen würde im Moment allerdings zuviel Zeit kosten. Darf ich Sie bitten, sich unten in der Halle ein wenig zu gedulden?“

      „Parker, was haben Sie vor?“ Rander sah seinen Butler prüfend an. Er hatte das Gefühl, daß irgendwelcher Ärger auf ihn zukam.

      „Ich werde mich mit Mister Halters ein wenig unterhalten, Sir. Es kann sich aber, dessen dürfen Sie versichert sein, nur um wenige Minuten handeln.“

      „Also gut, ich warte unten. Aber keine Extratouren! Sie wissen, weshalb wir nach Beach Haven Crest gefahren sind!“

      Parker verbeugte sich knapp und ging dann hinüber in sein Zimmer, während Mike Rander sich anschickte, hinunter in die Hotelhalle zu fahren. Er hatte seinen Lift noch nicht betreten, als ein Parallellift erschien und drei entschlossen aussehende Männer ausspuckte. Es handelte sich um die Herren Jeff Halters, Mel und Hank. Sie schritten suchend an den Türen entlang und verschwanden dann hinter einer Korridorecke …

      *

      Parker war keineswegs überrascht, als diese drei Herren sein Hotelzimmer betraten. Sie kamen herein, ohne auch nur den Versuch zu machen, sich an die Regeln der Höflichkeit zu halten. Sie klopften nicht einmal an.

      Mel und Hank bauten sich sofort links und rechts von der Tür auf und sperrten den Ausgang. An der Art ihrer Haltung war unschwer abzulesen, daß sie bereit waren, in Sekundenbruchteilen nach ihren Schußwaffen zu greifen.

      Jeff Halters kam zu Parker hinüber und baute sich vor dem Butler auf. Dabei achtete er darauf, nicht in eine eventuelle Schußlinie zu geraten.

      „Wer sind Sie?“ fragte er knapp und scharf, „woher kennen Sie meinen richtigen Namen?“

      „Aus einschlägigen Kriminalgeschichten“, antwortete der Butler, „entschuldigen Sie, wenn ich Ihre zweite Frage damit vorweggenommen habe. Zur ersten Frage ist zu sagen, daß mein Name Parker ist, Josuah Parker!“

      „Nie gehört!“

      „Dies ist keine Bildungslücke, Sir.“

      „Werden Sie bloß nicht frech, Parker. Weshalb schnüffeln Sie hinter mir her?“

      „Sie überschätzen sich, Mister Halters“, gab der Butler kühl zurück. „Ich erkannte Sie nur rein zufällig, wie ich betonen möchte.“

      „Warum ließen Sie mich dann ausrufen, he?“

      „Um an Ihrer Reaktion zu erkennen, ob ich mich auch wirklich nicht täuschte.“

      „Nun hören Sie mal genau zu, Parker.“ Halters gab sich jovial, was nicht recht zu ihm paßte. „Gut, ich bin Halters, aber das braucht nicht an die große Glocke gehängt zu werden. Haben wir uns verstanden?“

      „Durchaus. Sie möchten, wenn ich Sie recht verstanden habe, jede unnötige Publicity vermeiden.“

      „Sie sind ein kluges Kind, Parker. Wenn Sie den Mund halten, zeige ich mich erkenntlich. Auf ein Trinkgeld soll es mir nicht ankommen. Wenn Sie aber quatschen, dann werden Sie was erleben!“

      „Sie erregen überflüssigerweise meine Neugier.“

      „Ich glaube, Sie haben noch immer nicht verstanden“, meinte Halters, „was halten Sie davon, wenn meine beiden Jungens Ihnen das mal auseinandersetzen?“

      „Ich meine, das ist keine besonders glückliche Idee, Mister Halters.“

      „Nerven haben Sie, das muß ich zugeben. Aber davon habe ich nichts. Mel … Hank … Sagt ihm mal, was ich meine … Aber laßt ihn ganz, vielleicht wird er noch gebraucht!“

      Mel und Hank freuten sich. Sie hatten sich schon seit Tagen nach etwas Training gesehnt. Nun fand sich hier eine Gelegenheit, etwas für die Muskeln zu tun. Sie waren überhaupt nicht abgeneigt.

      Halters trat noch etwas mehr zur Seite und grinste süffisant. Er wußte aus Erfahrung, was jetzt folgte, er war bereit, sich unterhalten zu lassen.

      Mel und Hank fühlten sich verständlicherweise völlig überlegen. Sie machten sich noch nicht einmal die Mühe, ihre Schußwaffen zu ziehen. Das, was zu tun war, wollten sie mit ihren harten Fäusten erledigen.

      Parker rührte sich nicht.

      Er hatte selbstverständlich mit diesen Argumenten gerechnet und seine Vorbereitungen getroffen. Er hatte nicht die Absicht, sich in einen zeitraubenden Kampf verwickeln zu lassen.

      „Ich hoffe nicht, daß Sie tätlich werden wollen“, sagte er würdevoll und abweisend.

      „Warten Sie es doch ab“, erwiderte Halters von der Wand her, gegen die er lehnte.

      Mel und Hank grinsten neutral. Für sie war diese Lektion bereits erteilt und gelaufen. Reine Routinesache. Eigentlich konnte einem dieser Bursche nur leid tun.

      Parker wich zum Wandtisch zurück, ohne dabei aber etwa Angst zu zeigen. Sein glattes Pokergesicht blieb nach wie vor ohne jeden Ausdruck. Er stützte sich mit der linken, freien Hand gegen die Tischkante ab. Dabei suchten und fanden seine behandschuhten Finger genau das, was er vorbereitet und angebracht hatte.

      Bruchteile von Sekunden später, als Mel