Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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„er macht einen ziemlich mitgenommenen Eindruck. Er hat seine beiden Leibwächter Steve und Clive verloren …!“

      *

      „Nun erzählen Sie doch …! Was ist denn passiert, Vance …? Sie sehen ja so aus, als kämen Sie direkt aus der Hölle …!“

      Paul Vance saß müde und abgespannt in der großen Wohndiele des Ranchhauses und hatte gerade einen ausgiebigen Drink zu sich genommen. Sein an sich schon vertrocknet aussehendes Gesicht sah jetzt eingefallen und überstrapaziert aus. Seine fahle, ungesunde Gesichtshaut hatte sich stark gerötet. Er hatte sich draußen in der Wüste einen bösen Sonnenbrand zugezogen. Seine Kleidung war zerrissen und völlig verstaubt.

      „Fürchterlich“, sagte er, „Steve und Clive sind erledigt … Sie sind von Rander und diesem Butler überrumpelt worden. … Ich konnte gerade noch flüchten. Stundenlang waren sie hinter mir her … Und um ein Haar hätten sie mich erwischt …!“

      „Hatte man Ihnen eine Falle gestellt?“ fragte Hartley interessiert.

      „Sie waren plötzlich da“, berichtete Vance mit leicht gebrochener und völlig heiserer Stimme, „sie lockten uns von der Straße weg und waren dann hinter uns … sie schossen aus allen Rohren und setzten Steve und Clive sofort außer Gefecht … Später habe ich dann gesehen, daß sie meine beiden Leute in ihren Wagen packten und davonfuhren.“

      „Und dann …?“ Clemetti wollte jede Einzelheit wissen.

      „Und dann verfolgten sie mich!“ erzählte Vance und griff wieder gierig nach dem Glas, „sie jagten mich wie einen Hasen … Ein Wunder, daß ich doch noch entwischen konnte …!“

      „Haben Sie irgendwelche Schießereien gehört? Später, als Sie die beiden Schnüffler abschütteln konnten?“

      „Sie haben die auch mitbekommen?“ fragte Vance zurück. „Ich habe eine wilde Schießerei gehört … Sind noch weitere Leute von uns ’raus ins Gelände gefahren?“

      „Freddy und zwei meiner Jungens“, antwortete Hartley.

      „Ray und Ronny, meine beiden Leibwächter“, fügte Clemetti hinzu, „Sie sollten sich mal die Wasserleitung ansehen …!“

      „Wasserleitung?“

      „Parker und Rander haben uns die Wasserzufuhr abgeschnitten.“ Clemetti geriet in Rage, als er davon berichtete. „Seit ein paar Stunden sind wir ohne Frischwasser. Aber das spielt im Moment keine Rolle. Schließlich haben wir ja noch den gefüllten Swimmingpool, damit helfen wir uns über die Runden.“

      „Wie soll denn alles weitergehen?“ fragte Vance elegisch, „ich bin überzeugt, daß Parker und Rander uns hier aufspüren und ausräuchern.“

      „Darauf warten wir ja nur“, antwortete Clemetti, „ich rechne damit, daß die beiden Schnüffler hier bald erscheinen. Dann sitzen sie in der Falle.“

      „Falle …? Gibt es denn eine?“

      „Hartley und ich haben uns was ausgedacht“, redete Clemetti weiter, „wir werden unten am Parktor die Wachen abziehen … Wir werden die beiden Schnüffler einladen, ’rüber zum Ranchhaus zu kommen. Und dann schlagen wir zu! Kurz und gründlich!“

      „Hoffentlich gehen die beiden Leute darauf ein“, erwiderte Vance mit elegisch klingender Stimme. „Ich bin und bleibe da skeptisch …! Ich glaube kaum, daß wir noch eine echte Chance haben. Wie viele Männer stehen uns denn noch zur Verfügung? Aufregend viel kann das nicht mehr sein.“

      „So schlimm ist es ja nun auch wieder nicht.“ Clemetti gab sich optimistisch, „ich habe meine Stammbesatzung … Das ist immer noch ein gutes Dutzend erstklassiger Leute …!“

      „Und ich habe Crane hier …! Der ist mehr wert als eine halbe Armee.“ Hartley wurde eigentlich erst jetzt klar, daß er ziemlich allein auf weiter Flur stand. Das Übergewicht der Clemetti-Leute war peinlich groß.

      „Und ich habe keinen einzigen Mann mehr“, bedauerte Vance und machte eine wegwerfende Handbewegung, „am liebsten würde ich nach Las Vegas fahren, aber das riskiere ich jetzt nicht mehr …!“

      „Legen Sie sich erst mal aufs Ohr“, schlug Clemetti vor, „Sie sind im Moment ziemlich fertig, Vance … In ein paar Stunden sieht das anders aus …“

      „Kommen Sie, begleiten Sie mich“, bat Vance den Hausherrn, „ich glaube, daß ich ziemlich schwach auf den Beinen bin …

      Hartley sah Clemetti und Vance nach, die die Wohnhalle verließen. Er wunderte sich kaum darüber, wie sehr Vance sich in der kurzen Zeit verändert hatte. Er war nur nicht damit einverstanden, daß Clemetti und Vance sich jetzt ungestört unterhalten konnten. Hoffentlich kochten sie nichts gegen ihn aus …

      Hartley verließ die Wohnhalle und ging nach draußen. Er wollte sich mit Crane und dem letzten der vier Männer in Verbindung setzen. Sie mußten ab sofort auf höchste Wachsamkeit umschalten. Mord lag in der Luft …!

      *

      Vance befand sich allein in seinem Zimmer.

      Er ließ sich auf dem Bett nieder und schloß erschöpft die Augen. Er hörte auf die sich entfernenden Schritte seines Gastgebers und richtete sich eine gute halbe Stunde später wieder auf, als draußen, irgendwo in der Wüste, krachende Böllerschüsse zu hören waren.

      Er trat an das Fenster und schaute hinaus auf den Park. Er sah Hartley, Crane und einen Muskelmann. Sie alle rannten in den Park hinein und hielten wahrscheinlich auf das Parktor zu.

      Dann erschien Clemetti auf der Bildfläche.

      Er hatte sich mit einer Maschinenpistole ausgerüstet und brüllte Kommandos. Er scheuchte seine Leute umher und wirkte ungemein nervös und fahrig.

      Vance wartete, bis alle Männer im Park verschwunden waren. Dann verließ er sein Zimmer. Erstaunlicherweise merkte man ihm nun nichts mehr von den Strapazen an. Ungemein leichtfüßig ging er hinunter in die große Wohndiele.

      Sie war wie leergefegt. Alles, was Beine hatte, befand sich wohl draußen im Park und sicherte die Grenzen.

      Paul Vance hatte nichts dagegen.

      Er trat hinaus auf die Terrasse, orientierte sich kurz und ging dann hinüber zum nahen Schwimmbecken, in dem sich der Wasservorrat der Ranch befand. Jetzt, und das war wirklich erstaunlich, mühte er sich wieder ab, sah wieder aus wie ein älterer Mann, der sich von schlimmen Strapazen noch längst nicht erholt hatte.

      Draußen, irgendwo in der Wüste, pfiffen Leuchtraketen zum Himmel hoch.

      Vance konnte sich vorstellen, daß das Schwimmbecken im Moment bestimmt nicht bewacht wurde. Er erreichte die schweren Handräder aus Bronze, die sich auf der Stirnseite des Beckens befanden. Vance bückte sich und sperrte ohne jedes Zaudern das Auslaßventil auf. Interessiert sah er in das Becken. Unten, auf dem Grund des ausgekachelten Beckens, bildeten sich bereits wütende Strudel. Das Wasser drängte in den Auslaufschacht, um von dort in der Wüste zu versickern.

      Nach diesem gewiß rätselhaften Tun schritt Vance zurück zum Ranchhaus und betrat die Wohndiele.

      Jetzt interessierte der Gangsterboß sich für die Hausbar, die sich in einem spanischen Schrank befand. Er öffnete die Seitentüren und begutachtete die vielen Flaschen. Anerkennend nickte er dazu. Clemetti hatte sich wirklich erstklassig ausgestattet. Es fehlte keine gängige Marke.

      Dennoch versetzte Vance diese lieblichen Getränke.

      Er öffnete Flasche auf Flasche und träufelte in jede ein paar Tropfen aus einer Metallkapsel, die er aus seiner Hosentasche hervorgezogen hatte. Anschließend stellte er die Flaschen sorgfältig zurück und schloß die Bar.

      Doch damit nicht genug.

      Paul Vance blieb aktiv. Er wechselte hinüber in die Küche des Ranchhauses. Er vergewisserte sich, ob auch alles leer war. Dann beschäftigte er sich mit dem großen Kaffeebehälter, der auf einer Elektroplatte stand. Er goß den noch heißen Kaffee in