Fruchtsaftkonserven mit hinauf, betrat Hartleys Zimmer und ließ die Saftdosen unter das Bett seines Kollegen kollern. Anschließend legte er sich wieder auf sein Bett und schaute auf die Armbanduhr.
Seit dem Aufstehen waren etwa fünf Minuten verstrichen. Schlagartig hörten draußen in der Wüste die Böllerschüsse auf. Ruhe und Friede kehrten ein. Der Feuerzauber schien nur noch ein wilder, aufregender Traum gewesen zu sein.
*
„Sie werden kommen, früher oder später“, sagte Clemetti zu Hartley. Sie saßen in der Wohndiele des Ranchhauses, und diskutierten über den vermeintlichen Angriff, den sie gerade überstanden hatten. „Noch in dieser Nacht wird sich alles entscheiden.“
„Hoffentlich“, sagte Hartley, „ich habe die Nase gründlich voll. Was ist jetzt mit Vance? Holen wir ihn ’runter? Machen wir jetzt Schluß mit ihm? Oder haben Sie sich die Sache anders überlegt?“
„Richtig“, antwortete Clemetti und grinste, „warum soll nur Vance das Opfer sein …?“
„Was soll das heißen?“
„Bleiben Sie ganz schön ruhig, Hartley“, mahnte Clemetti, „ich wiederhole noch einmal, warum soll ich nur Vance aus dem Geschäft ’raushalten? Sie stören mich schließlich ebenfalls …!“
Hartley begriff und sprang auf. Gleichzeitig griff er nach seinem Schießeisen. Doch ein derber Schlag auf seinen Oberarm ließ ihn vor Überraschung aufbrüllen. Er schaute zur Seite und entdeckte zwei Clemetti-Männer, die mit gezogenen Waffen sich hinter ihm aufgebaut hatten.
„Keine Dummheiten, Hartley“, warnte Clemetti, „ist schließlich ein Unterschied, ob Sie mit ’ner Schußverletzung durch die Wüste rennen oder nicht …!“
„Sie wollen … Sie wollen auch mich ’reinlegen …!?“ Hartleys Stimme klang heiser.
„Wollen …? Ich habe, Hartley, ich habe …! Crane und ihr letzter Muskelmann sitzen bereits fest … Ich habe sie in den Keller sperren lassen. Rechnen Sie also nicht mit Hilfe …!“
„Und Vance?“
„Ist oben in seinem Zimmer und wird bereits bewacht, ohne daß er etwas davon weiß … Er ist gleich an der Reihe. Los, Jungens, durchsucht ihn, damit es keinen Ärger gibt …!“
Die beiden Clemetti-Männer tasteten Hartley nach Waffen ab und blieben dann abwartend hinter ihm stehen.
„Was … was haben Sie mit mir vor?“ wollte Hartley wissen. Er hatte eingesehen, daß er im Moment nichts machen konnte.
„Ich werde Sie und Vance ’raus in die Wüste bringen lassen“, entwickelte Clemetti seinen Plan, „dort werden Sie sich verirren, schätze ich … Muß ich noch deutlicher werden?“
„Damit kommen Sie beim Syndikat niemals durch … Clemetti, Sie, spielen zu hoch …! Das nimmt Ihnen das Syndikat niemals ab.“
„Das Syndikat hat mir auch Portland abgenommen“, antwortete Clemetti auflachend, „er geht nämlich auf mein Konto … aber das ahnten Sie ja sicher schon, oder?“
„Sie haben ihn vergiftet, wie?“
„Genau …! Austern sind nicht immer frisch und genießbar. Vor allen Dingen dann, wenn man sie mit ’ner leichten Dosis Blausäure versetzt … Aber das ist schon nicht mehr aktuell … Sie und Vance werden von Rander und Parker umgebracht …!“
„Sie werden sich eines Tages noch den Hals brechen, dafür garantiere ich.“ Hartley hätte sich am liebsten auf seinen Geschäftspartner gestürzt, riskierte es aber nicht. Die beiden Clemetti-Männer hinter ihm ließen das bestimmt nicht zu.
„Zuerst kassiere ich mal Ihre und Vances Organisationen“, redete Clemetti weiter, „Die von Portland ist ja ohnehin frei …!“
„Möglich, daß Sie mit dem Syndikat klar kommen“, erwiderte Hartley und zwang sich zur Ruhe, „aber mit Rander und Parker werden Sie noch Ihre Freude haben …!“
„Bestimmt, sie werden mir in die Falle laufen, Hartley … Denken Sie mal an diesen Motel-Harris, für den Rander gearbeitet hat … Den werde ich mir kaufen … Harris wird der Speck in der Falle sein. Wenn meine Jungens ihn kidnappen, werden Rander und Parker automatisch auf der Bildfläche erscheinen. Und dann bin ich an der Reihe! Sie hören, ich habe an alles gedacht …!“
„Ist wohl sinnlos, mit Ihnen verhandeln zu wollen, wie?“
„Sinnlos …!“ antwortete Clemetti und grinste, „was haben Sie mir schon zu bieten? Sie haben verspielt, Hartley, und das weiß ich …!“
„Mögen Sie an diesem Geschäft ersticken“, schimpfte Hartley, der sich daraufhin einige böse Hiebe mit dem Lauf eines 38ers einhandelte. Clemettis Männer hatten empfindlich reagiert.
Genau in diesem Moment erschien ein weiterer Clemetti-Mann in der Wohndiele. Er war sehr aufgeregt. Er schrie ohne jede Vorwarnung: „Das Schwimmbecken ist leer, Boß! Völlig ausgelaufen! Irgend jemand muß das Ablaufventil geöffnet haben!“
Während Clemetti bleich wie eine frisch gekälkte Wand wurde, konnte Hartley ein schadenfrohes Auflachen nicht unterdrücken.
„Ihnen wird das Lachen gleich vergehen“, brüllte Clemetti gereizt. „Los, bringt ihn zu Crane! Und dann will ich Vance hier sehen! Los, beeilt euch! Jetzt wird reiner Tisch gemacht!“
*
„Vance ist nicht in seinem Zimmer, Boß“, meldete der Schläger und sah Clemetti unsicher und ängstlich an.
„Was ist er nicht?“ Grollend und drohend klang Clemettis Stimme.
„Vance ist verschwunden!“
„Wie konnte das passieren? Er ist doch bewacht worden?!“
„Keine Ahnung, Boß, aber er muß noch auf dem Gelände sein! Wir suchen bereits nach ihm!“
„Worum ich auch gebeten haben möchte“, brüllte Clemetti gereizt. „Kann man sich denn auf keinen Menschen verlassen? Habe ich denn nur Flaschen in meinem Laden?“
Seine Hände zitterten leicht, als er sich eine Zigarette anzündete. Er prüfte seinen 38er, entsicherte ihn und legte ihn griffbereit auf den Couchtisch. Dann öffnete er die Bar und griff nach einer Scotchflasche. Hastig öffnete er sie und füllte sich ein Glas. Gierig trank er es leer und schüttelte sich.
Vance war also verschwunden. Hatte er Lunte gerochen? Trieb er sich wirklich noch auf dem Gelände herum? Wartete Vance nur darauf, zum Angriff überzugehen?
Vance war nicht zu unterschätzen. Gerade Paul Vance nicht. Clemetti brach der Schweiß aus. Er fühlte sich plötzlich elend und schwach in den Beinen. Er hatte das dumpfe Gefühl, dieses mörderische Spiel überreizt zu haben.
Und Schuld an diesen Fehlschlägen trugen nur diese beiden Schnüffler Rander und Parker. Daran war überhaupt nicht zu zweifeln. Ihr Erscheinen hatte seine ganzen Pläne durcheinandergebracht.
Clemetti spürte, daß der Schweißausbruch sich verstärkte. Ihm wurde jetzt sogar übel. Er verdrehte die Augen, taumelte zurück und ließ sich kraftlos in einen Sessel fallen. Dann befiel ihn so etwas wie eine leichte Ohnmacht.
*
Als Clemetti wieder zu sich kam, brauchte er fast eine ganze Minute, um sich über seine Lage klarzuwerden. Er glaubte seinen Augen nicht zu trauen. Doch dann hörte er Hartleys Stimme und wußte, daß er nicht träumte.
„Wer hat nun wen hereingelegt, he?“ höhnte Hartley.
Clemetti strich sich über die schweißnasse Stirn und setzte sich hoch. Er lehnte sich mit dem Rücken gegen die kühle Kellerwand und sah sich in der Runde um.
Vertraute Gesichter gab es zu sehen.
Da waren Crane und der letzte der Hartley-Männer. Da war Hartley selbst, der eine Zigarette rauchte. Da waren einige seiner Männer vom Ranch-Stammpersonal. Und alle befanden