Günter Dönges

Butler Parker Paket 2 – Kriminalroman


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      „Unser gemeinsamer Freund Vance“, antwortete Hartley. „Er war noch gerissener als Sie und ich zusammen! Sie wissen doch hoffentlich, was das bedeutet, wie? Er hat bestimmt keine Hemmungen, uns alle über die Klinge springen zu lassen.“

      „Mir … wurde schlecht“, erinnerte sich Clemetti, „ich hatte einen Scotch getrunken und plötzlich war es aus mit mir!“

      „Kunststück, weil Vance den Scotch bestimmt präpariert hatte.“ Hartley gab sich erstaunlich heiter. Vielleicht freute er sich, daß nun auch Clemetti hereingefallen war. „So was ist Vance ja durchaus zuzutrauen.“

      „Wo steckt Vance jetzt?“ wollte Clemetti wissen und stand auf.

      „Keine Ahnung. Vielleicht fängt er den Rest Ihrer Leute ein, Clemetti. Ein Vance läßt sich auf kein Risiko ein, das dürften wir inzwischen wissen!“

      „Er … er kann uns doch nicht alle umbringen“, jammerte Clemetti.

      „Und ob er kann, Clemetti! Was hatten denn Sie vor, he? War das denn nicht auch Ihr Plan?“

      Clemetti schwieg und starrte zu Boden. Er wußte, daß er auf der ganzen Linie verspielt hatte.

      „Sollten wir nicht die Tür rammen?“ schaltete Crane sich in die kurzweilige Unterhaltung ein, „schließlich haben wir es ja nur mit Vance zu tun!“

      „Versuchen können wir’s ja!“ Hartley war nicht sonderlich begeistert. „Viel verspreche ich mir aber nicht davon, Crane! Sie hätten eben früher auf passen müssen.“

      „Ich?! Jetzt reicht es mir aber, Hartley!“

      „Wie reden Sie denn mit mir?“

      „Wie Sie’s verdienen, Sie Trottel“, schimpfte Crane los und pfiff darauf, daß er mit seinem sonst so gefürchteten Boß sprach. „Wer hat uns denn das alles eingebrockt? Sie haben den Hals ja nicht voll genug bekommen!“

      „Noch ein Wort, und ich vergesse mich“, drohte Hartley. Er hätte es besser nicht gesagt. Sein letzter Muskelmann vergaß sich tatsächlich und verabreichte seinem Boß ein paar harte Magenhaken.

      „Darauf habe ich schon immer gewartet“, sagte der Mann und nickte Crane zu. „Und von diesem Idioten habe ich mir bisher alles gefallen lassen!“

      Die Clemetti-Männer fühlten sich animiert.

      Sie beschäftigten sich nun kurz und schmerzvoll mit ihrem Boß. Clemetti saß nach wenigen Sekunden schluchzend auf dem kühlen Zementboden und fingerte nach den schmerzenden Stellen. Die beiden Groß-Bosse Hartley und Clemetti erlebten so etwas wie eine Meuterei. Und sie konnten nichts dagegen tun.

      Anschließend prügelten sich die Muskelmänner untereinander. Sie mußten sich einfach betätigen, sonst wären sie wohl an ihrem eigenen Zorn erstickt. Nach weiteren Minuten saßen alle Männer stöhnend auf dem Boden und schnappten ausgepumpt nach Luft. Sie hatten sich gegenseitig fertiggemacht.

      Crane alarmierte dann die übrigen Männer.

      „Da … da!“ schrie er plötzlich und deutete mit ausgestreckter Hand auf das Schlüsselloch. „Vance vergiftet uns! Jetzt ist alles verloren!“

      Er hatte keineswegs falsch gesehen.

      Durch das Schlüsselloch wallte ein gelblichweißer Nebel. Er wurde begleitet von einem giftigen Zischen.

      *

      Paul Vance stand am Parktor und verbeugte sich andeutungsweise, als ein gewisses hochbeiniges Monstrum sich näherte. Der Wagen hielt an, ein gewisser Mike Rander stieg aus und lachte Vance freundlich zu.

      „Alles in Ordnung, Parker?“ erkundigte Rander sich dann.

      „Ich bin glücklich, Sir, Ihre Frage positiv beantworten zu können“, gab Josuah Parker zurück. „Die beiden Bosse Hartley und Clemetti sowie alle übrigen Mitarbeiter befinden sich seit einer halben Stunde hinter Schloß und Riegel!“

      „Erstklassige Arbeit“, lobte Rander lächelnd. „Mit Ihrer Maske scheint es demnach geklappt zu haben, wie?“

      „Weder Mr. Clemetti noch Mr. Hartley schöpften Verdacht“, berichtete der Butler in seiner würdevoll gemessenen Art. „Von den engsten Mitarbeitern Clemettis sogar ganz zu schweigen!“

      „Sie sollten den Beruf wechseln und im Fernsehen als Verwandlungskünstler auftreten.“

      „Nur dann, Sir, wenn sich dort ein Kriminalfall lösen läßt. Darf ich nach Mr. Vance fragen?“

      „Vance, Freddy, Ronny und Ray, Steve und Clive sitzen bereits in Polizeizellen“, berichtete Rander lächelnd. „Die ersten Geständnisse sind bereits abgelegt worden. Vance kann es noch immer nicht begreifen, daß er seine Kleidung ablegen mußte. Die übrigen Ganoven sind froh, daß sie nicht weiter in der Wüste herumirren müssen. Sie faseln alle von Blasrohrpfeilen, aber ich habe mir nicht die Zeit genommen, der Polizei alles zu erklären. Die Behörden glauben vorerst an Fiebervorstellungen.“

      „Wogegen ich wirklich nichts einzuwenden hätte, Sir! Wenn Sie gestatten, führe ich Sie jetzt zu Mr. Hartley und Clemetti.“

      Parker stieg zu Rander in das hochbeinige Monstrum und ließ sich hinüber zum Ranchhaus fahren. Anschließend kümmerten Herr und Butler sich um die beiden anderen Gangsterbosse.

      *

      „Gut, Ihr Trick mit Vances Maske war erstklassig“, räumte Hartley widerwillig ein, „aber Sie können uns gar nichts beweisen, Rander. Und auch Sie nicht, Parker! Sie werden sich wundern, wenn wir erst mit unseren Gegenklagen kommen. Noch sind Sie nicht aus dem Schneider!“

      „Hartley hat recht“, schaltete sich nun auch Clemetti gereizt ein. „Wer hat denn den ganzen Wirbel aufgezogen?“

      „Meine bescheidene Wenigkeit“, gestand Josuah Parker, der sich auch rein äußerlich in den Butler zurückverwandelt hatte, „doch wenn Sie glauben, daß Sie noch einmal davonkommen werden, so haben Sie sich getäuscht, fürchte ich!“

      „Sehen Sie mal hier!“ Rander griff nach einem kleinen Tonband, das er hochhielt. „Dieses Langspielband enthält aufschlußreiche Diskussionen. Nach dem Motto: Wer bringt wen um? ist alles aufgezeichnet, was über dieses Thema gesagt wurde!“

      Rander, Parker, Clemetti und Hartley saßen in der Wohndiele und warteten auf das Eintreffen der alarmierten Polizei. Die beiden Gangsterbosse trugen selbstverständlich Handschellen. Dafür hatte Parker gesorgt.

      „Tonband!“ Hartley grinste verächtlich. „Wollen Sie vor Gericht damit aufkreuzen? Damit kommen Sie nicht weit. Tonbandaufzeichnungen sind kein Belastungsmaterial. Das müssen Sie als Anwalt doch verdammt genau wissen, Rander!“

      „Wir mißverstehen uns“, schaltete Josuah Parker sich ein und schüttelte leicht verweisend den Kopf. „Dieses Tonbandmaterial ist auf keinen Fall für die Polizei bestimmt!“

      „Sondern für wen?“ Clemetti ahnte die Antwort, wollte es aber genau wissen.

      „Diese Tonbandaufzeichnungen gehen selbstverständlich an Ihre Dachorganisation … an das Syndikat!“

      „Das … das können Sie doch nicht machen“, stotterte Clemetti entsetzt.

      „Sind Sie wahnsinnig?“ keuchte Hartley. „Die bringen uns doch glatt um!“

      „Dagegen ließe sich ein Mittel anwenden!“

      „Und wie sieht dieses Mittel aus?“ fragten Clemetti und Hartley fast synchron.

      „Sorgen Sie dafür, meine Herren, daß Ihnen der Staat für längere Zeit Pension gewährt. Nur in staatlichen Anstalten dürften Sie jetzt noch sicher sein!“

      „Wir sollen uns selbst belasten?“ Wieder redeten sie fast synchron.

      „Darauf müssen Mr. Rander und meine bescheidene Person allerdings bestellen“, erläuterte der Butler würdevoll. „Aus dem Gang der späteren