fürchte, ich muß diese Frage verneinen, Sir. Es sei denn …?“
„Es sei denn …?“ Rander schmunzelte, „wie ich Sie kenne, haben Sie natürlich wieder mal etwas ausgeheckt, oder?“
„Als ehrlicher Mensch möchte ich dies nicht abstreiten, Sir.“
„Darf man Einzelheiten erfahren?“
„Sir, ich möchte Sie damit auf keinen Fall belasten, zumal die Möglichkeit besteht, daß die Herren Anderson und Ball unwillig werden könnten.“
„Wie, bitte? Parker, lassen Sie die Finger von Heimlichkeiten! Ich bin heilfroh, daß Sheriff Anderson so großzügig ist und von unseren drei Gästen im Keller nicht mehr spricht. Fordern Sie ihn bloß nicht heraus!“
„Ich werde mich bemühen, Sir“, antwortete der Butler. „Ich darf aber vorausschicken, Sir, daß Sie mit meiner bescheidenen Wenigkeit später durchaus zufrieden sein werden.“
Mike Rander wollte antworten, doch er wurde abgelenkt. Auf dem Bootssteg, an dem der Kabinenkreuzer festgemacht war, erschien Besuch.
„Miss Manners?“ rief der junge Anwalt erstaunt aus, „das ist aber eine Überraschung.“
Sie sah bezaubernd aus und war wirklich die schöne Helena“, wie man sie nur zu gern nannte. Sie trug ungemein knappe Shorts, eine leichte Bluse und hochhackige, weiße Schuhe. Sie war sich ihrer Wirkung vollkommen bewußt.
„Darf man an Bord kommen?“ fragte sie.
„Warten Sie, ich helfe Ihnen“, antwortete Rander und bemühte sich um Helen Manners. „Sind Sie allein?“
„Ich habe mich von meinen Bewachern abgesetzt“, gab sie lachend zurück, „diese Polizeidetektive gehen mir auf die Nerven. Die haben ja mehr Angst als ich.“
„Und Mister Fielding?“
„Wartet drüben im Auto. Ich habe von Sheriff Anderson gehört, daß sich einiges getan hat. Sie haben die Kidnapper erwischt?“
„Mister Rander und meine bescheidene Wenigkeit müssen Sie leider enttäuschen“, schaltete Parker sich ein, „wenn Sie erlauben, Sir, werde ich schnell für einige Erfrischungen sorgen!“
„Aber wir haben doch.“
„Gewiß, Sir, aber es handelt sich um Getränke, die ich Miss Manners unmöglich anbieten darf und kann. Innerhalb weniger Minuten werde ich mir erlauben, eisgekühlte Drinks zu servieren.“
Mike Rander verzichtete auf eine Antwort. Er wußte genau, daß alles an Erfrischungen an Bord war, was man sich nur wünschen mochte. Parker verließ das Boot also aus einem ganz bestimmten Grund. Aus einem Grund, über den er in Gegenwart der , schönen Helena“ nicht reden wollte.
„Ihr Butler ist ein Schatz“, sagte Helen Manners und ließ sich in einem der Decksessel nieder, „nur seine Redeweise geht mir auf die Nerven. Kann er nicht wie ein normaler Mensch reden?“
„Schon, aber dann wäre er nicht mehr Josuah Parker“, antwortete der junge Anwalt lächelnd, „ich merke es nicht mehr, wenn er seine Sätze drechselt“
*
Larry Fielding saß in seinem großen, offenen Wagen und wartete auf die Rückkehr seiner Verlobten.
Jetzt, wo er allein war, sah er nicht mehr strahlend und überlegen aus. Er rauchte hastig und nervös seine Zigarette und dachte angestrengt nach. Er machte sich Sorgen um seine augenblickliche Position. Es war nicht so gelaufen, wie er es sich gedacht hatte. Seit dem Auftauchen dieses Anwalts und des Butlers hatte er eigentlich eine Niederlage nach der anderen einstecken müssen.
Es war genauso, wie Parker es zuerst vermutet, dann aber praktisch bewiesen hatte. Halters und seine Mitarbeiter Mel, Hank und Lovell hatten für ihn gearbeitet. Der Gangsterboß lag nun schwer angeschossen in einem Krankenhaus. Er, Fielding, hatte auf ihn geschossen, um einen inzwischen gefährlich gewordenen Mitwisser auszuschalten. Mochte Halters das auch ahnen, sagen würde er gewiß nichts. Das konnte er sich einfach nicht leisten, sonst würde er sich ebenfalls den Behörden ausliefern. Mel und Hank stellten keine Gefahr dar. Sie wußten ja überhaupt nicht, daß es eine Zusammenarbeit zwischen ihrem Boß und ihm gegeben hatte.
Wer aber, so fragte Fielding sich seit einigen Stunden, mochte Lovell umgebracht haben? Halters? Das war mehr als fraglich. Warum hätte der Gangsterboß diesen Mann umbringen sollen? Weil Lovell immerhin wußte, daß Halters es auf Helen Manners abgesehen hatte? Lovell war schließlich in der Rolle eines Stromers auf dem Grundstück der Manners’ gewesen und hatte versucht, Helen zu entführen.
Fielding nahm sich vor, diese Frage früher oder später zu klären. Er wollte klarsehen, wollte wissen, was da im Hintergrund gespielt wurde. Wenn Halters nämlich nicht auf Lovell geschossen und ihn umgebracht hatte, wer mochte dann der Mörder sein?
Jener Mann etwa, den er in Helens Zimmer überrascht hatte? Jenen Mann also, den er an der Hüfte erwischt hatte? War dieser Mann ein Einzelgänger, der nur hatte stehlen wollen? Oder gab es da noch Zusammenhänge, die er jetzt noch nicht übersah? Gab es eine zweite Gruppe, die sich für Helen interessierte? Falls ja, welche Männer mochten diese Gruppe bilden? War es nicht mehr als ein Zufall, daß dann solch eine Gruppe ebenfalls versuchte, Helen zu kidnappen?
Fielding schnippte seine Zigarette durch das geöffnete Wagenfenster hinaus auf die Auffahrt und setzte sich zurecht. Ihm wurde immer bewußter, auf welch gefährliches Spiel er sich da eingelassen hatte. Und dabei hatte zu Anfang alles so wunderbar harmlos ausgesehen, war alles so einfach zu berechnen gewesen.
Wo blieb Helen? Fielding wußte nicht, was sie hier draußen bei diesem Anwalt wollte. Sie hatte darauf bestanden, daß er im Wagen zurückblieb. Fielding hatte sich gerade entschlossen, auszusteigen und nachzugehen, als seitlich neben dem Bungalow ein Mann erschien.
Er war mittelgroß, schlank und trug einen grünen Overall, wie Gärtner ihn verwenden. Auf dem Kopf dieses Mannes saß ein leicht ausgefranster Strohhut. In der rechten Hand hielt dieser Gärtner einen Rechen.
Er kam direkt auf den Wagen zu und zog dann höflich den Strohhut.
„He, hören Sie mal“, Fielding lehnte sich mit dem Oberkörper aus dem geöffneten Wagenfenster hinaus und winkte den Gärtner zu sich heran.
„Ja?“ fragte der Gärtner gedehnt. Er sprach in einem fast schaurigen Südstaatendialekt.
„Wollen Sie sich ein Trinkgeld verdienen?“ fragte Fielding weiter. Er wartete, bis der Gärtner den Wagenschlag erreicht hatte.
„Immer“, antwortete der Mann. Dann, bevor Fielding überhaupt merkte, was eigentlich passierte, hörte er ein scharfes Zischen und spürte gleichzeitig einen feuchten, nebelartigen Niederschlag auf seinem Gesicht.
Fielding schnappte nach Luft. Ihm wurde schlecht, er spürte, daß ihm die Sinne schwanden, wie es so treffend heißt, und anschließend rutschte er besinnungslos hinunter auf den Seitensitz.
Der Gärtner nickte zufrieden und machte sich daran, Larry Fielding im Kofferraum des Wagens zu verstauen.
*
Mike Rander und die ,Schöne Helena‘ gingen über den Bootssteg zurück zum Ferienbungalow. Helen Manners zeigte sich von ihrer charmanten Seite. Sie war aufgeschlossen, kokettierte ungeniert mit Mike Rander und schien jede Angst vor einem eventuellen Kidnapping verloren zu haben.
„Wir sollten uns öfter sehen“, sagte sie lächelnd, „an Ihrer Seite verliere ich jede Angst, Mister Rander.“
„Dann sind Sie besser dran als ich, Miss Manners“, erwiderte Mike Rander. Als sie ihn etwas überrascht und fragend anschaute, sagte der junge Anwalt schmunzelnd. „Mir scheint, daß Sie gefährlich sind. Oder es sein können. Wenigstens mir“
„Ein nettes Kompliment. Helen Manners strahlte Mike Rander an, und der Anwalt mußte zugeben, daß er noch nicht einmal sehr stark übertrieben hatte. Helen Manners besaß eine starke Ausstrahlung. Und gerade