Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman


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der sein Fach beherrschte.

      »Darf ich mir erlauben, Sir, eine Frage an Sie zu richten?« Parker sah den Spezialagenten höflich an.

      »Natürlich, Parker. Nur heraus mit der Sprache!«

      »Sind die Leichen, um diesen wenig schönen Ausdruck zu gebrauchen, obduziert worden?«

      »Natürlich …« Randall stutzte einen Moment, nickte dann und redete weiter: »Ich weiß schon, worauf Sie hinauswollen, Parker. Sie vermuten, daß die Toten gedopt waren, nicht wahr?«

      »Liegt diese Vermutung nicht relativ nahe?« fragte Parker zurück.

      »Daran haben auch wir gedacht, Parker. Die Spezialisten der Labors haben alle chemischen Reaktionen durchgeführt, die notwendig sind. Nicht in einem einzigen Fall konnten Rauschgift oder sonstige Drogen festgestellt werden.«

      »Und wie steht es mit Hypnose? » warf Mike Rander ein. »Entschuldigen Sie, falls meine Frage zu dumm ist.«

      »Hypnose läßt sich chemisch natürlich nicht feststellen«, gab Randall zurück, »dennoch haben wir auch mit dieser Möglichkeit gerechnet. Und, nach Lage der Dinge, könnte Hypnose die einzige Erklärung für dieses Phänomen sein. Die Sache hat allerdings einen Haken.«

      »Und wie sieht dieser Haken aus, Randall?«

      »Diese Supergang, unterstellen wir mal, daß sie existiert, müßte dann über mehrere, ausgezeichnete Hypnotiseure verfügen. Vergessen Sie nicht, daß die Täter fast gleichzeitig in den verschiedensten Städten losschlugen.«

      »Könnte man die Täter nicht zentral vorbehandelt haben?«

      »Das wäre eine Möglichkeit.« Randall zündete sich eine Zigarette an und sog tief den Rauch ein. »Und es bleibt die einzige Möglichkeit, um sich das alles zu erklären. Scheußlicher Gedanke, wenn man sich vorstellt, daß die Gangster durch Hypnose dazu gebracht werden, ohne Rücksicht auf eigene Verluste Beutezüge auszuführen. Wenn das stimmt, können wir uns noch auf einiges gefaßt machen.«

      »Wie stellen Sie sich eigentlich unsere Hilfe oder Unterstützung vor?« wollte Mike Rander wissen. »Offen gestanden, Randall, ich sehe kaum eine Möglichkeit, etwas für Sie und das FBI zu tun. Ich wüßte gar nicht, wie und wo wir anfangen sollten.«

      Randall lächelte.

      »Versuchen Sie, sich an einen Ihrer früheren Klienten zu erinnern«, sagte er dann. »Dieser Fall liegt vier Jahre zurück!«

      »Parker, erinnern Sie sich mal!« Rander sah seinen Butler lächelnd an. »Ich habe keine Ahnung, worauf Mr. Randall hinauswill!«

      »Ich verweise auf den Fall Digetti, Sir!«

      »Digetti …? Digetti …? Ach, richtig! Donnerwetter, daß ich nicht von allein darauf gekommen bin!«

      »Sie wissen jetzt, wovon ich rede?« Randall wandte sich dem jungen Anwalt zu.

      Rander nickte.

      »Digetti!« sagte er dann langsam, als müsse er erst in einer Erinnerung herumkramen. »John Digetti! Er betätigte sich hier in Chikago als eine Art Heilpraktiker. Er behandelte alle Leiden durch Hypnosen und verdiente damit ein Riesenvermögen. Bis man ihm eines Tages Körperverletzung mit tödlichem Ausgang nachweisen konnte. Es kam zu einem Prozeß. Digetti wurde zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er müßte also wieder ein freier Mann sein.«

      »Er ist ein freier Mann«, sagte Randall. »Er lebt nach unseren Ermittlungen äußerst zurückgezogen in einem Haus an der Küste. Er gibt sich dort, wie es heißt, privaten Studien hin. Was er wirklich treibt, wissen wir natürlich nicht.«

      »Digetti! Und Sie glauben, daß er hinter dieser Supergang stecken könnte?«

      »Ich habe mir Digettis Akten angesehen«, antwortete Spezialagent Randall. »Digetti muß ein außergewöhnlich befähigter Hypnotiseur sein. Selbst im Gefängnis spielte er eine beherrschende Rolle. Er zwang die größten Schläger und Rüpel in die Knie. Er hypnotisierte sogar die Wärter, wie er wollte!«

      »Außergewöhnlich war er, daran erinnere ich mich jetzt«, sagte Mike Rander. »Wieso kamen Sie ausgerechnet auf Digetti, Randall?«

      »Es war eigentlich unsere Hollerithmaschine«, antwortete Randall lächelnd. »Die fütterten wir mit den Angaben, die wir hatten. Und sie spuckte schließlich einige Karten heraus, die interessant für uns waren. Die interessanteste Person aber war und blieb Digetti. Um auf Ihre Frage zurückzukommen, wie und wo Sie einsetzen könnten, Rander. Unser Wunsch also: Setzen Sie sich irgendwie mit Digetti in Verbindung und fühlen Sie ihm auf den Zahn! Vielleicht bekommen Sie als sein ehemaliger Anwalt schnelleren Kontakt zu ihm, als wir es jemals schaffen könnten!«

      *

      »Das darf doch nicht wahr sein!«

      Mike Rander trat unwillkürlich auf die Bremse, als der Wagen auf das Grundstück rollte. Er rieb sich die Augen, als glaube er, eine Erscheinung aus einem finsteren Traum zu sehen.

      »In der Tat, Sir, dazu könnte man von einem kranken Hirn sprechen«, kommentierte Parker die Erscheinung, die sich auch seinen Augen bot. Er meinte damit das Haus, in dem John Digetti wohnte.

      Es handelte sich um eine Art Villa, die aus dunklem Holz bestand, was an sich nicht sonderlich erstaunlich war. Es waren aber die vielen Erker, Türmchen und Schornsteine, die diesem Haus einen gespensterhaften Ausdruck verliehen.

      Der große Rasen vor diesem Haus war ungepflegt. Das Buschwerk schrie förmlich nach einer Heckenschere. Die vielen Fenster waren ungeputzt und sahen wie beschlagene Brillengläser aus. Viele Fensterläden hingen windschief in den Angeln. Üppiges Efeu wucherte an den Hauswänden hoch. Man sah förmlich die vielen Spinnen, die darin nisten mußten.

      »Nach einem erfolgreichen Gangsterboß sieht das aber nicht aus«, meinte der Anwalt, der den Wagen wieder anrollen ließ.

      »Ich möchte Sie auf die Tatsache hinweisen, Sir, daß Mr. Digetti zumindest einen Wagen fährt, den er gern und häufig benutzt.«

      »Wie kommen Sie denn darauf?«

      »Ich verweise in diesem Zusammenhang auf die deutlichen Reifenspuren in der aufgeweichten Zufahrt, Sir.«

      »Okay, zur Kenntnis genommen. Lassen wir uns weiter überraschen, Parker.

      Hoffentlich werden wir nicht hypnotisiert. Das hätte mir gerade noch gefehlt.«

      »Wir werden augenscheinlich erwartet, wenn ich darauf hinweisen darf.«

      »Von wem?« Mike Rander spähte durch die Windschutzscheibe, konnte aber nichts entdecken.

      »Hinter dem schmalen, hohen Fenster neben der Eingangstür sah ich die Umrisse einer Gestalt, Sir.«

      »Sie müssen sich getäuscht haben, Parker. Ich wette, in diesem Bau finden wir keine Menschenseele!«

      Rander hielt den Wagen vor dem großen Portal des Hauses an. Treppenstufen führten hinauf zur Tür. Als Rander und Parker ausstiegen, rochen sie den Duft von feuchtem Moder und nassem Holz.

      Rander ging voraus.

      Er hatte die Tür noch nicht ganz erreicht, als plötzlich ein Schuß fiel.

      Mike Rander wurde zwar nicht getroffen, doch er warf sich sofort zur Seite und ging hinter einem Holzpfeiler in Deckung, der die schweren Balken eines großen Balkons trug.

      Er zog seinen 38er und entsicherte ihn.

      Josuah Parker schüttelte indigniert den Kopf. Eine Begrüßung dieser Art hatte er nicht erwartet. Er ließ sich von dem abgefeuerten Schuß aber nicht entmutigen und schritt weiter auf die Tür zu.

      Jetzt sah er deutlich den Gewehrlauf, der durch eine kleine, geöffnete Klappe in der Tür vorgeschoben wurde.

      »Sie sollten sich erst nach Ihren Gästen erkundigen, bevor Sie sich die Freiheit nehmen, einen Schuß abzufeuern«, sagte Parker mit angehobener Stimme. »Ihr Benehmen läßt in der Tat das vermissen, was man