nicht so …!«
*
»Das is’ ’ne Falle«, beschwor Joe Hyman seinen Boß, nachdem Lefty Claim den Hörer aufgelegt hatte. »Das is’ ’ne gemeine Falle …! Hayes wird sich niemals mit uns einigen. Dazu ist er viel zu gierig. Der will uns nur aufs Kreuz legen.«
»Wem sagst du das?« wunderte sich Lefty Claim und grinste. »Natürlich will Hayes uns fertigmachen. Klarer Fall … Aber wir wissen das, und das macht den Unterschied.«
»War wirklich dieser komische Butler am Telefon?« schaltete sich Lew Strapetta mit seiner Frage ein.
»Klar war er’s …! Ich hab seine Stimme genau erkannt.«
»Fahren wir nun raus an den See oder nicht?« wollte Joe Hyman wissen.
»Wir fahren raus, aber wir sorgen für ein paar hübsche Überraschungen.«
»Bringen wir ihm was mit?« fragte Strapetta naiv, wie es seine Art war.
»Ja, blaue Bohnen.« Lefty Claim grinste. »Wir schnappen uns Hayes und seine Jungens. Dann sorgen wir dafür, daß Parker und die Hayes Jungens sich angeblich gegenseitig umbringen. Und die Polizei wird uns später nichts am Zeug flicken können. Wir stehen mit sauberer Weste da …!«
»Prächtig«, freute sich Joe Hyman. »Aber wie legen wir Hayes rein? Einfach ist das nicht.«
»Paßt mal gut auf, Boys«, sagte Claim. »Ich hab’ da wieder ’ne prächtige Idee. Die muß hinhauen. Und ich sag’s euch schon jetzt, in spätestens einer Stunde haben wir unser Problem gelöst und sind wieder allein im Verkauf, wetten?«
*
Josuah Parker sah ungemein mitgenommen aus.
Die Behandlung durch die drei Gangster Hayes, Harris und Culler schien diesmal wirklich an seiner Substanz genagt zu haben. Wie ein müder, alter und verbrauchter Mann ließ er sich vor allen Dingen von Norman Culler herumstoßen.
Die drei Gangster und Josuah Parker befanden sich in einem Holzhaus hart am See, in dem sich während der Badesaison eine Art Schnellimbiß befand. Dieser Holzbau lag in einem jetzt arg verwilderten Garten. An dem langen Bordsteg, der hinaus in den See führte, schaukelten mit Planen abgedeckte Boote aller Art und Größe.
Josuah Parker stand an der Stirnseite der leergeräumten, hohen Bartheke, vor der die Sitzhocker am Boden festgeschraubt waren. Auf einem dieser drehbaren Hocker lümmelte sich Norman Culler herum und spielte mit einem seiner Wurfmesser.
Hayes und Lee Harris unterhielten sich leise. Sie standen an einem der niedrigen, breiten Fenster, durch die man hinaus auf den weiten Vorplatz sehen konnte, der sonst wohl als Parkplatz diente.
Obwohl sie ziemlich leise miteinander sprachen, konnte Parker sie recht gut verstehen.
»Du kletterst rauf in das Gebälk«, sagte Hayes und deutete hinauf zur Decke der Eßbar, wo die nackten Holzstreben des Daches zu sehen waren. »Bleib gleich über der Tür, Lee … Und sobald Claim und seine Leute drin sind, brauchst du nur draufzuhalten.«
»Haut das auch hin?« erkundigte sich Harris.
»Du brauchst nur richtig hinzuhalten«, meinte Hayes lächelnd. »Sie werden niemals auf den Gedanken kommen, daß du unter dem Dach hockst.«
»Und ihr …?«
»Ich werde dort an der Theke stehen«, sagte Hayes. »Ich werd’ zuerst vollkommen vernünftig mit Claim reden. Und dann, wie’n Blitz aus heiterem Himmel, drückst du ab. Ich werd’ dir ein Zeichen geben.«
»Und wie sieht das aus?«
»Ich zupf an meinem Ohrläppchen ’rum …! So, nun weißt du Bescheid, klar?«
»Claim wird sich wundern.« Lee Harris schmunzelte, als gälte es, einen tollen Spaß in Szene zu setzen. Dann aber wurde er jäh wieder ernst. »Und was ist mit diesem Butler? Wird der uns keinen Strich durch die Rechnung machen?«
»Dafür werde ich schon sorgen«, versprach Hayes. »Den lass’ ich von Culler in den Keller schaffen.«
»Und wann werden Claim und seine Leute wohl hier antanzen, Boß?«
»Innerhalb der nächsten halben Stunde. Paß genau auf! Da oben im Gebälk ist das kleine, runde Oberlicht. Von dort aus hast du einen erstklassigen Überblick. Alarmier’ uns sofort, sobald ein Wagen auftaucht!«
»Bleibt der komische Wagen von Parker auf dem Parkplatz?«
»Natürlich. Der ist doch der Beweis, daß wir Parker einkassiert haben.«
Parker sah interessiert zu, wie Lee Harris nach oben ins Dachgebälk kletterte. Harris und Hayes stellten so viele Tische und Stühle übereinander, bis Harris ohne Schwierigkeiten verschwinden konnte.
Anschließend räumte Hayes Tische und Stühle wieder ab und stellte die alte Ordnung wieder her.
Von Lee Harris war nichts mehr zu sehen.
Josuah Parker mußte ehrlich einräumen, daß Hayes auf einen tödlich guten Gedanken gekommen war. Sein Plan mußte glücken.
Parker beobachtete Norman Culler, der auf dem Drehstuhl vor ihm saß und im Moment einen recht desinteressierten, fast abwesenden Eindruck machte.
Parker fragte sich, ob es an der Zeit war, das Heft wieder in die Hand zu nehmen. Sollte er versuchen, die drei Gangster zu überraschen? Mit Norman Culler und Glenn Hayes konnte das durchaus glücken. Aber da war noch dieser Lee Harris im Dachgebälk. Seine Position war in jeder Beziehung beherrschend.
Doch bevor der Butler einen Entschluß fassen konnte, war die Stimme von Lee Harris zu hören.
»Da kommt ein Wagen an«, rief er aus dem dichten Gebälk nach unten. »Der Schlitten schwenkt hier auf den Parkplatz ein. Ich glaube, Boß, gleich geht’s los …!«
*
Parker ließ sich von Culler aus dem Gastraum schieben.
Er wirkte vielleicht noch hinfälliger als vor wenigen Minuten. Er schien sich kaum noch auf den Beinen halten zu können. Er stützte sich mit dem rechten Unterarm immer wieder an der Wand des Korridors ab.
»Nun beeil’ dich schon, verdammtes Wrack«, schimpfte Culler. »Ich will dabei sein, wenn das Theater losgeht …!«
»Ja doch, ja doch …« Parker holte tief Luft und überstand nur mit Mühe einen neuen Schwächeanfall.
In diesem Augenblick beging Culler einen Fehler.
Seine linke Hand legte sich wie eine böse Klaue auf Parkers Schulter. Dies geschah nicht etwa aus Hilfsbereitschaft, sondern nur, um Parker weiter anzutreiben.
Des Butlers rechte Hand kroch vor der Brust hoch. Dann faßte er blitzschnell nach Cullers Fingern.
Parker schaffte es durch eine Folge von kleinen Tricks, daß Culler jäh wie ein Frosch in die Luft sprang und dann einen gekonnten Salto schlug. Anschließend landete er mit dem Rücken auf dem harten Boden des Korridors.
Natürlich wollte Culler sein Messer durch die Luft befördern. Und zwar in Richtung auf, den Butler. Doch auch dazu reichte es nicht mehr, denn Parker ließ seine Melone zu Boden fallen.
Sie landete mit der Rundung und der dazugehörigen Stahlblechfüllung auf dem Handgelenk des Gangsters. Daraufhin verlor Norman Culler sein Messer und zeigte sich äußerst beindruckt.
Bevor Culler schreien konnte, fiel ein zweiter Gegenstand auf der. Gangster hinunter.
Diesmal handelte es sich um den bleigefütterten Griff des Universal-Regenschirms, den Parker ja immer noch mit sich führte.
Cullers Kopfpartie war ungeschützt.
Der Aufprall des Griffes war dementsprechend hart.
Norman Culler verdrehte die Augen, seufzte noch einmal wie ein satter Säugling, um dann sofort sein Bewußtsein zu verlieren.
Parker