Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman


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      »Dann weiß er doch, was los ist«, rief Strapetta aus.

      »Du Kamel, ich ruf ja nicht unter meinem Namen an«, meinte Claim kopfschüttelnd. »Natürlich tu ich so, als wär ich Rander. Geht dir jetzt ein Licht auf?«

      »Mann, toll …!« Strapetta sah seinen Chef begeistert und bewundernd an. »Auf die Idee würd’ ich nie kommen!«

      »Glaube ich dir aufs Wort«, gab Lefty Claim ironisch zurück. Gemütlich rekelte er sich am Polster zurecht und war sehr mit sich zufrieden …

      *

      Wesentlich weniger zufrieden war Glenn Hayes, als er fünfzehn Minuten später den Telefonhörer wieder auflegte.

      Ratlos und nachdenklich sah er Lee Harris an, der neben dem Schreibtisch des kleinen Installationsbüros stand.

      »Ist was?« fragte Harris.

      »Mike Rander hat eben angerufen«, berichtete Hayes. »Er hat mir Rache geschworen, weil wir schon wieder auf ihn und seinen verdammten Butler geschossen haben sollen.«

      »Stimmt doch überhaupt nicht«, erklärte Harris aufgebracht.

      »Wem sagst du das …!? Aber wer kann da geschossen haben?«

      »Ich komm’ einfach nicht dahinter, wer uns diese Suppe einbrockt«, antwortete Harris. Er wandte sich an Norman Culler, den Messerwerfer, der sich nach alter Tradition, und wie es in einschlägigen Filmen immer wieder gezeigt wird, mit einem seiner Wurfmesser die Fingernägel reinigte.

      »Muß einer sein, der uns verdammt gut kennt«, schlußfolgerte Norman Culler, ohne von seiner Arbeit aufzusehen.

      »Einer, der uns verdammt gut kennt! Hayes wiederholte mechanisch diese Worte, um dann plötzlich wie von einer Tarantel gebissen aufzuspringen. »Einer, der uns verdammt gut kennt! Das ist es, Jungens. Jetzt hab’ ich die richtige Witterung.«

      »Und wer ist das?« fragten Culler und Harris wie aus einem Mund.

      »Wer wohl …? Wem haben wir in letzter Zeit massenhaft die Kunden abgejagt, he? Wem haben wir das Wasser abgegraben, nachdem Rander und Parker im vergangenen Jahr die Claim-Gang hochgenommen haben?«

      »Lefty Claim …!« Lee Harris nickte sehr nachdrücklich. »Klar, Boß, der hat doch in unserer Branche gearbeitet. Und als sie von der Bildfläche verschwinden mußten, haben wir Claim die Kunden weggeschnappt.«

      »Das sage ich doch die ganze Zeit«, meinte Glenn Hayes. »Jetzt ist mir alles klar.«

      »Und Claim kennt uns erstklassig«, führte Lee Harris weiter aus. »Er weiß, daß Culler früher mal Messerwerfer gewesen ist. Und er weiß, daß ich mal mit Rita befreundet gewesen bin.«

      »Und deswegen ist Rita auch umgelegt worden«, erklärte Glenn Hayes in der rüden Ausdrucksweise seiner lichtscheuen Branche. »Claim will Rander und Parker mit allen Mitteln auf uns hetzen.«

      »Zum Henker, warum denn?« fragte Norman Culler, der mit dem Messer zwar recht schnell war, mit den grauen Zellen seines Gehirns aber nur wenig anzufangen wußte.

      Glenn Hayes verdrehte die Augen und seufzte schwer.

      »Begreif doch endlich«, sagte er dann mit erzwungener Geduld. »Claim will erreichen, daß Rander und Parker uns angreifen. Und er hofft, daß wir uns das nicht gefallen lassen.«

      »Worauf er sich verlassen kann«, meinte Norman Culler drohend. »Mit diesem Butler hab’ ich noch ein Hühnchen zu rupfen.«

      »Eben, das wollen die Claim-Leute doch nur. Während wir uns mit Rander und Parker herumschlagen, kann Claim seine Verkaufsorganisation wieder in aller Ruhe aufbauen. Hast du’s jetzt endlich kapiert?«

      »Ich glaub’ schon«, behauptete Norman Culler etwas sehr unsicher.

      »Aber wir werden Claim was pfeifen«, redete Glenn Hayes weiter. »Er kann so lange warten, bis wir uns an Rander und Parker ranmachen. Wenn wir schon loslegen, dann gegen Claim.«

      »Von mir aus sofort«, sagte Norman Culler.

      »Nur nichts überhasten«, warnte Glenn Hayes. »Wir dürfen jetzt keine Fehler machen.«

      »Seit wann hast du Angst, Chef?« fragte Norman Culler. Er warf das Messer hoch in die Luft und fing es geschickt wieder auf.

      »Was hat das mit Angst zu tun?« brauste Hayes auf. »Gerade du müßtest doch wissen, was mit diesem Parker los ist. Der hat dich doch ganz schön aufs Kreuz gelegt, oder?«

      »Und dafür werd’ ich mich revanchieren«, versprach Norman Culler. »Der soll mich noch kennenlernen. Dann werd’ ich ihm zeigen, wer besser mit dem Messer umgehen kann, er oder ich …!«

      »Claim muß von der Bildfläche verschwinden«, überlegte Hayes laut. »Früher oder später wird er sich wieder mausig machen. Wenn sein Trick mit Rander und Parker nicht klappt, wird er sich was anderes einfallen lassen.«

      »Was werden wir tun?« fragte Lee Harris.

      »Wir räuchern Claim und seine Jungens aus«, schlug Glenn Hayes vor. »Dann haben wir endgültig Ruhe vor ihm. Und ziehen die letzten Kunden von ihm an uns.«

      »Und anschließend rechnen wir mit diesem Butler ab«, sagte Norman Culler hartnäckig.

      »Warum drehen wir den Spieß nicht einfach um?« erkundigte sich Lee Harris und grinste triumphierend.

      »Welchen Spieß?« fragte Norman Culler, dessen Hirnzellen einfach nicht mitspielen wollten.

      »Mann, das war doch bildlich gemeint«, fuhr Harris seinen Partner an.

      »Hättest du ja vorher sagen können, ich bin ja kein Hellseher.«

      »Mal Ruhe, Boys, Lees Idee ist gar nicht so schlecht.« Glenn Hayes schmunzelte. »Wir stecken Rander und Parker, daß Claim diesen ganzen Wirbel verursacht hat. Dann wissen sie, an wen sie sich zu halten haben. Und wenn sie dort auftauchen, schalten wir uns ein und räumen gründlich ab. Und die Polente glaubt schließlich, Rander und Parker seien von Claim umgebracht worden.«

      »Jetzt begreife ich überhaupt nichts mehr«, beschwerte sich Norman Culler.

      »Hat auch kein Mensch zu hoffen gewagt«, erwiderte Hayes ironisch. »Hauptsache, ich weiß, was jetzt auf dem Spielplan steht, mein Junge. Verschiedene Leute werden sich bald gründlich wundern …!«

      *

      Walt Dalton war nicht sonderlich erbaut, als er Parker vor sich sah.

      »Wie haben Sie mich gefunden?« fragte er mürrisch. »Ich wette, Rita hat Ihnen meine Adresse gegeben, oder?«

      »Dazu war sie leider nicht mehr in der Lage«, gab der Butler zurück.

      »Wieso, war …!«

      »Rita Malcona lebt nicht mehr«, sagte der Butler. »Mit anderen Worten, und um genau zu sein, sie wurde ermordet!«

      Walt Dalton sah den Butler völlig entgeistert an. Dann schluckte er und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand des Korridors.

      »Sie … ist … ermordet worden?« wiederholte er dann.

      »Sie fiel zwei Revolverschüssen zum Opfer«, erläuterte Parker. »Wenn Sie es wünschen, drücke ich Ihnen gern mein Beileid aus.«

      »Moment mal, und jetzt glauben Sie, ich hätte sie umgebracht?«

      »Hatten Sie das nicht schon einmal versucht?« antwortete der Butler. »Ich darf mir erlauben, Sie an gewisse Vorfälle zu erinnern, die sich in der dunklen Gasse neben dem ›Amazonas-Nachtclub‹ abgespielt haben.«

      »Aber ich wollte sie doch gar nicht umbringen«, stöhnte der junge Mann. »Glauben Sie mir, ich hätte niemals auf sie geschossen.«

      »Ob die Polizei Ihnen das auch glauben wird, steht auf einem völlig anderen Blatt«, meinte Parker. Mike Rander mischte sich nicht ein. Er hörte nur zu und amüsierte sich wieder