Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman


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er seinen Assistenten fast ungläubig anschaute.

      »Sie glauben also auch, daß Hayes mit der ganzen Geschichte nichts zu tun hat?« fragte Rander seinen Butler.

      »Jetzt bin ich davon überzeugt«, meinte der Butler. »Ich war so frei, mich unten im Farmhaus noch einmal etwas umzusehen.«

      »Haben Sie zusätzlich was entdeckt?«

      »Miss Rita Malcona muß vor ihrer Ermordung mit ihren Mördern noch getrunken und geraucht haben.«

      »Demnach hat sie uns absichtlich hierher zur Farm gelockt. Wir sollten den beiden Strolchen geradewegs in die Arme laufen.«

      »Um dann aus nächster Nähe und vollkommen sicher niedergeschossen zu werden«, pflichtete Parker seinem jungen Herrn bei. »Wenn dem so gewesen ist, Sir, sind alle bisherigen Überfälle auf Miss Malcona gestellt worden. Sie hatten nicht den Zweck, Miss Malcona aus dem Weg zu räumen, wie es in Gangsterkreisen so eindeutig heißt.«

      »Sie war ein Lockvogel, der uns vor die Mündungen irgendwelcher Gangster treiben sollte.« Randers Gesicht nahm einen nachdenklichen Ausdruck an. »Zum Teufel, wer ist hinter uns her?«

      »Diese Frage stellten Sie bereits schon einmal und zu anderer Stunde«, entgegnete der Butler würdevoll. »Leider konnten weder Sie noch meine bescheidene Wenigkeit eine Antwort darauf finden.«

      »Wir sind eben zu unbeliebt«, seufzte Mike Rander auf. »Wir machen uns ja fast einen Sport daraus, Gangstern auf die Füße zu treten. Dafür bekommen wir jetzt die Quittung.«

      Parker wollte etwas sagen, schluckte die Worte aber in letzter Sekunde gerade hinunter. Sein Gesicht wurde wieder undurchdringlich wie eine Maske aus Stein.

      »Wollten Sie nicht etwas sagen?« fragte Rander.

      »Sie müssen sich irren, Sir«, antwortete Parker sehr zurückhaltend. Doch in diesem Augenblick dachte er zum ersten Mal vage an einen gewissen Mann namens Lefty Claim …

      *

      »Jetzt sind sie reif«, meinte jener Lefty Claim eine gute Stunde später zu seinen beiden Mitarbeitern Joe Hyman und Lew Strapetta. »Jetzt haben wir Rander und seinen komischen Butler endgültig auf Hayes gehetzt. Besser kann die Kiste gar nicht laufen.«

      Lefty Claim, der mittelgroße, massige Gangsterboß lehnte sich in seinem Sessel zurück und blickte zufrieden auf die weiße Asche seiner Zigarre.

      Er hatte sich gerade Bericht erstatten lassen. Joe Hyman und Lew Strapetta waren auf dem schnellsten Weg von der Farm zurückgekehrt und hatten eigentlich mit einem Donnerwetter gerechnet. Schließlich war es ihnen nicht gelungen, Mike Rander und Josuah Parker umzubringen.

      »Dann sehen wir also nur noch zu, oder?« fragte Lew Strapetta, der kleine, schmale Mann mit dem schneeweißen Raubtiergebiß.

      »Klar, Hayes und seine Jungens werden das jetzt für uns erledigen«, pflichtete Joe Hyman ihm bei.

      »Unsinn«, meinte Lefty Claim und schüttelte energisch den Kopf. »Natürlich bleiben wir am Mann. Doppelt genäht hält besser. Wir knallen bei jeder passenden Gelegenheit auf Rander, Parker und auf die Hayes-Leute. Das macht Wirbel. Sie werden sich gegenseitig zerfleischen. Eine glattere Rechnung gibt es nicht.«

      »Schade um die Malcona«, meinte Strapetta. »Sie sah eigentlich gut aus, oder?«

      »Ist doch gleichgültig«, entgegnete Claim gelassen. Der Mord an ihr beeindruckte ihn überhaupt nicht, zumal er ihn ja angeordnet hatte. »Ihr Pech, daß sie sich mit uns eingelassen hat. Aber sie konnte den Hals ja nicht voll genug bekommen. Sie wollte Geld, Geld um jeden Preis …!«

      Joe Hyman nickte zurückhaltend. Er hatte andere Sorgen. Lefty Claim schien instinktiv zu spüren, daß er seinen Mitarbeiter noch nicht ganz überzeugt hatte.

      »Was ist mit dir?« fragte er. Seine Stimme klang ungewollt scharf.

      »Der Plan hat bisher hingehauen, Boß«, erwiderte Hyman.

      »Na und …? Irgendein Haar in der Suppe entdeckt? Würde mich nicht wundern.«

      »Hoffentlich kommt Hayes uns nicht auf die Schliche«, warnte Hyman. »Der Kerl ist fuchsschlau. Vielleicht ahnt er, woher der Wind pfeift. Er weiß doch schließlich, daß er von irgendwelchen Leuten angespitzt wird.«

      »Na, wenn schon …«

      »Joe hat recht«, schaltete sich Strapetta ein. »Wenn Hayes Lunte riecht, nimmt er uns aufs Korn.«

      »Bis er dahinterkommt, ist längst alles gelaufen«, beruhigte Lefty Claim seine beiden Mitarbeiter. »Ihr habt doch selbst gesehen, wie schnell dieser Parker bei Hayes aufkreuzte. Schade, daß ihr ihn nicht mit euren Kanonen erwischt habt …! Verlaßt euch darauf, jetzt, nachdem Rita auf der Strecke geblieben ist, wird er dort wieder aufkreuzen. Und darauf müssen wir uns schon jetzt einstellen. Hört mal genau zu, ich hab’ da einen raffinierten Plan. Der wird Funken auf beiden Seiten schlagen.«

      Die drei Männer steckten wieder einmal die Köpfe zusammen und sprachen einen neuen Plan durch. Dieser Plan hatte nur das eine Ziel, Mike Rander und Josuah Parker risikolos umzubringen. Und zwar durch die Hayes-Gang …

      *

      Es war Abend geworden.

      Josuah Parker hatte das Abendessen für seinen jungen Herrn serviert und stand eingriffbereit seitlich hinter dem Sessel, in dem Mike Rander saß. Parker trug weiße Handschuhe und sah in seiner gestreiften Butlerweste und den schwarzen Hosen wie ein Filmbutler aus.

      Mike Rander hatte es längst aufgegeben, ihn zum Platznehmen am Tisch zu veranlassen. Parker hatte dies bisher immer strikt abgelehnt. Solch eine Handlungsweise paßte einfach nicht in seine Vorstellungswelt. In dieser Beziehung war er konservativ.

      »Darf ich nachlegen?« fragte er höflich und griff nach einer Gemüseplatte.

      Bevor Mike Rander antworten konnte, meldete sich der Türsummer.

      »Hört sich nach Leutnant Madden an«, meinte Rander lächelnd. »Er wird uns noch einige Fragen stellen, Parker!«

      »Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf, Sir, so deutet dieses Türsummen auf die Gegenwart von Mr. Shultz und Shelby hin«, antwortete Parker.

      »Egal, wer läutet, öffnen Sie …!«

      »Sie haben noch nicht zu Ende gespeist, Sir …!«

      »Wenn schon … öffnen Sie …!«

      Parker warf einen bedauernden Blick auf den gedeckten Tisch. Er wußte, daß sich im wahrsten Sinne des Wortes eine mehr als gefräßige Heuschrecke näherte. Eine Heuschrecke, die im normalen Leben Dan Shultz hieß!

      Nach der obligaten Prüfung durch das eingebaute Fernsehauge drückte der Butler auf den elektrischen Türöffner. Er hatte sich übrigens nicht getäuscht. Draußen, jenseits der Tür des Dachgartens, standen tatsächlich die beiden Privatdetektive.

      Mit schnellen Schritten kamen sie über den Dachgarten auf das Penthouse zu. In der geöffneten Tür blieb Shultz stehen und sog schnüffelnd die Luft ein.

      »Steaks, wenn meine Nase mich nicht täuscht«, sagte er zu Parker. »Gerade das, was ich brauche. Ich bin seit Stunden ununterbrochen auf den Beinen.«

      »Was wohl leicht übertrieben ist«, korrigierte Shelby mißgelaunt. »Ich bin auf den Beinen gewesen, Chef. Sie haben sich im Büro herumgedrückt.«

      »Wenn’s Ihnen nicht paßt, brauchen Sie nur zu kündigen«, meinte Shultz verächtlich. »Sie wissen eben nicht, wie wichtig geistige Arbeit ist.«

      »Und wie verfressen sie macht«, meinte Shelby ironisch.

      Dan Shultz nahm sich nicht die Zeit, sich auf einen Streit mit seinem Assistenten einzulassen, dazu waren die Fleischdüfte doch zu verlockend. Er stürmte an Parker vorbei und schob sich schnaufend in den Wohnraum.

      »Eine wichtige Nachricht«, sagte er und grüßte Mike Rander durch ein knappes Kopfnicken. »Gott,