Günter Dönges

Butler Parker Jubiläumsbox 4 – Kriminalroman


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verbeugte sich stumm und verließ den Küchenraum. Mike Rander beeilte sich, zu den beiden Privatdetektiven Shultz und Shelby zu kommen. Nachdem er sie losgebunden hatte, war keine Zeit gewesen, sich weiter um sie zu kümmern.

      Shultz hatte sich von den erlittenen Mißhandlungen längst wieder erholt. Wenigstens äußerlich. Er lag nämlich hingegossen in einem Sessel und nippte in sehr kurzen Abständen an einem Glas Whisky.

      Shelby, sein Assistent, rauchte eine Zigarette. Er stand schräg hinter seinem Herrn und Meister und sah den eintretenden Anwalt erwartungsvoll an.

      »Sie ist tot«, sagte Rander. »Zwei Schüsse aus nächster Nähe …! Ich kann nicht verstehen, wie das passieren konnte.«

      »Shelby, erklären Sie ihm das«, sagte Shultz zu seinem Assistenten. »Wir verstehen auch nicht alles, Mr. Rander. Hier muß irgendeiner dran gedreht haben …!«

      »Was war los, Shelby?« Rander blieb an der Tür stehen und sah Shelby fragend an.

      »Wir brachten Miss Malcona hierher auf die Farm. Genauso, wie wir’s mit Ihnen verabredet hatten. Unterwegs wurden wir nicht verfolgt oder beschattet. Das steht einwandfrei fest. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Wir haben alle üblichen Tricks dafür angewendet.«

      »Kommen Sie oder ich, Chef?« fragte Shelby gereizt.

      »Wenn Sie frech werden, ist am Fünfzehnten für Sie der Erste«, schnaufte Shultz zurück.

      »Immer diese Versprechungen«, gab Shelby ironisch zurück. »Fragt sich, wer die Arbeit erledigt, wenn ich erst mal weg bin.«

      »Streiten Sie sich später«, schlug Rander vor. »Was spielte sich hier auf der Farm ab …!?«

      »Wir steckten die Malcona in eines der Gästezimmer«, berichtete Shelby weiter, »Sie machte überhaupt keine Schwierigkeiten. Sie schien sogar sehr ruhig oder auch nachdenklich geworden zu sein. Dann wollte sie plötzlich trinken. Und ich brachte ihr ein paar gehörige Drinks nach oben aufs Zimmer. Wir dachten, sie würde daraufhin schnell einschlafen.«

      »Was aber nicht geschah, oder?«

      »Nee, plötzlich wollte sie weg …! Einfach ausreißen … Ich konnte sie nur im letzten Moment noch schnappen. Sie war bereits durchs Fenster gestiegen.«

      »Kommen Sie doch endlich zur Sache«, brabbelte Shultz nervös und aufgebracht. »Sagen Sie endlich, daß wir reingelegt worden sind.«

      »Vom wem?« wollte Mike Rander wissen.

      »Von dieser ›Weißen Göttin‹, Mr. Rander«, erklärte Shultz sehr nachdrücklich. »Sie muß vom Gästezimmer aus angerufen haben. Anders kann ich mir das Auftauchen dieser beiden Gangster nicht erklären.«

      »Sie wurden also überrascht?«

      »Und wie …!« Shultz stemmte sich mühsam aus seinem Sessel hoch und rieb sich den Hinterkopf. »Plötzlich waren die beiden Strolche hier unten in der Wohnhalle. Sie hatten Schießeisen. Uns blieb nur noch übrig, die Hände hochzunehmen. Dann bekamen wir nacheinander eines auf den Schädel und kamen erst wieder zu uns, als wir auf dem Bett lagen.«

      »Bekamen Sie die Malcona noch einmal zu sehen?«

      »Nicht mehr … Bis wir die Schießerei hörten. Da ahnten wir, daß Sie und Ihr Butler kamen.«

      »Dann muß Rita Malcona erst vor ganz kurzer Zeit niedergeschossen worden sein.«

      »Wann, Mr. Rander, ist mir gleichgültig. Ich frage mich nur, wie die beiden Gangster hierher ins Farmhaus gefunden haben. Da stimmt doch etwas nicht! Ich sag’s noch einmal, wenn Sie mich fragen, muß sie mit ihren Mördern telefoniert haben.«

      »Haben Sie die beiden Gangster schon früher mal gesehen?«

      »Noch nie vorher …! Shelby, kamen Ihnen die Gesichter bekannt vor?«

      »Nein, Chef, aber ich glaube, der Name Hayes ist ein paarmal gefallen.«

      »Ach nee …! Wie interessant.« Mike Rander nickte versonnen. »Sind Sie sicher, Shelby?«

      »Natürlich, Mr. Rander. Der Name Hayes ist ein paarmal gefallen. Aber wenn Sie mich fragen …«

      »Sie fragt aber kein Mensch, Shelby«, knurrte Shultz dazwischen. Seine üble Laune schien sich noch zu steigern.

      »Was wollten Sie sagen, Shelby?« erkundigte sich Mike Rander.

      »Der Name Hayes schien mir absichtlich genannt worden zu sein. Sie verstehen, was ich meine?«

      »Ich glaube, Shelby. Der Name Hayes wurde zu sehr betont, so meinen Sie doch, oder?«

      »Genau, Mr. Rander. Ich hatte den Eindruck, daß ich ihn absichtlich mitbekommen sollte.«

      »Und was glauben Sie, Shultz?«

      »Na ja, Shelby könnte ja mal ausnahmsweise richtig liegen«, räumte Shultz grimmig ein. »Sie kennen doch das Sprichwort von dem blinden Huhn …!«

      »Haben Sie sonst noch irgend etwas bemerkt, Shelby?« fragte Mike Rander.

      »Im Grunde nicht, Mr. Rander, aber ich frage mich, warum man Shultz und mich nicht gleich niedergeschossen hat. Warum hat man in unserer Gegenwart den Namen Hayes so deutlich erwähnt? Und wieso telefonierte die Malcona ihre beiden Mörder her? Können Sie sich darauf einen Vers machen?«

      *

      »Haben Sie mit Leutnant Madden telefoniert?« erkundigte sich Mike Rander bei seinem Butler, der ins Zimmer trat.

      »Mit Leutnant Madden auch«, erwiderte Parker würdevoll.

      »Mit wem sonst noch?« fragte Rander weiter. Er kannte schließlich die Ausdrucksweise seines Butlers, der schon hinter einer an sich harmlosen Betonung inhaltsschwere Dinge zu verpacken wußte.

      »Ich nahm mir die Freiheit, auch Mr. Glenn Hayes anzurufen«, führte Parker weiter aus. »Ich möchte sehr hoffen, Sir, daß Sie mir diese Eigenmächtigkeit und Freiheit verzeihen werden.«

      »Sie haben mit Hayes gesprochen? Einfach so angerufen?« Shultz war derart entgeistert, daß er sein Whiskyglas abstellte.

      »Was haben Sie von ihm gewollt?« fragte Rander weiter.

      »Ich teilte ihm mit, was sich hier zugetragen hat. Ich hielt es für richtig und auch angebracht, ihn über den Mord an Miss Malcona zu informieren.«

      »Und … und …?« Shultz schnaufte wie ein Schwerarbeiter unter Höchstbelastung.

      »Mr. Glenn Hayes war außerordentlich beeindruckt«, berichtete der Butler weiter. »Beeindruckt schon deswegen, weil ich einfach behauptete, sein Name sei von den Mördern wiederholt genannt worden.«

      »Aber das stimmt sogar«, rief Shelby überrascht aus. »Woher haben Sie das gewußt, Parker?«

      »Das möchte ich auch wissen«, schnaufte Shultz dazwischen.

      »Ich fand diese Schlußfolgerung als durchaus logisch«, redete der Butler weiter, »Es ist doch meines Erachtens offensichtlich, daß Mr. Hayes und seine Gang mit Dingen belastet werden soll, die er nun wirklich nicht auf sein Konto übernehmen kann und darf.«

      »Wie reagierte Hayes?« wollte der Anwalt wissen.

      »Er war das, Sir, was man sehr böse und wütend nennt«, gab der Butler zurück.

      »Und weiter?«

      »Er legte auf, bevor ich noch deutlicher werden konnte, Sir. Aber ich denke, daß die wenigen Worte, die ich sprechen konnte, ihren Zweck nicht verfehlen werden.«

      »Welchen Zweck? Worauf wollen Sie hinaus, Parker?«

      »Mr. Hayes möchte ich auf diesem vielleicht nicht gerade gewöhnlichen Weg zwingen, sich mit den Leuten zu beschäftigen, die ihn in unsere Schußlinie bringen wollen.«

      »Das kann aber verdammt ins Auge gehen«, meinte Shultz skeptisch.

      »Jetzt